Die Schönheit der Natur lässt sich an vielen Orten bewundern. Wer ein Flussdelta erkundet, kann der Vielfalt der Vegetation näherkommen. Begebt euch auf eine faszinierende Reise zu den schönsten Deltamündungen der Welt.
Überblick
Flussdelta, Deltamündung und auch Mündungsdelta sind drei Bezeichnungen für dieselbe Sache: Es handelt sich um eine Region, die aus der Luft betrachtet nahezu dreieckig ist und in der ein Fluss durch mehrere Mündungsarme ins Meer übergeht. Die Gabelungen entstanden und entstehen, da die Fließgeschwindigkeit des Wassers durch äußere Faktoren nahezu zum Erliegen kommt. Bodensatz, der vorher vom Fluss mitgetragen wurde, lagert sich in Sedimenten ab. Im Zeitraum von Jahrhunderten bis zu Jahrtausenden wachsen die Ablagerungen stärker an, da ältere Sedimente neuem Bodensatz den Weg versperren und der Fluss sich immer stärker aufgabeln muss. Das Delta entsteht und wächst ins Meer hinein.
Die Landschaft eines Flussdeltas ist oft ein intensiv genutzter Lebensraum von Tieren, die an Feuchtgebiete angepasst sind. Viele Vogelarten nutzen sie als Brutstätten – daher sind Deltamündungen häufig, zumindest teilweise, als Vogelschutzgebiete gekennzeichnet. Auch das Fischvorkommen und die Flora sind artenreich und faszinierend.
1. Amazonasdelta
Es gilt heute als das größte Delta der Erde. Rund 108.000 Quadratkilometer gehören zu seiner Mündungsebene und bietet vielen Pflanzen, Tieren sowie Menschen einen Lebensraum. Um bei Superlativen zu bleiben: Auch das größte Regenwaldschutzgebiet der Welt befindet sich direkt im Amazonasdelta, genauer im Nationalpark Tumucumaque. Bei einer Reise hinein in diese Vielfalt des Lebens gibt es daher jede Menge zu erkunden.
Eine gute Möglichkeit, die Region besser kennenzulernen, sind geführte Rundreisen, die oft mindestens sieben und bis zu 14 Tage gehen. Häufig starten die Reisen nach der Landung in Rio de Janeiro, decken Highlights wie die Iguazú-Wasserfälle ab und führen samt mehreren Übernachtungen durch den Regenwald. Zu den schönsten Momenten zählen Flusstouren auf dem Amazonas und der Einblick in Städte wie Belém. Hier lockt der Hafen im Mündungsgebiet, aber es gibt auch historische Gebäude wie Kirchen und die Altstadt zu sehen.
2. Nildelta
Das Nildelta bei Kairo ist mit rund 24.000 Quadratkilometern deutlich kleiner als das Amazonasdelta, bezaubert die Menschen aber nicht weniger. Die Lage ist natürlich perfekt, um die Pyramiden von Gizeh und die kulturelle Vielfalt der Metropole kennenzulernen.
Das Nildelta beginnt etwa 25 Kilometer nördlich von Kairo in Ägypten und trägt den Nil in das Mittelmeer hinein. In der Nähe gibt es noch zwei Mündungsarme, die jeweils nach ihrer Lage an den Städten Rosette und Damiette benannt sind. Die kleine Stadt Rosette im Nildelta liegt östlich der Stadt Alexandria, die ebenfalls ein beliebtes Reiseziel ist. Damiette trägt auch den Namen Damietta oder Dumyat und wird als lebendige Hafenstadt gern von Reisenden angesteuert. Kirchen und Moscheen können erkundet werden, Sandstrände laden zum Sonnen ein und viele Geschäfte, Cafés und Restaurant bringen Einheimische und Gäste zusammen.
3. Jangtsekiangdelta
Das Jangtsekiangdelta wird gelegentlich auch als Jangtsedelta abgekürzt und bildet einen riesigen Ballungsraum. Der Fluss Jangtsekiang erreicht die Region nach einer sehr langen Reise durch China. Tatsächlich ist er mit 6.380 Kilometern der längste Fluss des Landes und schenkt seiner Delta-Region kurz vor dem Übergang ins Ostchinesische Meer die fruchtbarsten Böden Chinas. Die dominierenden Wirtschaftsbereiche im Jangtsedelta sind daher auch der Reisanbau und der Fischfang.
Die bekannteste Stadt im Flussdelta ist Shanghai. Insgesamt gibt es 22 größere Städte im Deltagebiet, darunter Nanjing, die als alte Kaiserstadt und heutige Hauptstadt der Provinz Jiangsu ein lohnenswertes Ausflugsziel ist. Um bei einem Urlaub viele schöne Landschaftsstriche im Jangtsekiangdelta zu entdecken, lohnen sich Kreuzfahrten, die in mehreren Tagen verschiedene Bereiche abfahren, darunter im Regelfall auch den Drei-Schluchten-Staudamm.
4. Podelta
Im Norden von Italien und nahe Venedig ist das Podelta zu finden. Zwischen dem Seehafen Chioggia und der Stadt Ravenna endet der Fluss Po ins Meer. Allein diese Nähe zu Venedig setzt die Region für Urlauber weit oben auf die Liste.
Doch abseits pulsierender Städte ist das Podelta vor allem eines: ein einzigartiges Ökosystem. Dadurch wird es zum Paradies für Menschen, die in der Natur entspannen und die Tierbeobachtungen machen wollen. Viele Landschaftsabschnitte wirken nahezu unberührt und können am besten bei Bootstouren oder an den Ufern entlang mit dem Fahrrad oder zu Pferd erlebt werden. Bootsausflüge und Uferwege erschließen Besuchern den Hauptlauf des Flusses und geben gute Möglichkeiten, die Natur auf sich wirken zu lassen. Sehr lohnenswert ist ein Besuch der Landzunge Scannone di Goro. Sie ist gut zwei Kilometer lang und wird auch „Isola dell’Amore“, also Insel der Liebe, genannt. Der Strand sowie ein alter Leuchtturm sorgen für ein romantisches Gesamtbild.
5. Donaudelta
Im Südosten des Landes Rumänien befindet sich mit dem Donaudelta ein artenreiches und bezauberndes Naturgebiet. Es wirkt wie eine Szene aus einer Naturdokumentation, wenn sich plötzlich Pelikane und Kormorane aus dem Wasser erheben und den Himmel erobern. Und sie sind nicht allein. Rund 320 Vogelarten, 130 Fischarten, etwa 50 verschiedene Säugetiere und elf Reptilienarten bewohnen das Donaudelta. Zu ihnen gesellen sich Amphibien, Insekten, Weichtiere und tausende Pflanzenarten.
Wenn die Donau über ihr Flussdelta langsam ins Schwarze Meer übergeht, hat sie als der zweitlängste Fluss Europas bereits einen weiten Weg hinter sich. Er entspringt in Deutschland und legt auf dem Weg zum Meer gut 2.860 Kilometer zurück. Eine Reise entlang seiner Ufer ist daher immer lohnenswert, doch das Donaudelta als Endpunkt lohnt sich besonders. Wie wäre es beispielsweise mit einem Besuch in Sulina, der Hafenstadt am Sulina-Arm, der mittig im Delta liegt. Hier locken eine herrliche Hafenpromenade, ein schöner Strand und der Leuchtturm Farul Vechi.
Tipp: Für einen langen Urlaub in Rumänien, empfehlen wir euch den Besuch der gut 280 Kilometer weiter im Landinneren liegenden Hauptstadt Bukarest.
6. Mekongdelta
Der Fluss Mekong entspringt in Tibet und fließt auf seiner Reise von mehr als 4.000 Kilometern durch sechs Länder. Am Ende seiner langen Strecke hat er Vietnam durchquert und mündet in das Südchinesische Meer. Auf seiner letzten Etappe bildet er das Mekongdelta, denn auf einer Fläche von gut 39.000 Quadratkilometern splittet er sich in ein reiches Netz an Mündungsarmen auf. Da es neun große Hauptarme gibt, spricht man regional auch vom “Đồng Bằng Sông Cửu Long”, dem Neun-Drachen-Fluss.
Das Mekongdelta liegt bei Saigon, heute als Ho-Chi-Minh-Stadt bekannt, und eignet sich ideal, um das ursprüngliche Vietnam zu erkunden. Der Boden ist durch die Sedimente und saisonale Überschwemmungen sehr fruchtbar und wird von den Einheimischen für den Reisanbau genutzt. Empfehlenswert sind geführte Ausflüge ins Delta, um auf dem Wasserweg die Schönheit der Region kennenzulernen. Als Highlights gelten die Floating Markets. Hier dienen schwimmende Märkte dem regionalen Handel.
7. Weichseldelta
Stattet ihr der Hafenstadt Danzig einen Besuch ab, seid ihr ganz nah am Delta der Weichsel. Das Mündungsdelta befindet sich im Süden der Danziger Bucht und wird im Westen vom Flussarm der Mottlau und im Osten vom Flussarm der Nogat begrenzt. Viele Wasserwege führen bis zur Ostsee und werden gern mit dem Kanu befahren. Nicht wenige Menschen leben zudem auf Hausbooten und genießen die unmittelbare Nähe zur Natur. Im Weichseldelta sind vergleichsweise wenig Menschen angesiedelt, was das Gebiet ruhig und erholsam macht. Ein Tipp für alle, die gern ein Hausboot nutzen wollen: Es gibt ausgeschriebene Touren wie die Weichsel-Werder-Runde, um die Natur und kulturelle Highlights der Region zu erleben.
Bei einem Urlaub im Weichseldelta in Polen könnt ihr entlang des Wassers viele polnische Städte besuchen. Am bekanntesten ist Malbork (Marienburg), denn hier steht seit dem 13. Jahrhundert eine gotische Burganlage. Sie ist die größte ihrer Art weltweit und wurde von Kreuzrittern des Deutschen Ordens errichtet. Eine weitere historische Stadt im Weichseldelta ist Tczew (Dirschau). Hier gibt es Kirchen und die Holländermühle zu entdecken. Da euch das Flussdelta bis zur Ostsee hinaufführt, liegen außerdem bezaubernde Badeorte in der Region. Dazu zählen Mikoszewo (Nickelswalde) mit langgestreckter Dünenlandschaft und der Küstenort Jantar (Pasewark) mit weitem Sandstrand.
8. Rhein-Maas-Delta
In Südholland vereinen sich der Rhein und die Maas in einem gemeinsamen Delta. Diese Region ist perfekt für einen Urlaub in unmittelbarer Nähe zur Nordsee. Das Land ist sehr flach und wird unter anderem vom Nationalpark NLDelta geprägt. Hier kann das Rhein-Maas-Delta in seiner gesamten Schönheit bewundert werden. Das Leben auf dem Wasser und an den Küsten ist reich: Viele Fischarten leben im kühlen Nass und Vögel besiedeln die Region. Für Familien und Paare ist ein Aufenthalt in der Provinz Zeeland zu empfehlen. Hier liegt ein Familienpark direkt im Flussdelta und viele Halbinseln und Inseln prägen das Bild. Es gibt besonders familienfreundliche Strände sowie Abschnitte, die für Wassersport vorgesehen sind.
Die Provinz Zeeland ist zudem weltbekannt für die Deltawerke. Dabei handelt es sich um das weltweit größte Sturmflutwehr. 13 Bauwerke vereinen sich zu einem Schutz gegen eine potenzielle Sturmflut. Über drei Kilometer erstreckt sich das Wehr und kann dank einer Straße passiert werden. Am anderen Ende findet ihr euch auf der Insel Schouwen-Duiveland wieder. Ein Besuch lohnt sich, denn es erwarten euch eine Robbenstation, ein Orkansimulator und für die Kinder ein Wasserspielplatz. Auch die Hafenstadt Rotterdam gehört zum Rhein-Maas-Delta und ist als größter europäischer Hafen einen Besuch wert.
9. Rhônedelta
Zwischen Montpellier und Marseille liegt das Flussdelta der Rhône. Hier im Süden Frankreichs gibt es viele Möglichkeiten, die Schönheit der Region und das reiche kulturelle Erbe der Städte kennenzulernen. Das Rhônedelta gehört zur Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und verläuft zwischen den Flussarmen Petit Rhône und Grand Rhône. Dabei umfasst das gesamte Mündungsgebiet gut 750 Quadratkilometer und ist damit das größte Delta in Westeuropa. Das fruchtbare Land wird für den Weinanbau genutzt, bringt aber auch viele weitere Gemüsesorten und Reis hervor.
Inmitten des Flussdeltas befindet sich der Nationalpark Camargue. Die Camargue ist eine Schwemmlandebene, die einen großen Reiz auf Pferdefreunde ausübt. Wer fest im Sattel sitzt, kann die weite Landschaft vom Rücken der Tiere aus erkunden. Hier heimisch sind viele Vogelarten, darunter Rosaflamingos. Wer die geflügelte Tierwelt liebt, sollte unbedingt einen Aufenthalt im Vogelpark „Ornithological Park of Pont de Gau“ einplanen.
10. Ebrodelta
Der Ebro durchfließt als längster Fluss Spaniens am Ende seiner Reise den Nordosten des Landes. In der Region Katalonien mündet er in das Mittelmeer. Das Flussdelta, das gemeinsam mit dem Rhônedelta in Frankreich und dem Podelta in Italien zu den großen europäischen Deltas der Mittelmeerküste zählt, ist besonders fruchtbar und reichhaltig. Vor Ort finden sich Reisfelder, weite Lagunen und Salinen zur Gewinnung von Salz aus dem Meereswasser.
Das Ebrodelta ist eine reiche Naturlandschaft. Gut ein Drittel des Gebietes wurde bereits 1983 als Naturpark ausgezeichnet. Dieser Park wird „Parc Natural del Delta de l’Ebre“ genannt und ist die Heimat von mehr als 350 Vogelarten. Neben Enten, Möwen und Watvögeln gibt es Reiher, Blässhühner und Flamingos. Die gesamte Region ist zudem sehr fischreich und wird daher gern von Anglern besucht. Sonnenanbeter kommen jedoch ebenfalls nicht zu kurz – flache Strände sind für Familien mit kleinen Kindern ideal für einen entspannten Badeurlaub.