Die kleine Stadt Mostar in Bosnien und Herzegowina steht wie kaum eine andere für die Zerrissenheit des Landes. Gerade deswegen ist sie aber auch eine Reise wert. Mostar ist nämlich nicht nur eine Stadt im Wiederaufblühen, sondern auch ein Ort der Hoffnung und der Verständigung.
Überblick
Der Balkan ist immer eine Reise wert. Wenn ihr allerdings nicht in die “üblichen” Urlaubsländer Kroatien, Bulgarien oder Griechenland fliegen möchtet, dann ist Bosnien-Herzegowina eine lohnende Alternative. Mostar ist mit etwa mehr als 110.000 Einwohnern zwar eher klein, doch aus mehreren Gründen ist die Stadt im Süden des Staates ein spannendes und abwechslungsreiches Urlaubsziel. Dazu gehört die wechselhafte und bewegte Geschichte. Mostar ist die größte Stadt des Landesteils Herzegowina.
Mostar ist bis heute eine zweigeteilte Stadt, geographisch wie auch gesellschaftlich durch den Fluss Neretva geteilt. Doch seit die symbolträchtige Brücke Stari Most wiederaufgebaut ist, nähern sich die Bewohner der Stadt wieder einander an. Mostar steht daher für die Verständigung verschiedener Kulturen, auch über offene Gräben hinweg.
Geschichte
Mostars Geschichte ist eng mit dem Fluss und der ihn überspannenden Brücke verknüpft. Sogar der Name der Stadt ist davon abgeleitet, denn Mostar heißt übersetzt in etwa so viel wie Brückenwächter. Das berühmteste Bauwerk, die Steinbrücke Stari Most, wurde im Jahr 1566 von den Osmanen erbaut, die Mostar lange Zeit beherrschten. Daher auch die großen Moscheen der Stadt. Im 19. Jahrhundert gelangte Mostar samt dem restlichen Bosnien-Herzegowina unter österreichisch-ungarische Verwaltung, ehe es nach dem Ersten Weltkrieg zum Königreich Jugoslawien kam.
Traurige Berühmtheit erlangte Mostar während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995. Katholische Kroaten und moslemische Bosnier (Bosniaken) kämpfen um die Vorherrschaft in der Stadt und schreckten auch vor Vertreibungen nicht zurück. Seitdem ist das Westufer Mostars kroatisch, das Ostufer bosniakisch geprägt. Vor allem aber zerstörten die Kroaten die jahrhundertealte Brücke Stari Most. 2004 wurde die Brücke jedoch wieder aufgebaut und auch die Stadt zumindest verwaltungstechnisch wiedervereint. 2020 fanden erstmals seit Langem wieder Kommunalwahlen statt.
Sehenswürdigkeiten
Mostar ist sehr stark durch die langen Jahre der osmanischen Herrschaft geprägt. Das zeigt sich auch bei den Sehenswürdigkeiten, die ihr während eures Aufenthaltes unbedingt besuchen solltet. Nicht nur die Alte Brücke, das Wahrzeichen der Stadt, stammt von den Osmanen, sondern viele Gebäude und nicht zuletzt die beiden großen Moscheen in Mostar.
Stari Most
Auf den ersten Blick ist Stari Most kaum mehr als eine auffällige Steinbrücke über die Neretva. Für die Bewohner Mostars ist sie jedoch geschichtsträchtig und identitätsstiftend. Seit Jahrhunderten verband die Brücke die beiden Stadtteile über den Fluss hinweg und damit auch die in Mostar lebenden Bosniaken, Kroaten und Serben. Daher wog die Zerstörung der Brücke 1993 so stark und aus diesem Grund wird ihr Wiederaufbau als wichtig angesehen.
Seit 2005 ist Stari Most Weltkulturerbe der UNESCO und das mit Abstand wichtigste Bauwerk in Mostar. Ihr findet die Brücke im südlichen Teil der Altstadt, wo sich viele Hotels sowie Restaurants und Bars befinden. Für den Wiederaufbau nutzte die zuständige türkische Firma Steine aus demselben Steinbruch wie die Osmanen 450 Jahre zuvor.
Koski Mehmed Pasha & Karađozbeg Moschee
Nördlich von Stari Most, am östlichen Ufer des Flusses, befinden sich zwei prächtige Moscheen aus der Zeit der Osmanen. Die Karađozbeg-Moschee wurde im Bosnienkrieg ebenfalls beschädigt, ist aber inzwischen restauriert und gegen ein kleines Eintrittsgeld zu besichtigen. Zum Gelände gehören ein schöner Garten, ein traditioneller osmanischer Reinigungsbrunnen sowie eine Madrasa, eine Schule für Islamwissenschaften. Alternativ besucht ihr die Koski Mehmed Pasha-Moschee, die euch einen tollen Ausblick über die Altstadt bietet.
Muslibegovic Kuća
Wenn euch die osmanische Kultur weiter interessiert, dann haltet in der Altstadt Mostars Ausschau nach den traditionellen Häusern aus der Zeit der Osmanenherrschaft. Euch erwarten eine beachtliche Architektur sowie ein Einblick in das doch recht luxuriöse Leben der damaligen Herren Mostars. Wir empfehlen euch einen Besuch im Biscevic Haus, im Kajtaz Haus sowie im Muslibegovic Haus. In Letzterem befindet sich sogar ein Hotel.
Sniper Tower & Ruinen
Zerstörte Gebäude und Kriegsruinen sind ein eher bedrückender Anblick, dem ihr euch aber stellen solltet, wenn ihr Mostar und seine Geschichte verstehen wollt. Vor allem im bosniakischen Osten der Stadt stehen noch so manche Ruinen aus den Zeiten des Bosnienkrieges. Auf der Westseite, nahe des Parks Zrinjevac, steht ein verfallenes ehemaliges Bankgebäude. Von hier aus machten kroatische Scharfschützen Jagd auf ihre damaligen Feinde. Der Bau wird daher auch „Sniper Tower“ genannt. Die Gebäude ringsherum weisen bis heute zahlreiche Einschusslöcher auf.
Aktivitäten
Nach so viel Geschichte, die ihr in Mostar erleben könnt, dürft ihr euch auch gern mal eine Abwechslung gönnen. Mostar befindet sich schließlich im Aufschwung und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Genießt also die vielen Angebote für Aktivitäten, die die Stadt zu bieten hat.
Brückenspringen
Die berühmte Brücke Stari Most ist nicht nur geschichtsträchtig und architektonisch wundervoll, sondern auch ganz schön hoch. Im Scheitelpunkt des Bogens befindet sie sich 19 Meter über der Neretva. Was läge da näher, als einfach mal ins eiskalte Wasser zu springen? Tatsächlich besteht seit der Zeit der Erbauung diese Tradition unter den jungen Männern Mostars. Auch heute noch springen einige Mutige in den Fluss.
Seit 1986 gibt es sogar einen offiziellen Wettbewerb, der in der Regel Ende Juli stattfindet. Natürlich könnt ihr auch selber einen Sprung wagen. Allerdings solltet ihr fit und vor allem erfahren im Wasserspringen sein. 19 Meter sind ganz schön hoch und das Wasser der Neretva ist auch im Sommer recht kalt. Zudem ist die sichere Eintauchstelle sehr klein.
Durch die Altstadt bummeln
Mostar ist eine vergleichsweise kleine Stadt und beherbergt im eigentlichen Stadtgebiet lediglich 75.000 Einwohner. Entsprechend überschaubar ist auch das historische Zentrum, was aber durchaus positiv gemeint ist. Ihr könnt Mostar mühelos zu Fuß an nur einem Tag erkunden und habt dabei genug Zeit, durch die engen Gassen der Altstadt zu schlendern. Erkundet die vielen kleinen Stände und Lädchen, esst in einem der Restaurants oder genießt das Nachtleben in den Bars. Startet am besten an der Brücke Richtung Osten auf der Gasse Kujundžiluk.
Panoramablick genießen
Bosnien und Herzegowina ist ein sehr bergiges Land. Mostar liegt in einem Kessel zwischen zwei Bergmassiven, nämlich dem Velež mit 1968 Metern und dem Čabulja mit 1776 Metern. Wenn ihr einen schönen Blick auf die ganze Stadt werfen wollt, müsst ihr aber natürlich nicht diese Gipfel erklimmen. Es reicht ein Ausflug auf die umliegenden Berge.
Der Hum ist so etwas wie der Stadtberg und bietet einen schönen Ausblick. Allerdings ist der Weg hinauf recht umständlich. Ein Geheimtipp ist Fortica. Dort gibt es eine Aussichtsplattform mit einem grandiosen Blick auf die Stadt. Folgt der Serpentinenstraße nordöstlich der Altstadt und wandert hinauf oder nehmt euch ein Taxi.
An Wasserfällen baden
Wenn ihr etwas Zeit übrighabt und einen kleinen Ausflug machen möchtet, dann empfehlen wir euch die Kravice Wasserfälle. Diese befinden sich 40 Kilometer südwestlich von Mostar. Hier fließt der Fluss Trebižat an mehreren Stellen bis zu 30 Meter in Wasserfällen hinab. Im Sommer lässt es sich hier wunderbar schwimmen und ein naheliegendes Restaurant sorgt für Stärkung.
Wildwasserfahren auf der Neretva
Neben dem Baden bei den Wasserfällen und dem Sprung von der Brücke gibt es auch noch eine weitere Möglichkeit für Spaß im kühlen Nass. Die Neretva eignet sich nämlich bestens zum Wildwasserfahren. Genießt den tollen Ausblick auf die Ufer der Stadt und stellt euch den kleinen Stromschnellen, mit denen euch der Fluss überraschen will. Wir empfehlen euch die vor Ort angebotenen Halbtagstouren. Diese starten nördlich der Altstadt.
Reise-Infos
Haben wir euer Interesse für einen Urlaub in Bosnien und Herzegowina wecken können? Dann geben wir euch gleich noch die wichtigsten Infos zu eurer Reise ins Herz der Herzegowina mit. Es gibt bezüglich Anreise, Klima und Formalien einiges zu beachten.
Reisezeit
Der Sommer ist die perfekte Reisezeit für Mostar sowie für die ganze Region. Dann nämlich fällt kaum Regen und es ist durchgängig sonnig und warm. Allerdings sorgen die Lage im Talkessel sowie das mediterrane Klima dafür, dass es auch richtig heiß wird. Mostar gehört sogar zu den heißesten Städten in ganz Europa. Temperaturen um die 40 Grad sind keine Seltenheit. Kein Wunder, dass da einige in den erfrischenden Fluss springen.
Reisedauer
Mostar ist recht klein und die Wege sind kurz. Die Stadt ist also ideal für ein verlängertes Wochenende oder sogar einen Tagestrip im Rahmen eines Urlaubs in Bosnien. Alternativ könntet ihr Mostar im Rahmen eines längeren Urlaubs in Bosnien-Herzegowina besuchen oder ihr reist aus den nicht allzu weit entfernten kroatischen Städten Split oder Dubrovnik nach Mostar.
Reisevorbereitung
Mostar liegt in Bosnien und Herzegowina und folglich außerhalb der Europäischen Union. Das bedeutet, ihr benötigt einen Reisepass, der noch mindestens drei Monate gültig sein muss. Ein Personalausweis reicht zur Einreise leider nicht aus. Die offizielle Währung ist die Konvertible Mark (KM). Diese wurde nach dem Krieg neu erschaffen und an die damalige Deutsche Mark gekoppelt.
Anreise
Direktflüge von Deutschland nach Mostar gibt es etwa von Frankfurt am Main aus. Alternativ fliegt ihr nach Sarajevo, müsst dann aber noch rund drei Stunden Anfahrt mit Bus oder Bahn in Kauf nehmen. Busse verkehren auch ab Dubrovnik, Split oder Zagreb. Mit dem Zug fahrt ihr zwischen Sarajevo und Mostar durch wunderschöne Gebirgslandschaften, was an sich schon eine Sehenswürdigkeit darstellt. Falls ihr mit dem Auto fahren wollt: Die Fahrt dauert mindestens 10 Stunden und führt durch hochfrequentierte Streckenabschnitte durch verschiedene Tourismusgebiete in Kroatien.
Fortbewegung vor Ort
Mostars Innenstadt lässt sich bestens zu Fuß erkunden. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen eng beieinander und lassen sich innerhalb eines halben Tages erkunden. Für die Außenbezirke oder Ausflüge in der Nähe solltet ihr ein offizielles Stadttaxi nehmen, welches ihr euch in jedem Hotel oder Restaurant rufen lassen könnt. Private Taxis sind häufig teurer. Alternativ nutzt den Linienbus!
Sprache & Verständigung
Durch die kulturelle Zweiteilung der Stadt (seit dem Ende des Bosnienkriegs leben kaum noch Serben in Mostar) existieren auch zwei Sprachen nebeneinander, die allerdings eng verwandt sind. Im Osten der Stadt spricht man bosnisch, im Westen kroatisch. Allerdings kommt ihr auch mit Englisch und teils auch mit Deutsch ganz gut zurecht. Viele Bosnier haben Verwandte in Deutschland oder waren selbst zeitweise hierhin geflüchtet. Deutsche sind willkommen und werden meist freundlich empfangen.
Essen & Spezialitäten
Die bosnische Küche vereint europäische und osmanisch-türkische Einflüsse. Die meisten Gerichte sind eher deftig und oft sehr fleischlastig, etwa bei Bureks mit Hackfleisch oder den weltbekannten Ćevapčići. Natürlich findet ihr diese regionalen Köstlichkeiten auch in Mostar. Zudem empfehlen wir euch, einmal den lokalen Wein zu probieren. Es gibt in der Stadt auch ein paar internationale Restaurants, vor allem aber reichlich Street Food, und zwar vorrangig in der Altstadt.
Hotels & Unterkünfte
In Mostar etabliert sich immer mehr der Tourismus als wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Entsprechend sind in den vergangenen Jahren immer mehr Hotels und Unterkünfte entstanden. Neben Hotels der gehobenen und mittleren Klasse findet ihr in Mostar auch günstigere Gelegenheiten, in denen ihr schon für wenig Geld nächtigen könnt.