Bei eurer Reise ins Land der aufgehenden Sonne gibt es neben den bekannten Magneten wie Tokio und Kyoto auch weniger populäre Urlaubsorte, die mit ihrem ganz eigenen Charme überzeugen. Das traditionelle Japan schließt ihr in Kanazawa mit Sicherheit sofort in eure Herzen! Wir stellen euch die Highlights vor.
Überblick
Auf Honshū, der Hauptinsel von Japan, unmittelbar an der Küste, liegt die Großstadt Kanazawa am Japanischen Meer. Die Gemeinde in der Präfektur Ishikawa hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Geheimtipp für Reisende entwickelt, die nach authentischen Erlebnissen suchen und den hektischen Trubel der großen Metropolen etwas meiden möchten.
Kanazawa wird oft mit Kyoto verglichen, da auch dort viele historische Gebäude, Tempel, Schreine und Gärten zu finden sind. Es war während der Edo-Zeit (1603–1868) eine äußert wohlhabende Stadt, die von der Maeda-Familie geführt wurde. Zahlreiche antike Spuren dieses Samurai-Clans lassen sich bis heute in der Architektur und in der Kunst der Region wiederfinden. Schöne Beispiele sind die Burg Kanazawa oder die Gartenanlage Kenroku-en.
Strände
Kanazawa hat neben kulturellen Highlights auch malerische Küstenabschnitte zu bieten. Es spricht also nichts dagegen, einen sonnigen Tag abseits von Museen, Teezeremonie und Tempelbesichtigung einzuplanen und stattdessen den Sand unter den Füßen zu genießen.
Gongemori Beach
Der Strandabschnitt gehört zur Uchinada-Küste, liegt jedoch etwas abseits und wird daher seltener von internationalen Gästen besucht. Genau deshalb eignet er sich besonders gut für alle, die etwas Abstand zu anderen Sonnenbadenden suchen und beim Blick zum Himmel die Ruhe genießen möchten. Die umliegende Natur verstärkt das Gefühl der Abgeschiedenheit und lädt zu entspannten Spaziergängen ein. Auffallend für diesen Ort: violette Veilchen wachsen hier fast überall.
Uchinada Coast
Direkt außerhalb des Stadtkerns beginnt dieser sehr breite Abschnitt, der an hiesige Nordseestrände erinnern vermag. Ihr erreicht ihn bequem vom Bahnhof im Zentrum aus und seid nach weniger als 20 Minuten unmittelbar am Japanischen Meer. Vorfinden werdet ihr einen weiten Sandstrand, der durch Bars und Grillplätze aufgelockert wird. Sowohl das Schwimmen im kühlen Nass als auch Wassersport sind erlaubt. Bestaunt währenddessen die imposanten Drachen, welche die schönsten Formen und Farben haben und von erfahrenen Experten in die Lüfte geschickt werden.
Tokumitsu Beach
Südlich von Kanazawan gelegen, findet ihr diesen Strand samt belebter Umgebung vor. Ihr habt die Möglichkeit, am Meer zu entspannen, in kleinen Restaurants zu essen und Snacks sowie typische Souvenirs aus Japan zu kaufen. Dank dem in direkter Nähe gelegenen Parkplatz könnt ihr den Weg zur Küste bequem mit einem Mietwagen zurücklegen. Wichtig: Das Schwimmen ist auf die Sommermonate Juli und August beschränkt. Doch Spaziergänge oder Aktivitäten sind ganzjährig möglich.
Sehenswürdigkeiten
Kanazawa ist ein beliebtes Reiseziel, denn die japanische Stadt bietet eine Mischung aus Geschichte, Kultur und Kunst.
Burg Kanazawa
Dieses Anwesen war einst der Wohn- und Verwaltungssitz des Maeda-Clans. Erbaut wurde die gesamte Anlage in mehreren Etappen am Ende des 16. Jahrhunderts. Über die Zeit hinweg gab es viele Veränderungen, sodass heute nur noch das „Ishikawa-Tor“ und ein traditionelles Langhaus als originale Elemente erhalten sind. Dank aufwendiger Restaurierungsarbeiten und beständiger Pflege vermittelt das Schloss weiterhin einen lebhaften Eindruck der damaligen Epoche und ist für Besucher zugänglich. Zur Anlage gehört außerdem der Gyokusen‘inmaru Garten, der bei einem Spaziergang mit Seeblick und Teehaus für eine schöne Atmosphäre sorgt.
Oyama Schrein
Nur ein paar Schritte entfernt, könnt ihr ein altehrwürdiges japanisches Eingangstor entdecken, welches euch zu dieser Kultstätte führt. In der Landessprache nennt man diese speziellen Eingänge „Torii“. Wenige Treppenstufen leiten euch zum Shintō-Schrein. Dieser verehrt den 1599 verstorbenen General Maeda Toshiie. Er ging als ein Samurai und zentrale Persönlichkeit des Maeda-Clans in die Geschichte ein. Mit einem Auge für Architektur fällt auf, dass der Durchgang zum Schrein sowohl japanische und chinesische als auch europäische Elemente besitzt. Lasst währenddessen die verwunschenen Holzwege auf euch wirken, die euch über einen Teich führen.
Higashi Chaya Distrikt
Für alle, die von der Vielfalt japanischer Tee-Spezialitäten nicht genug bekommen können, ist ein Besuch im „Teehaus-Viertel“ Pflicht. Ihr werdet von einem gut erhaltenen, historischen Charme empfangen, der die Edo-Epoche aufleben lässt. Während ihr durch den Stadtteil spaziert, laden euch rechts und links der Wege viele Teehäuser mit offenen Türen dazu ein, eine Auszeit zu nehmen und bei einer Tasse des traditionellen Aufgussgetränks zu entspannen.
Tipp: Es empfiehlt sich, eine englischsprachige Führung durch den Ortsteil zu buchen, um mehr über die Geschichte zu erfahren und dabei die schönsten Häuser zu sehen.
Myoryuji-Tempel
Der Buddhismus und der Shintō sind die beiden wichtigsten Religionen in Japan. Ebenso sehenswert wie der bereits vorgestellte Schrein ist dieser buddhistische Zufluchtsort. Viele Urlauber lernen die Sehenswürdigkeit unter ihrem Spitznamen „Ninja Tempel“ kennen, denn die Anlage besitzt eine ausgeklügelte Architektur samt versteckter Fallen, Geheimtüren und Fluchtwege. Tatsächlich handelte es sich einst um eine Verteidigungseinrichtung der Maeda-Samurai. Heute können Besucher ganz unbesorgt während einer Führung in die Baukunst eintauchen.
Aktivitäten
Es gibt viele Möglichkeiten, den Charme der Stadt auf sich wirken zu lassen und dabei unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.
Den Kenroku-en besuchen
Übersetzt bedeutet dieser Begriff ganz einfach „Garten“, welches der verwunschenen und romantischen Anlage jedoch beinahe nicht gerecht wird. Angelegt im 17. Jahrhundert und ab 1874 der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, gilt er neben den Parks Kōraku-en in Okayama und Kairaku-en in Mito als eine der drei schönsten grünen Lungen des Landes.
Das Exemplar in Kanazawa erfüllt nach asiatischer Lehre die sechs Anforderungen an Perfektion in der Landschaftsgestaltung: Weitläufig- und Abgeschiedenheit, Kunst und Althergebrachtes sowie fließendes Wasser und einen Panoramablick. Beliebtes Fotomotiv ist der Hisago-ike-See samt Wasserfall und der Kasumi-ga-ike-Teich mit seiner zweibeinigen Laterne aus Stein (Kotoji-toro). Zwei weitere Attraktionen im Park sind ein Springbrunnen mit dreieinhalb Metern Höhe und die Villa Seisonkaku. Bei einem Besuch im Winter fallen euch bestimmt die Reisstrohkonstruktion auf, die extra aufgebaut werden, um die Zedernbäume vor Schneelasten zu schützen.
21st Century Museum of Contemporary Art
Wer Tradition und Moderne liebt, wird in an diesem Ort auf seine Kosten kommen, denn die Kunsthalle ist seit 2004 Teil des historischen Kanazawa. Sie befindet sich im Stadtzentrum, nur wenige Minuten vom Kenroku-en entfernt und wurde als rundes Gebäude angelegt. Der Gedanke dahinter: Kunst hat viele Facetten und will aus vielen Blickwinkeln betrachtet werden. Während die Werke zeitgenössischer Meister regelmäßig wechseln, gibt es in der Dauerausstellung weitere Malereien. Als Must-see gilt „The Swimming Pool“ von Leandro Erlich. Die faszinierende Installation lässt den Eindruck entstehen, dass Besucher unter einem gigantischen Schwimmbecken entlanggehen.
Auf dem Ōmichō Markt schlemmen
Bereits in der Edo-Ära gab es in der wohlhabenden Hafenstadt einen großen Warenhandel. Damals wie heute ist er unter dem Namen Ōmichō Ichiba bekannt. Spaziert ihr über das Areal, erwarten euch mehr als 200 Geschäfte sowie Restaurants. Wer authentisch genießen möchte, ist an diesem Ort goldrichtig und kann beispielsweise fangfrische Fische und Meeresfrüchte probieren. Für die Fernweh-Momente nach der großen Reise könnt ihr euch auch abgepackte Gewürze und Snacks sowie Souvenirs als Erinnerungsstücke kaufen.
Ohno Karakuri Memorial Museum
Im Nordwesten von Kanazawa befindet sich Ohno-machi, ein kleiner Stadtbereich direkt an der Küste. Es erwartet euch eine ganz besondere Sammlung, die euch ins Staunen versetzen wird. Das große Gebäude widmet sich den Werken von Ono Benkichi, einem Handwerksmeister der Edo-Zeit, welcher mechanische Puppen anfertigte. Die Meisterwerke aus Holz werden mit Federn in ihrem Inneren aufgezogen und können sich so bewegen.
So springen winzige Holzfrösche über den Boden, junge Puppendamen servieren Tee oder geschnitzte Krieger schießen mit Pfeil und Bogen. Sie waren einst beliebte Elemente im traditionellen Puppentheater oder beim Kabuki („Gesang und Tanz“) und sind heute begehrte Sammlerstücke.
Reise-Infos
Ein Besuch der Hafenstadt Kanazawa gehört nun fest zu eurem Plan? Für einen Ablauf mit wenig Stress geben wir euch noch ein paar Tipps mit auf den Weg, bevor eure Reise nach Japan losgehen kann.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Kanazawa ist das gesamte Jahr über lohnenswert. Im Frühling erlebt ihr die Kirschblüte in Japan und die Landschaftsgärten zeigt sich in voller Pracht. Im Herbst verzaubern die feuerroten Ahorn-Blätter und der Winter bringt romantische Lichter und gemütliche Stunden in Gasthäusern mit sich. Wer kein Problem mit vermehrtem Niederschlagsrisiko hat, kann die Regenmonate Juni bis August in die Planung einbeziehen und nasse Tage gezielt für die Museumsbesuche reservieren.
Für eine Erkundung der Stadt, der Strände sowie der Umgebung solltet ihr schon allein aufgrund der langen Anreise zwei Wochen vor Ort verbringen.
Reisevorbereitung
Zwei Dinge sind besonders wichtig: ein gültiger Pass und Bargeld in der Währung Yen. Ersterer ist zwingend notwendig, um bei der Ankunft eine kostenfreie Aufenthaltsgenehmigung (90 Tage, verlängerbar auf 180 Tage) zu erhalten. Ein paar Scheine und Münzen empfehlen sich, um in kleinen Geschäften und an Automaten etwas zu kaufen. Hotels, Kaufhäuser und Museen akzeptieren aber in der Regel Kartenzahlungen.
Eine weitere Empfehlung: Überlegt euch, einen Japan Rail Pass für Reisen zu den Stränden oder anderen Ausflugszielen zu erwerben. Er ist keine Pflicht, doch möchtet ihr euch ohne Auto fortbewegen, spart ihr als Urlauber viel Geld.
Sprache und Verständigung
Die Kinder in Japan lernen Englisch bereits in der Schule. Daher werdet ihr immer einen freundlichen Menschen finden, der bei Fragen hilfsbereit zur Seite steht. Selbst wenn eine Sprachbarriere bestehen bleibt, sind die Einheimischen stets bemüht, zu helfen. Viele Beschilderungen sind zudem zweisprachig, sodass ihr die wichtigsten Informationen in öffentlichen Einrichtungen, an Straßen und in Museen auch auf Englisch vorfindet.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Nach eurem Flug landet ihr an einem der internationalen Flughäfen Japans, oftmals mit Komatsu als Ziel. Stellt euch allerdings darauf ein, dass ihr einen oder zwei Zwischenstopps einlegen und umsteigen müsst. Allerdings fährt der Hochgeschwindigkeitszug „Shinkansen“ durch ganz Japan, weshalb ihr auch wunderbar einen anderen Landeplatz ansteuern könnt und in Windeseile an euer Ziel gelangt.
Essen und Spezialitäten
In Japan gibt es nur Sushi? Das mögen manche denken, doch es stimmt natürlich nicht. Die japanische Küche hält eine Vielzahl an kalten und warmen Speisen sowie den weltberühmten Sake namens Nihonshu (Reiswein) bereit. Probiert Yakitori (Fleisch-, Fisch-, Gemüse- oder Hühnchenspieße) oder Omuraisu (Reis-Omelett), gönnt euch wärmende Ramen (Nudelsuppe) und Nachspeisen wie Mochi aus Klebereis und den super leckeren Rührkuchen Castella.
Hotels und Unterkünfte
Es gibt etliche Übernachtungsmöglichkeiten in allen Budgetklassen. Die Zimmer in klassischen Quartieren sind meist relativ klein, jedoch sehr gepflegt. Alternativ könnt ihr euch etwas gönnen und in eine große Anlage samt Spa-Bereich einkehren. Wählt ihr ein Domizil im Korinbo-Viertel, seid ihr sehr zentral und erreicht die schönsten Sehenswürdigkeiten wie die Burg, den Kenroku-en und die Museen zu Fuß.