Das italienische Ferrara in der Po-Ebene eignet sich perfekt für euren nächsten Städteurlaub in Norditalien. Freut euch auf Geschichte zum Anfassen oder auf Spaziergänge entlang der prächtigen Befestigungsmauer, welche noch heute Teile der UNESCO-Altstadt umgibt.
Überblick
Wer sich für Urlaub in Italien interessiert, möchte oft mit den großen Städten wie Rom und Venedig beginnen oder stattet Florenz, Mailand und Pisa einen Besuch ab. Weniger bekannt ist Ferrara in der oberitalienischen Region Emilia-Romagna. Doch die Haupt- und Renaissancestadt der gleichnamigen Provinz (Provincia di Ferrara) am rechten Ufer des Flusses Po wird euch mit vielen Highlights überraschen.
Ferrara wurde im Frühmittelalter gegründet und besitzt mit der 1391 eingeweihten Universität eine der ältesten Hochschulen Europas. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Stadt vom italienischen Adelsgeschlecht der „Este“ regiert und wuchs unter ihm mehr und mehr zur pulsierenden Großstadt. Bis heute beeindruckt Ferrara mit einer Mischung aus Gotik- und Renaissancearchitektur und begrüßt euch mit einem Mix aus Historie und modernem Dolce Vita.
Sehenswürdigkeiten
Die malerische Stadt in Italiens Nordosten lockt mit einer Fülle historischer Schätze und kultureller Attraktionen. Sie befinden sich mehrheitlich in der Altstadt, die daher nicht nur mit ihren kleinen Gassen begeistert, sondern in der ihr beim Spazieren vielen Stationen auf eurer Liste mit Sehenswürdigkeiten begegnet.
Castello Estense
Das Wahrzeichen der Stadt Ferrara ist die prächtige Festung aus dem 14. Jahrhundert, oftmals auch Castello di San Michele genannt. Die viertürmige Wasserburg entstand im Jahr 1385 als Residenz der herrschenden Adelsfamilie Este. Beeindruckend sind bereits die Wassergräben rund um das Schloss, zu dem ihr entsprechend nur gelangt, wenn ihr über eine von zwei Brücken geht.
Der Innenhof steht allen Besuchern offen, die Ausstellungen im Gebäudeinneren sind kostenpflichtig. Der Eintritt lohnt sich, denn das Museum widmet sich in seinen Räumen der Geschichte des Schlosses und besitzt faszinierende Deckenmalereien. In einem Saal sind große Bodenspiegel installiert, damit Gäste die Decke bewundern können, ohne Nackenschmerzen zu riskieren. Steigt die Stufen des Löwenturms (Torre dei Leoni) hinauf und genießt das Panorama von Ferrara und seine Sehenswürdigkeiten.
Cattedrale di San Giorgio Martire
Die Kathedrale von Ferrara ist ein Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, mit Abstand das größte Sakralgebäude der Stadt und dem Heiligen Georg gewidmet. Mit ihrer romanischen Fassade und den gotischen Elementen im Inneren ist sie bereits für sich genommen ein Meisterwerk. Noch spannender wird der Besuch durch die ausgestellten Kunstwerke, darunter Gemälde und Skulpturen aus verschiedenen Epochen mit einem Renaissanceschwerpunkt. Der Glockenturm der Kathedrale wurde erst im 15. Jahrhundert ergänzt und blieb dabei vorerst bis zum 16. Jahrhundert unvollendet. Inzwischen prägt er aufgrund seiner Gestalt aus rosafarbenem sowie weißem Marmor das Stadtbild und ist ein beliebtes Fotomotiv.
Basilica Santa Maria in Vado
Die Kirche Santa Maria in Vado wirkt mit ihrer Terrakottaaußenfassade zunächst schlicht, doch nach dem Gang durch das Marmorportal werdet ihr im Inneren von Wand- und Deckenmalereien, dem Altar und einer Orgel begrüßt. Als Höhepunkt gilt die Ikone „Madonna von Konstantinopel“ aus dem 15. Jahrhundert. Das heutige Sakralgebäude wurde erst 1495 auf dem Boden der ehemaligen Kirche Santa Maria Anterior erbaut. Der rechte Arm des Querschiffs ist bis heute Ziel für Pilgerfahrten, denn hier soll Blut sichtbar sein, das im 12. Jahrhundert beim Brechen einer Hostie hervortrat und den Altar benetzte.
Kirche San Cristoforo alla Certosa
Zum Hauptfriedhof der Stadt, dem Cimitero Monumentale della Certosa di Ferrara, gehört die Kirche San Cristoforo alla Certosa. Ihr Bau wurde 1452 veranlasst und war damals als Kloster geplant. Vollendet wurde die heutige Kirche im Jahr 1498 mit der Hilfe von etlichen Kartäuser-Mönchen, doch erst ab dem Jahr 1551 eröffnete man sie für Gottesdienste. Zur Zeit Napoleons wurden die Mönche vom Klostergrund enteignet und die Grünanlage zum Friedhof umgestaltet. Die Stadt erwarb das Gebäude 1813 und baute es offiziell zur Kirche um. Heute dient das riesige Kirchenschiff mit mehreren Seitenkapellen wieder für Gottesdienste und religiöse Veranstaltungen. Im Inneren sind Werke von Künstlern wie Sebastiano Filippi und Agostino Carracci zu entdecken.
Aktivitäten
Sowohl in Ferrara als auch im Umfeld der Stadt erwarten euch viele Möglichkeiten, aktiv oder bewusst entspannt einen Urlaubstag zu verbringen. Wir inspirieren euch mit einigen Ideen.
Museumsbesuch planen
In einer Stadt mit reichlich kulturellem Erbe wundert es nicht, dass es gleich eine ganze Reihe von Museen gibt, die ihr bei einem Aufenthalt besuchen könnt. Zwei lohnenswerte Adressen sind das 1935 eröffnete Archäologische Nationalmuseum Ferrara (Museo Archeologico Nazionale di Ferrara) samt etruskischer sowie griechischer Ausstellungsstücke und die Gemäldegalerie im Palazzo dei Diamanti. Letzterer ist bereits von außen ein sehenswertes Bauwerk, da aufwendige Reliefarbeiten die tausenden Marmorsteine wie geschliffene Diamanten erscheinen lassen.
Der Palazzo Schifanoia ist ebenso einen Besuch wert. Er war ursprünglich ein Renaissancepalast der Familie Este. Das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert ist für die astrologischen Fresken des Francesco del Cossa berühmt. Viele Jahre später wurde der Prachtbau in ein Museum umfunktioniert. Dieses eröffnete 1898 und beherbergt Sammlungen von Gegenständen der ägyptischen Kunst und Kultur bis in die griechisch-römische Zeit. Ein weiterer Höhepunkt ist die numismatische Abteilung.
Weitere Museen in Ferrara:
- Museo delle Culture Umane (Archäologiemuseum)
- Museo della Cattedrale, das Kathedralmuseum
- MEIS, Nationalmuseum für das italienische Judentum und die Shoah
- Museo di Casa Romei, ehemals Haus von Giovanni Romei (15. Jahrhundert), heute Museum
Fahrradtouren unternehmen
Ihr habt die Altstadt zu Fuß erkundet, doch ein weiteres Highlight lasst ihr am besten vom Fahrradsattel aus auf euch wirken: Ferraras Stadtmauer. Stolze neun Kilometer des historischen Bauwerks rund um die Stadt sind erhalten geblieben und wurden zur Entspannungsoase samt Radweg umfunktioniert. Einheimische nutzen ihn für ihre täglichen Strecken und Urlauber kommen auf den Genuss einer Fahrt rund um die Stadt. Auch jenseits der Mauer lebt die Provinz Ferrara mit ihrem Radwegenetz moderne Fahrradkultur. Startet unmittelbar außerhalb eures Reiseziels auf der rechten Uferseite den „Destra Po“-Radweg oder fahrt durch die Lagunenlandschaft Comacchios.
Wandern gehen
Da die Stadt Ferrara am Fluss Po liegt und die Provinz Ferrara an dessen Delta grenzt, gibt es viele Möglichkeiten, mit festem Schuhwerk die Uferregionen und das Umland zu erkunden. Für einen Tagesausflug legen wir euch den Regionalpark des Po-Deltas ans Herz, denn das Feuchtgebiet besitzt am und im Wasser eine unglaubliche Artenvielfalt. Spaziert vorbei an Pinien, Lavendelfeldern sowie Dünen und beobachtet, wie mit der Umgebung auch die anzutreffenden Tierarten wechseln. Berühmt ist der Regionalpark für einen enormen Reichtum an Vogelarten, darunter Flamingos, Kormorane und Reiher. Dank geführter Wanderungen und Aussichtstürmen könnt ihr bei Vogelbeobachtungen einmalige Momente erleben.
Tagesausflug zum Strand vornehmen
Verlasst ihr die Stadt Ferrara in Richtung Osten, stoßt ihr nach etwa 60 Kilometern auf die Strände der Provinz Ferraras: Die Küste begrüßt alle, die sich einen entspannten Tag an der Adria gönnen wollen. Mehrere Strandbäder mit feinem Sand werden unter den Namen Lidi Ferraresi oder Lidi di Comacchio, nach der Gemeinde Comacchio, zusammengefasst. Am Tag sind der goldene Sand und das ruhige Wasser des Meers perfekt für Familien mit kleinen Kindern sowie für Paare. Vor Ort gibt es ausreichend Gastronomie, Spielplätze sowie Sanitäranlagen und am Abend starten Unterhaltungsprogramme und Strandpartys. Alternativ könnt ihr für einen Ausflug noch etwas weiter in den Süden fahren und erreicht von Ferrara aus binnen anderthalb Stunden Ravenna. Zu ihr gehören mehrere Badestrände an der Adriaküste, darunter der Lido Adriano mit Dünen und guten Bedingungen für Surfer.
Palio-Fest besuchen
Alljährlich im Mai findet in Ferrara ein Palio-Fest statt. Palio bedeutet aus dem italienischen übersetzt Wettlauf und ist in diesem Fall ein dem Heiligen Georg gewidmeter Brauch, bei dem ein Pferderennen durch die verschiedenen Stadtteile zelebriert wird. Urkunden erwähnen die Veranstaltung in Ferrara seit 1259 und machen das Palio-Fest der Stadt zu einem der weltweit ältesten seiner Art. Bis heute wird das Pferderennen mit historischen Kostümen gefeiert und als Höhepunkt in ein Rahmenprogramm aus verschiedenen Veranstaltungen samt Musik und Fahnenspielen eingebettet.
Tagesausflug nach Bologna unternehmen
Rund 50 Kilometer südwestlich von Ferrara liegt die von Kirchen und Palästen geprägte Stadt Bologna. Sie lohnt sich aus vielen Gründen für einen Tagesausflug: Erkundet die Piazza Maggiore in der Altstadt und bewundert Sehenswürdigkeiten, wie den Dom von Bologna und die Basilica di San Petronio. Bestaunt die zwei Türme Torre degli Asinelli und Torre degli Garisenda. Bedenkt hier allerdings, dass die Türme aufgrund ihres Alters regelmäßig gewartet werden müssen und daher nicht immer zu besteigen sind. Wahlweise könnt ihr auch entlang dem Portico di San Luca wandern. Der überdachte Arkadengang gehört zu den insgesamt 38 Kilometer langen Arkaden der Stadt und macht italienisches Flair auf besondere Weise greifbar.
Vicenza entdecken
Begebt ihr euch für einen Ausflug noch weiter in den Norden, stoßt ihr auf die Stadt Vicenza. Ab Ferrara fahrt ihr mit dem Mietwagen rund 100 Kilometer. Die Reise lohnt sich, denn in Vicenza stehen viele schöne Bauten, allen voran die Gebäude des Renaissancearchitekten Andrea Palladio. Nach seinen Entwürfen entstanden beispielsweise die Basilica Palladiana, der Chiericati-Palast und die Kuppel des Doms von Vicenza. Spaziert wahlweise auch durch den Parco Querini und genießt den Anblick des großen Teichs samt Monopteros (Rundbau mit Säulen).
Reise-Infos
Ihr könnt es jetzt kaum noch erwarten, Ferrara in Italien kennenzulernen? Mit einigen Tipps helfen wir dabei, den Urlaub in der Emilia-Romagna zu organisieren.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Die vielen Museen und historischen Bauten sind das gesamte Jahr über eine Reise wert, doch am angenehmsten für Aktivitäten an der frischen Luft sind die Monate April bis Oktober. Wollt ihr in der Provinz gern einen Strandtag als Tagesausflug einplanen, sind Juli und August die wärmsten Reisemonate. Der Mai erweist sich als bester Monat, wenn ihr die Feierlichkeiten rund um den historischen Wettkampf Palio di San Giorgio nicht verpassen wollt.
Um die Kultur in vielen Facetten auf euch wirken zu lassen und zugleich ausreichend Zeit für La Dolce Vita beim Schlemmen und Spazieren zu haben, sollte eine Woche eingeplant werden. So bleibt genügend Zeit für einen Strandtag oder einen Ausflug in die Nachbarstädte. Wollt ihr vor allem die Highlights der Altstadt kennenlernen, könnt ihr eine Reise von zwei Tagen vormerken.
Sprache und Verständigung
Da nicht alle Einheimischen Englisch sprechen sollte das Italienisch etwas aufgebessert oder aber ein Wörterbuch eingepackt werden. Doch keine Sorge, im Zweifelsfall könnt ihr euch mit Händen und Füßen verständigen – die Gastfreundschaft der Italiener kommt euch zugute.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Ferrara selbst besitzt keinen internationalen Flughafen. Bei einem Direktflug von Deutschland in die Region Emilia-Romagna landet ihr daher in Bologna. Je nach Startflughafen dauert der Flug 90 Minuten bis zwei Stunden und danach seid ihr nur noch rund 48 Kilometer von Ferrara entfernt.
Die Altstadt lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden und für die unmittelbare Umgebung reicht es in vielen Fällen, gutes Schuhwerk fürs Spazieren einzupacken oder ein Fahrrad zu mieten. Ferrara ist insgesamt eine überaus fahrradfreundliche Stadt und Leihräder gibt es an vielen Ecken. Alternativ könnt ihr auf ein gutes Bus- beziehungsweise Zugnetz zurückgreifen und natürlich mit einem Mietwagen zu weiter entfernten Zielen aufbrechen. Achtet in letzterem Fall darauf, dass für Autobahnfahrten Mautgebühren zu zahlen sind.
Essen und Spezialitäten
Zwei sprichwörtliche Leckerbissen gehören eng zur Tradition der Stadt: das Pastagericht Cappellacci di zucca ferraresi samt Kürbisfüllung und die Rohwurst Salama da Sugo. Selbstverständlich könnt ihr auch landestypische Pizzen oder Spaghetti Bolognese genießen und bei Sonnenschein Kaffee in allen Varianten auf den Terrassen der Restaurants und Bars trinken.
Hotels und Unterkünfte
Ein Zimmer in unmittelbarer Nähe zur Altstadt ist perfekt, um alles Sehenswerte sofort nach dem Frühstück zu erkunden. Es erwarten euch gepflegte Unterkünfte und Boutique-Hotels, darunter Angebote in historischen Gebäuden, die authentisches Flair mit modernem Komfort verbinden. Selbstverständlich findet ihr auch viele Angebote außerhalb der Altstadt, die durch diese Lage oft preisgünstiger sind.