Schmale Gassen, belebte Straßenmärkte und historische Tempel – kaum eine Stadt ist so kontrastreich wie Hanoi. Die charmante Hauptstadt Vietnams begeistert ihre Besucher mit französischen Kolonialbauten, aufgeschlossenen Menschen und authentischem Asia-Street Food.
Überblick
Hanoi befindet sich im Norden von Vietnam und liegt direkt im Delta des Roten Flusses. Mit etwa acht Millionen Einwohnern ist Hanoi, nach Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon), die zweitgrößte Stadt des Landes. Hanoi dient oft als Ausgangspunkt für Tagesausflüge zur traumhaften Halong-Bucht.
Hanoi selbst ist, gerade als Hauptstadt des Landes, natürlich eine Reise wert und verkörpert dabei den Inbegriff des asiatischen Lifestyles. Hanoi ist jedoch nicht einmal annähernd so stark entwickelt und modern wie Ho-Chi-Minh-City, welche im Süden Vietnams liegt. Hanoi bewahrt sich seinen ganz eigenen Charme und liegt dabei irgendwo zwischen bunt, chaotisch, verrückt und besonders – ein einzigartiges Flair, das ihr einfach selbst erleben müsst, um es zu verstehen.
Sehenswürdigkeiten in Hanoi
Hanoi ist zwar eine große Hauptstadt, die jedoch eher mit kleinen speziellen Highlights und weniger mit spektakulären und überdimensionalen Sehenswürdigkeiten besticht. Trotzdem gibt es in der Stadt so einiges zu entdecken.
Altstadt
Die wohl schönste Sehenswürdigkeit Hanois ist das Stadtgefüge selbst. Um den ganz speziellen Charme einzufangen, solltet ihr unbedingt einen Abstecher in die Altstadt machen. Doch eines solltet ihr vorher wissen: Die Stadt wirkt zwar auf den ersten Blick laut, chaotisch und überfüllt, doch genau das macht den Gang durch die historische Altstadt zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Während Hanoi von euch unter der Woche volle Aufmerksamkeit verlangt, wird sogar die Straßenüberquerung zu einer wahren Herausforderung wird. Am Wochenende verwandeln sich die Straßen zu riesigen Fußgängerzonen – denn von Freitag bis Sonntag ist die Innenstadt für Autos und Mopeds gesperrt. In dieser Zeit ändert sich das Stadtbild schlagartig. Hupende Mopeds werden durch fröhliches Kinderlachen sowie Livemusik ersetzt und Chaos verwandelt sich in Lebensfreude pur.
Die Altstadt Hanois besteht aus 36 kleinen Gassen, die noch heute nach ihrer handwerklichen Zunft gegliedert sind. In vielen der engen Straßen befinden sich gemütliche Cafés, bunte Bars und kleine Hostels, die besonders internationale Gäste anziehen. In anderen Straßen findet ihr dagegen traditionelle Pagodenbauten und historisch verzierte Tempel, wie den Bach Ma Tempel, den ihr auf keinen Fall übersehen werdet. Bei einem Gang durch die Altstadt erlebt ihr den Kontrastreichtum Hanois an jeder Ecke und saugt ihn ebenso auf, wie den typisch asiatischen Duft nach vietnamesischem Essen und exotischen Gewürzen.
Hoan-Kiem-See mit Schildkrötenturm
Als entspannten Ausgleich zur quirligen Altstadt zieht es euch während eures Urlaubs in Hanoi sicher einmal ins Grüne. Entgegen der allgemeinen Erwartungen gibt es in Hanoi auch, neben dem Ufer des Roten Flusses, sehr viele Parks, Grünflächen und Seen, an denen ihr euch entspannen könnt. So wird Hanoi sogar als „Stadt der Seen“ bezeichnet und der bekannteste von ihnen ist wohl der Hoan-Kiem-See. An seinem Ufer könnt ihr euch auf zahlreichen Bänken niederlassen oder in gemütlichen Restaurants und Cafés stärken. Besonders am Wochenende tun euch das viele Vietnamesen gleich: ebenso wie die Altstadt verwandelt sich die Gegend um den See zur Spaziergehmeile. Es werden zahlreiche Stände aufgebaut, an denen es viel zu entdecken und zu kosten gibt.
Das Highlight des Sees ist jedoch der Schildkrötenturm, der aus der Mitte des Sees hervorsticht und der schutzheiligen Schildkröte des Sees gewidmet ist, die hier tatsächlich leben soll. Der Schildkrötenturm ist ein Pagodenbau, der mit seiner benachbarten roten Brücke abends besonders eindrucksvoll beleuchtet wird und zu einem Spaziergang um den Hoan-Kiem-See einlädt.
Westsee mit Tran Quoc-Pagode
Noch ein See, der Hanoi zur “Stadt der Seen” macht, ist der Westsee – nördlich der Hanoier Altstadt gelegen. In der Landessprache auch als Tay Ho bekannt, entstand er aus einem ehemaligen Arm des Roten Flusses und ist mit 500 Hektar Fläche auch der größte See der Stadt. Auch der Westsee ist ein bei Einheimischen und Touristen beliebtes Naherholungsziel mit Parks, Restaurants und Freizeitangeboten, die sich entlang des Ufers reihen.
Hier findet sich auch Hanois bekanntestes Postkartenmotiv wieder: die Tran Quoc Pagode. Auf der kleinen Insel Kim Ngu (Goldener Fisch) am Südostufer des Sees gelegen, ist sie mit rund 1.450 Jahren der älteste buddhistische Tempelbau in Hanoi und stellt einen Teil der Tempelanlage Tran Quoc dar. Verbindet einen Spaziergang entlang des Westsees mit dem Besuch der berühmten Pagode und schießt dabei noch DAS Foto, dass als Erinnerung für eure Reise nach Hanoi nicht fehlen darf.
Ho Chi Minh Museum und Mausoleum
Hanoi blickt auf eine kommunistische Geschichte zurück, die euch besonders bei der Architektur des Ho-Chi-Minh-Museums ins Auge stechen wird. Dieses Gebäude wurde Ho Chi Minh, dem revolutionären Begründer des modernen Vietnams, gewidmet.
Im Inneren des riesigen Betonklotzes befindet sich ein Museum, welches euch in die Vergangenheit des Landes einlädt und diese durch viele Erinnerungsstücke sowie Bilder visualisiert. Schwerpunkt der Ausstellung ist natürlich das Leben und Schaffen des ehemaligen Präsidenten Ho Chi Minh.
Zu Ehren des Staatsheld Ho Chi Minh, der von den Einheimischen auch gern „Uncle Ho“ genannt wird, errichteten die Vietnamesen ein Mausoleum aus Marmor. Hier könnt ihr dem einbalsamierten Leichnam gedenken, der sich in einem Glaskasten befindet. Allerdings müsst ihr dafür viel Wartezeit einplanen und werdet bei der Besichtigung streng beäugt. Fotografieren ist nicht erlaubt und eure Kameras müsst ihr sogar am Eingang abgeben – ein sehr einprägsames und gleichzeitig seltsames Ereignis. Direkt neben dem Mausoleum könnt ihr auch dem ehemaligen Präsidentenhaus einen Besuch abstatten. Zwischen dem Museum und dem Mausoleum seht ihr die Einsäulenpagode, die nur auf einem einzigen Pfahl steht und als berühmtes Wahrzeichen der Stadt gilt.
Französisches Viertel
Bis ins Jahr 1954 war Hanoi die Hauptstadt der französischen Kolonie Indochina. In einem Viertel, mitten im Zentrum der Stadt, ist diese Vergangenheit noch deutlich zu spüren. Gelb gestrichene Kolonialbauten und enge Gassen, die sich in der Nähe des Lenin-Parks befinden, präsentieren das Französische Viertel. Heute sind in den gut erhaltenen Gebäuden das Große Opernhaus, das Nationalmuseum für vietnamesische Geschichte, die Staatsbank und der repäsentative Präsidentenpalast untergebracht.
Das Viertel gilt als schicke Gegend, in der es viele kleine Boutiquen gibt und wohlhabende Vietnamesen in prächtigen Gebäuden zu Hause sind. Das Französische Viertel bildet einen krassen Kontrast zur turbulenten Altstadt und ihr werdet plötzlich das Gefühl bekommen, euch gar nicht mehr wirklich in Vietnam zu befinden.
Literaturtempel und Nationale Universität
Der Literaturtempel ist eine Art Denkmal, der eigentlich dem chinesischen Philosophen Konfuzius gewidmet war. So wurde Jahre später jedoch die Nationale Universität Vietnams in dem Gebäude untergebracht. Der 1070 errichtete Tempel diente von nun an als Klassenzimmer für hochbegabte Schüler, die inmitten von zeremoniellen Altären und Hallen ihren Unterricht bei Gelehrten genossen.
Der imposante Literaturtempel beherbergt nicht nur den benachbarten, kunstvoll angelegten Garten und architektonische Schmuckstücke, sondern auch eine Vielzahl an Dokumenten, die zum UNESCO Weltdokumentenerbe gehören.
Kaiserliche Zitadelle Thang Long
Unweit des Literaturtempels befindet sich die Zitadelle Thang Long, die einst als Sitz vietnamesischer Kaiser diente und mit ihrem unverkennbaren Flaggenturm beeindruckt. Diese Sehenswürdigkeit gehört nicht nur zum UNESCO Weltkulturerbe, sondern gilt auch als das Relikt der Geschichte Vietnams.
Sie diente über Jahrhunderte als historisches und politisches Zentrum des Landes, da sich hier das kaiserliche Leben vieler Dynastien abspielte. Über die Jahre wurde das riesige, 140 Hektar große Gelände immer weiter restauriert und Überreste vergangener Zeiten ausgegraben. Gleich um die Ecke findet ihr das Vietnam Military Museum, welches euch Vietnams militärische Geschichte anschaulich näherbringt.
Wasserpuppentheater
Die traditionellen Wasserpuppen Vietnams blicken auf eine lange Geschichte zurück und waren dabei nicht etwa Spielzeug der Kinder, sondern das der Reisbauern, die sich mit ihnen die Regenzeit vertrieben.
Im Wasserpuppentheater leben die bizarren, aus Holz geschnitzten Geschöpfe wieder auf und werden zu Protagonisten von Theaterstücken. Ihre Bühne ist ein Wasserbecken, das oft zusammen mit ländlichen Alltagsszenen und Livemusik eines Orchesters inszeniert wird.
Street Food Märkte in Hanoi
Hanoi ist eine Stadt, in der nicht nur das bunte Leben tobt, sondern auch die kulinarische Vielfalt lebt. Wenn ihr in Hanoi unterwegs seid, werdet ihr nicht an Street Food vorbeikommen. Ob traditionelle Garküche, authentischer Markt oder moderner Imbissstand – das Essen spielt sich in dieser Stadt hauptsächlich auf den Straßen ab. Zu den bekanntesten Märkten gehören der Dong Xuan Market, auf dem es täglich frisches Obst, Gemüse, Meeresfrüchte, Fleisch oder andere Waren zu kaufen und zu probieren gibt.
Auch auf dem Hanoi Nachtmarkt, der am Wochenende in der Walking Area der Altstadt stattfindet, werdet ihr an zahlreichen Ständen in den Genuss von exotischen Speisen, wie Pho (Nudelsuppe), Bun Cha (gegrilltes Schweinefleisch) oder Goi Cuon (gefüllte Sommerrollen) kommen. Keine Sorge: Hygiene wird auf den Straßen Vietnams zwar nicht großgeschrieben, doch über Bauchschmerzen oder Unbekömmlichkeiten wird trotzdem sehr selten geklagt.
Solltet ihr eher an traditionellen und frisch gekochten Speisen interessiert sein, so achtet in Hanoi auf die Plastikstühle am Straßenrand. Diese geben meist Auskunft darüber, dass sich dahinter Garküchen befinden, in denen leckere vietnamesische Köstlichkeiten zubereitet werden. Meist gibt es jedoch nur ein Gericht pro Stand, sodass der Überraschungseffekt dabei euer ständiger Begleiter ist. Als Absacker solltet ihr Bia Hoi, das vietnamesische Bier probieren. Das Besondere an diesem Getränk: Es wird an dem Tag gebraut, an dem es auch getrunken wird – frischer geht es kaum. Falls ihr keinen Alkohol trinkt, dann probiert den Egg Coffee, bei dem die Milch durch Eischnee ersetzt wird und der starke Kaffee mit einer fluffigen Schaumschicht serviert wird.
Praktische Reise-Infos
Hanoi hat euch überzeugt? Dann solltet ihr euch vor eurer Reise jedoch mit einigen Reisetipps näher vertraut machen.
Ideale Reisezeit
In Hanoi spürt ihr deutlich die vier Jahreszeiten mit all ihren Eigenheiten. Der Winter ist zwar sehr trocken, kühlt die Stadt jedoch bis auf 10 Grad Celsius ab, die sich aufgrund von Wind und Luftfeuchtigkeit jedoch viel kälter anfühlen. Im Frühling ist das Wetter in Hanoi sehr beständig und die Temperaturen klettern bis auf 20 Grad Celsius. In Verbindung mit der hohen Luftfeuchtigkeit erwarten euch im Sommer sehr anstrengend heiße Tage mit viel Regen, in denen das Thermometer auch mal die 40-Grad-Marke erreichen kann. Der Herbst besticht dagegen mit angenehmen Temperaturen, in denen die Luftfeuchtigkeit endlich sinkt. So sind die Herbstmonate von September bis November sowie der Frühling im März und April wohl die besten Reisezeiten, um Hanoi mit all seinen Facetten zu erkunden, ohne dabei Temperaturextremen ausgesetzt zu sein.
Eure Anreise
Es wird nicht sehr schwierig für euch, von Deutschland einen passenden Flug nach Hanoi zu finden. Allerdings sind Direktflüge selten und ihr legt meist einen Zwischenstopp in Dubai oder China ein.
Außerdem müsst ihr daran denken, rechtzeitig ein Visum zu beantragen. Vom Airport in Hanoi gelangt ihr ebenfalls recht unkompliziert ins Zentrum der Stadt – entweder mit dem Bus, dem Taxi oder dem Minivan-Shuttle-Service.
Passende Unterkünfte
Hanoi ist ein Mekka für Backpacker, weswegen sich Hostels und Budget-Unterkünfte hier nahtlos aneinanderreihen. Mit etwas Glück und frühzeitiger Suche findet ihr liebevoll eingerichtete Hostels, die mit leckerem Frühstück und freundlichem Personal glänzen können.
Mitten in der Altstadt entdeckt ihr jedoch auch viele Mittelklasse-Unterkünfte, deren zentrale Lage euch einen tollen Ausblick auf Hanoi bescheren. Wenn ihr bereit seid, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, findet ihr natürlich auch das eine oder andere Luxushotel, in dem ihr euch rundum verwöhnen lassen könnt.
Aber aufgepasst: in Hanoi könnt ihr bei eurer Unterkunft auch ganz schön ins Fettnäpfchen treten. Fehlende Heizung oder Klimaanlage, keine Fenster oder muffiger Geruch sind nur einige der Kritikpunkte, die euch treffen können. Lest deshalb die Hotelbewertungen im Vorfeld sehr gründlich.
Unterwegs in Hanoi
Das Hauptverkehrsmittel in Hanoi ist zwar der Roller, doch ihr als Touristen seid besser zu Fuß unterwegs. Von der Altstadt aus erreicht ihr alle wichtigen Sehenswürdigkeiten bequem innerhalb weniger Minuten und spart dabei noch bares Geld. Solltet euer Ziel doch einmal etwas weiter entfernt liegen, könnt ihr mit einem Taxi oder der günstigeren Alternative – Uber – fahren. Auch Moped-Taxis sind für kurze Strecken durchaus eine Option. Checkt jedoch immer im Vorfeld den Preis, um keine bösen Überraschungen zu erleben und stellt euch auf Angstschweiß und Abenteuer ein. Auch Busse und Züge bringen euch innerhalb Hanois zuverlässig von A nach B und sind dabei günstiger als in Deutschland.
Sicherheit
Hanoi gilt als sicheres Reiseziel, doch gebt auf die „Rollerdiebe“ acht. Diese stehlen nicht etwa Roller, sondern reissen ihren Opfern in achtlosen Momenten Handtasche, Smartphone oder Kamera aus der Hand, während sie auf ihren Rollern an euch vorbeidüsen. Achtet also darauf, eure Wertgegenstände immer fest und geschlossen bei euch zu tragen. Dann erwartet euch ein sicheres Hanoi, in dem ihr sogar bei Dunkelheit durch die engen Gassen streifen könnt.
In Hanoi gibt es einiges zu entdecken und die Stadt sprüht nur so mit individuellem und kontrastreichem Charme. Die Voraussetzung für einen gelungenen Aufenthalt ist jedoch, dass ihr euch nicht vom chaotischen Trubel aus der Ruhe bringen lasst und bereit seid, in die bewegende und sehr junge Geschichte der Stadt einzutauchen. Ob als Zwischenstopp eurer Vietnam-Rundreise oder als längerer Urlaub, das Land ist definitiv eine Reise wert – Kulturschock inklusive.