Vor Jahrtausenden lebte das Volk der Lykier hier, heute trägt die einstige Stadt Myra den Namen Demre und gehört zu einem der vielen Highlights an der Türkischen Riviera. Welche Geheimnisse in den antiken Felsengräbern auf dem Festland und im Meer vor der Küste auf euch warten, entdeckt ihr bei eurer Reise nach Myra!
Überblick
Ein Urlaub in der Türkei bietet viele Möglichkeiten, von Entspannen am Meer über Aktivurlaub bis hin zu Entdeckungstouren auf den Spuren der Geschichte vieler Kulturen. Ein Mix aus allem erwartet euch bei eurer Auszeit in die Provinz Antalya. An der Türkischen Riviera, die von Kemer bis zum Kap Anamur reicht, gibt es nicht nur herrliche Strände und Ausflugsmöglichkeiten, sondern in der Nähe des beliebten Badeortes Kemer auch die Ortschaft Demre. Genauso oft wie den Namen Demre werdet ihr aber die Bezeichnung Myra hören, denn so hieß der historische Wallfahrtsort einst.
Geschichte
Die bislang bekannte Geschichte der Region am Mittelmeer beginnt früh, genauer im sechsten Jahrhundert vor Christus. Damals war Myra aufgrund der günstigen Lage für Handelsreisen bereits eine Stadt und die Kultur war geprägt von einer Orakelstätte für die Gottheit Apollon und einem Tempel für die Göttin Artemis. Im ersten Jahrhundert vor Christus traf das Volk der Lykier auf die Küstenregion und verlegte einen erheblichen Teil der eigenen Seeflotte nach Myra.
Das für viele Geschichtsfreunde wohl wichtigste Kapitel begann 300 nach Christus, als Nikolaus von Myra als Bischof die inzwischen christliche Verwaltungshauptstadt führte. Ihm wurden bereits zu Lebzeiten Wunderkräfte zugesprochen, darunter das Beruhigen eines Seesturms, um das Leben von Seeleuten zu retten. Bis heute gilt St. Nikolaus daher als Patron der Seefahrer, aber auch der Armen und Bedürftigen.
Mit einer Plünderung durch arabische Truppen 809 nach Christus änderte sich alles: Die Stadt verarmte, der Hafen von Andriake versandete und die Gebeine des inzwischen heiliggesprochenen St. Nikolaus wurden nach Italien gebracht. In den kommenden Jahrhunderten versank das kulturelle Erbe der Stadt Myra wortwörtlich im Schlamm des Flusses Demre.
In der jüngsten Vergangenheit war die Stadt lange Zeit lediglich eine kleine Ortschaft mit dem häufigen Namen Kale, für Festung, und wurde schließlich im Jahr 2005 in Demre umbenannt. Durch archäologische Ausgrabungen wuchs das Interesse an der spannenden Geschichte der einstigen Stadt Myra und heute leben viele der türkischen Einheimischen entweder vom Gemüseanbau, allen voran Tomaten, oder natürlich vom stetig waschenden Tourismus.
Strände
Genießt ihr es auch, am Strand zu liegen und den Blick über das Meer wandern zu lassen, während grüne Berge am Horizont dieses Bild einrahmen? Dann werden euch die Traumstrände bei Demre ganz bestimmt gefallen.
Çayağzi Plaji
Etwa zweieinhalb Kilometer vom Zentrum entfernt, findet ihr euch am Çayağzi Beach wieder. Um zu den aufgestellten Sonnenliegen und ins Meereswasser zu laufen, empfehlen sich Badeschuhe, da es sich in diesem Abschnitt um einen Kiesstrand handelt. Folgt ihr dem Verlauf weiter, nähert ihr euch der Stelle, wo einst der Lykische Hafen Andriake die Seefahrer begrüßte. Heute befindet sich zwischen den Ruinen ein kleiner Abschnitt des Çayağzi-Strandes: Der Sand ist bräunlich und fein, während das Wasser kristallklar glänzt und selbst in der Hochsaison relativ wenig Menschen vor Ort sind, so dass Ruhesuchende auf ihre Kosten kommen.
Taşdibi Plaji
Dieser Strand besitzt eine Blaue Flagge und erfüllt damit wichtige Umwelt-, Hygiene- und Sicherheitsstandards. Entsprechend ist er bei Urlaubern sehr beliebt und besonders in den Sommermonaten geht es lebhaft zu. Familien mit kleinen Kindern profitieren von der geschützten Lage unterhalb eines Berges, denn dadurch ist das Meer stets ruhig und das Plantschen unbedenklich.
Sülüklü Plaji
Weniger als vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, beginnt der Sülüklü Plaji, der international auch als Leech Beach bekannt ist. Er besitzt auf einer Länge von rund 900 Metern feinen, grauen Sand und einen ebenen Wasserzugang. Einheimische Familien und ältere Menschen treffen hier auf Urlauber, die auf Sonnenliegen und mit den Annehmlichkeiten naher Strandrestaurants entspannen wollen. In der Hochsaison gibt es dank der natürlichen Wellen auch Angebote rund um Wassersport.
Sehenswürdigkeiten
Ihr wolltet schon immer einmal echte Felsengräber aus der Nähe sehen? Euch fasziniert der Gedanke, auf den Spuren von St. Nikolaus zu wandeln? Demre besinnt sich auf seine Wurzeln und hält beeindruckende Sehenswürdigkeiten innerhalb der alten Grenzen der antiken Stadt Myra für euch bereit.
Römische Ruinen
Die Ruinen der Stadt Myra verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet von Demre. Vor allem die Reste eines Amphitheaters mit Platz für rund 11.000 Menschen sind trotz Erdbeben im Jahr 141 noch gut erhalten. Über dem Theater finden sich zudem spärliche Überreste der einstigen Akropolis. Ruinen alter Dampfbäder zeugen vom Alltagsleben der früheren Bewohner und dienen Besuchern heute als beliebter Selfie-Hintergrund. Es empfiehlt sich, einen Rundgang mit Ortskundigen zu machen, um Überreste zu entdecken und mehr über sie zu erfahren.
Lykische Felsengräber
Wirklich einprägsam sind die Grabmäler, die direkt in die Felswände hineingeschlagen wurden, da Lykier ihre Verstorbenen nicht unter der Erde zur Ruhe betteten, sondern so hoch wie möglich. Zwei Nekropolen, die mit Skulpturen und Reliefs versehen sind, gehören zu Myra und begeistern mit detailreichen Arbeiten: Die westliche „Totenstadt“ wird auch Meeres- oder See-Nekropole genannt und lässt die Gräber in Richtung des offenen Meeres blicken. Die Begräbnisstätte im Osten trägt den Namen Fluss-Nekropole, da die Gräber hier zum Fluss Demre ausgerichtet sind. Insgesamt gibt es rund 2.300 Felsengräber, die von den Erbauern bewusst im Stil ihrer Wohnhäuser gestaltet wurden.
Nikolauskirche
Innerhalb der früheren Grenzen Myras steht die als Wallfahrtsort beliebte Kirche St. Nikolaus. Sie wurde circa 600 nach Christus als Grabkirche erbaut und ist für Pilger aus der ganzen Welt sowie Urlauber ein Must-see der Region. Hier können alle Besucher mehr über die Geschichte des Mannes erfahren, dem der Nikolaustag am 6. Dezember gewidmet ist. Der Gedenktag ist der Todestag des Heiligen und in der Kirche St. Nikolaus seht ihr sowohl den Sarkophag als auch drei kleine Kapellen. Passend für den Patron der Seefahrer werdet ihr Verzierungen entdecken, die an Fischschuppen erinnern. Bitte beachten: Private Fotos aus dem Inneren der Kirche sind nicht erwünscht.
Hafen Andriake und Granarium
Wo einst die Lykier regen Seehandel trieben und die Produktion von Purpur für einen beachtlichen Wohlstand sorgte, ist heute eine antike Stätte geblieben. Der Besuch lohnt sich für Geschichtsfreunde, denn zu sehen sind Überreste einer alten Kornkammer, auch Granarium genannt, die 6.000 Kubikmeter Getreide lagern konnte. Die Wände der 35 Meter breiten und 62 Meter langen Gebäudes sind bis heute erhalten, denn die Stabilität der Fundamente und Steinmauern ließ den Bau überdauern und nur das Dach wurde in der Gegenwart neu errichtet. Winzige Schlitze im ursprünglichen Mauerwerk sorgten damals für eine gute Belüftung und ein antikes Wärterhaus zeugt noch heute davon, wie wichtig der Schutz des Granariums für den Wohlstand der Menschen von Myra war.
Seit dem Jahr 2016 ist im Granarium das Museum der lykischen Zivilisationen untergebracht. Der Museumsbesuch führt durch acht Bereiche mit mehr als 1.000 Artefakten und lädt am Ende in einem Café zum Ausruhen bei Türkischem Tee ein. Über dem Haupteingang werdet ihr außerdem zwei Büsten entdecken: Eine des Kaisers Hadrian und eine seiner Frau Vibia Sabina.
Aktivitäten
Wer nach Demre kommt, will meist die Spuren von St. Nikolaus auf sich wirken lassen und Lykische Felsengräber sehen, doch es gibt bei vielen Aktivitäten noch weit mehr zu entdecken!
Andenken und Ikonen shoppen
Da St. Nikolaus für viele Reisende der Hauptgrund für einen Besuch in Myra ist, haben sich die Einheimischen auf Andenken rund um ihren geliebten Heiligen spezialisiert. Daher findet ihr neben Postkarten und zahlreichen Büchern auch unzählige Ikonen sowie künstlerische Heiligenbilder: Ihr könnt handgefertigte Holzbilder und Kupferstiche kaufen, verschiedene Arten von Stoffdrucken, aber auch bedruckte Tassen oder Aschenbecher. Als Ikonen verkaufte Gegenstände können Gläubige anschließend sogar in der Kirche St. Nikolaus mit einem Gebet segnen lassen.
Wandern gehen
Ihr liebt es, die vielen Facetten einer Region beim Wandern zu erkunden? Dann könnt ihr ein Stück auf dem Lykischen Weg zurücklegen. Dieser Fernwanderweg ist insgesamt 509 Kilometer lang und verläuft zum Großteil an der Küste von Antalya bis Fethiye. Wegmarkierungen gibt es seit etwa 24 Jahren, doch tatsächlich gehen die Ursprünge Jahrtausende zurück.
Eine schöne Strecke ab Myra führt euch 23 Kilometer westlich bis zum Ort Kaleköy. Auch er hat antike Wurzeln und ist auf den Resten der ehemaligen Stadt Simena erbaut. Über dem Ort erhebt sich eine Kreuzfahrerburg aus dem 16. Jahrhundert, errichtet vom Ritterorden der Johanniter. Der Hafen des Ortes bietet euch neben einem hübschen Panorama auch Überfahrten zur Insel Kekova.
Bootstour zur Insel Kekova
Wer sich mit der Geschichte von Myra beschäftigt, nutzt den Aufenthalt in Demre am besten auch für einen Bootsausflug auf die Insel Kekova. Noch im zweiten Jahrhundert nach Christus befand sich an der Nordseite die Stadt Dolichiste, doch ein Erdbeben zerstörte sie und trotz Wiederaufbau geriet sie mit den Jahrhunderten in Vergessenheit, bis ein stärkeres Beben im 2. Jahrhundert nach Christus sie schließlich im Meer versinken ließ. Heute können Urlauber bei Fahrten im Glasbodenboot einen Blick in die Tiefe und auf sichtbare Ruinen werfen. Die Eindrücke der versunkenen Stadt werden euch im Gedächtnis bleiben.
Schildkröten beobachten
Für all’ jene, deren Herz für Meeresschildkröten schlägt, empfiehlt sich ein Bootsausflug zur Karemlik-Bucht. Da sich in der Bucht viele Algen befinden, die für die Tiere sehr nahrhaft sind, könnt ihr sie häufig in großer Zahl antreffen. Von Mai bis Oktober stehen die Chancen am besten und in diesem Zeitraum bieten Einheimische regelmäßig Bootstouren zur Bucht an. Mit passendem Abstand zu den Tieren darf am Tag geschwommen und mit einem Schnorchel abgetaucht werden.
Schnorcheln und Tauchen
Das kristallklare Meereswasser ist für Freunde der Unterwasserwelt genau richtig. Allerdings gilt es hier eine klare Regel zu beachten: Sowohl das Schnorcheln als auch das Tauchen in der Nähe der versunkenen Stadt Dolichiste bei der Insel Kekova ist untersagt, um die Ruinen der Unterwasserstadt bestmöglich zu erhalten. Es spricht aber nichts dagegen, vom Festland oder bei einem geführten Tauchausflug von Booten und Yachten aus in die Tiefen des Meeres aufzubrechen.
Segeln
Viele Urlauber träumen davon: Auf einem Segelschiff stehen, die salzige Meeresluft riechen und die Brise auf dem Gesicht spüren. Ein Segelausflug macht genau das möglich. Vor allem im Sommer werden ab Demre viele Touren in kleinen Gruppen oder auch exklusiv für Familien und Paare angeboten.
Wildvögel beobachten
Rund fünf Kilometer außerhalb der Stadt Demre beginnt im Osten das Vogelschutzgebiet Demre Kuş Cenneti. Hier leben zwischen Feuchtgebieten und Schilf auf rund 1.000 Hektar knapp 150 Vogelarten, darunter Wildenten und Kormorane. Die Tiere finden im nähstoffreichen Wasser viel zu fressen, sodass die Zahl der einheimischen Vögel konstant hoch ist und auch Zugvögel im Schutzgebiet gerne Station machen.
Reise-Infos
Festes Schuhwerk und Badesachen dürfen bei eurem Urlaub an der Türkischen Riviera gemeinsam in den Koffer. Alle wichtigen Informationen rund um die Anreise, Währung und kulinarische Spezialitäten, geben wir euch hier gerne mit auf den Weg.
Ideale Reisezeit
Für viele Sonnenstunden mit über 30 Grad Lufttemperatur und warmen 27 Grad Wassertemperatur eignet sich der August. Wer die hohen Temperaturen für Erkundungstouren vermeiden möchte, legt die Reisezeit in den Frühling, denn der Mai lockt mit Temperaturen zwischen 16 und 26 Grad. Und auch im Frühling muss zwischen Wanderungen und Führungen nicht aufs Baden im Meer verzichtet werden, denn das Wasser erreicht bereits dann angenehme 22 Grad.
Anreise
In der gleichnamigen Hauptstadt der Region Antalya gibt es einen internationalen Flughafen, der von mehreren deutschen Städten aus angeflogen wird. Dazu gehören beispielsweise Düsseldorf, München und Berlin, aber auch Dresden, Nürnberg und Köln. Je nach Startstadt dauert der Flug zwischen drei und vier Stunden.
Währung & Verständigung
Die Türkische Lira ist die Währung des Landes und im Idealfall habt ihr immer etwas Bargeld für kleine Cafés oder Souvenirs dabei. In größeren Geschäften sowie in Badeorten sind nicht nur Zahlungen mit der Kreditkarte möglich, meist könnt ihr in bar sogar mit Euro bezahlen, allerdings wird dann häufig ein Aufpreis verlangt.
Türkisch als Landessprache ist allgegenwärtig, doch in Hotels, Geschäften und an Stränden verstehen viele Einheimische Englisch, Russisch und Deutsch. Es lohnt sich aber ein paar Floskeln Türkisch zu lernen.
Essen & Spezialitäten
Für alle, die Lammfleisch lieben und Gemüsegerichte in unzähligen Varianten schätzen, ist die lokale Küche genau richtig. Sowohl Schnellimbisse an der Ecke als auch kleine Familienlokale und größere Restaurants bieten eine reichhaltige Auswahl, bei der ihr immer wieder Einflüsse der griechischen Küche bemerken werdet.
Hotels & Unterkünfte
Demre wird sehr häufig von Pilgern und geschichtlich interessierten Reisenden für einen Tagesausflug besucht, daher sind unmittelbar in der Stadt vergleichsweise wenig Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber zu finden. Die vorhandenen Hotels und Pensionen sind dafür besonders gastfreundlich und die Preise recht günstig.