Kōbe gehört nicht zu den bekanntesten Reisezielen Japans. Wer den asiatischen Inselstaat im Pazifik besucht, sollte einen Tagestrip in die Stadt definitiv in Erwägung ziehen. Hier ist nicht nur das weltbekannte Kōbe-Rind daheim, auch eindrucksvolle Bauwerke, Museen und Parks sind hier zu finden.
Überblick
Japan ist ein beliebtes Reiseziel in Ostasien und die japanische Bezeichnung Nihon bedeutet wörtlich übersetzt „Das Land, in dem die Sonne ihr Zuhause hat“. Wer dem Ursprung der Sonne auf den Grund gehen will, macht bei einem Urlaub vor allem in der Hauptstadt Tokio und der alten Kaiserstadt Kyōto Station. Es lohnt sich aber in jedem Fall, auch etwas abseits der bekannten Reiseziele zu wandeln und einen Abstecher nach Kōbe zu machen.
Kōbe befindet sich wie Tōkyō und Kyōto auf der Hauptinsel Honshū und ist nur etwa 30 Kilometer von der bekannten Stadt Ōsaka entfernt. Daher gehört Kōbe geografisch zur Region Kansai (auch Kinki genannt) und liegt im Norden der Bucht von Ōsaka. Die Großstadt besitzt sowohl einen beeindruckenden Seehafen als auch einen Flughafen für Inlandsflüge. Während das Stadtgebiet an der Küste von vielen Menschen besiedelt wird und sehr modern ist, nimmt die Bevölkerungsdichte in Richtung Norden ab und das Stadtbild wird ländlicher. So erlebt ihr bei einem Besuch den für Japan typischen Kontrast aus Urbanität und traditioneller Lebensart.
Sehenswürdigkeiten
Kōbe bietet durch die vorhandene Vielfältigkeit im Bereich Kultur und Stadtbild einen besonderen Charme. Hinzu kommen die Sehenswürdigkeiten, die bei einem Besuch in der Stadt zu begeistern wissen.
Hafen
Da Kōbe eine pulsierende Hafenstadt ist, gehört der Hafen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Bei einem Spaziergang vor Ort stoßt ihr automatisch auf den Port Tower. Dieser rote Hafenturm ist zugleich das Wahrzeichen der Stadt und wurde 1963 erbaut. Mit einer Höhe von 108 Metern überragt er die nahen Bauwerke und kann außerdem auch besichtigt werden. Es gibt eine Aussichtsplattform, die auf 90 Metern Höhe errichtet wurde. Der sich von dort aus bietende Blick hinab auf die Stadt und hinein in die Bucht von Ōsaka ist beeindruckend und sollte unbedingt als Foto festgehalten werden. Unmittelbar neben dem Hafenturm befindet sich das Maritime Museum. Hier könnt ihr alte Schiffe entdecken und es wird über die Bedeutung der Schifffahrt für die japanische Kultur und Wirtschaft informiert.
Akashi-Kaikyō-Brücke
Kōbe ist über eine Autobahnbrücke direkt mit der Insel Awaji-shima verbunden. Selbst wenn ein Inselbesuch nicht auf der To-do-Liste steht, lohnt sich ein Blick auf die Brückenkonstruktion. Bei Tageslicht seht ihr, wie eindrucksvoll die Hängebrücke insgesamt 3.911 Meter Gesamtlänge zurücklegt. Bei Nacht wird sie zudem in buntes Licht gehüllt. Der Bau von 1998 galt lange Zeit als längste Hängebrücke der Welt. Erst 2022 musste sie diesen Titel an die in der Türkei befindliche Çanakkale-1915-Brücke abgeben, die nun mit 5.169 Metern Länge den ersten Platz belegt. Wer mehr über die Akashi-Kaikyō-Brücke erfahren möchte, findet das „Hashi no Kagakukan“, das Brücken-Wissenschaftsmuseum, im Stadtteil Tarumi-ku.
Stadtviertel Nankin-machi
Dieses Viertel beheimatet eine der drei größten Chinatowns in ganz Japan und ist für die meisten Besucher ein absolutes Must-see. Hier tummeln sich Einheimische und Besucher dicht an dicht, während sie in den mehr als 100 Restaurants und Geschäften unterwegs sind. Wer abends dem Weg nach Nankin-machi folgt, wird vom Strahlen der traditionellen chinesischen Lampions empfangen, die zwischen den Häusern gespannt sind. Ebenso sehenswert ist auch der Tempel im chinesischen Stadtviertel, der Lord Guan gewidmet ist.
Stadtviertel Kitano-chō
Bei einem Besuch in diesem Viertel neigen Gäste aus Europa dazu, ungläubig die Augen aufzureißen, denn Kitano-chō ist eine Hommage an den Baustil der europäischen Kultur. Die Errichtung der meisten Gebäude geht auf die Meiji-Zeit (1868-1912) zurück, in der viele Immigranten nach Japan kamen und sich in diesem Stadtviertel ein neues Leben aufbauten. Ihr spaziert an den sogenannten Ijinkan, den ehemaligen Wohnhäusern der Immigranten vorbei. Die Bauwerke werden noch heute mit Liebe gepflegt, sind teilweise zu besichtigen und wurden in manchen Fällen zu Museen ausgebaut. Zu den schönsten Bauten gehören das French House und die Gebäude in deutschen Baustilen. Tatsächlich findet sich noch heute eine Deutsche Gemeinde in Kōbe.
Museen
Kōbe ist ein Paradies für alle, die sich gern in Museen dem gesammelten Wissen zu einem Thema gegenübersehen. Neben dem Maritimen Museum und dem Brückenmuseum gibt es viele weitere. Tatsächlich ist es kein Problem, mehrere Tage am Stück nur auf Museumstour durch Kōbe zu gehen. Zu den schönsten Adressen gehören:
- Stadtmuseum Kōbe (zeigt archäologische Funde sowie Kunst und widmet sich dem internationalen Kulturaustausch)
- Wissenschaftsmuseum (mit Planetarium)
- Erdbeben-Gedenkmuseum (gewidmet den Opfern des Erdbebens von 1995)
- Kawasaki World (zeigt Motorräder, Autos und Flugzeuge der Firma Kawasaki)
- Hakutsuru-Sake-Brauereimuseum (alles rund um Reiswein)
- Takenaka Carpentry Tool Museum (Schreinereimuseum)
- Kōbe Lamp Museum (Lampenmuseum)
- Kōbe Kitano Museum (Kunstmuseum)
Aktivitäten
Es gibt in Kōbe viel zu sehen und noch mehr zu erleben. Seid ihr in der Stadt, könnt ihr bei folgenden Aktivitäten der japanischen Kultur noch näher kommen.
Kōbe-Rind probieren
Die regionale Küche eines Urlaubsziels gehört für viele Menschen zu den kulturellen Highlights und gerade in Japan gilt es, eine umfangreiche Küche kennenzulernen, die weit über das Stichwort Sushi hinausgeht. In Kōbe steht automatisch das Probieren von Kōbe-Rind auf der To-do-Liste. Die Bauern vor Ort pflegen ihre Tiere mit geradezu religiöser Hingabe. Jeden Tag werden die Rinder gestreichelt und massiert, erhalten nur das beste Tierfutter und dazu kleine Mengen Bier und Reiswein. Die Rinder genießen auf naturbelassenen Weideflächen und bei klassischer Musik in den Unterkünften ein echtes Luxusleben. Entsprechend ist das Fleisch vom Kōbe-Rind international bekannt für seine nahezu unerreichbare Qualität. Diese hat allerdings auch ihren Preis: Mehrere hundert Euro kostet ein Kilogramm. So teuer muss ein Essen im Urlaub vor Ort natürlich nicht sein, denn ihr bestellt ein Gericht, bei dem das Rindfleisch die berühmte Kirsche auf der Sahnetorte ist. Es lohnt sich für Besucher auf jeden Fall, in einem Restaurant ein Gericht mit einem hauchdünnen Streifen Kōbe-Rindfleisch zu bestellen!
Einkaufen in Sannomiya-motomachi
Ob bei Sonnenschein oder Regen, die mit Glas überdachte Einkaufsstraße ist immer einen Besuch wert. Über eine Länge von etwa 600 Metern erstreckt sich das Einkaufsparadies und bietet Geschäfte mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Ob Kleidung, Elektronik oder japanische Haushaltswaren, Spielzeug und mehr: Hier taucht ihr in ein typisch japanisches Shoppingerlebnis ein.
Tempel & Schreine besichtigen
Wie überall in Japan befinden sich auch in Kōbe mehrere buddhistische Tempel und Shintō-Schreine. Beim Betreten der Anlagen wechselt ihr von einem Moment zum anderen vom lebhaften Treiben der Stadt hinüber in andächtige Ruhe. Ein Tipp ist zudem der chinesische Tempel Kanteibyō im Viertel Nankin-machi. Erbaut nach dem Vorbild traditioneller japanischer Architektur, finden sich aber auch chinesische Elemente im Erscheinungsbild des Tempels wieder. Wer durch das mittlere Tor Richtung Tempel schreitet, begegnet zunächst einem Brunnen mit der Figur eines Karpfen, der einen Wasserfall hinaufsteigt. Dies ist das Zeichen für das Tor zum Erfolg. Kurz dahinter erscheint dann die Statue eines blauen Drachens.
Ebenfalls sehenswert ist der Shintō-Schrein Minatogawa, der in den 1870er bereits errichtet wurde. Am 25. Mai findet dort jährlich ein großes Fest statt, das den Todestag von Kusunoki Masashige markiert. Ihm ist der Schrein gewidmet, denn der japanische Samurai gilt allgemein als Nationalheld.
Spazieren in Parkanlagen
Wie wichtig den Menschen in Japan eine enge Verbindung zur Natur ist, wird in Kōbe anhand der liebevoll gepflegten Parks deutlich. Ein Spazieren durch die Anlagen blendet den Großstadttrubel sofort aus. Viele Einheimische nutzen ihre Mittagspause für Entspannung im Grünen und an Wochenenden werden vielerorts kleine Picknicks veranstaltet. Neben dem Meriken Park und Kōbe Fruit & Flower Park findet ihr die Kōbe Nunobiki Herb Gardens, den Kōbe Earthquake Memorial Park sowie Sorakuen Garden und den Suma Rikyu Park.
Seilbahnfahrt zur Aussichtsplattform Kikuseidai
Zu Kōbe gehört der Berg Maya, der von Einwohnern und Besuchern aus dem Umland gern für Wanderungen genutzt wird. Selbstverständlich können auch Urlauber eine Bergwanderung machen, doch viele entscheiden sich lieber für eine Fahrt mit der Seilbahn. Sie trägt euch hinauf zur Plattform Kikuseidai und schenkt euch einen Panoramablick aufs Umland. Legt ihr euren Besuch auf den Abend, werdet ihr von der sogenannten „Ten Million Dollar Night View“, belohnt: Der Anblick der hell erleuchteten Stadt verschlägt euch ganz bestimmt den Atem.
Entspannung im Onsen
Japanische Onsen sind weltbekannt und seit Jahrhunderten eng mit der Kultur des Landes verbunden. Sie als Thermalbäder zu übersetzen, stimmt zwar, wird dem Erlebnis eines Onsen-Besuchs jedoch nicht ganz gerecht. Seid ihr in Kōbe, solltet ihr unbedingt einen Tag im Onsen einplanen. Das nähere Umfeld der Stadt lockt gleich mit mehreren Anlagen. Die bekannteste Adresse ist Arima Onsen, etwa eine halbe Stunde Zugfahrt vom Stadtzentrum entfernt.
Wichtig: Wer als Paar oder Familie einen Onsen-Besuch plant, muss wissen, dass die meisten japanischen Bäder eine strenge Trennung nach Geschlecht vorsehen. Frauen und Mädchen sowie Männer und Jungen haben je einen abgetrennten Bereich zum vorherigen Duschen und anschließenden Baden.
Besuch in Ōsaka
Da Kōbe im Norden der Bucht von Ōsaka liegt, bieten sich Ausflüge in die Region an. Mindestens ein Tagesausflug sollte euch in die Millionenstadt Ōsaka führen. Mit der Japan Railways (JR) Zugverbindung seid ihr in exakt 21 Minuten dort und könnt das Treiben der drittgrößten Stadt Japans auf euch wirken lassen. Besucht das Riesenrad im Hafen und das Wahrzeichen der Stadt – die Burg Ōsaka. Wer vom Leben an und im Meer fasziniert ist, sollte sich das Kaiyukan-Aquarium auf die Liste der To-dos setzen. Umgekehrt könnt ihr natürlich während eines Aufenthalts in Ōsaka in Kōbe vorbeischauen.
Reise-Infos
Eine Urlaubsreise um den halben Globus will gut geplant sein. Die wichtigsten Reise-Infos für einen Urlaub in Japan mit dem Ziel Kōbe haben wir daher hier bereits für euch zusammengefasst.
Reisezeit
Die beste Reisezeit für einen Besuch ist Ende März, wenn die Kirschbäume in Japan blühen. Doch auch abseits der Kirschblüte ist Kōbe zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Vermeidet lediglich die Regenzeit im Juni und Juli. Dann gibt es in Japan häufig sehr starken Niederschlag, sodass viele Ausflüge sprichwörtlich ins Wasser fallen. Der August ist als Reisezeit ebenfalls nicht ideal, denn hier steigen die Temperaturen teils über 30 Grad Celsius und machen Besichtigungen und Aktivitäten weniger attraktiv.
Reisevorbereitung
Für euren Japan-Urlaub benötigt ihr immer einen Reisepass. Urlauber erhalten bei Ankunft eine kostenfreie Aufenthaltsgenehmigung für 90 Tage, die bei Bedarf um weitere 90 Tage verlängert werden kann.
Überlegt euch vor der Reise, ob ihr viel mit öffentlichen Zügen unterwegs sein möchtet. In diesem Fall lohnt sich vorab der Kauf des Japan Rail Pass. Züge der JR-Linie (auch Shinkansen, die Hochgeschwindigkeitszüge) können damit für sieben, 14 oder 21 Tage genutzt werden.
Anreise & Fortbewegung vor Ort
Euer Flug nach Japan führt im Regelfall über einen der zwei internationalen Flughäfen Haneda oder Narita. Mit einem Direktflug sind es gut zwölf Stunden ab Deutschland. Ist Kōbe eine Station auf eurer Japanreise und ihr seid bereits im Land, könnt ihr über Inlandsflüge am Flughafen der Stadt ankommen. Alternativ verbindet Japans Eisenbahnnetz die Stadt mit anderen Großstädten. Ab Tokio seid ihr dank Shinkansen in knapp drei Stunden am Ziel. Von Kyōto sind es mit dem Shinkansen gerade mal 30 Minuten. Auch von dort lohnt sich ein Tagesausflug nach Kōbe.
In Kōbe gibt es zwei JR-Bahnhöfe, Kōbe-eki und Sannomiya-eki. Zwischen beiden liegt das Herz der Stadt, sodass eure Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und Attraktionen an einem dieser Bahnhöfe beginnen. Um Stationen innerhalb der Stadt zu verbinden, gibt es zudem seit 1977 eine U-Bahn – die Seishin-Yamate-Linie mit insgesamt 16 Metro-Stationen.
Sprache & Verständigung
Viele Japanurlauber sprechen zwar kein Japanisch, kommen aber mit Englischkenntnissen gut durchs Land. Gerade in den Großstädten verstehen viele eure Fragen auf Englisch und helfen gern weiter. Bei der Aussprache des Englischen haben viele Japaner allerdings Probleme. Es hilft in jedem Fall, dass Beschilderungen an den Bahnhöfen oft zusätzlich in Englisch beschriftet sind. Viele Hotels und Restaurants sowie Geschäfte sind auf internationale Gäste vorbereitet und bieten englischsprachige Empfangsbereiche sowie Speisekarten.
Währung
In Japan zahlt ihr mit dem Yen. Ein wenig Bargeld solltet ihr bereits in Deutschland oder am Flughafen umtauschen, damit ihr Getränkeautomaten nutzen und in kleinen Geschäften einkaufen könnt. In allen größeren Läden, Hotels und Restaurants ist das Zahlen mit Kreditkarte im Normalfall kein Problem.
Essen & Spezialitäten
Kōbe-Rindfleisch ist natürlich die bekannteste Spezialität der Stadt. Neben einer Kostprobe dieses besonderen Fleisches erwarten euch noch viele weitere Speisen und Getränke der Region. Die japanische Küche geht weit über die Klassiker Sushi und Reisgerichte hinaus. Sehr beliebt sind frittierte Speisen wie Tempura oder Okonomiyaki (eine Art Pizza). Probiert auch einmal eine Nudelsuppe mit Ramen. Hier wird traditionell mit Gemüse und einem Streifen Fleisch als Topping gearbeitet.
Viele Erwachsene lassen es sich nicht nehmen, das alkoholische Nationalgetränk auszuprobieren, den Reiswein. Gut zu wissen: Hierzulande sprechen wir von Sake, wenn wir diesen Wein mit bis zu 20 Prozent Alkoholanteil meinen, in Japan allerdings bedeutet das Wort Sake zunächst einmal nur Alkohol. Der Reiswein selbst heißt Nihonshu. Es könnte bei einer Sakebestellung also theoretisch Bier, Schnaps oder anderer Alkohol ausgeschenkt werden. Doch keine Sorge: Restaurantbesitzer wissen, dass internationale Gäste mit Sake das Nationalgetränk meinen.
Hotel & Unterkünfte
Obwohl Kōbe keine Hochburg des internationalen Urlaubs ist, finden sich in der Stadt eine ganze Reihe von Übernachtungsmöglichkeiten. Die Hotels der Stadt sind insgesamt sehr modern und bieten gut gepflegte, kleine Zimmer. Da Raum in japanischen Großstädten immer als rares Gut gilt, sind die Zimmer nicht ausufernd, für Übernachtungen und gemütliche Abende nach einem Besichtigungstag aber völlig ausreichend. Etwas außerhalb des Stadtzentrums gibt es einfachere Unterkünfte und im ländlichen Raum findet ihr vermehrt Gästehäuser mit traditionellen Gästezimmern. Wer besonders günstig und komplett anders übernachten möchte, kann in Kōbe auch eine Übernachtung in einem Kapselhotel ausprobieren.