Guernsey zählt zu den Kanalinseln nahe der Küste Frankreichs. Nur fünfzig Kilometer von der Normandie entfernt, wird das Eiland von der britischen Krone verwaltet. Wechselt während der Reise zwischen englischem und französischem Lebensgefühl.
Überblick
Nach der Schwesterinsel Jersey ist Guernsey die zweitgrößte Insel des zwischen der Bretagne im Westen beziehungsweise Süden und der Normandie im Osten befindlichen Archipels. Zusammen mit Alderney, Herm, Sark und weiteren wesentlich kleineren, in der überwiegenden Mehrzahl unbewohnten Inselchen bildet sie die Bailiwick (Vogtei) of Guernsey. Diese wiederum ist eine Kronbesitzung und nicht Teil Großbritanniens. Der Süden ist von Steilküste mit vereinzelten, winzigen und sandigen Buchten geprägt. Im Westen, Norden als auch Osten gibt es für euch leichter zugängliche, kleine sowie große Buchten mit Strand und mehr oder weniger stark vorhandenen touristischen Angeboten. Dank des Golfstroms und der Nähe zum schützenden Golf von Saint-Malo herrscht ein mildes Klima. Sanfte Hügel und Dörfer machen das Inselinnere aus.
Strände
Entscheidet euch zwischen gut erreichbaren, großen und touristisch erschlossenen Stränden oder macht euch auf zu zwischen Klippen verstecken Buchten, um die dortige Kulisse auf euch wirken zu lassen.
Le Grand Havre
Le Grand Havre liegt nicht weit vom nördlichsten Punkt der Insel und überzeugt mit einfachem Zugang. Weder Klippen noch Mauern stehen zwischen Sand und Hinterland, an den Enden der Bucht ist je ein Parkplatz vorhanden. Ein Kiosk und öffentliche Toiletten vervollständigen das Angebot. An den Strand schließt mit Vale Pona ein Landschaftsschutzgebiet an, in dem sich ein See befindet.
Moulin Huet Bay
Diese Bucht ist für all jene geeignet, die es vorziehen, an Stränden ohne touristische Infrastruktur zu sein. Sie befindet sich im Südosten Guernseys und kann nur zu Fuß über einen Pfad erreicht werden, der hinunter zum kleinen Sandstrand führt. Das Auto muss vorher ein Stückchen weg auf einem Parkplatz abgestellt werden. Größere Bekanntheit erlangte die Moulin Huet Bay durch Pierre-Auguste Renoir, der 1883 auf der Insel weilte und dabei so großen Gefallen an der Bucht fand, dass er sie gleich mehrmals auf Bildern verewigte. Kombiniert den Aufenthalt am Strand mit der Einkehr in den Moulin Huet Teestuben, die gleich in der Nähe sind.
Portelet Beach
Ganz im Westen von Guernsey besteht die Gelegenheit, eine schöne Zeit am Portelet Beach zu verbringen. Er verfügt über einen kleinen Fischereihafen und bei Ebbe könnt ihr in Naturpools baden. Kiosk sowie Parkmöglichkeiten sind vor Ort. Rückwärtig stehen nur wenige Häuser.
Cobo Bay
Die Cobo Bay ist eine für Guernsey verhältnismäßig große Bucht im Inselnorden. Zum Sandstrand gelangt ihr, indem ihr von der Ufermauer Treppen hinabsteigt oder eine der Rampen nutzt. Wen die Seeluft hungrig macht, der versorgt sich am Kiosk, am Fischimbiss oder im Pub mit etwas Essbarem. Bei Niedrigwasser werden Felsen freigelegt, die ihr erkunden könnt. Vorsicht ist geboten, sie können rutschig sein.
Vazon Bay
Die Surfer unter euch sind gut an der Vazon Bay im Norden aufgehoben, Gleiches gilt für alle Urlauber, die gerne einen Drachen steigen lassen. Daneben sprechen Gastronomie und gute Erreichbarkeit dafür, den Strand mit Kindern aufzusuchen, sofern sie mit dabei sind.
L'Ancresse Bay
An der nördlichen Spitze der Insel trifft man an der L’Ancresse Bay außer auf Sonnenhungrige, Badewillige, Surfer und Paddler noch auf den einen oder anderen Angler. Segelboote sind gleichfalls zu sehen. Zwei Parkplätze und kleine Forts sind ebenso zu finden wie die Möglichkeit, etwas zu trinken oder essen zu kaufen, sei es an den Kiosken oder im Restaurant.
Sehenswürdigkeiten
Auf Guernsey erwarten euch von Menschhand geschaffene Bauten, die von der Prähistorie bis zur Neuzeit reichen.
Dolmen
Im Nordosten Guernseys wurde im Zeitraum zwischen 3500 und 2000 v. Chr. Le Déhus gebaut. Eingang und Hauptkammer des Dolmens gehen nahtlos ineinander über. Von diesem circa. 10 m langen Raum zweigen mehrere Nebenkammern ab. Auf der Unterseite einer der Decksteine ist die Zeichnung eines Mannes – getauft “Wächter des Grabes” – erkennbar, der einen Bogen hält. Man vermutet, dass die Zuschüttung des Inneren mit Geröll durch die damaligen Menschen geschah und nicht erst später. Bei der Graböffnung wurden neben Gebeinen noch ein Kupferdolch sowie Keramik zutage gefördert.
Im Inselwesten ist mit Le Trépied ein auf die Zeit von 4000 bis 2500 v. Chr. datierter Dolmen zu finden, der mit Außenmaßen von fünfeinhalb Metern Länge und zwei Metern Breite wesentlich kleiner ausfällt. Spuren einer früheren Überhügelung konnten nicht gefunden werden. Die Keramik und Pfeilspitzen aus Feuerstein, die man bei der Ausgrabung fand, sollen jünger sein, nämlich aus der Zeit um 1800 v. Chr. Im 17. Jahrhundert haben Hexen an diesem Ort angeblich ihr Unwesen getrieben, so wurde es zumindest während der Hexenprozesse in derselben Zeit vermutet.
Fort Grey
Hierbei handelt sich um einen sogenannten Martello-Turm, wie ihn die Briten um 1800 anlegten, um ihr Weltreich vor allem vor Napoleon zu schützen. Die Verteidigungsanlage steht im Inselosten und erstrahlt heute zum Teil in Weiß. Zur Zeit der deutschen Besatzung befanden sich dort keine Kanonen, sondern ein MG-Nest. Aktuell ist in dem Bau ein Schiffswrackmuseum untergebracht, das ihr bei Bedarf besuchen könnt. Teile von Schiffen, die in den Gewässern vor den Kanalinseln gesunken sind und geborgen werden konnten, sind hier ausgestellt.
Sakralbauten
In der Inselmitte steht die Castel Church seit etwa 1100 für Gläubige bereit. Schreitet ihr ein, könnt ihr Fresken aus dem 13. Jahrhundert bewundern. Außen stehen auf einer Wiese alte, schiefe Grabsteine. Dazugestellt wurde ein Statuenmenhir mit einer vorhandenen und einer abgebrochenen Brust, den man 1878 unter dem Kirchenchor fand. Die Christen, die an dieser Stelle ihre Kirche aus Naturstein bauten, übernahmen demnach eine frühere heidnische Stätte.
Nicht weit vom Inselflughafen trefft ihr auf eine Kapelle mit den Maßen 4,9 m x 2,7 m, die passenderweise auch “The Little Chapel” heißt. Von innen wie von außen sind die Wände mit Muscheln, Kieseln und Porzellanstücken verziert. Seine Existenz verdankt das Schmuckstück einem Ordensbruder, der sich 1923 für den Bau einsetzte.
Hautville House
Mit Victor Hugo hat auch eine weltweit bekannte Persönlichkeit eine Zeitlang auf Guernsey gewohnt. Der aus Frankreich verbannte Schriftsteller lebte 14 Jahre auf der Kanalinsel, nämlich von 1856 bis 1870. Während seines Aufenthalts schloss er das Schreiben an dem Roman “Les Misérables” ab, der bereits mehrfach verfilmt worden ist. Wer mehr über den Franzosen erfahren möchte, sucht das im Haus befindliche Museum auf. Im Dachgeschoss können Urlauber das als “Lookout” bezeichnete Arbeitszimmer Hugos sehen und einen Blick auf den Garten werfen. Von dem Schriftsteller stammt übrigens folgender Ausspruch über die Kanalinseln: “Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde“.
Castle Cornet
Auf der ehemaligen Gezeiteninsel Cornet Rock steht seit dem 13. Jahrhundert eine Burg, auf deren Gelände gleich fünf Museen besichtigt werden können, darunter das Maritime Museum und das Royal Guernsey Militia Museum. Seit 1859 ist Cornet Castle gezeitenunabhängig per Wellenbrecher, der später zu einem Pier ausgebaut wurde, mit der Insel verbunden.
Aktivitäten
Während es Wissbegierige in die Museen zieht, konzentrieren sich sportlich gesinnte Urlauber auf Bewegung zu Lande oder auf und im Wasser. Nichts hält euch davon ab, beides zu kombinieren.
La Vallette Underground Military Museum
Dieses militärgeschichtliche Museum hat unter anderem die Zeit der deutschen Besatzung durch die Wehrmacht von 1940 bis 1945 zum Thema. Die Räumlichkeiten befinden sich in Tunneln, die einst als Treibstofflager für U-Boote dienen sollten. Die Rückeroberung Guernseys und das Kriegsende vereitelten jedoch die Pläne. Möchtet ihr das Museum besuchen, findet ihr es in La Vallette südlich von St. Peter Port.
German Occupation Museum
Im südlich des Flughafens gelegenen German Occupation Museum erfahren die Geschichtsinteressierten unter euch mehr über die Zeit von 1940 bis 1945. Neben Waffen beziehungsweise Kriegsgerät gibt es eine nachgebaute Ladenzeile sowie ein Wohnzimmer mit Einrichtungsgegenständen, die zeigen, wie die Inselbewohner zu der Zeit lebten. Das Privatmuseum existiert seit 1966 und wurde durch Anbauten immer wieder ein bisschen vergrößert.
Petit Train
Eine gemütliche und auch für Kinder attraktive Art, die Inselhauptstadt kennenzulernen, ist die Fahrt mit dem Petit Train. Während der Tour mit dem kleinen Touristenzug bekommen die Fahrgäste Informationen über St. Peter Port mitgeteilt. Start der etwa 40-minütigen, im Sommer angebotenen Unternehmung ist der Albert Pier.
Fahrradfahren und Wandern
Leiht ein Fahrrad und erkundet die Insel vom Sattel aus, wenn ihr Lust habt. Es gibt mehrere Themenrouten mit einer Länge von zehn bis zwanzig Kilometer. Sie sind über ganz Guernsey verteilt und führen fast immer im Kreis. Fahrt entlang der Klippen, hoch und runter zwischen Berg und Tal oder radelt mehrere Kirchen ab. Wer zwar an der frischen Luft sein möchte, sich dabei aber nicht allzu verausgaben mag, kann auf ein Elektrorad zurückgreifen.
Wenn ihr keine Lust habt, selbst eine Strecke zusammenzustellen, könnt ihr euch auf Guernsey einer der vielen geführten Wanderungen anschließen. Diese finden im Zeitraum von April bis Oktober statt und sind wie die Radtouren nach thematischen Schwerpunkten buchbar. Kombiniert die Zeit auf dem Drahtesel mit Geschichte, erfahrt mehr über die Pflanzenwelt oder über den Schriftsteller Victor Hugo.
Egal ob auf Schusters Rappen oder auf dem muskelbetriebenen Zweirad, die Ruettes Tranquilles, wie besondere Sträßchen genannt werden, auf denen Wanderer und Radfahrer Vorrang haben, durchziehen die Insel. Auf ihnen gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 mp/h (24 km/h).
Wassersport
Wer sich gerne im und auf dem Wasser aufhält, wird während des Urlaubs auf Guernsey nicht enttäuscht. Lernt in der Surfschule an der Vazon Bay Wellenreiten und erkundet die Steilküste Guernseys und Sarks mit dem Stand-up-Paddle-Board oder Kajak. Während mal ruhiger, mal rasanter Schlauchbootfahrten begegnet ihr Papageientauchern, Delfinen und Robben. Möchtet ihr die Unterwasserwelt näher kennenlernen und habt noch keine Taucherfahrung, habt ihr die Gelegenheit, es in Kursen zu lernen. Richtig abgefahren wird es beim sogenannten Coasteering, bei dem man sich zu Fuß oder schwimmend entlang der Küstenlinie bewegt und dabei auf Felsen, Schluchten, Klippen, Höhlen und Wasser trifft. Dabei habt ihr Helm, Schwimmweste, Neoprenanzug und festes Schuhwerk an.
Jersey und andere Kanalinseln
Mit knapp 120 km² ist Jersey die mit Abstand größte Kanalinsel. Sie befindet sich südöstlich von Guernsey und ist damit näher an der französischen Küste. Auch dort könnt ihr schöne Tage am Wasser verbringen, beispielsweise an den Stränden Grève de Lecq oder St. Brelade’s Bay. Zu den sehenswerten Bauwerken zählen unter anderem Mont Orgueil und Elizabeth Castle. Freizeithistoriker schauen die Jersey War Tunnels an.
Daneben locken Kanalinseln wie Herm mit dem Shell Beach, Sark mit seinen Küstenwanderwegen oder Alderney mit seinem Wildlife Trust Bunker, der für Geschichtsinteressierte und Naturliebhaber gleichermaßen interessant ist. Von Guersey aus bestehen Fährverbindungen nach Jersey, Herm, Sark und Alderney.
Reise-Infos
Gedanklich seid ihr schon im Urlaub auf Guernsey? Das können wir gut nachvollziehen! Um euch bestens auf den bevorstehenden Aufenthalt vorzubereiten, lest noch die Reise-Infos durch. So könnt ihr entspannt alles auf euch zukommen lassen.
Anreise und Reisevorbereitung
Die wohlverdiente Auszeit auf Guernsey startet nach einem Flug mit Zwischenstopp in der britischen Hauptstadt London. Die Reisezeit beträgt etwa siebeneinhalb Stunden. Der im Süden der Insel befindliche Flughafen ist etwa 6,5 km von der Inselhauptstadt St. Peter Port entfernt. Euren Urlaubsort auf der Insel erreicht ihr mit dem Bus oder Taxi.
Mit einem Reisepass verschafft ihr euch Zutritt auf die Insel, neben dem Britischen sind noch das Guernsey- und Jersey-Pfund gültige Zahlungsmittel. Auf Guernsey versteht und spricht man Englisch als auch Französisch, die Kommunikation mit den Einheimischen dürfte also nicht zu Komplikationen führen. Vergesst nicht, einen Steckdosenadapter einzupacken, damit ihr die Steckdosen des Typs G nutzen könnt.
Beste Reisezeit
Von Juni bis August klettert die Säule im Thermometer bis zur 20-Grad-Marke, im September ist das Temperaturmaximum nur ein Grad weniger. Wer es nicht ganz warm braucht und sich mit 16 Grad zufriedengibt, den lädt die Guernsey auch im Mai oder Oktober zu sich ein. Möchtet ihr im Ärmelkanal baden, sind der August und September die geeignetsten Monate, dann nämlich hat das Meer eine Temperatur von 16 Grad.
Essen und Spezialitäten
Die auf Guernsey grasenden Kühe produzieren Milch, die zu Sahne, Butter und Käse verarbeitet und gekauft werden können. Die heimischen Restaurants bedienen sich ihrer auch. Urlauber, die mit Kindern unterwegs sind, haben die Möglichkeit, ihnen und sich selbst daraus hergestelltes leckeres Eis zu kaufen. Selbstverständlich könnt ihr auch Fisch und Meeresfrüchte essen wie Wolfsbarsch, Hummer, Krabben und verschiedene Muscheln. Bei alkoholhaltigen Getränken trumpft die Insel mit Cidre, Gin und Rum auf. Habt ihr euch in einer Ferienwohnung einquartiert, könnt ihr euch auf ganz Guernsey an kleinen Ständen mit Backwaren, Obst und Gemüse eindecken, um daraus leckere Gerichte zu kochen.
Hotels und Unterkünfte
Eine große Auswahl an Hotels habt ihr erwartungsgemäß in der Hauptstadt St. Peter Port, von wo aus ihr überall auf der Insel schnell hinkommt. Ist dies nachrangig, stehen auf Guernsey von familienfreundlichen Unterkünften über Boutique-Hotels und Bed & Breakfasts bis hin zu Cottages die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Nehmt eine Bleibe mit Meeresblick oder genießt die Aussicht auf die leicht geschwungenen Hügel im Inselinneren.