Dass die Uhren auf Hiddensee ein klein wenig anders gehen, ist ein großes Plus für Urlauber, die sich Abstand vom Alltag wünschen und dennoch den Luxus von Ruhe und Abgeschiedenheit genießen möchten. Hiddensee ist besonders und unverwechselbar, gerade weil dort Pferdefuhrwerke statt Autos unterwegs sind und Trampelpfade statt Schnellstraßen zum Ziel führen. Leuchttürme weisen den Weg, Reetdachhäuser laden zum Bleiben ein und eine touristische Infrastruktur, welche bis in das beginnende 20. Jahrhundert zurückreicht, lässt es euch an nichts fehlen. Was euch Hiddensee weiterhin zu bieten hat, verraten wir im Folgenden.
Hiddensee im Überblick
Hiddensee liegt inmitten des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Ostseeinsel wird von etwa 1.000 Menschen bewohnt und erreicht damit eine Länge von knapp 17 Kilometern. Im Inselnorden steigt außerdem die bis zu 60 Meter hohe Steilküste auf.
Ihr zu Füßen hat das Meer entlang des Strandes Versteinerungen, Donnerkeile und Bernstein zurückgelassen. Im beginnenden 20. Jahrhundert wurde Hiddensee daher zu einem Domizil für stadtmüde Sommerurlauber, darunter eine Reihe von Künstlern und Wissenschaftlern. Hiddensee ist jedoch nie zu einem Luxusbad geworden. Weiterhin überwiegt die unberührte Natur. Dennoch ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Für Naturliebhaber, Badeurlauber und Kulturinteressierte hat “dat söte Länneken” viel zu bieten.
Sehenswürdigkeiten
Inselurlauber auf Hiddensee werden auf Sehenswürdigkeiten treffen, welche eng mit den Menschen verbunden sind. Außerdem haben sich viele im Laufe der Geschichte diesem Eiland verschrieben. Daher werdet ihr eine unberührte Naturlandschaft vorfinden, welche Hiddensees Markenzeichen ist.
Blaue Scheune
Nicht nur die markante Farbe macht die Blaue Scheune zu einem touristischen Anziehungspunkt im größten Inselort Vitte. Das Niederdeutsche Hallenhaus stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Malerin Henni Lehmann sorgte in den 1920er Jahren für den blauen Anstrich und machte das als Backstube genutzte Gebäude zum künstlerisches Inselmittelpunkt. Bis heute stellt der Hiddenseer Künstlerbund hier seine Werke aus. Im Sommer öffnet die Blaue Scheune deswegen ihre Pforte für Kunstliebhaber.
Asta Nielsen Haus
Viele Künstler haben sich in Hiddensee verliebt. Darunter auch der dänische Stummfilmstar Asta Nielsen. Die Schauspielerin taufte ihr rundes Sommerhaus außerdem auf den Namen “Karusel”. Ihr könnt Haus und Garten sogar besichtigen. Im Sommer finden zudem Veranstaltungen statt. Wenn ihr Mitte September auf der Insel Ferien macht, könnt ihr die Asta-Nielsen-Tage besuchen und mehr über Leben und Werk der dänischen Diva erfahren.
Gerhart-Hauptmann-Haus
Auch der Schriftsteller Gerhart Hauptmann besaß ein Sommerhaus auf Hiddensee. Ihr findet seinen Sommerwohnsitz in Kloster am Kirchweg. Das letzte öffentlich zugängliche Künstlerhaus auf der Insel gibt einen Einblick in die Arbeit der Hiddenseer Künstlerkolonie. Lesungen, Führungen und Kammerkonzerte bereichern deshalb das Kulturleben.
Inselkirche
Die Inselkirche im Ortsteil Kloster besteht seit dem 14. Jahrhundert und ging aus dem einstigen Zisterzienserkloster hervor. Heute könnt ihr einen Neubau aus dem Jahre 1780 besichtigen. Im Inneren ist das Gotteshaus eher schlicht gehalten. Alle Blicke sind somit auf die Decke gerichtet, deren Bemalung mehr als 1.000 Rosen zeigt. Bei vielfältigen Konzerten und Veranstaltungen erklingt weiterhin die aus dem Jahre 1943 stammende Orgel.
Lietzenburg
Eine trutzige Burg sucht ihr auf Hiddensee vergebens. Die schicke Jugendstilvilla in Kloster trägt deshalb diesen Namen in Anlehnung an die Lietzenburger Straße in Berlin, die Wohnadresse des Künstlers und Hausherren Oskar Kruse. Der Maler versammelte somit berühmte Persönlichkeiten wie Thomas Mann oder Albert Einstein in den Mauern des denkmalgeschützten Backsteinbaus, welcher heute Feriengästen für Übernachtungen offensteht.
Leuchttürme
Die beiden Leuchttürme Dornbusch und Gellen sind als Inselwahrzeichen weithin sichtbar. Der Leuchtturm auf dem Dornbusch wurde 1888 in Betrieb genommen. Sein Licht strahlt mehr als 40 Kilometer in die Ostsee hinaus und dient daher der Küstenschifffahrt als wichtige Orientierung. Während der Sommermonate kann der Leuchtturm täglich bestiegen werden. Ganze 102 Stufen trennen euch von der Aussichtsplattform in 20 Metern Höhe.
Im Inselsüden, auf dem Gellen, steht der kleinere etwa zwölf Meter hohe Leuchtturm. Das umliegende Terrain ist Vogelschutzgebiet. Daher kann dieses Leuchtfeuer nicht besichtigt werden.
Hausmarken
Aufmerksame Inselgäste entdecken außerdem an vielen Hauswänden auf Hiddensee an Runen erinnernde Symbole. Dabei handelt es sich um die auf Rügen und Hiddensee gebräuchlichen Hausmarken. Seit dem 12. Jahrhundert wurde auf diese Weise die Zugehörigkeit des Wohnhauses zu einer bestimmten Familie verdeutlicht. Somit lassen sich Fischereigeräte, Werkzeuge oder verschiedene Küchenutensilien finden.
Heide
Hiddensee ist zudem Heideland. Hier erstreckt sich eines der größten Heidegebiete entlang der deutschen Ostseeküste. Zwischen den Ortschaften Vitte und Neuendorf lässt sich die alte Kulturlandschaft entlang kleiner Sandwege erkunden. Im August ist eine Wanderung durch das Heideland außerdem ein ganz besonderes Erlebnis, denn dann steht die Heide in voller Blüte.
Steilküste
Die vier Kilometer lange Steilküste prägt den Inselnorden. Zur Steilküste gelangt ihr vom Strand über zwei Treppenaufgänge. Das Areal ist auch durch einen Hochuferweg erschlossen. Spannung verspricht die Suche nach Bernstein und Hühnergöttern entlang des Geröllstrandes zu Füßen des Kliffs.
Museen und Ausstellungen
Unter Kunstliebhabern ist Hiddensee seit beinahe 100 Jahren ein Geheimtipp. Den Spuren der Vergangenheit lässt es sich weiterhin in den Museen und Ausstellungen der Insel folgen.
Heimatmuseum
Unmittelbar am Strand von Kloster öffnet das Heimatmuseum seine Pforten. Die Ausstellung ist in der einstigen Seenotrettungsstation untergebracht. Eine interessante Dauerausstellung dokumentiert das Inselleben. Ihr erfahrt, wie die Bewohner einst lebten und wie sich die Insel zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelte. Gespannt sein dürft ihr auf eine Replik des Hiddenseer Goldschatzes.
Nationalparkhaus
Die Natur ist die größte Sehenswürdigkeit auf Hiddensee. Das Anliegen des Nationalparks wird in dieser Ausstellung deutlich gemacht. Ein Bedürfnis des Nationalparkhauses besteht darin, einen spielerischen Zugang zur Natur zu schaffen. Damit bietet sich die durch einen Erlebnispfad ergänzte Ausstellung am Ortsrand von Vitte besonders für Familien an.
Fischereimuseum
Der Lütt Partie-Schuppen in Neuendorf bietet einen Einblick in die Fischereigeschichte der Insel. Mit viel Enthusiasmus haben die Neuendorfer Fischer dieses Museum eingerichtet. Für die Fischer ist es selbstverständlich, Besucher durch das Museum zu führen. Damit erhaltet ihr Informationen sogar aus erster Hand. Der Besuch ist zudem kostenfrei. Über Spenden freut sich der örtliche Förderverein aber natürlich trotzdem.
Essen und Trinken
Dass sich Fisch in allen Variationen auf den Speisekarten der Insel findet, dürfte niemand überraschen. Hecht, Zander, Dorsch und andere Ostseefische werden gedünstet, gebraten, gekocht oder gegrillt serviert. Hiddensee bietet eine deftige wie anspruchsvolle Küche, welche einige Überraschungen zu bieten hat.
Frischer Fisch
Unmittelbar am Hafen kann in die Fischgaststätte Rennhack eingekehrt werden. Dabei lässt sich das Treiben entlang der Hafenpromenade beobachten. Fischgerichte beherrschen auch die Speisekarte des Restaurants “Zur Boje” in Neuendorf. Ein Geheimtipp ist “Fischkutter Willi”. Hier geht der wohl beste Räucherfisch der Insel über den Tresen.
Für Naschkatzen
Süßen Versuchungen erliegt Hiddensee im Café Rosi. Das familiengeführte Café in Neuendorf ist ein beliebtes Ausflugsziel. Es lohnt sich, die nicht ganz einfache Suche nach dem Café in der Pappelallee auf sich zu nehmen. Probieren solltet ihr den “Sturmsack”, einen mit Vanilleeis, Sanddorngelee und Schlagsahne gefüllten Windbeutel.
Kaffee und Kunst treffen im Café Hedins Oe aufeinander. Neben den hauseigenen Sanddornspezialitäten wird auch die Galerie des Hauses den Geschmack der Gäste treffen. Während der Öffnungszeiten des Cafés können kostenfrei Malereien, Holzschnitte oder Fotos besichtigt werden.
Freizeit und Aktivitäten
Hiddensee geht baden. Entlang der gesamten Westküste der Insel verläuft ein kostenfrei zugänglicher und wunderschöner Naturstrand. Bewachte Badeplätze findet ihr in Kloster, Vitte und Neuendorf. Die Inselbewohner sind sich einig – der schönste Strandabschnitt verläuft nördlich von Neuendorf. Im Süden Neuendorfs kommen FKK-Liebhaber auf ihre Kosten. Am Familienstrand Neuendorf stehen Strandkörbe bereit. Auch in Vitte fällt der Strand flach zum Meer hin ab und ist damit ideal für Familien geeignet.
Nicht versäumen solltet ihr außerdem einen Spaziergang entlang des Naturstrandes. Dieser wird auch für Kinder garantiert nicht langweilig, schließlich lassen sich hier Algen, Muscheln und Seegras finden. An windigen Tagen beginnt die Jagd nach glitzerndem Bernstein und geheimnisvollen Donnerkeilen.
Aktivitäten an grauen Tagen
Langeweile im Urlaub kommt auf Hiddensee auch nicht auf, wenn einmal kein Badewetter angesagt ist. Zwischen April und Oktober kann das Zeltkino besucht werden. Direkt am Hafen von Vitte flimmern Kinderfilme und Filmklassiker über die Leinwand. So ist der Film “Lütt Matten und die weiße Muschel” sogar ein Stück Hiddenseer Filmgeschichte.
Die Hiddenseer Seebühne ist weitgereist. Das Figurentheater gastierte weltweit und gewann dabei mehrere Auszeichnungen. Seit dem Frühjahr 2014 hat die Figurensammlung HOMUNKULUS in Vitte ein festes Domizil gefunden. Die Sommerspielstätte des Berliner Figurentheaters hält Lustiges und Nachdenkliches für Alt und Jung bereit.
Einkaufsmöglichkeiten
In allen Ortsteilen könnt ihr euch mit allen gewünschten Lebensmitteln eindecken. Mit Sicherheit entdeckt ihr auch das ein oder andere Mitbringsel für die Daheimgebliebenen zuhause. Größter Supermarkt der Insel ist jener in Vitte. Am Wallweg ist ein ansprechendes Einkaufszentrum entstanden. Dort könnt ihr auch sonntags einkaufen und das zu Preisen, welche sich vom Festland kaum unterscheiden. Dies war auf Hiddensee nicht immer die Regel, schließlich bedeutet es einen enormen logistischen Aufwand, die Waren täglich frisch auf der Insel anzubieten. Die Bäckerei in Kloster wird bereits in dritter Generation geführt. Brot und Brötchen entstehen nach alten Rezepten und der Rauch des mit Holzkohle befeuerten Backofens weist euch den Weg. Nicht selten stehen Urlauber hier am Morgen Schlange, um Brötchen und Blechkuchen in Empfang zu nehmen. Um das Geschehen auf dem Festland nicht aus den Augen zu verlieren, hält die Bäckerei auch überregionale Tageszeitungen bereit.
Lesestoff
Mit Urlaubslektüre eindecken können sich Feriengäste in einer Vittener Buchhandlung. Wer die besten Inselkrimis lesen möchte und mehr über Hiddenknuddel in Erfahrung bringen will, ist hier richtig. Bücher können auf Hiddensee nicht nur gekauft, sondern auch ausgeliehen werden. Im ehemaligen Rathaus ist die Inselbibliothek untergebracht. Diese öffnet dienstags und donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr ihre Pforten.
Souvenirs
In der Bernsteinwerkstatt in Kloster wird aus dem Gold der Ostsee ansprechender Modeschmuck fertigt. Hier können nicht nur fertige Schmuckstücke gekauft werden, ihr könnt auch ein ganz individuelles Schmuckstück herstellen lassen – am besten aus selbst gefundenem Bernstein. Auch die “Schatzkiste” in Kloster erweist sich als wahre Fundgrube für ausgefallene Mitbringsel aus Edelmetall, Bernstein, Holz oder Kork. In der eigenen Werkstatt entstehen Töpferwaren, Tücher und Schals.
Nachtleben
Hiddensee ist anders, dies wird auch am Abend deutlich. Wenn sich die Strände leeren, kehrt Ruhe ein. So möchten es die Bewohner und so will es das Gesetz. Nachtschwärmer sind aber dennoch unterwegs und genießen die kleine, aber feine Kneipenszene.
Hafenbar Achtern Strom
Zwischen März und Oktober zieht Leben ein in Grieben, dem ältesten Inselort. Der Wirt trägt gerne Matrosenhemden und versammelt Einheimische sowie Urlauber gleichermaßen bei Bier und Kümmelschnaps um den Tresen. Die Hafenbar Achtern Strom öffnet bereits 12 Uhr mittags. Bei regionaler Küche und einem kühlen Blonden lässt es sich besonders gut aushalten – warum nicht sogar bis die Sonne untergeht.
Godewind
Im Godewind in Vitte bleibt niemand lang allein. Die Küche der Szenekneipe ist bis Mitternacht geöffnet. Das Godewind ist eine Institution und hat seit über 100 Jahren geöffnet und zwar ganzjährig. Seit den 1990er Jahren kann hier auch übernachtet werden. Nach Hause geschickt wird niemand, denn eine Sperrstunde kennt das gesellige Lokal nicht.
Buhne XI
Wohin nach einem Tag am Strand? Die kleine Kneipe in Vitte ist für einen kühlen Drink wie auch für einen Grog zum Aufwärmen die richtige Adresse. Die Bedienung hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und Urlauber werden schnell zu Freunden.
Reise-Infos
Hiddensee ist westlich der Insel Rügen und nördlich der Hansestadt Stralsund gelegen. Von Stralsund und Schaprode verkehren Linienschiffe. In den Sommermonaten wird die Insel zusätzlich mit Ausflugsbooten von Breege, Drankse, Wiek und Ralswiek auf der Insel Rügen sowie von Zingst auf dem Festland angefahren.
Für Feriengäste der autofreien Insel sind Großparkplätze am Hafen und am Ortseingang von Schaprode eingerichtet. Vorbuchungen sind dabei jedoch nicht notwendig. Als Langzeitparker könnt ihr auch Garagen anmieten.
Wenn ihr mit dem Flugzeug anreisen möchtet, bestehen von Stuttgart, Frankfurt, München und Köln-Bonn Flugverbindungen nach Rostock-Laage. Es verkehren Shuttlebusse nach Bergen, dem Hauptort Rügens. Öffentliche Nahverkehrsmittel verkehren ganzjährig von Bergen nach Schaprode.
Auf Hiddensee findet ihr vor allem gemütlich eingerichtete Hotels oder Ferienwohnungen. In den Zimmern mit rustikalem Charme könnt ihr euch nach einer langen Wanderung besonders gut entspannen. Wer noch mehr Erholung möchte, findet in einigen Hotels auch entspannende Wellness-Angebote.