Kaunas in Litauen besichtigen

Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens, liegt malerisch am Zusammenfluss von Memel und Neris. Die historische Bedeutung, gepaart mit einer lebendigen Gegenwart, macht den Ort zu einem faszinierenden Reiseziel.

Litauens ehemalige Hauptstadt Kaunas liegt im südlichen Teil des Landes und ist die Heimat von über 300.000 Menschen. Ihre Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück und ist eng mit der strategischen Lage verbunden. Denn dadurch wurde Kaunas zu einem wichtigen Handels- und Verteidigungszentrum. Die Stadt hat im Laufe der Jahrhunderte viele kulturelle Einflüsse erlebt, und zwar von litauischer, deutscher, polnischer sowie sowjetischer Seite. Das historische Zentrum ist ein lebendiges Museum und beeindruckt die Besucher mit seinem charmanten Kopfsteinpflaster, den malerischen Plätzen und einer Fülle von gut erhaltenen Gebäuden aus verschiedenen Epochen.

Im historischen Zentrum von Kaunas finden sich beeindruckende architektonische Relikte aus der Zeit der Christianisierung, die durch die Anwesenheit der deutschen Ordensritter erhalten geblieben sind. Hier sind unsere Empfehlungen, um die reiche Geschichte und Kultur der Stadt zu entdecken.

Die Burg Kaunas steht direkt an der Mündung der Neris in die Memel und ist Litauens älteste Steinburg mit zwei Reihen von Wehrmauern. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut, um die Stadt vor Angriffen der Kreuzritter zu schützen und stellt ein bedeutendes historisches Wahrzeichen dar. Aus der Siedlung um die Festung entstand die heutige Stadt. Wenn ihr euch für die Zeit des Mittelalters interessiert, könnt ihr das beherbergte Museum besuchen. In der Nähe befindet sich ein großzügiger Park mit weiteren Sehenswürdigkeiten wie einem heidnischen Opferaltar und einer Kirche.

Die Kathedrale der Heiligen Peter und Paul gilt als Litauens größtes gotisches Sakralbauwerk. Trotz seiner Entstehung im 15. Jahrhundert und als einzige gotische Kirche im Bautyp einer Basilika zeigt das Gebäude architektonische Einflüsse aus verschiedenen Epochen. Mit neun Altären und der eindrucksvollen Kapelle des Heiligen Sakraments verfügt sie über bedeutende Gräber wie die des Dichters Jonas Mačiulis-Maironis und des ersten Kardinals Litauens, Vincentas Sladkevičius. Die prachtvolle Orgel des Komponisten Juozas Naujalis ist ein weiteres Highlight, welches ihr besichtigen könnt.

Das Kaunasser Rathaus, erbaut 1542, vereint gotische, barocke und klassizistische Elemente und ist für seinen hohen Turm bekannt, auch als „Weißer Schwan“ bezeichnet. Das Gebäude diente verschiedenen Zwecken, in den Räumlichkeiten fanden Märkte und Gerichtsprozesse statt und es gab Gefängniszellen sowie Lagerstätten. Mittlerweile ist es ein Stadtmuseum. Ein Besuch bietet Einblicke in die Geschichte und Kultur von Kaunas, darunter in die Arbeit des Puppentrickfilmers Wladyslaw Starewicz, der hier tätig war.

Nahe dem Rathaus findet ihr die St. Franz-Xaver-Kirche, auch Franziskuskirche genannt. Der Bau wurde im Jahr 1720 fertiggestellt und besticht mit seinen spätbarocken Elementen und zwei hohen Türmen. Die 1722 von Jesuiten geweihte Kirche hat eine bewegte Vergangenheit und fungierte nicht immer als Gotteshaus. Zur Sowjetzeit diente das prachtvolle Gotteshaus sogar als Sporthalle. Doch es wurde schließlich im Jahr 1989 an die Jesuiten zurückgegeben, die drei Jahre später die Renovierung des Gebäudes veranlassten.

Ursprünglich im neobyzantinischen Stil als russisch-orthodoxe Militärkathedrale erbaut, begeistert dieses später dann römisch-katholische Kirchengebäude mit seiner einzigartigen Architektur. Denn sie ist geprägt von einer Mischung aus korinthischen Säulen und neobyzantinischen Elementen. Die Kirche, heute ein Symbol litauischer Geschichte und Kultur, beeindruckt mit ihrer imposanten Kuppel aus Stahlbeton. In den vier kleineren Kuppeln sind insgesamt zwölf Glocken versteckt. Im Inneren der Kirche erwarten euch Gemälde, ein Altar aus Glas und eine reiche Sammlung von Säulen und Pilaster.

Als Kaunas im Jahr 1919 übergangsweise zur Hauptstadt ernannt wurde, diente der Bau als Wohn- und Regierungssitz des Präsidenten. Das Gebäude existiert allerdings schon seit 1846. Der Palast hat eine reiche Geschichte, so hielt sich Kaiser Wilhelm II. während des Ersten Weltkriegs dort auf. Heute ist ein Museum in dem historischen Bau untergebracht und im Innenhof findet ihr die Skulpturen der ersten drei Präsidenten der Litauischen Republik.

Etwa 15 Minuten Autofahrt von Kaunas’ Zentrum entfernt liegt das Neunte Fort (IX Fortas), eine bedeutende Gedenkstätte am westlichen Stadtrand. Ursprünglich als Verteidigungsanlage im zaristischen Russland erbaut, diente es später den Nationalsozialisten als Konzentrationslager. Heute beherbergt es ein Museum, das an die Opfer des Holocausts erinnert. Das Fort ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte und bietet faszinierende Einblicke in die dunklen Kapitel der Vergangenheit. Ein Besuch ist nicht nur historisch aufschlussreich, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur.

Abgesehen vom Bewundern der historischen Bauwerke bietet Kaunas eine wundervolle Mischung aus Aktivitäten und Geschichte. Museen vermitteln spannendes Wissen zur Stadt. Doch auch für diejenigen, die nicht unbedingt daran interessiert sind, hat Kaunas einiges zu bieten.

Wenn ihr durch die Stadt schlendert, werdet ihr unweigerlich auf Streetart stoßen. An jeder Ecke könnt ihr Kunstwerke an Häusern und Mauern bewundern. Die genaue Entstehungszeit des ersten Graffitos in Kaunas ist schwer festzustellen, aber es wird vermutet, dass die frühesten Werke aus der Sowjetzeit stammen. Besucht die Hofgalerie, um Kunstwerke wie den „Rosa Elefanten“ des Künstlers Vytenis zu bestaunen oder betrachtet die 440 Quadratmeter große Zeichnung namens „Fluxus-Ministerium“ von Tada Šimkus und Žygimantas Amelynas. Die ganze Stadt ist voller Kunstwerke – schaut doch mal, wie viele ihr entdecken könnt!

Bei einem Besuch in Kaunas entsteht durch die beiden Flüsse schnell der Eindruck, dass ihr euch in Nähe der Ostsee befindet. Und tatsächlich könnt ihr im Sommer an einigen Stellen ins kühle Nass springen. Dafür eignet sich etwa der See Lampėdžiai. An dessen Strand könnt ihr die Sonne genießen oder mit Kajaks und Tretbooten auf dem Wasser aktiv werden. Auch Wasserski könnt ihr vor Ort fahren.

Das Nationale Mikalojus-Konstantinas-Čiurlionis-Kunstmuseum in Kaunas ist ein Schatz der litauischen Kultur. Benannt nach dem gleichnamigen Mann, beherbergt es eine umfangreiche Sammlung seiner Werke, aber auch andere Künstler werden gewürdigt. Neben Gemälden und Skulpturen bietet das Museum Einblicke in das Leben und Schaffen von Čiurlionis. Es ist ein Anlaufpunkt für Kulturliebhaber, die die reiche künstlerische Tradition Litauens kennenlernen möchten.

Das Atombunker-Museum liegt circa fünf Kilometer von der Innenstadt entfernt. Der Bau beherbergt ehemalige Schutzräume sechs Meter unter der Erde. Mit zahlreichen voll funktionsfähigen Exponaten bietet er einen faszinierenden Einblick in die Zeit des Kalten Krieges. Die Sammlung umfasst Gasmasken, Strahlungsmessgeräte, Luftschutzsirenen, chemische Laboreinrichtungen und vieles mehr. Besucher können auch geheime Überwachungsanlagen und Geräte erkunden, die vom NKWD, dem KGB und militärischen Sondereinheiten verwendet wurden.

Die Seilbahnen sollten einen erheblichen Anteil zur Verbesserung der damaligen Infrastruktur beitragen. Die Linie Alektsotas verband das Zentrum mit dem gleichnamigen Stadtteil. So sollte das schlecht erreichbare Viertel mit wenig Wohnhäusern gefördert werden. Seit 1935 offiziell eröffnet, könnt ihr auch heute noch eine Fahrt in den historischen Waggons unternehmen. Damit zählt sie sogar als älteste noch betriebenen Schrägseilbahn in Europa.

Auf einer Fläche von 62,5 Hektar beheimatet der Garten der Vytautas Magnus Universität eine wundervolle Vielfalt von über 14.700 Pflanzenarten. Neben botanischen Sammlungen bietet er ein reiches Programm an Veranstaltungen wie Messen, Faschingsfesten und mehr. Schlendert einfach durch die Idylle der Anlage, lauscht dem Singen der Vögel und beobachtet das lebendige Treiben der Natur. Besonders im Sommer, wenn die Sonne scheint, entfaltet der Garten seine volle Schönheit. Die Wege und offenen Wiesen laden zum Verweilen und Entspannen ein, während ihr die Vielfalt der Pflanzenwelt genießen könnt.

Akropolis ist ein Einkaufszentrum, was zum Schlendern anregt. In der Nähe der Memel und Žalgirio Arena gelegen, bietet es auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern ein breites Angebot an Geschäften, Restaurants und Freizeitmöglichkeiten.

Direkt in der Altstadt solltet ihr unbedingt die Laisvės alėja besuchen. Diese charmante Meile ist mit Juweliergeschäften, Designerboutiquen und gemütlichen Cafés gesäumt und bietet somit ein einzigartiges Einkaufserlebnis.

Wer die malerische Landschaft um die Stadt entdecken möchte, sollte eine Wanderung entlang des Kaunasser Meers einlegen. Ein zwei Kilometer langer Weg führt durch den Wald von Pažaislis, vorbei an einem prächtigen Kloster und endet in der Nähe eines Jachtclubs. Genießt Ausblicke auf den See und nutzt die Gelegenheit, an den dafür vorgesehenen Rastplätzen zu entspannen.

Für die Abenteuerlustigen unter euch gibt es zahlreiche Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen. Ein beliebter Weg ist der Quellenpfad durch den Kačerginė-Wald. Genießt die Vogelbeobachtung und lasst euch von der Natur verzaubern, während ihr unterwegs seid. Wenn ihr auf dem Jakobsweg wandern wollt, gibt es ebenfalls eine Option mit Startpunkt in Kaunas. Dieser führt über Gnesen bis nach Görlitz oder Frankfurt an der Oder und weist eine Länge von mehreren hundert Kilometern auf.

Etwa eine Stunde Autofahrt von Kaunas entfernt liegt die litauische Hauptstadt Vilnius. Sie ist reich an Geschichte und bietet eine beeindruckende Vielfalt an Sehenswürdigkeiten. Das historische Zentrum, ein UNESCO-Weltkulturerbe, begeistert mit seinen engen Gassen, gotischen Kirchen und barocken Gebäuden. Der Gediminas-Turm auf dem Hügel der Oberstadt bietet einen malerischen Ausblick. Hier könnt ihr die imposante Kathedrale von Vilnius mit ihrem Glockenturm erkunden oder die prächtige Kirche St. Anna besichtigen. Für Kulturinteressierte lohnt sich das Litauische Nationalmuseum oder das Museum für angewandte Kunst und Design.

Zum Abschluss geben wir hilfreiche Hinweise, damit eurem Urlaub in Litauen nichts im Weg steht. Wir wünschen viel Spaß!

Wenn ihr Kaunas bei besonders gutem Wetter besuchen möchtet, sind die Monate Juli und August die beste Wahl. Die Durchschnittstemperatur liegt dann bei 23 Grad Celsius. Im Winter kann es ziemlich kalt werden. Der Januar ist mit minus vier Grad Celsius im Durchschnitt der kälteste Monat, doch auch bei Schnee kann Kaunas überzeugen und verwandelt sich in eine märchenhafte Stadt.

Die optimale Aufenthaltsdauer richtet sich danach, wie viel ihr entdecken möchtet. Für einen kurzen Besuch, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden und die Atmosphäre zu erleben, reichen zwei bis drei Tage aus. Für eine gründlichere Erkundung der Stadt und ihrer Umgebung empfiehlt sich ein längeres Zeitfenster von etwa einer Woche.

Litauisch ist die Amtssprache in Litauen und wird von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen. Englisch ist ebenfalls weit verbreitet, sodass problemlose Kommunikation möglich ist. Viele junge Litauer sprechen es und können sich gut verständigen.

Dennoch ist es eine nette Geste, einige litauische Wörter und Phrasen zu lernen, um höflich und respektvoll zu interagieren. Die Einheimischen schätzen es oft, wenn Besucher sich bemühen, ihre Sprache zu nutzen.

Für die Anreise stehen euch verschiedene Optionen zur Verfügung. Der Flughafen Kaunas bedient zahlreiche Inlands- und Auslandsflüge und liegt etwa 15 Kilometer südlich der Stadt. Alternativ nutzt ihr den Flughafen Vilnius, der etwa 100 Kilometer entfernt ist, und gelangt von dort aus mit dem Zug, Bus oder einem Mietwagen nach Kaunas.

In der Stadt selbst könnt ihr euch bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie etwa Bussen fortbewegen. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Taxis, die in Kaunas relativ erschwinglich sind. Wenn ihr Ausflüge außerhalb plant, ist die Anschaffung eines Mietwagens eine praktische Wahl.

Die litauische Küche ist vielfältig und wird euch sicherlich nicht hungrig nach Hause gehen lassen. Lokale Spezialitäten, die ihr unbedingt probieren solltet, sind „Cepelinai“ (Kartoffelklöße, mit Fleisch oder Käse gefüllt), „Šaltibarščiai“ (kalte Rote-Bete-Suppe) und „Kibinai“ (herzhafte Teigtaschen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung). Vergesst auch nicht, die örtlichen Bäckereien zu besuchen, um frisches Brot zu kosten.

Wenn die Lust auf euren nächsten Urlaub geweckt ist, dann könnt ihr euch der Auswahl der Unterkunft widmen. Von luxuriösen Hotels bis hin zu gemütlichen Pensionen gibt es für jeden Reisenden etwas Passendes. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland oder anderen Ländern tendenziell günstiger. Daher müsst ihr euch bei einem kleinen Budget keine Sorgen um eine Unterkunft machen.