Nikosia: Hauptstadt von Zypern


Die wunderbare Mittelmeerinsel Zypern gilt schon lange als eine ansprechende Urlaubsdestination. Die politisch geteilte Hauptstadt Nikosia war von diesem Boom lange Zeit ausgeschlossen. Doch seit sich die allgemeine Lage vor Ort entspannt hat, lockt die historische Stadt, die manchmal auch Lefkosia genannt wird, mit vielen kulturellen Highlights auch wieder mehr Besucher an.

Überblick

Offiziell ist Nikosia die Hauptstadt von ganz Zypern. Doch in der Realität werden sowohl der Norden der Insel als auch der Stadt zur international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern gezählt. Durch diesen besonderen Einfluss von zwei Ländern auf die Stadt und das Leben der Menschen dort, hat sie einen ganz eigenen Charakter und ist unbedingt einen Besuch wert.

Nikosia liegt im Inland der Insel Zypern und ist daher weniger für den typischen Strandurlaub geeignet als etwa Larnaka oder Limassol an der Küste. Dafür verfügt die mehr als 2.500 Jahre alte Stadt über ein reiches kulturelles Erbe. Das gilt für den griechisch geprägten Süden ebenso wie für den türkisch geprägten Norden.

Nikosia Grenze
Die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei

Geschichte

Aufgrund seiner strategischen Lage zwischen Europa, Kleinasien und der Levante war Zypern – und somit auch Nikosia – schon immer ein Streitpunkt, wenn es um die Regierungsgewalt ging. Hier herrschten über die Zeit hinweg Griechen und Römer, Byzantiner und Genuesen und schließlich das Osmanische Reich, welches Zypern an Großbritannien verpachtete.

Erst 1960 wurde Zypern unabhängig und Nikosia zur Hauptstadt des jungen Staates ernannt. In den folgenden Jahrzehnten kam es jedoch immer wieder zu Unruhen griechischer und türkischer Nationalisten. Dies führte auch zur immer noch aktuellen Trennung der Stadt in zwei Teile. Seit 2008 nähern sich beide Seiten jedoch wieder an und mittlerweile gibt es einen offenen Grenzübergang in der Ledrastraße, der die beiden Hälften miteinander verbindet.

Sehenswürdigkeiten

Die lange und wechselvolle Geschichte von Nikosia hat auch das Stadtbild stark geprägt. Es gibt jahrhundertealte Festungsbauten, Kathedralen und Moscheen, aber auch moderne Denkmäler sowie jede Menge Museen. Vor allem in der geteilten Altstadt gilt es, auf beiden Seiten viele bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Befreiungsdenkmal

An einer der Bastionen der venezianischen Mauer befindet sich das Befreiungsdenkmal. Mit diesem wird an die Unabhängigkeit Zyperns von der britischen Kolonialherrschaft erinnert. Das Monument aus dem Jahr 1973 zeigt eine Reihe von Figuren, die sich aus der britischen Knechtschaft befreien.

Nachdem Großbritannien Zypern 1878 zunächst vom Osmanischen Reich gepachtet hatte, erfolgte 1914 die Annexion der Insel nach dem Kriegseintritt der Osmanen aufseiten der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg. 1960 schließlich genehmigten die Briten der ehemaligen Kronkolonie die Unabhängigkeit.

Nikosia Befreiungsdenkmal
Seit 1960 ist Zypern unabhängig von Großbritannien

Venezianische Festungsmauer

Die gesamte Altstadt von Nikosia ist von einer Festungsmauer umgeben, an der insgesamt elf Bastionen liegen, die dem gesamten Bau die Form eines Vielecks geben. Noch heute sind die meisten Mauerstücke gut zu erkennen und rahmen die zweigeteilte Innenstadt ein. Innerhalb der Mauern liegen somit fast alle Sehenswürdigkeiten der zyprischen Hauptstadt.

Erbaut wurde die Festungsanlage von den Venezianern Mitte des 16. Jahrhunderts, auch wenn sie letztlich die Eroberung durch die Osmanen nicht verhindern konnte. In der neueren Zeit erfolgten einige Durchbrüche, zum Beispiel für Fußgängerwege oder Buslinien. Dennoch gehört die venezianische Mauer bis heute zu den opulentesten Bauwerken der Insel.

Atatürk-Platz

Der zentrale Platz im nördlichen Teil Nikosias ist dem türkischen Staatsgründer Atatürk gewidmet. Baulich entsprechen viele der angrenzenden Gebäude jedoch dem englischen Kolonialstil. An dieser Stelle verlas der britische Commissioner 1925 den Beschluss, Zypern als Kronkolonie an das Mutterland anzubinden.

Nikosia Atatuerk Platz
Der Atatürk-Platz samt Venezianischer Säule

Barnabas-Kathedrale

Erst 2021 eingeweiht, ist die neue Kathedrale des Apostels Barnabas nun die größte christliche Kirche in Nikosia. Die Kreuzkuppelkirche wurde im orthodoxen Stil errichtet und entzückt Besucher und Gläubige gleichermaßen durch das anmutige Äußere und das reich verzierte Innere.

Der Heilige Barnabas ist der Nationalheilige Zyperns. Er soll einer der Apostel des Urchristentums gewesen sein, auch wenn er nicht zu den zwölf Jüngern von Jesus gehört. Der Legende nach ist er auf Zypern als Märtyrer gestorben, nachdem er mehrere Missionsreisen in der Levante unternommen hatte.

Omeriye-Moschee

Ebenfalls auf der südlichen, also der griechischen Seite der Stadt befindet sich die Omeriye-Moschee. Dieser typisch gotische Bau entstand zunächst als christliches Kloster, wurde jedoch im Zuge der osmanischen Eroberung schwer beschädigt. Die siegreichen Osmanen fügten ein Minarett hinzu und machten aus der einstigen Klosterkirche eine Moschee.

Diese war lange Zeit geschlossen, ist inzwischen aber wieder für die muslimische Glaubensgemeinschaft auf der südlichen Stadtseite geöffnet. Direkt daneben befindet sich ein Hamam gleichen Namens, welches ebenfalls nach vorangegangener Schließung mittlerweile wieder in Betrieb genommen wurde.

Panagia Chrysaliniotissa

Natürlich hat auch die griechisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft in Nikosia ihre Gotteshäuser. Das bedeutendste davon ist die Kirche Panagia Chrysaliniotissa im südlichen Teil der Stadt unweit der Grünen Linie, die die Stadt in zwei Teile trennt. Sie wurde 1450 errichtet und überdauerte die Zeit trotz zahlreicher Beschädigungen.

Nikosia Panagia Chrysaliniotissa
Die altehrwürdigen Mauern der Panagia Chrysaliniotissa

Selimiye-Moschee

Ähnlich wie die Omeriye-Moschee war auch die Selimiye-Moschee einst eine Kirche, und sogar eine ganz besondere – die Kathedrale des christlichen Nikosias. Das Bauwerk liegt im türkischen Norden der Stadt, nur rund 100 Meter nördlich der Grünen Linie.

Bevor die Kirche zur Moschee wurde, galt die Sophien-Kathedrale, die im 13. und 14. Jahrhundert erbaut wurde, als Meisterwerk gotischer Baukunst. Bis 1489 wurden hier die Könige Zyperns gekrönt, ehe die Venezianer die Stadt übernahmen. Nach dem Einzug der Osmanen wurde die Kathedrale zur Moschee und ist es seitdem ununterbrochen geblieben.

Nikosia Selimiye Moschee
Der Eingangsbereich der Selimiye-Moschee

Kirche St. Katharina

Ein drittes Beispiel der Umformung ehemaliger christlicher Glaubensstätten befindet sich ebenfalls im türkischen Teil der Stadt. Dort wurde Ende des 14. Jahrhunderts die St.-Katharinen-Kirche erbaut und später unter den Osmanen zur Moschee umgewandelt. Heute wird das Gebäude nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt, stattdessen befindet sich eine Kunstausstellung im Inneren.

Aktivitäten

Nikosia ist eine typische Sightseeing-Stadt. Fast jede Aktivität hat in irgendeiner Weise mit einer Epoche der langen Geschichte dieses Ortes zu tun. Aktuell ist ein Grenzübertritt in der historischen Ledrastraße ein absolutes Muss. Daneben gibt es viele interessante Museen. Wer genug von der Stadt hat, der macht einen Tagesausflug ans Meer.

An der Ledrastraße die Grenze überqueren

Die Ledrastraße ist eigentlich nur eine belebte Einkaufsstraße, in der sich viele Geschäfte befinden. Sie führt allerdings von Süden aus in den nördlichen Teil Nikosias und wird vor dem Grenzübertritt von einer rund 50 Meter breiten Pufferzone der UN getrennt. Früher nutzten zyprische Nationalisten die Stelle, um Anschläge gegen britische Kolonialbeamte auszuführen. Später wurde die Straße zu einem Symbol der Teilung der Stadt und des Landes.

Seit 2008 haben sich die Dinge an der Ledrastraße allerdings verändert. Damals beschlossen die Präsidenten beider Landesteile die Öffnung eines Grenzübergangs an der berüchtigten Straße. So ist die Ledrastraße nun zu einem Symbol der erhofften Einheit geworden. Jeder Besucher Nikosias sollte hier mindestens einmal über die Grenze treten.

Ein Museum besuchen

Eine Stadt, die so viel Geschichte vorzuweisen hat, besitzt natürlich auch eine Reihe von beachtlichen Museen. Im Norden der Stadt stechen vor allem das türkisch-ethnografische Museum sowie die Bibliothek des Sultans Mahmud II. heraus, in dem sich viele islamische Manuskripte befinden.

Im Süden hingegen befindet sich eine bedeutende Ikonensammlung im Seitentrakt des erzbischöflichen Palastes. Das Archäologische Museum hält Artefakte aus vielen Jahrtausenden für interessierte Besucher bereit und ein weiteres Museum widmet sich der oft kuriosen Geschichte des Motorrads auf Zypern.

Nikosia Museum
Geschichte zum Anfassen im Archäologischen Museum

In den Fun Park gehen

Wer mit Kindern nach Nikosia reist, sollte auch einen Höhepunkt für die Kids bereithalten. Wenn die Kleinen nach dem ganzen Sightseeing und der etwas trockenen Geschichte mehr altersgerechte Abwechslung brauchen, dann ist der Spaßpark Paramythoupoli Xristougennon bestens dafür geeignet.

Dabei handelt es sich um einen schön gestalteten und abwechslungsreichen Freizeitpark mit tollen Attraktionen und den üblichen Buden und Imbissen. Vor allem in der Weihnachtszeit ist der Park ein netter Zeitvertreib und erstrahlt in tollem Licht. Das Beste: Der Eintritt in den Park ist frei!

Kunsthandwerk in der Karawanserei

Das vermutlich älteste osmanische Bauwerk der Stadt ist die Karawanserei Büyük Han. Sie liegt unmittelbar hinter der UN-Pufferzone, etwas nordöstlich vom Übergang an der Ledrastraße. Wer etwas für Kunsthandwerk übrig hat, wird hier in einem der kleinen Lädchen sicherlich fündig.

Karawansereien – auch Karawanenhöfe genannt – waren ummauerte und damit schutzbietende Herbergen für Handelsreisende. Zugleich dienten die Höfe als Warenumschlagsplatz. Die Osmanen errichteten diese Höfe an den wichtigen Handelsrouten, um ihren Karawanen eine Zuflucht zu bieten. Heute treffen sich hier Händler, Einheimische und Besucher zum bunten Getümmel.

Nikosia Karawanserei
Die Karawanserei Büyük Han in Nikosia

Tagesausflug ans Meer machen

Alle Kirchen und Moscheen angeschaut, den Grenzübergang besucht und im Museum gewesen? Dann ist es wohl Zeit für ein erfrischendes Bad im Mittelmeer. Zypern ist schließlich eine Insel. Von Nikosia aus dauert es nur eine halbe Stunde und man erreicht die nördliche Küste im türkischen Teil.

Wer lieber in der EU bleiben möchte, fährt entweder nach Süden Richtung Larnaka oder Limassol oder nach Westen zu den Stränden rund um die Akamas Halbinsel. Egal in welche Richtung es euch verschlägt, an der zyprischen Küste warten wunderbar klares und warmes Wasser, feine weiße Strände und ein Erholungstag der besonderen Art.

Nikosia Larnaca
Ein Tagesausflug an den Strand von Larnaca

Reise-Infos

Nikosia ist eine reizvolle, historische und durch die besondere politische Lage auch aktuell bedeutsame Stadt. Die Anreise dauert zwar ein wenig länger und braucht etwas mehr Vorbereitung als die in andere EU-Staaten, doch der Mehraufwand lohnt sich. Wir haben die wichtigsten Infos und Tipps zusammengestellt, um euch bestens bei der Urlaubsplanung zu unterstützen.

Reisezeit

In Nikosia herrscht fast ganzjährig ein äußerst gutes Wetter. Selbst im Dezember oder Februar herrschen oft noch milde 16 – 17 Grad. Richtig heiß und niederschlagsarm wird es im Sommer, wenn das Thermometer regelmäßig über 30 Grad Celsius klettert. Wem das zu warm ist, dem sei der Frühling oder Herbst empfohlen, wenn es um die 22 Grad warm ist.

Reisedauer

Mit vier Stunden Flugzeit ist ein Urlaub auf Zypern für einen kleinen Wochenendtrip wohl eher ungeeignet. Besser ist es, man plant eine volle Woche ein. Dann ist auf jeden Fall noch mindestens ein Strandtag drin, ohne dass etwas von der Altstadt versäumt wird.

Reisevorbereitung

Grundsätzlich ist die Einreise nach Zypern kein Problem, denn das Land ist EU-Mitgliedsstaat. Ein Personalausweis reicht schon, um Nikosia besuchen zu dürfen. Etwas anders war die Sachlage bis vor einigen Jahren an der umstrittenen innerstädtischen Grenze. Nach einem erfolgreichen Abkommen dürfen EU-Bürger nun aber auch ohne Visum in den türkischen Nordteil der Stadt reisen.

Die beiden größten Unterschiede zwischen dem zyprischen und dem türkischen Teil der Stadt beziehen sich auf die Währung und die Zeitzone. Im zyprischen Teil gilt der Euro, im Norden die Türkische Lira. Im Winter stellt man die Uhren nur im Süden um. Süd-Nikosia ist dann wie gewohnt eine Stunde vor der deutschen Zeit, der Norden hingegen zwei Stunden.

Anreise

Der internationale Flughafen von Nikosia liegt in der UN-kontrollierten Pufferzone zwischen Nord- und Südstadt und ist daher nicht nutzbar. Die Anreise erfolgt also entweder über den Flughafen Ercan im türkischen Stadtteil oder über den Airport in Larnaka, etwa eine Autostunde von Nikosia entfernt.

Anders als früher ist es für EU-Bürger heute möglich, über den türkischen Teil einzureisen und dann trotzdem die Demarkationslinie nach Süden zu überqueren. Wer nicht fliegen möchte, kann auch über eine Fährverbindung auf die Insel reisen, etwa vom griechischen Piräus aus nach Limassol.

Fortbewegung vor Ort

Wer sich vorwiegend in der Altstadt bewegt, kann die oftmals kurzen Wege problemlos zu Fuß zurücklegen und so die Stadt erkundigen. Zu Sehenswürdigkeiten weiter außerhalb gibt es Busse oder Taxis. Einen Mietwagen brauchen Urlauber nur dann, wenn sie neben Nikosia auch andere Teile der Insel erkunden möchten, und dies auf eigene Faust tun.

Sprache & Verständigung

Sowohl die Insel als auch ihre Hauptstadt sind nicht nur räumlich, sondern auch sprachlich getrennt. Im griechisch geprägten Südteil sprechen mehr als 80 Prozent griechisch, im Norden hingegen ist Türkisch alleinige Amtssprache. Aufgrund der Kolonialgeschichte ist allerdings auch Englisch sehr verbreitet, was dem Tourismus zugutekommt.

Essen & Spezialitäten

Die zypriotische Küche ist eine einzigartige Melange aus griechischen und türkischen Spezialitäten, ergänzt durch die Einflüsse armenischer, syrischer, libanesischer und israelischer Einwanderer. Meeresfrüchte spielen dabei eine besonders wichtige Rolle, doch auch Fleisch und Gemüse in zahlreichen Varianten sind zu finden.

Wer möglichst viele Spezialitäten aus Zypern probieren möchte, der bestellt eine Mezze-Platte – eine Art gemischte Auswahl der kulinarischen Klassiker Zyperns. Die Platten variieren je nach Restaurant, sind aber im Süden wie im Norden zu finden und illustrieren die Vielfalt der zyprischen Küche.

Hotels & Unterkünfte

Die meisten Hotels und Unterkünfte befinden sich innerhalb der Mauern der Altstadt – sowohl auf zyprischer wie türkischer Seite. Die Bandbreite reicht dabei von einfachen Pensionen bis zu etwas gehobenen Residenzen. Weitere Unterbringungen finden sich zudem in den angrenzenden Bezirken um das Zentrum herum.

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