Dem Alltag entfliehen und authentische Urlaubsatmosphäre erleben: Das geht auf der zu Italien gehörenden malerischen Insel Procida. Hier wird der Strandalltag mit klassischen Besichtigungstouren und Aktivitäten verbunden.
Überblick
Procida mag unter den üblichen Urlaubszielen weniger bekannt sein, aber gerade das macht die Insel zu einem besonderen Ort. Sie liegt im Golf von Neapel und begeistert mit ihren farbenfrohen Häusern, traumhaften Stränden und atemberaubenden Ausblicken. Die vier Quadratkilometer große Insel ist mit 10.000 Einwohnern zwar recht dicht besiedelt, jedoch werdet ihr hier hauptsächlich auf Einheimische treffen. Eine große Veranstaltung ist die Karfreitagsprozession, die sogar für ehemalige Insulaner ein Grund ist, Procida mal wieder einen Besuch abzustatten. Neben der Insel umfasst die Gemeinde Procida noch das Eiland Vivara im Südwesten.
Wer etwas Geschichte erleben möchte, ist hier ebenfalls richtig. Der Name der Insel könnte vom griechischen Wort „prochetai“ stammen, was „liegen“ bedeutet. Im Laufe der Geschichte wurde Procida oft von sarazenischen Piraten belagert, was die Legende des Erzengels Michael hervorbrachte, der zum Schutzpatron wurde. Dieser verteidigte die Stadt, indem er mit seinem Feuerschwert ein Gewitter auslöste, das die Eindringlinge in die Flucht schlug.
Strände
Am Meer liegen, die Sonne genießen und die Sorgen ziehen lassen – wenn das nicht nach einem guten Plan klingt! Umso besser, dass das zu Kampanien zählende Procida nicht nur einen, sondern gleich mehrere Bilderbuchstrände zu bieten hat.
Spiaggia Chiaia
Diese Badestelle liegt in einer ruhigen Bucht verborgen und ist lediglich über eine Treppe oder vom Wasser aus zu erreichen. Sie dient nicht nur als fantastischer Rückzugsort, sondern bietet auch eine malerische Aussicht auf die Marina di Corricella. Die Spiaggia Chiaia ist einer der längsten Strände auf der Insel und gleichzeitig sehr schmal. Wer sich zwischendurch mit einer kleinen Stärkung verwöhnen möchte, kann sich in zwei Restaurants direkt vor Ort italienische Leckerbissen schmecken lassen.
Spiaggia libera della Chiaiolella
Der Strand befindet sich im Süden von Procida nahe der Insel Vivara, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Er ist die am häufigsten von Urlaubern besuchte Badestelle auf dem Eiland. Für einen erholsamen Tag am Wasser habt ihr hier die Auswahl zwischen kostenlosen sowie kostenpflichtigen Liegeplätzen. Ein großer Pluspunkt: Auch dort, wo ihr nichts bezahlt, gibt es Duschen. Entlang des auch als Ciracciello bekannten Strandes liegen viele verschiedene Lokale und Bars, die euch mit Essen und Erfrischungen versorgen. Außerdem ist der seichte Einstieg ins Mittelmeer die perfekte Gegebenheit für das Schwimmen mit den Kleinen.
Spiaggia Pozzo Vecchio
Diese Badestelle liegt im Westen der Insel und ist auch als „Spiaggia del Postino“ bekannt. Wie an der Spiaggia Chiaia erwartet euch dunkler vulkanischer Sand, hier kommen allerdings noch Steine hinzu. Freut euch darauf, inmitten der unberührten Natur zu schwimmen, romantische Spaziergänge zu unternehmen oder es euch in der anliegenden Bar gemütlich zu machen. Vielleicht erkennt ihr die Kulisse wieder, denn entlang des Strandes wurden 1994 Szenen für den Film „Der Postmann“ gedreht.
Spiaggia di Ciraccio
An der Spiaggia di Ciraccio geht es deutlich ruhiger zu als an der südlich von ihr gelegenen und durch Tuffsteinfelsen getrennten Spiaggia libera della Chiaiolella. Besonders eindrucksvoll ist der Ausblick auf die vorgelagerte Insel Ischia. Der dunkle vulkanische Sand wird von Tuffklippen umrahmt. Zusätzlich gibt es eine eigene Bar, in der ihr mit dem einen oder anderen Erfrischungsgetränk versorgt werdet. Von der Spiaggia di Ciraccio habt ihr übrigens eine gute Sicht auf die Punta Serra, wobei es sich um eine nördlich gelegene Landzunge handelt.
Sehenswürdigkeiten
So klein die Insel ist – es gibt viel zu sehen! Entdeckt die schönsten Sehenswürdigkeiten und spickt die Reise mit Abwechslung.
Abtei San Michele Arcangelo
Das Kloster San Michele Arcangelo thront majestätisch über der Insel und bietet atemberaubende Aussichten auf das Meer. Es ist dem Erzengel Michael gewidmet – dem Schutzpatron von Procida – und gilt als eines der zentralen religiösen und historischen Wahrzeichen. Das Bauwerk, dessen Existenz auf das 14. Jahrhundert zurückgeht, wurde im barocken Stil erbaut und beeindruckt von außen wie von innen durch seine kunstvolle Architektur.
Pfarrkirche San Leonardo
Dieses religiöse Gebäude hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Das dem Heiligen Leonard von Noblat gewidmete Gotteshaus beeindruckt mit einem prächtigen Altar, der mit Gold verziert ist. Im Laufe der Zeit wurde die Kirche mehrmals umgebaut und erweitert, darunter ein Ausbau im 18. Jahrhundert und weitere Maßnahmen im 19. Jahrhundert. In ihrem Inneren befindet sich eine kleine Kapelle, die zu Ehren der Madonna von Pompeji errichtet wurde.
Kirche Santa Maria delle Grazie
Sie befindet sich an der Piazza dei Martiri und ist ein faszinierendes Beispiel barocker Architektur. Das Gotteshaus wurde im Jahr 1679 auf Anordnung von Erzbischof Innico Caracciolo über einer früheren Kapelle errichtet, die der Verehrung der Madonna delle Grazie gewidmet war. Die Sakristei beeindruckt mit ihren wertvollen Intarsienmöbeln und einem kostbaren Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, das die Unbefleckte Empfängnis der Heiligen Lucia und Gaetano da Tiene darstellt.
Palazzo d‘Avalos
Das Kastell stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist zweifellos einen Abstecher wert. Es wurde auf Wunsch der Familie d’Avolos erbaut und war lange Zeit bewohnt. Zwischenzeitlich, um das Jahr 1830 herum, wurden Teile des Gebäudes in ein Gefängnis umgewandelt. Es galt einst sogar als die ausbruchsicherste Strafanstalt des ganzen Landes – kein Wunder, denn immerhin thront es am Rande der Klippen und gibt von dort den Blick auf das blaue Meer und die übrigen Inseln frei. Erst seit 2013 ist das Bauwerk für die Öffentlichkeit zugänglich, sodass ihr auch von dort – dem höchsten Punkt der Insel – alles wunderbar überblicken könnt.
Aktivitäten
Nach dem Sightseeing hättet ihr gerne noch etwas anderes vor? Kein Problem! Ob Insel-Erkundungstouren, Ausfahrten mit dem Boot oder Museumsbesuche: Ihr habt die Qual der Wahl.
Belvedere Elsa Morante besichtigen
Dieser besondere Aussichtspunkt wurde nach der römischen Schriftstellerin Elsa Morante benannt, welche Procida einen ihrer Romane widmete. Er liegt in Terra Murata, wie dieser Teil der Gemeinde Procida heißt, auf rund 90 Metern Höhe und bietet euch einen spektakulären Blick über das Meer sowie den Hafen Corricella. Die Stelle lässt sich einfach zu Fuß erreichen, doch wer sich den Aufstieg sparen möchte, kann auch den Bus nehmen.
Aufenthalt an der Marina di Corricella
Im Nordosten von Procida befindet sich die bereits erwähnte Marina di Corricella. Die Anlegestelle aus dem 17. Jahrhundert ist bekannt und geschätzt wegen der angrenzenden Bauten. Die bunten Häuser mit ihren verschachtelten Terrassen und Veranden, den verwinkelten Treppen und Bögen werden fast den ganzen Tag von der Sonne beschienen und leuchten in prächtigen Farben. Wenn ihr dorthin gehen möchtet, dann beachtet, dass man den Hafen nur über Treppen erreichen kann, die sich entlang der Häuser schlängeln. Parallel zur Küste verlaufende Wellenbrecher schützen die Boote vor Stürmen.
Casale Vascello entdecken
Ganz genau genommen ist der Cascale Vascello kein Stadtviertel im klassischen Sinne. Vielmehr handelt es sich um einen Innenhof, der von einigen mehrstöckigen, bunten Häusern gesäumt ist – was diesen Ort nicht weniger interessant macht! Die gut erhaltene, mittelalterliche Architektur ist ein echter Blickfang. Außerdem wird der Cascale Vascello heute noch von Einheimischen bewohnt. Spaziert bei eurem Stadtbummel vorbei und haltet die Kamera bereit, denn die Farben und der Baustil eignen sich perfekt für ein Foto mit Flair.
Bootstouren unternehmen
Eine Bootstour rund um das Eiland bietet die ideale Gelegenheit, die prächtige Landschaft aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Während ihr über das glitzernde Wasser fahrt, entdeckt ihr versteckte Buchten, schöne Strände und beeindruckende Felsformationen. Innerhalb von anderthalb Stunden erreicht ihr die Nachbarinsel Ischia, wo ihr das Wahrzeichen Castello Aragonese besichtigen oder die weiße Chiesa del Soccorso erkunden könnt. Alternativ entspannt ihr einfach mit Blick auf die malerische Küste.
Insel Vivara besichtigen
Diese Insel ist 2002 zum Naturschutzgebiet ernannt worden und der perfekte Platz, um dem Trubel des benachbarten Procidas zu entkommen. Das südlich von Procida befindliche Vivara ist über eine Fußgängerbrücke erreichbar. Auf den 362 Metern werdet ihr mit einem atemberaubenden Ausblick auf das Meer belohnt.
Einmal angekommen, könnt ihr während eines Spaziergangs durch die Natur nicht nur die Pflanzen bewundern, sondern auch die über 100 verschiedenen Vogelarten beobachten. Wichtig zu wissen ist, dass ihr die Mittelmeerinsel nicht allein besichtigen dürft. Ein Führer wird euch begleiten und vermittelt gleichzeitig Wissenswertes über die Geschichte dieses verwunschenen Ortes.
Museo Casa di Graziella besuchen
Ein Besuch im Museo Casa di Graziella ist wie eine spannende Reise in die Vergangenheit der Insel. Hier wird die mitreißende Geschichte von Graziella erzählt: So soll sich der französische Schriftsteller Lamartine im Jahre 1812 während eines Aufenthalts auf Procida in ein Waisenmädchen verliebt haben. Gemeinsam haben sie unvergessliche Tage miteinander verbracht, bis Lamartine nach Frankreich zurückkehren musste. Er versprach Graziella ein Wiedersehen – doch tragischerweise erkrankte die junge Frau vor seiner Rückkehr an Tuberkulose.
Sie soll ihrem Geliebten jedoch kurz vor ihrem Ableben einen Brief mit einer Strähne ihres wunderschönen Haares geschickt haben. Im Jahr 1849 schrieb Lamartine seine Liebesgeschichte in einem Roman auf. Heute könnt ihr diese Erzählung hautnah im Museum erleben und dabei die authentisch eingerichteten Räumlichkeiten sowie historische Gegenstände aus dem Alltag der Inselbewohner begutachten.
Einen Tagestrip nach Neapel planen
Bei einem Tagesausflug in die geschichtsträchtige und anderthalb Stunden entfernte Millionenstadt am Vesuv erwarten euch viele spannende Eindrücke: Architektur und Kunst von über 2.000 Jahren, majestätische Kirchen und Altare sowie historische Ruinen. Zu den Top-Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem die berühmte, drei Kilometer lange Straße Spaccanapoli, die imposante Kathedrale, das Castel Sant’Elmo oder die Metro-Station Toledo. Außerdem seid ihr in der rund 2.700 Jahre alten Stadt kulinarisch natürlich bestens versorgt – schließlich soll die Pizza Margherita aus Neapel stammen!
Reise-Infos
Habt ihr Lust bekommen, euch von der italienischen Lebensfreude anstecken zu lassen? Dann fehlen nur noch ein paar wertvolle Hinweise, die euch die Planung der Reise nach Kampanien erleichtern. Viel Spaß auf Procida!
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Die beste Reisezeit für die Insel liegt zwischen Mai und Anfang Oktober. Dann ist es angenehm warm, meist sonnig und die Wassertemperaturen steigen auf bis zu 21 Grad Celsius. Während die Hochsaison im Juni langsam beginnt, wird das Eiland im Juli und August so richtig voll, dann haben auch die Italiener Sommerferien. Wer es also gerne ruhiger mag, sollte diese zwei Monate eher vermeiden.
Wenn ihr richtig abschalten und die Atmosphäre genießen möchtet, solltet ihr euch mehrere Tage Zeit nehmen, am besten mindestens eine Woche. Ob ihr euren Aufenthalt auf Procida noch weiter ausdehnen möchtet, bleibt natürlich voll und ganz euch selbst überlassen.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Da keine Direktverbindungen von Deutschland nach Procida angeboten werden, nimmt die Anreise etwas mehr Zeit in Anspruch. Am besten seid ihr beraten, wenn ihr zunächst einen Flug nach Neapel nehmt und vom Airport aus den Hafen ansteuert. Viele deutsche und internationale Fluglinien fliegen in Richtung der Großstadt. Danach geht es mit dem Shuttle-Bus, Taxi oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter Richtung Fähre. Nur noch die Überfahrt trennt euch von eurem Traumreiseziel. Übrigens könnt ihr auch von Pozzuoli oder Sorrent aus übersetzen. Die Ankunft auf Procida ist immer an der Marina Grande. Von hier aus habt ihr die Möglichkeit, mit Bussen oder Taxis weiterzukommen. Mit diesen Verkehrsmitteln bewegt ihr euch auch gut auf der Insel fort. Daneben bieten es sich natürlich an, die Procida zu Fuß zu erkunden.
Essen und Spezialitäten
Ein Urlaub in Italien geht immer mit vielerlei kulinarischen Köstlichkeiten einher. Ihr denkt nur an Pizza und Pasta? Weit gefehlt! Ob leckere Antipasti, knusprige Panini oder reichhaltige Suppen und süße Sünden – freut euch auf frische Zutaten und echte Geschmacksexplosionen. Gönnt euch auf Procida typisch italienisches Gebäck und Törtchen.
Hotels und Unterkünfte
Ob luxuriöse Hotelanlage oder eine gemütliche, kleine Pension – auf Procida werden euch viele verschiedene Unterkünfte geboten. Auch für Familien mit Kindern gibt es hier zahlreiche Angebote zum Wohlfühlen. Entscheidet euch je nach Vorlieben zwischen einer Übernachtung mit Strandnähe oder einer Bleibe mitten im Zentrum. Beachtet jedoch, dass ihr frühzeitig bucht, da in den Sommermonaten die Zimmer schnell vergeben sind.