Grasse in der Provence

Wenn ihr durch verschlungene Gassen schlendert und vielleicht euren eigenen Duft als außergewöhnliches Souvenir kreiert, seid ihr im südfranzösischen Grasse! Die Hauptstadt des Parfüms ist euch bestimmt schon in einem bekannten Roman begegnet.

Nahe der Côte d’Azur begrüßt euch Grasse, untrennbar verbunden mit erlesenen Düften aller Art. Die Stadt, die in Patrick Süskinds Buch „Das Parfüm“ auftaucht, wird aber auch als Balkon des Mittelmeeres bezeichnet, weil sie mit zahlreichen idyllischen Aussichtspunkten auftrumpfen kann. Diese geben je nach Standort den Blick frei auf das blau funkelnde Wasser oder die Berge im Hinterland, bei denen das Herz von Wanderern höherschlägt. Allein diese Beschreibung verrät: Es gibt viel zu tun und ein Wochenendtrip reicht keineswegs aus, um alle Facetten zu genießen!

Nehmt euch folglich genügend Zeit, um die prachtvollen Häuser aus den vergangenen Jahrhunderten zu besichtigen, durch die Altstadt zu schlendern oder in den Museen im wahrsten Sinne des Wortes Parfümluft zu schnuppern. Sogar die Herstellung einer Eigenkreation ist in Kursen realisierbar. Freut euch auf Ausflugsziele wie Cannes und Antibes im Umkreis, die ihrerseits mit Stränden und Kultur an der Französischen Riviera verzaubern.

Wer schon jetzt Vorfreude auf die Besichtigungstour durch Grasse verspürt, wird nicht enttäuscht werden. Die nachfolgenden Attraktionen müssen unserer Meinung nach unbedingt auf eure Liste, aber vor Ort gibt es noch weit mehr zu sehen.

Das alles andere überragende Gotteshaus soll aus dem 13. Jahrhundert stammen. Lombardische und ligurische Einflüsse sind in der Architektur der Cathédrale Notre-Dame-du-Puy unverkennbar und prägen zum Beispiel das Gewölbe und den Grundriss. Die schlichte Fassade mit Glockenturm beherbergt die sehenswerten Statuen der vier Evangelisten. Sehr schön sind auch die aufwendig gestalteten Fenster aus Buntglas.

In dem Kongressgebäude von Grasse werden verschiedene Veranstaltungen abgehalten. Im Inneren besticht das Bauwerk mit Platz für bis zu 200 Personen, perfekt geeignet für größere Konferenzen und Ähnliches. Äußerlich erinnert das Palais an die Zeit der Belle Epoque. Es steht an einem idealen Ort, um sowohl das Mittelmeer als auch die Altstadt zu fotografieren.

Das begehrte Fotomotiv ist in einem ehemaligen Bischofspalast untergebracht und praktischerweise gleich neben der Kathedrale. Die Anfänge des heute als Rathaus genutzten Baus gehen wahrscheinlich zurück bis ins 13. oder 14. Jahrhundert. Besonders sehenswert ist der frühere Wehrturm aus Tuffstein. Insgesamt erstreckt sich das Rathaus auf zwei längliche Parts und verfügt über zwei Eingänge. Vor einem von ihnen beeindruckt ein plätschernder Brunnen.

Schlendert ihr gerne durch eine Parkanlage, könnte euch dieser Ort interessieren. Es handelt sich um eine Villa aus dem frühen 20. Jahrhundert, die von einem vielseitigen Garten gerahmt wird. Darin wachsen die unterschiedlichsten Pflanzenarten. Gleichzeitig ist die Aussicht auf das Mittelmeer und Umland von Grasse wunderbar. Ursprünglich wurde das Areal übrigens von Lady Winifred Fortescue angelegt, einer Schriftstellerin aus Großbritannien.

Dieser Platz präsentiert sich je nach Saison von seiner ruhigen oder belebten Seite. Gerade bei sonnigem Wetter öffnen die ansässigen Restaurants und Cafés gerne ihre Türen, um euch bei bester Aussicht mit französischen Spezialitäten zu verwöhnen. Ein Muss ist das Betrachten der nostalgisch anmutenden Fassade des Hôtel Isnard aus dem 18. Jahrhundert, die mit der Place aux Aires häufig in einem Atemzug genannt wird.

Was könnt ihr in Grasse noch erleben? Eine ganze Menge, wenn ihr euch allein die folgenden Vorschläge anschaut. Vor allem das Parfüm steht klar im Fokus! Bestimmt ist auch für euren Geschmack etwas Passendes dabei, auch wenn ihr euch sonst weniger für Düfte begeistert.

Beginnen wir gleich mit einem echten Highlight: Eurem eigenen Duft, den ihr nach und nach kreiert! Das wird in den Werken von der Parfümerie Fragonard angeboten. Ihr könnt den Prozess der Herstellung betrachten und euch anschließend selbst ans Werk machen. Im Schnitt stehen dafür mehr als 120 Grundstoffe zur Wahl. Natürlich begleitet ein erfahrener Parfümeur euer Schaffen und gibt euch hilfreiche Tipps für die richtige Zusammensetzung. Besonders toll: Den fertigen Duft könnt ihr später sogar nachbestellen, weil er samt aller Bestandteile in einer Kartei gelistet wird. In der Altstadt von Grasse besitzt die Parfümerie seit 1926 ein Gebäude, in dem ein Museum untergebracht ist. Dort dreht sich alles um die Herstellung der Duftstoffe.

Bleiben wir in diesem typischen Themenbereich, solltet ihr euch eine bestimmte Ausstellung nicht entgehen lassen. Es ist das Musée International de la Parfumerie, welches die Wichtigkeit der Düfte seit der Antike bis in die heutige Zeit unter die Lupe nimmt. Hinzu kommen interessante Fakten über die Körperpflege der damaligen Zeit sowie Exponate aus dem Alltag und der Botanik. Einzelstücke und dekorative Kunst runden das Erlebnis ab.

Eine Alternative für den Museumstag ist diese Stätte, untergebracht in einem historischen Gebäude. Das Haus stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und setzt sich mit dem Maler Honoré Fragonard auseinander. Seine Werke sind gleichzeitig die Hauptausstellungsstücke, werden aber auch von Gemälden anderer Künstler der Region begleitet. So könnt ihr bei eurer Stippvisite einen genauen Blick auf die Arbeiten von Marguerite Gérard und Jean-Baptise Mallet werfen.

Dies ist ein weiterer Hort des Wissens und der Geschichte in Grasse, der sich nicht nur an Regentagen für einen Aufenthalt anbietet. Die Exponate des Provenzalischen Trachten- und Schmuckmuseums, wie es in voller Länge heißt, stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Fokus stehen einfache Trachten von Bäuerinnen und Landfrauen, aber auch elegante Hauben und kunstvoller Schmuck sind Teil des Ensembles.

Eine Spazierfahrt von 15 Minuten ist nötig, um sich noch weiter auf die Spuren der Parfümherstellung zu begeben. Dann habt ihr die Domaine de Manon mit ihren Blumenfeldern erreicht! Etwas außerhalb der Innenstadt gelegen, gedeihen vor Ort Rosen, Lavendel, Mimosen oder Jasmin heran. Sie werden exklusiv für die Parfümfertigung angebaut – und das bereits in der vierten Generation. Ein Bummel entlang der Felder ist aufgrund der bunten Pflanzen, die ein charmantes Fotomotiv bilden, empfehlenswert. Die Besuchstermine variieren je nach Jahres- und Blütezeit.

Im historischen Zentrum geht es beim Erkunden durch kopfsteingepflasterte Gassen, mit häufigem Blick aufs Meer oder die Berge, vorbei an Cafés und kleinen Geschäften, die zu einer Pause einladen. Wenn ihr euch an den im Boden befindlichen Schildern aus Messing orientiert, folgt ihr überdies einer Route durch die Stadt, die an den wichtigsten Punkten entlangführt. Ihr braucht circa anderthalb bis zwei Stunden Zeit für den Rundgang, abhängig von euren Zwischenstopps.

Habt ihr festes Schuhwerk im Gepäck und einen Rucksack dabei? Dann seid ihr bestens auf die Wanderwege im Parc Naturel Régional des Préalpes d’Azur vorbereitet! Sie führen durch eine malerische Landschaft zwischen hohen Gipfeln und mediterranen Tälern und locken selbst gemütliche Urlauber früher oder später aus der Unterkunft. Die Szenarien eignen sich als wunderbares Fotomotiv und werden euch vor Ort bestimmt beim Entschleunigen helfen. Vergesst euer Lunchpaket für die Picknickpause nicht, wenn ihr ein solches Naturziel aufsucht!

Jährlich im Mai verwandelt sich Grasse in die Stadt der Rosen. Bei einer Expo werden bis zu 40.000 Exemplare unterschiedlicher Arten dieser Königin der Blumen präsentiert; als Sträuße, einzelne Blüten und Gestecke. Ihr könnt verschiedene Produkte erwerben, die euch mit Rosenduft umwehen, oder das blumige Ambiente genießen. Einige Plätze, Gebäude und Denkmäler werden teilweise mit den Pflanzen verziert. Romantischer kann es kaum sein!

Für viele Globetrotter zählt ein erfolgreicher Einkaufsbummel zum guten Ton im Urlaub. Schließlich will ein besonderes Andenken erstanden werden! Das gilt gerade dann, wenn sich der Aufenthalt dem Ende zuneigt. Tolle Erinnerungen an eure Reise entdeckt ihr in den Geschäften von Grasse, im Vordergrund natürlich die erlesenen Düfte (wenn ihr nicht schon selbst ein eigenes Parfüm kreiert habt). Dazu gesellen sich Läden für Kleidung und Accessoires, falls während der Alltagsauszeit ein neues Aussehen gewünscht wird.

Eine gute halbe Stunde fahrt ihr mit dem Auto in Richtung der Stadt der Filmfestspiele an der Côte d’Azur, mit dem Bus sind es etwa 60 Minuten. Danach erlebt ihr noch eine andere Facette von Südfrankreich! Cannes verbindet die gepflegte Bewegtbildkultur mit herrlichen Stränden. Besichtigt den Palais des Festivals, der seit den 1940er-Jahren als Austragungsort der berühmten Festspiele fungiert, oder legt an der Plage du Midi die Beine in den Sand. An der Plage de la Croisette kostet ihr das luxuriöse Leben am Meer in exklusiven Bars und Restaurants aus.

Eine weitere Alternative für den Tagesausflug ab Grasse liegt in 40 Minuten Entfernung mit dem PKW. Antibes ist eine Stadt am Meer, die den Kulturfreund von Anfang an begeistern dürfte. Bummelt rund um die Festung Fort Carré oder erhascht einen Blick auf das Schloss Grimaldi aus den Jahren um 1300. Im unweit befindlichen Juan-les-Pins mit seinem Strand samt weichen Sand zelebriert ihr hingegen das süße Leben voller Nichtstun.

Hat die Stadt im Süden von Frankreich nun euer Herz erobert, steht einer Reise an die Côte d’Azur nichts im Weg. Abschließend erfahrt ihr Schritt für Schritt, worauf ihr bei der Urlaubsplanung achten solltet.

Hauptsächlich wird Grasse wegen seiner kulturellen Attraktionen rund ums Parfüm besucht. Und das Schöne daran: Das geht das ganze Jahr über! Lediglich im Hochsommer kann es mit bis zu 27 Grad Celsius etwas zu heiß werden, sodass ihr die Tour durch die Stadt am besten ins Frühjahr, den Herbst oder Winter verlagert. Wollt ihr den Aufenthalt lieber mit einem Strandurlaub an der nahen Côte d’Azur kombinieren, sind der Juni, Juli und August eure Saison. Für die Expo Rose müsst ihr zwingend im Mai vorbeikommen. So oder so zeigt sich anhand der vielen Möglichkeiten, dass Grasse mehr Zeit als nur ein paar Tage verdient!

Wer nicht mit dem eigenen Auto anreisen möchte, setzt sich in den Flieger Richtung Südfrankreich. Da Grasse keinen eigenen Flughafen hat, steuert ihr zunächst Nizza an. Direktflüge dorthin werden zum Beispiel ab Frankfurt am Main, München und Berlin angeboten. Nach der Landung wechselt ihr in den Mietwagen oder in die öffentlichen Verkehrsmittel. Mit dem PKW benötigt ihr nur 45 Minuten nach Grasse, mit Bus und Bahn ungefähr anderthalb Stunden. Wenn ihr einmal angekommen seid, könnt ihr aber gut und gerne auf motorisierte Fahrzeuge verzichten, denn vieles Interessante liegt in fußläufiger Nähe zueinander.

Parlez-vous français? Falls ihr diese Frage verneinen müsst, macht das zumindest in den größeren Einrichtungen nichts aus, da das Personal von Hotels, Restaurants und Co. oft Englisch spricht. Dennoch ist es immer freundlich, ein paar französische Vokabeln parat zu haben – entweder spontan gelernt oder im Wörterbuch mit dabei.

In Grasse wird viel frisches Gemüse aufgetischt. Ein traditionelles Gericht ist „Sou Fassum“, Weißkohl mit einer Füllung aus Hackfleisch, verschiedenen Gemüsesorten und Reis. Auch die Olivenpaste „Tapenade“ ist verbreitet, etwa als Brotaufstrich und Mahlzeit zwischendurch. Wer sich eher Meeresfrüchte und Fisch ersehnt, sucht eines der Lokale in Küstennähe auf.

In der Stadt zu übernachten, ist in Grasse sicherlich von Vorteil. Denn auf diese Weise vermeidet ihr lange Strecken bis zu den Museen und zentral gelegenen Attraktionen. Die Auswahl reicht von familiären Zimmern bis hin zum großzügig gestalteten Komplex mit allerlei Annehmlichkeiten. Sehnt ihr euch mehr nach Ruhe, könnt ihr natürlich auch auf das Umland ausweichen.