Londonderry beziehungsweise Derry ist eine Stadt voller Geschichte und Kultur in Nordirland. Euch erwarten spektakuläre Architektur, eine unglaublich gut erhaltene, noch nie überwundene Stadtmauer und großartig gestaltete Museen.
Überblick
Das auch Derry genannte nordirische Londonderry hat eine bewegte Geschichte. Das macht sich schon im offiziellen Namen bemerkbar, denn darin stecken zwei Namen. Die Bezeichnung Derry kommt daher, dass die Stadt in der gleichnamigen Grafschaft liegt. Im 17. Jahrhundert wurde Londonderry daraus, um sich für eine großzügige Spende aus der britischen Hauptstadt zu bedanken. Das gefällt insbesondere den irischen Katholiken vor Ort nicht, die beharrlich den Namen Derry verwenden, während die protestantischen Unionisten Londonderry nutzen.
Derry ist mit rund 85.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Nordirlands und die viertgrößte der Insel Irlands. Sie zählt zu einem der ältesten besiedelten Gebiete der Insel und kann eine Geschichte von über 1.450 Jahren vorweisen. Freut euch auf viel Kunst und Kultur. Außerdem fand hier der Bloody Sunday statt, der beim Nordirlandkonflikt zur Eskalation führte – davon sind auch heute noch einige Zeugnisse zu erleben. Wir laden euch hiermit ein, mehr über die sogenannte Walled City zu erfahren!
Sehenswürdigkeiten
In Londonderry gibt es Einiges zu sehen. Neben Architektur, wie sie die Guildhall oder die beiden Kathedralen bieten, steht hier eine der besterhaltenen Stadtmauern Europas und auch der berüchtigte Bloody Sunday hat in künstlerischer Auseinandersetzung Sehenswertes hervorgebracht.
Guildhall
Mitten in der Stadt findet ihr ein Gebäude vor, das sowohl früher als auch heute noch im Zentrum politischen Geschehens steht. Aktuell befindet sich hier der Stadtrat. Die Guildhall befindet sich unmittelbar am Fluss Foyle und beeindruckt durch ihre spektakuläre Architektur. Roter Sandstein kleidet diesen neogotischen Bau aus dem Jahr 1890. Ein Uhrenturm, der an den Londoner Big Ben erinnert, steht dem Bauwerk zur Seite.
Die Guildhall, die sich an der gleichen Stelle befindet, an der früher das historische Rathaus stand, ist darüber hinaus wegen ihrer bunten, verspielten Glasfenster sehenswert. Diese wirken wegen des Lichteinfalls besonders von innen imposant. Das Gebäude beherbergt außerdem eine interaktive Ausstellung zur Gründung der Stadt und sein Vorplatz ist oft Austragungsort von kulturellen Veranstaltungen. Die Guildhall ist nicht nur ein hervorragender Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden, der Eintritt ist auch noch kostenfrei.
St. Columb's Cathedral
Nur ein paar Minuten zu Fuß von der Guildhall entfernt steht bereits die nächste architektonische Sehenswürdigkeit: die anglikanische St. Columb’s Cathedral. Sie ist die größte anglikanische Kirche Nordirlands und wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut. Mit ihrem spitzen Kirchturm überragt die erhabene Kathedrale die Stadt und wirkt ebenso beeindruckend wie die angrenzende Stadtmauer. Schon von außen lohnt sich der Anblick des Bauwerks, doch auch das Innere solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Weiße Pfeiler zieren den Innenraum, helles, mittelalterlich anmutendes Gemäuer gibt der Kirche einen Rahmen und ein hölzerner Dachstuhl rundet das optische Erlebnis ab: Ein Muss bei jeder Besichtigung von Derry!
Stadtmauer
Doch nicht nur Gebäude zählen in Londonderry zu den sehenswerten Highlights, auch die Stadtmauer ist eine Besonderheit. Denn die rund eineinhalb Kilometer lange Befestigungsanlage der Stadt ist die Einzige im gesamten Land, die noch vollständig erhalten ist. Mit sieben Toren und einer Höhe von bis zu zwölf Metern hat sie Derry jahrhundertelang geschützt. Dabei leistete sie tatsächlich ganze Dienste, denn die am Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute Mauer führte dazu, dass Londonderry eine der wenigen Städte ist, die nie eingenommen wurde. Und das, obwohl die längste Belagerung sogar 105 Tage andauerte. Wenn ihr entlang der Mauer durch die Stadt spaziert, werdet ihr automatisch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbeikommen. Die Stadtmauer macht sich also auch gut als Wegweiser.
St. Eugene's Cathedral
Die katholische St. Eugene’s Cathedral ist vergleichsweise jung – ihr Bau begann im Jahr 1840, sie steht optisch aber vielen älteren Kirchen keineswegs nach. Sie überragt mit ihrem 49 Meter hohen Spitzturm die umliegenden Häuser und sticht auch durch ihre Schönheit hervor. Die wunderbar gestalteten Glasfenstern sorgen dafür, dass das hineinscheinende Licht den Innenraum mit einem prächtigen Farbenspiel verzaubert. Doch auch von außen ist das Bauwerk einen Besuch wert, denn es wird von einer schönen Gartenanlage umgeben.
Bloody Sunday Monument
Der Bloody Sunday, der im Jahr 1972 in Derry stattfand und den Tod von 14 Bürgern zur Folge hatte, ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden. Um diesem Tag zu gedenken, wurde ein Denkmal errichtet, das zwar eher unscheinbar ist, aber dennoch eine starke Wirkung entfaltet. Wenn ihr euch diesem düsteren Kapitel der Stadt widmen wollt, könnt ihr das Monument etwas südlich von St. Eugene’s Cathedral besuchen. Um mehr Informationen über den Bloody Sunday zu erhalten, lohnt sich ein Besuch im Museum of Free Derry.
Bogside Murals/The People's Gallery
Durch die tragischen Ereignisse des Bloody Sunday entstand noch eine weitere Sehenswürdigkeit Derrys. Im Jahr 1993 gründete sich das Künstlerkollektiv Bogside Artists. Sie begannen großflächige Wandbilder an die Häuserfassaden von Londonderry zu sprühen, welche sich stets mit dem Bloody Sunday und weiteren politischen Themen auseinandersetzen. Über zwölf beeindruckende und künstlerische Zeitzeugnisse könnt ihr euch somit kostenfrei bei einem entspannten Spaziergang ansehen. Um hier kein Bild zu verpassen und die nötigen Hintergrundinformationen zu bekommen, bucht euch am besten eine Führung. In den Sommermonaten werden diese von einem der Bogside Artists selbst abgehalten.
Aktivitäten
Derry hat eine reiche Geschichte aufzuweisen und widmet sich dieser sehr gewissenhaft. Wenn ihr Lust habt, etwas über die verschiedenen Phasen der Stadt zu erfahren, gibt es zahlreiche moderne und interaktive Museen, die im Übrigen nicht nur Erwachsene unterhalten. Im Umland von Londonderry trefft ihr auf sehenswerte Orte voll von malerischen Landschaften und spektakulären Naturphänomenen. Falls ihr also mal das Bedürfnis habt, aus der Stadt herauszukommen, stellen wir euch hier drei Highlights aus der Umgebung vor.
Tower Museum besuchen
Um euren Trip durch Londonderry mit einigem Grundwissen und Verständnis für die Geschichte der Stadt zu füttern, solltet ihr es nicht versäumen, das Tower Museum zu besuchen. Dieses liegt in Nähe der St. Columb’s Cathedral und gilt als Hauptmuseum der Stadt. Es konzentriert sich dabei voll auf die Stadtgeschichte und ermöglicht einen guten Überblick der Geschehnisse.
Das mehrfach ausgezeichnete Tower Museum besticht vor allem durch seinen Abwechslungsreichtum und seine Interaktivität. Da es ein großes Zeitspektrum abdeckt, welches gleichzeitig in liebevoller Kleinstarbeit aufgearbeitet wurde, lohnt es sich, Zeit mitzubringen. Das Museum ist darüber hinaus preiswert und auch für Kinder interessant. Besonderes Highlight: Im Anschluss an die Ausstellungen könnt ihr vom Dach des Gebäudes einen umwerfenden Blick auf die Stadt genießen.
Museum of Free Derry entdecken
Die Vergangenheit um die politischen Konflikte Nordirlands, die auch mit dem Bloody Sunday zusammenhängen, spielt in Derry stets eine große Rolle. Damit ihr euch auch als Besucher der Stadt mit dem Thema auseinandersetzen könnt, wurde das Museum of Free Derry eingerichtet. Es wird von den damaligen Unruhen berichtet und die Vergangenheit greifbar gemacht. Ein Highlight, aber nicht unbedingt das Richtige für junge Kinder.
Siege Museum besichtigen
Wie bereits erwähnt ist Derry eine Stadt, die früher zwar häufig belagert, aber nie eingenommen wurde. Dass dies eine bemerkenswerte Tatsache ist, haben wir bereits anhand der gut erhaltenen Stadtmauer gezeigt. Um dieser langen und sehr spannenden Erfolgsgeschichte Tribut zu zollen, wurde das Siege Museum errichtet. Hier könnt ihr alles über die Belagerungen erfahren und historische Ausstellungsstücke wie ehemalige Festungskanonen, weitere Artefakte oder ein Stadtmodell bestaunen. Die Belagerung aus dem Jahr 1689, die ganze 105 Tage andauerte, ist das Herzstück der Ausstellung.
Den Giant’s Causeway entlang wandern
Rund eine Stunde nordöstlich von Derry liegt eine uralte Sehenswürdigkeit, die jährlich eine Menge Menschen anzieht. Der „Giant’s Causeway“, was so viel bedeutet wie „Damm des Riesen“, ist eine Steinformation, die über 60 Millionen Jahre alt ist und einen umwerfenden Anblick bietet. Um die 40.000 Basaltsäulen stehen hier und erzeugen ein surreales Gesamtbild.
Der Legende nach wurde dieses Naturschauspiel von einem Riesen gebaut, der einen weiteren zum Duell herausforderte. Die Wahrheit ist nicht weniger spektakulär, sind diese Säulen doch Zeugnis eines Vulkanausbruchs. Es ist schwer zu glauben, dass die perfekte Symmetrie des fünf Kilometer breiten UNESCO-Weltkulturerbes natürlichen Ursprungs ist.
Grianán von Aileach begutachten
Doch auch bedeutende kulturelle Erzeugnisse liegen in der Umgebung von Londonderry, wie etwa ein Nationaldenkmal des Landes. Circa zehn Kilometer westlich der Stadt liegt in der Republik Irland ein kreisrundes Steinfort mit dem Namen Grianán von Aileach. Hier spielte sich in den Jahren 800 bis 1.200 vor Christus ein großer Teil des Kultur- und Politikgeschehens ab, auch die Könige von Aileach residierten hier. Das Ringfort wurde mittlerweile restauriert und ist daher gut zu besuchen. Die Hauptwälle haben einen Durchmesser von 23 Metern und bieten einen großartigen Ausblick auf die weite Landschaft der Umgebung.
Am See Lough Neagh entspannen
Eine knappe Autostunde von Londonderry entfernt liegt der größte See aller Britischen Inseln. Der Lough Neagh hat eine Fläche von 396 Quadratkilometern und an seiner tiefsten Stelle sind es 25 Meter bis zum Grund. Innerhalb des Sees befinden sich sogar acht Inseln. Hier könnt ihr tolle Spaziergänge machen, ein kühles Bad nehmen oder einfach den Blick über das Wasser schweifen lassen und entspannt die Weite genießen. Es stehen kostenfreie Parkplätze zur Verfügung, weshalb ihr problemlos mit dem Auto anreisen könnt. Übrigens habt ihr den Lough Neagh wahrscheinlich schon beim Landen auf dem Flughafen von Belfast gesehen, der unweit des Ostufers liegt.
Reise-Infos
Euer Urlaub in Großbritannien soll möglichst reibungslos ablaufen und einfach perfekt sein? Damit das auch wirklich klappt, klären wir euch einmal über alles Wichtige auf, was eure Reise betrifft. Hier erfahrt ihr mehr von der idealen Reisezeit und Anreise sowie welche kulinarischen Spezialitäten und Unterkünfte es in der nordirdischen Stadt gibt. So geht nichts schiefgehen und die perfekte Auszeit kann beginnen.
Ideale Reisezeit
Londonderry oder auch Derry ist sicherlich nicht für sein sommerliches Wetter bekannt, so richtig warm wird es hier kaum. Von Mai bis September sind die Temperaturen aber recht angenehm und pendeln sich tagsüber bei um die 18 Grad ein. Da es hier häufig regnet, empfehlen wir die Monate Mai und September, dann fällt verhältnismäßig wenig Niederschlag.
Anreise & Fortbewegung vor Ort
Gut elf Kilometer nordöstlich Londonderrys befindet sich der gleichnamige Flughafen. Direktflüge aus deutschen Städten gibt es nicht, aber mit einem Umstieg in London oder Glasgow seid ihr trotzdem in Windeseile hier. Wenn ihr dann den entsprechenden Nahverkehr nehmt, seid ihr in gut zehn Minuten in der Innenstadt.
Vor Ort seid ihr am besten zu Fuß oder mit einem Taxi unterwegs. Das öffentliche Verkehrsnetz ist in Londonderry leider nicht sehr gut ausgebaut. Wenn ihr Highlights in der umliegenden Gegend ansteuert, sollte ihr euer Auto oder einen Mietwagen nutzen, um möglichst flexibel zu sein.
Dokumente & Bezahlung
Für die Einreise nach Großbritannien ist ein gültiger Reisepass nötig. Bevor ihr nach Derry reist, ist es ratsam bei der Bank eures Vertrauens ein wenig Geld zu wechseln. Die Landeswährung ist das Britische Pfund Sterling. Es gibt aber auch überall Geldautomaten und Kartenzahlung wird in fast allen Geschäften akzeptiert.
Essen & Spezialitäten
Kulinarisch reiht sich Londonderrys Küche gut in Nordirlands Traditionen ein. So gibt es hier leckeren Blauschimmelkäse wie den Young Buck oder viele köstliche Fleischgerichte mit lokalem Rind- und Wildfleisch. Ihr solltet euch auch Ulster Fry, Nordirlands bekanntestes Frühstück, nicht entgehen lassen. Es besteht unter anderem aus Würstchen, Speck, Spiegeleiern, Tomaten und Champignons. Das perfekte Frühstück, falls ihr am Vorabend mal ein wenig zu viel von dem örtlichen Kirschbier Cherry oder Londoncherry hattet.
Unterkünfte & Hotels
Derry bietet für eine angenehme Übernachtung einiges an Möglichkeiten. So könnt ihr in eher weiträumigen Hotelanlagen untergebracht werden oder ihr sucht euch etwas Kleines und Rustikales zum Verweilen. In Londonderry findet sich eine Unterkunft für alle Bedürfnisse und jeden Geldbeutel.