Östlich der Bretagne und westlich der Normandie gelegen, locken die der britischen Krone direkt unterstellten Kanalinseln Urlauber an, die gerne zwischen den Kulturen wandeln und sich gerne innerhalb rauer Schönheit aufhalten. Auf in den Ärmelkanal zwischen Frankreich und England.
Überblick
Die Kanalinseln findet ihr in der Meeresbucht, die die Bretagne und Normandie voneinander trennt. Deren politische Besonderheit liegt darin, dass sie weder zum Staatsgebiet Großbritanniens noch eine Kronkolonie des Landes darstellen. Stattdessen handelt es sich bei ihnen um Gebiete, die direkt von der Krone verwaltet werden. Diese Sonderstellung ist übrigens mitverantwortlich dafür, dass sich die Inselgruppe im Ärmelkanal als Steueroase etabliert hat.
Touristisch von Bedeutung sind die beiden großen Inseln Jersey und Guernsey sowie die Eilande Sark, Herm und Alderney, zu denen Fährverbindungen bestehen. Daneben existieren noch eine paar unbewohnte mehr oder weniger große Felsen. Die Inseln bringen es auf eine Fläche von knapp 200 km² und bieten fast 170.000 Menschen eine Heimat.
Geschichte
Im Mittelalter gehörte die Inselgruppe zum Herzogtum Normandie. Nachdem dessen Herrscher Wilhelm der Eroberer 1066 König von England wurde, regierten die englischen Monarchen die Kanalinseln in Personalunion bis heute. Von 1940 bis 1945 waren Jersey, Guernsey & Co. unter deutscher Besatzung. Als Teil des Atlantikwalls baute man sie zur Festung aus, wovon heute noch Überbleibsel zeugen.
Strände
Viele Strände befinden sich in Buchten, an deren Enden sich Klippen anschließen. Zudem sind sie häufig nicht oder nur von wenigen Häusern oder sonstigen Gebäuden umstellt, so dass ihr die Naturkulisse voll und ganz genießen könnt.
Vazon Bay
Auf der Nordseite von Guernsey wird die Vazon Bay von allen angesteuert, die den Wind vor Ort zum Surfen oder Drachenfliegen nutzen möchten. Wer noch nie auf einem Brett stand, kann dies in der Surfschule lernen. Auch ganz klassischee Badeurlauber lassen sich hier gerne blicken. Der Strand ist durch eine Mauer aus Naturstein vom Hinterland abgetrennt und verfügt über ein gastronomisches Angebot. Am nördlichen beziehungsweise östlichen Ende der Bucht gibt es einen alten Bunker und ein kleines Fort.
L'Ancresse Bay
Im Nordosten Guernseys wartet des Weiteren L’Ancresse Bay auf Badewillige, Paddler und Surfer. Schaut anderen beim Angeln zu oder werft selbst die Rute aus. Auch das eine oder andere Segelboot lässt sich in der Bucht blicken. Zur touristischen Infrastruktur zählen zwei Parkplätze an den Enden der Bucht, wo sich zusätzlich je ein Fort aus alter Zeit befindet, zwei Kioske und ein Restaurant. Historisch Interessierte werden außerdem einen von zwölf noch erhalten gebliebenen Türmen entdecken, die 1778 und 1779 zur Verteidigung über die Insel verteilt wurden. Außerhalb der Hauptsaison werdet ihr von Oktober bis April Spaziergänger mit Hunden treffen. Dann nämlich ist die Mitnahme der Vierbeiner erlaubt.
Grève de Lecq
In einer kleinen Bucht im Nordwesten von Jersey lockt Grève de Lecq alle jene an, die es mögen, wenn um sie herum wenig Bebauung ist. Vor dem Strand mit dem leicht ins Orange gehenden Sand gibt es drei Parkplätze, um ihn herum ist Wald und zu beiden Seiten wird er von mit Büschen bewachsenen Felsen eingefasst. Es gibt einen Kiosk und öffentliche Toiletten.
St. Brelade’s Bay
Mögt ihr es belebter, begebt ihr euch in den Südwesten Jerseys, wo die St. Brelade’s Bay liegt. Sie ist um einiges länger als Gréve de Lecq und wird außer von Einheimischen auch gerne von Urlaubern aufgesucht. Wenn sie nicht gerade auf dem goldenen Sand faulenzen, sind sie am Plantschen, Wassersport treiben oder lassen es sich in der vorhandenen Gastronomie schmecken.
Derrible Bay
Naturbelassen ist die im Osten von Sark befindliche Deribble Bay. Bei Ebbe kann man auf zwei kleinen Kiesflächen liegen und Höhlen sehen, bei auflaufendem Wasser von den Felsen aus zum Schwimmen ins Wasser gleiten. Dieser Ort eignet sich auch gut zum Schnorcheln. Um die Bucht zu erreichen, müsst ihr erst wenige hundert Meter gehen und dann vorsichtig die Felsen hinuntersteigen. Sind kleine Kinder mit im Urlaub auf den Kanalinseln, ist diese Bucht eher ungeeignet.
Shell Beach
Die kleinste der bewohnten Inseln, Herm, weiß mit dem Shell Beach im Nordosten zu überzeugen. Wie dessen Name vermuten lässt, besteht er aus klein geriebenen, vom Wasser aufs Land gespülten Muscheln. Neben dem feinen Sand findet ihr aber noch genug heile Muscheln, von denen ihr besonders schöne Exemplare bei Bedarf mit nach Hause nehmen könnt. Außer dem Strandkiosk gibt es keine weitere Bebauung im nördlichen Teil Herms.
Sehenswürdigkeiten
Auf den Kanalinseln warten einige Burgen darauf, entdeckt zu werden und steinzeitliche Bauten zeugen von der lang zurückliegenden Besiedlung der Region. Schon früh fanden die Menschen gefallen an ihr.
Mont Orgueil
Oberhalb des Ortes Gorey steht auf Jerseys Ostseite Mont Orgueil. Erstmalig erwähnt wurde die Burg 1212, demnach kann sie auch älter sein. Zu ihrem Namen kam sie, als der Bruder von König Heinrich V. (1386 – 1422) den Anblick des Bauwerks mit “Mont Orgueil” (Stolzer Berg) kommentierte. Am zum Bauwerk gehörenden Harliston Tower könnt ihr das Wappen der englischen Könige erkennen. Als der Englische Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 tobte, diente sie als Gefängnis und später auch als Wohn- sowie Amtssitz des Gouverneurs. Aufgrund ihrer Lage ist die Burg auch unter dem Namen Gorey Castle bekannt.
Elizabeth Castle
Weil Mont Orgueil mit dem Einsatz von Kanonen in der Kriegsführung Jersey nicht mehr verteidigen konnte, machte man sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts daran, Elizabeth Castle zu bauen. Standort ist eine Gezeiteninsel vor Saint Helier im Süden Jerseys. Wer sie von Nahem betrachten möchte, gelangt bei Ebbe trockenen Fußes zu der Burg. In ihr befinden sich unter anderem ein Gouverneurshaus und Paradeplatz, zur Zeit der deutschen Besatzung kam ein Feuerleitturm hinzu.
La Hougue Bie
Der Dolmen La Hougue Bie wurde irgendwann zwischen 3100 und 2600 v. Chr. auf Jersey errichtet, über ihm befindet sich ein 14 m hoher Steinhügel, auf dem im 12. und 16. Jahrhundert zwei Kapellen erbaut wurden. Ein elf Meter langer Gang führt interessierte Besucher zur drei Meter breiten und neun Meter langen Kammer. Möchtet ihr tiefer in die Materie eintauchen, habt ihr im zugehörigen Museum die Gelegenheit dazu.
Hautville House
Auf Guernsey wartet auf Bewunderer des Schriftstellers Victor Hugo das Hautville House in Saint Peter Port. Dort verbrachte er die Jahre 1856 bis 1870, weil er aus Frankreich verbannt wurde. In dieser Zeit vollendete er den Roman “Les Misérables”, von dem der eine oder andere von euch vielleicht schon mal gehört hat. Im Haus befindet sich das Victor-Hugo-Museum, Besucher haben außerdem Zutritt zum “Lookout” genannten Arbeitszimmer im Dachgeschoss und den Garten. Der Schriftsteller bezeichnete sein zeitweiliges Zuhause – die Inseln – als „Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde“.
Victoria Tower
Haltet ihr euch in St. Peter Port auf, steigt die Treppen des Victoria Towers empor. Er erinnert an den Inselbesuch der englischen Königin 1846 und bietet die Gelegenheit, aus etwa 30 m Höhe den Blick über die Insel schweifen zu lassen. Voraussetzung für diese Unternehmung ist, dass ihr euch im Guernsey Museum in Candie Gardens den Schlüssel besorgt. Danach kann es kostenlos zur Turmbesteigung gehen.
The Little Chapel
Ein wahres Kunstwerk lernt ihr bei der Besichtigung von The Little Chapel kennen. Das 4,9 m lange und 2,7 m breite Bauwerk ist das Machwerk eines Ordensbruders aus dem Jahr 1923. Von außen beeindruckt die kleine Kapelle auf Guernsey mit ihrer Verzierung aus Muscheln, Kieseln und Porzellanstücken. Der Eintritt kostet nichts.
Aktivitäten
Für Geschichtsinteressierte ist die Erkundung der Hinterlassenschaften aus der Zeit der deutschen Besatzung spannend. Den Naturliebhabern und Bewegungsfreudigen unter euch wird ebenso etwas geboten.
German Occupation Museum
Im German Occupation Museum auf Guernsey könnt ihr mehr über die Zeit zwischen 1940 bis 1945 erfahren. Es zeigt neben erhalten gebliebenen Waffen anhand einer nachgebauten Ladenzeile und eines Wohnzimmers mit originalen Gegenständen wie die Menschen vor Ort im Zweiten Weltkrieg lebten.
Jersey War Tunnels
An dieser Stelle befand sich die Hohlgangsanlage 8, heute besser unter den Namen Jersey War Tunnels oder German Underground Hospital bekannt. Das als Munitionsdepot und Lazarett dienende Areal liegt bis zu 50 m tief unter der Erdoberfläche. Wer sich hierhin wagt, kann mehr als 1.000 m Tunnel erkunden, die einst von Zwangsarbeitern gegraben werden mussten. Es gibt eine Teils interaktive Ausstellung und es kann ein zum Kriegsende noch unfertiger Tunnel besichtigt werden.
Alderney Wildlife Trust Bunker
Der Alderney Wildlife Trust Bunker befindet sich an der Südküste der nördlichsten bewohnten Kanalinsel und ist für die Geschichts- und Naturinteressierten unter euch bedeutsam. Informationstafeln klären über seine Vergangenheit und die Natur der Umgebung auf. Von ihm aus habt ihr nicht nur eine gute Sicht auf die anderen Eilande, ihr könnt auch prima die Vögel der Umgebung beobachten. Dazu nehmt ihr einfach eines der bereitgestellten Ferngläser. Der Bunker steht am Rande des Val du Saou mit Laub- und Mischwald.
Am und auf dem Wasser
Lasst euch bei einer Küstenwanderung entlang der Klippen eine frische Meeresbrise um die Nase wehen und folgt dabei ausgeschilderten Routen, wenn ihr das Panorama mit festem Boden unter euren Füßen genießen möchtet.
Alternativ setzt ihr euch in ein Kajak und paddelt entlang der unterschiedlichen Inseln. Im Rahmen geführter Touren passiert ihr interessante Orte, darunter Höhlen. Alternativ leiht ihr euch ein Stand Up Paddle Board und erkundet auf eigene Faust die Gegend. Zerklüftete Felsküste wechselt sich ab mit sandigen Stränden in Buchten.
Ohne Muskelkraft geht es bei einer Katamaranfahrt mit Start von Guernsey aus auf Entdeckungstour, bei der ihr auf Papageientaucher, Robben und Delfine in den Gewässern zwischen den Kanalinseln stoßen könnt.
Reise-Infos
Wenn euch jetzt nichts mehr vom Urlaub auf den Kanalinseln abhalten kann, dann lest noch schnell, aber aufmerksam, die Reise-Infos durch. Auf diese Weise gut vorbereitet, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Reisevorbereitung
Für die Einreise auf die Kanalinseln benötigt ihr einen Reisepass, bezahlen könnt ihr mit dem Britischen Pfund. Wundert euch nicht, wenn ihr als Wechselgeld Guernsey-Pfund oder Jersey-Pfund ausgehändigt bekommt, die denselben Wert haben wie das Zahlungsmittel auf den Britischen Inseln.
Amtssprachen auf den Kanalinseln sind Englisch und Französisch. Daneben wird von einigen Einheimischen noch das vorm Aussterben bedrohte sogenannte Jersey-French gesprochen, das in der Schule als Nebenfach belegt werden kann.
Anreise
Auf die Kanalinseln gelangt man per Zwischenstopp in London, sowohl Jersey als auch Guernsey haben einen Flughafen. Während ihr für einen Flug nach Jersey insgesamt viereinhalb Stunden braucht, benötig ihr siebeneinhalb Stunden, um nach Guernsey zu gelangen. Von den Flughäfen kommt ihr per Bus, Taxi oder Mietwagen innerhalb kurzer Zeit zu eurer Unterkunft auf einer der beiden Inseln. Zwischen Guernsey und Herm, Guernsey und Sark, Guernsey und Jersey sowie Guernsey und Alderney bestehen Fährverbindungen.
Beste Reisezeit
Im Zeitraum von Juli bis September empfangen euch die Kanalinseln mit einer Höchsttemperatur von etwa 18 °C. Das ist für den einen oder anderen Urlauber warm genug, um kurze Kleidung anzuziehen. Der Juni und Oktober bringen es immerhin noch auf 16 °C, da sind lange Sachen schon angebrachter. Den Rest des Jahres ist das Tragen einer Jacke definitiv sinnvoll, dann fällt außerdem am meisten Niederschlag. Wem 19 °C beziehungsweise 18 °C Wassertemperatur reichen, der reist im August oder September an. Bedingt durch den starken Tidenhuben kann sich das Wasser nicht so stark erwärmen wie anderswo.
Essen und Spezialitäten
Zwar gehören die Kanalinseln der britischen Krone, wer jedoch Vorurteile gegenüber dem Essen der Briten hegt, wird hier eines Besseren belehrt werden. Jersey und Guernsey rühmen sich ihrer Kühe, deren Milch zu leckeren Produkten weiterverarbeitet wird, darunter Käse, Butter und Eis, was ihr zum Nachtisch in einem der Restaurants schlecken könnt. Selbstverständlich könnt ihr euch auch an Gerichten aus fangfrischem Fisch und Meeresfrüchten laben. Freunde von Erdäpfeln sollten die Jersey Royals probieren, eine Kartoffelsorte, die von der gleichnamigen Insel stammt.
Hotels und Unterkünfte
Auch auf den kleineren der fünf bewohnten Kanalinseln stehen Hotels, so dass ihr nicht gezwungen seid, Herm, Sark oder Alderney nur im Rahmen von Tagesausflügen zu besuchen. Neben den häufig vertretenen 3- und 4-Sterne-Unterkünften gibt es auf der Inselgruppe sogar welche mit fünf Sternen, solltet ihr es besonders komfortabel mögen.