Alljährlich, wenn die Kirschbäume in Japan blühen, beginnt Hanami, die Zeit der Kirschblütenfeste. Eine Reise ins Land der aufgehenden Sonne ist dann besonders lohnenswert, denn die Bäume sehen atemberaubend aus. Alles, was ihr zur Kirschblüte in Japan wissen solltet, erfahrt ihr hier.
Überblick
Wenn es um die Kirschblüte in Japan geht, fallen zwei Begriffe gleichzeitig: Hanami und Sakura. Sakura (桜) ist das japanische Wort für Kirschblüten. Würde man das Schriftzeichen übersetzen wollen, dann würde 桜 für einen Baum stehen, der eine Halskette trägt. Die Blüten der Kirschbäume liegen wie Halsketten um die Zweige der Bäume.
Hanami (花見) setzt sich aus hana (花) für Blüte und mi (見) vom Verb miru für sehen zusammen. Hanami bedeutet, die Blüte zu sehen oder anders: die Blütenpracht zu würdigen. Das Kirschblütenfest dient in Japan der Kirschblütenschau und dieses intensive Betrachten und Genießen der Natur ist eine jahrhundertealte Tradition. Zwischen den blühenden Bäumen wird entweder spaziert oder ein Picknick abgehalten. Offiziell wird Hanami seit 1598 gefeiert. In diesem Jahr ließ der japanische Feldherr und Politiker Toyotomi Hideyoshi ein Fest für seine Gäste ausrichten und veranlasste dafür die Pflanzung von rund 300 Kirschbäumen in Kyōto. Der Adel veranstaltete Spaziergänge und Picknicke unter den blühenden Bäumen. Sakura wurde zu einem Symbol Japans und trägt eine Botschaft in sich: Da die Blüten nur wenige Tage in voller Pracht stehen, erinnern sie an die Vergänglichkeit eines schönen Augenblicks. Gerade deshalb muss das Schöne bewusst genossen und geehrt werden. Gleichzeitig zeigt das Blühen den Beginn des Frühlings an und ist mit dem Shintō (Shintoismus, Religion in Japan), verbunden. Mit dem Beginn des Frühlings werden die Setzlinge für die nächste Reisernte gepflanzt und die Kami (Gottheiten) sollen für das Gedeihen gütig gestimmt werden. Daher werden Speisen und Sake stets als Opfergaben an den Schreinen erbracht.
In Japan wachsen neun verschiedene Arten der Kirschbäume. Sie wurden über die Jahrhunderte kultiviert, sodass es heute rund 300 Varianten gibt. Je nach Form unterscheiden sich die Farben der Sakura und reichen von Weiß über Hellrosa bis hin zu kräftigem Dunkelrosa. Auch Größe und Anzahl der Blüten sowie die Baumhöhe variieren. Die größten Kirschbäume erreichen ein Höhe von bis zu 20 Meter. Heute ist die Kirschblüte in Japan ein jährliches Großereignis. Der genaue Zeitpunkt ist vom Heranreifen der Blüten und damit von der Witterung abhängig. Da Japan sechs verschiedene Klimazonen abdeckt, wandert die Kirschblütenzeit über Nippon. Betrachtet man nur die Hauptinseln Japans, beginnt Hanami ganz im Süden auf Kyūshū, wandert über Shikoku und Honshū und endet im Norden auf Hokkaidō. Der Zeitraum der Sakura beginnt Mitte März und hört Ende April auf. Überall blühen die Kirschbäume circa zehn Tage.
Städte & Regionen
So wie die Blütezeit über das Land wandert, beginnen in den Regionen und Städten die Vorbereitungen für die Festlichkeiten. Bis es so weit ist, berichten Fernsehsender intensiv über die Entwicklung der Sakura. Das ganze Land stellt sich auf Hanami ein. Damit ihr auf einer Reise die Kirschblüte in Japan nicht verpasst, ist der richtige Zeitpunkt das A und O. Folgende Orte sind lohnenswert für Hanami.
Kyōto
Da die Zeit der Sakura im wärmeren Süden beginnt, ist in Kyōto bereits Ende März Hanami. Der beliebteste Ort zum Betrachten der Kirschen ist der sogenannte Philosophenweg. Er liegt in Stadtbezirk Sakyō-ku und ist zwei Kilometer lang. Rund 100 Kirschbäume säumen den Weg. Vom Bahnhof in Kyōto seit ihr innerhalb einer einstündigen Busfahrt dort.
Der Distrikt Arashiyama im Westen Kyōtos ist für seine Holzbrücke Togetsukyo bekannt. Die örtlichen Kirschbäume blühen entlang der Wege und machen ein Picknick am Flussufer zum Erlebnis. Die Busfahrt zum Ziel dauert vom Bahnhof in Kyōto 40 Minuten.
Für junge Leute und Feierfreudige ist der Park Maruyama eine Top-Adresse. Hier wird die Kirschblütenschau eher zum Volksfest samt lauter Musik und viel Alkohol. Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof Kyōto 20 Minuten mit dem Bus und steigt am berühmten Yasaka-Schrein aus.
Wer kein Picknick, sondern einen Spaziergang machen möchte, besucht den Tempel Kiyomizudera. Auf dem Tempelgelände ist zwar kein Picknick gestattet, doch die Kirschblüten hängen wie schwebend auf der Anlage und werden am Abend beleuchtet. Ihr erreicht das Ziel nach einer halbstündigen Busfahrt vom Bahnhof in Kyōto.
Tokio
Das Blühen der Kirschbäume beginnt in der japanischen Hauptstadt etwas später als in Kyoto. Der Zeitraum fällt meist auf Ende März bis Anfang April. Tokio bietet als Riesenmetropole unzählige Orte, um Hanami zu feiern. Im Ueno-Park stehen über 1.000 Kirschbäume. Er ist der Ort für Hanami und zieht daher Einheimische und Urlauber in großer Zahl an. Ein Highlight ist die Kirschblütenschau vom See inmitten des Parks. Er trägt den Namen Shinobazu und wenn ihr mögt, könnt ihr eine Runde mit dem Tretboot fahren. Zum Ueno-Park gelangt ihr, indem ihr an der gleichnamigen Bahnstation aussteigt.
Ebenfalls mit rund 1.000 Kirschbäumen bepflanzt und daher ideal für Hanami ist der Park Shinjuku Gyoen. Verschiedene Baumvarianten blühen hier. Der Park ist perfekt für Picknick und wird entsprechend von vielen Japanern für das traditionelle Hanami-Picknick genutzt. Der Park befindet sich einige Minuten fußläufig von der Bahnhof-Station Shinjuku.
Vor allem am Abend ist der Fluss Meguro im wahrsten Sinne des Wortes das Highlight für Hanami. Mehr als 700 Kirschbäume stehen entlang des Ufers und werden am Abend gezielt beleuchtet. Das Ziel ist direkt neben der Bahnhofstation Nakameguro.
Nara
Der Rekordhalter in Sachen Kirschbäume ist in Japan eine Bergregion in der Präfektur Nara. Auf dem Berg Yoshino stehen mehr als 20.000 Kirschbäume, die zu Hanami Menschen aus der ganzen Welt anlocken. Eine 15-minütige Busfahrt vom Bahnhof Yoshinto trennt euch vom Berg.
Ōsaka
Seid ihr in Ōsaka, dann besucht das Wahrzeichen: die Ōsaka Burg. Auf dem Gelände wachsen über 4.000 Kirschen, was den Ort zum beliebten Sammelpunkt zur Sakura macht. Vom Bahnhof Osakajokoen seit ihr nach einem kurzen Fußmarsch schnell am Ziel.
Nagano
In der Präfektur Nagano lohnt sich ein Besuch der Stadt Matsumoto. Hier erwartet euch die Burg Matsumoto, um die herum über 200 Kirschbäume stehen. Das Blütenmeer vor der Burgkulisse ist sehr lohnenswert. Geht vom Bahnhof Matsumoto 15 Minuten zu Fuß und ihr seit bei der Burg angekommen.
Hiroshima
Eine weitere Burg, die zur Kirschblüte besonders umwerfend aussieht, ist die Burg Hiroshima. Rund 450 Kirschbäume gedeihen auf dem Gelände. Das Burgelände erreicht ihr, indem ihr am Bahnhof Kamiyacho-nishi aussteigt und dann nochmal etwa 10 Minuten geht.
Etwas außerhalb Hiroshimas findet ihr die kleine Insel Miyajima. Sie ist vor allem für ihr rotes Torii bekannt, das symbolische Eingangstor zu einem Shintō-Schrein. Bei Flut steht es teils im Wasser und zur Kirschblütenzeit ist Hanami von einer Fähre aus atemberaubend und unvergesslich. Ab Hiroshima fährt eine Fähre in circa 45 Minuten zur Insel.
Bräuche
Die japanische Gesellschaft nimmt Hanami zum Anlass, bewusst Zeit in der Natur zu verbringen. Dabei gelten jedoch feste Regeln, deren Missachtung als enorm unhöflich betrachtet wird. Die Bräuche zur Kirschblüte in Japan zu kennen, ist daher gut, um dem einen oder anderen Fettnäpfchen vorzubeugen.
Sakura zensen
Für die Einheimischen gehört es zum Alltag, sich über Sakura zensen (japanisch für Kirschblütenfront), zu informieren. Hier erfahren sie im TV oder Internet, ab wann das Blütenmeer sich über das Land bewegt und wo es gerade ist. Um in Alltagsgesprächen mitreden zu können, ist es quasi Pflichtprogramm.
Kleidung
Es gibt keine Kleidervorschriften, doch es ist gerade bei Frauen sehr beliebt, einen Kimono oder Yukata zu tragen. Yukata sind weniger formell, allerdings auch wesentlich dünner und daher eher den Sommermonaten vorbehalten.
Respekt vor der Sakura
Im Shintō gilt der Glaube, dass auch in Dingen, Tieren und Pflanzen göttliche Wesen stecken können. Da die Kirschbäume ohnehin ein Symbol des Landes sind, werden sie mit größtem Respekt behandelt. Es ist daher zur Kirschblüte in Japan Brauch, die Bäume nicht anzufassen, nicht auf sichtbare Wurzeln zu treten und auf keinen Fall Zweige abzubrechen oder Blüten zu zupfen. Auch wenn die Blütezeit vorbei ist, solltet ihr euch daran halten.
Besuch eines Schreins
Um den Kami für den erwachenden Frühling und die Schönheit der Kirschblüten zu danken, besuchen viele Japaner einen Schrein ihrer Region. Viele Schreine halten darum kleine Zeremonien ab. Weil im Frühling die Natur insgesamt erwacht, werden ebenfalls Blumenfeste ausgerichtet.
Kleine Feste unter freiem Himmel
In den Parkanlagen finden kleine Konzerte statt, mobile Karaokeanlagen sind überall zu sehen und Volkslieder und Volkstänze werden aufgeführt. Häufig gibt es Kimonoshows oder Vorführungen von Kampfkünstlern sowie Schönheitswettbewerbe.
Platzreservierung für Hanami-Picknick
Da die bevölkerungsreichen Regionen zugleich Reisemagnete sind, sammeln sich an den beliebtesten Plätzen zur Kirschblütenzeit sehr viele Menschen. Es gehört daher zu den Bräuchen, dass eine Person oder maximal zwei Personen einer Gruppe am frühen Morgen oder gar am Vorabend die Picknickdecke ausbreiten und warten.
Hanami-Picknick
Da es sich bei Hanami um ein gesellschaftliches Ereignis handelt, kommen Familien, Freunde und Arbeitskollegen zusammen. Im Regelfall wird mit jeder Gruppe für jeweils einen Tag das Hanami-Picknick gefeiert. Es ist Brauch, große Bentō (Essensboxen mit Trennwänden) mitzubringen und die Speisen zu teilen.
Geradezu symbolisch sind die blauen Decken, die im Grunde schlichte Plastikplanen sind und damit leicht abgewaschen werden können. Aber Achtung: Sie dürfen zwar schmutzig werden, sollten aber nie mit Schuhen betreten werden. Wie auch in japanischen Wohnhäusern ist es beim Picknick Brauch, die Straßenschuhe vor dem Betreten der Picknickdecke auszuziehen.
Müll mitnehmen
Es gehört zu den Alltagsgepflogenheiten, den Müll in Plastikbeuteln mit nach Hause zu nehmen. Öffentliche Papierkörbe sieht man kaum. Auch während der Kirschblüte in Japan sollte aus Respekt vor Natur und Mitmenschen kein Müll vom Picknick zurückbleiben!
Reise-Infos
Ihr könnt es kaum erwarten, euren Urlaub in Japan zu planen? Wir haben die wichtigsten Reise-Infos zusammengefasst, damit ihr gut vorbereitet seid.
Anreise
Am schnellsten geht die Reise nach Nippon mit einem Direktflug. Ohne Stopp seid ihr circa zwölf Stunden in der Luft und landet am internationalen Flughafen Tokio-Narita. Verbindungen ohne Zwischenlandung gibt es ab Düsseldorf und Frankfurt am Main.
Mit Zwischenstopps in anderen Ländern wird die Anreise länger, oft aber günstiger. Um das Budget für den Urlaub zu schonen, könnt ihr auch über Gabelflüge nachdenken. Wer die Reise in Tokio beginnt, während des Urlaubs durch das Land reist und den Aufenthalt in Osaka beendet, kann von Osaka aus heimwärts fliegen.
Reisezeit
Für Hanami müsst ihr eure Reisezeit natürlich in den März oder April legen. Abseits davon lohnt sich Japan auch. Am ehesten meiden sollten internationale Gäste das Land während der Golden Week im Mai, da hier die Hauptreisezeit der Einheimischen ist. Auch die Regenzeit im Juni und die sehr heißen Wochen im August sind für eine Besichtigung des Landes eher ungeeignet.
Fortbewegung vor Ort
Es lohnt sich, einen Japan Rail Pass zu kaufen. Der JR-Pass gilt wie ein Dauerfahrschein in allen Zügen des JR-Netzes, inklusive Shinkansen (japanischer Hochgeschwindigkeitszug). Der Fahrschein darf nur von Nicht-Einheimischen beantragt werden und zwar vor der Japanreise. Einmal online bestellt, erhaltet ihr einen JR-Pass-Gutschein. Dieser kann nach der Ankunft direkt am Flughafen oder in jeder JR-Wechselstube in den echten Pass umgetauscht werden. Die Mitarbeiter vor Ort in Japan tragen das Datum für den ersten Tag eurer Nutzung ein. Der Pass gilt, je nach bestellter Version, für sieben, 14 oder sogar 21 Tage.
Währung & Verständigung
Bereits seit 1871 ist der Yen die offizielle Währung in Japan. Die Menschen vor Ort sprechen neben Japanisch in den großen Städten auch Englisch, sodass ihr gut mit Englischkenntnissen zurechtkommt. Die Aussprache des Englischen fällt vielen Japanern allerdings recht schwer, sodass sie euch im Regelfall gut verstehen, jedoch beim Hören der Antwort etwas Konzentration gefragt ist. In ländlichen Regionen hingegen wird oft kein Englisch gesprochen.
Essen & Spezialitäten
Die japanische Küche bietet so viel mehr als Sushi, beispielsweise Okonomiyaki (eine Art Pizza), Ramen (Nudelsuppen), Soba oder Udon (Nudelarten) und Yakitori (gegrilltes Geflügel). Die Vielfalt der Speisen wird auch beim Hanami-Picknick deutlich.
Die Gastronomie hat sich gezielt auf die Kirschblütenzeit eingestellt und bietet passend saisonale Süßigkeiten im Zeichen der Sakura an. Dazu zählen Kirschblüten-Schokolade, Kirschblüten-Bonbons und Kirschblüten-Kekse mit Cremefüllung. Außerdem essen die meisten Hanami-Dango. Dango sind kleine Klöße, die zu dritt an Holzspießen aufgereiht sind. Passend zur Kirschblüte in Japan werden sie eingefärbt: Grün fürs Blattwerk und Rosa und Weiß für die Blüten.
Hotels & Unterkünfte
Zum Kirschblütenfest sind die Hotels in Japan teurer als zu anderen Zeiten. Sparen könnt ihr, wenn ihr in einem Business-Hotel etwas abseits der Sehenswürdigkeiten ein Zimmer bucht. Dank der guten Anbindung im JR-Netz seid ihr dennoch schnell an euren Wunschorten. Viele Hotels bieten Preise ohne Verpflegung an, so habt ihr Gelegenheiten, die Gastronomie vor Ort zu testen. Natürlich gibt es auch Unterkünfte mit Verpflegung, Sterne-Hotels aller Kategorien und Familien- sowie Wellnesshotels.