Ihr befindet euch in luftiger Höhe – und zwar 600 Meter über dem Lysefjord. Hier oben spürt ihr deutlich, warum Norwegen das glücklichste Land der Welt ist. Sicher werdet ihr den unvergesslichen Blick auf die atemberaubende Natur Norwegens so schnell nicht vergessen. Ob geführte Tour, ein Aufstieg auf eigene Faust oder eine Nachtwanderung – der Weg nach oben auf den Preikestolen lohnt sich, auch wenn es ein paar Sachen zu beachten gibt.
Überblick
Bei dem Preikestolen handelt es sich um ein Felsplateau im Südwesten von Norwegen, welches in 604 Meter Höhe senkrecht über dem Lysefjord herausragt. Der Preikestolen erhielt im Jahr 1901 seinen Namen von einem begeisterten Besucher – und zwar aufgrund seiner Form, die einem „Predigtstuhl“ gleicht. Seitdem gehört die Felskanzel, östlich der Stadt Stavanger, zu einem beliebten Ausflugsziel.
Auf einer Fläche von etwa 25 mal 25 Metern ragt der flache und ungewöhnlich geformte Granit heraus. Der Zersetzung des Gesteins sowie der Frostsprengung vor rund 10.000 Jahren habt ihr es zu verdanken, dass ihr heute die sagenhafte Sicht aus schwindelerregender Höhe bestaunen könnt. Einst vollständig von einem Gletscher bedeckt, verursachte die Sprengung des gefrorenen Wassers den Abbruch mehrerer Felskanten und Blöcke. Noch heute erinnert ein tiefer Spalt auf dem gesamten Plateau an diese Naturphänomene. Macht euch jedoch keine Sorgen, denn der Riss auf dem Preikestolen wird regelmäßig von Geologen kontrolliert, sodass ihr Norwegens großes Naturwunder sicher bestaunen könnt.
Wanderung
Um in diesen Genuss zu kommen, müsst ihr natürlich erst den mehrstündigen Aufstieg über viele Höhenmeter wagen. Doch solltet ihr dafür eigentlich besonders sportlich oder mutig sein?
Vorbereitung
Eine Wanderung zum Preikestolen ist zwar nicht nur den Profi-Kletterern vorbehalten, sollte aber trotzdem gut geplant sein. Reist ihr nach Norwegen mit dem Vorhaben, den Preikestolen zu besteigen, solltet ihr natürlich die Wanderausrüstung sowie die passende Kleidung nicht zu Hause vergessen. Euch erwartet ein raues Gelände und in luftiger Höhe solltet ihr auch auf starke Winde, kühle Temperaturen und unerwartete Regengüsse vorbereitet sein. So ist es durchaus möglich, dass ihr auch im Hochsommer alle vier Jahreszeiten deutlich zu spüren bekommt.
Auch an genügend Proviant solltet ihr denken, denn die Wanderung wird anstrengend. Daher solltet ihr eure Energiereserven unterwegs ordentlich auffüllen. Packt euch also am besten einen 30 Liter Rucksack, den ihr mit folgenden Dingen füllt:
Kleidung
- Feste Wanderschuhe
- Wetterfeste Softshell-Jacke
- Wetterfeste Hose
- Funktionsunterwäsche und Socken
- Wollpullover
- Mütze, Schal und Handschuhe
Ausrüstung
- Proviant und Wasser
- Sonnenbrille und UV-Schutz
- Erste-Hilfe-Ausrüstung
- Warnweste (für den Notfall)
- Blasenpflaster
- Aufgeladenes Smartphone mit wasserfester Schutzhülle
- Stirnlampe oder Taschenlampe mit Ersatzbatterien
- Optional: Nordic-Walking-Stöcke
- Mülltüte
- Mütze, Schal und Handschuhe
- Wanderkarte und Kompass
- Taschenmesser
Aufstieg
Die typische Wanderung zum Preikestolen dauert etwa vier Stunden – je nach Wetterlage und Kondition. Auf der Tour überwindet ihr eine Strecke von etwa acht Kilometern und rund 500 Höhenmeter. Die Wanderung wird mit einem mittleren Schwierigkeitsgrad eingestuft und so solltet ihr euch unterwegs auch auf einige steile Etappen einstellen. Habt ihr jedoch schon einige Erfahrungen im rauen Gelände machen können, sollte der Aufstieg kein Problem für euch darstellen. Die Wanderung erfolgt hauptsächlich über befestigte Wege, die ausgebaut und trittsicher sind. Je nach Wetterlage können die Steine auch ins Rutschen geraten oder nass und glitschig werden, weswegen festes Schuhwerk ein Muss auf eurer Wanderung ist.
Euer Aufstieg startet an der Preikestolen Fjellstue Hütte und führt euch über idyllische Wald- und ausgebaute Steinwege vorwärts. Dabei müsst ihr auch einmal die ein oder andere Holzbrücke überqueren oder hölzerne Treppenstufen hinaufsteigen, die euch steile Felswände überwinden lassen.
Unterwegs werdet ihr mit wundervollen Ausblicken über Wiesen, Wälder und den Revsvatnet See beglückt. Nach zwei bis sechs Stunden habt ihr es dann geschafft. Ihr erreicht den Preikestolen und werdet mit einem Panorama über den 40 Kilometer langen Lysefjord belohnt, der sich unter euch erstreckt. Haltet einen Moment inne und lasst die schroffen Felskanten mit dem dicht bewachsenen Grün, welche euch umgeben, auf euch wirken. Hier stockt euch definitiv der Atem – wenn dies nicht schon während der anspruchsvollen Wanderung geschehen ist.
Alternativen
Während die meisten Wanderer den klassischen Aufstieg bevorzugen, gibt es für euch auch einige Alternativen, den Preikestolen zu bestaunen.
Habt ihr beispielsweise Höhenangst, ist es mit viel Mut verbunden, den Weg nach oben auf euch zu nehmen, die über 600 Meter hohe Felskante zu besteigen und den Blick in die Tiefe zu wagen. Traut ihr euch nicht oder müsst die Tour unterwegs abbrechen, ist das kein Grund, traurig oder enttäuscht zu sein. Für euch gibt es nämlich trotzdem eine Möglichkeit, den Preikestolen zu besichtigen – und zwar vom Boot aus. Es gibt mehrere Anbieter, die Ausflugsfahrten anbieten, welche durch den 40 Kilometer langen Lysefjord führen. Umgeben von imposanten Gebirgsketten, inklusive den Preikestolen, wird diese Bootsfahrt sicher ein ganz besonderes Erlebnis. Wenn ihr mögt, könnt ihr nach eurem Bootsausflug natürlich noch eine kleine Wanderung unternehmen.
Ihr leidet nicht unter Höhenangst, doch traut euch die Tour zur Felskanzel nicht allein zu? Das ist gar kein Problem, denn von April bis Oktober werden geführte Touren angeboten. Dabei begebt ihr euch mit Profis auf die Wanderung und kommt auch bei schlechten Witterungsbedingungen sicher oben an. Bei besonders schlechtem Wetter gehen aber auch die Wanderführer auf Nummer sicher und blasen die Tour lieber ab. Hört also immer darauf, was die Guides euch empfehlen und seid nicht zu wagemutig.
Wollt ihr das Naturparadies des Preikestolen am liebsten ganz für euch allein haben, solltet ihr eure Wanderung schon bei Nacht beginnen. So kommt ihr am Morgen in den Genuss des herrlichen Sonnenaufgangs oben auf dem Felsplateau, das um diese Uhrzeit noch mit magischer Ruhe und Einsamkeit verzaubert. Eine solche Nachtwanderung solltet ihr aber niemals eigenständig unternehmen, sondern euch eine geführte Tour buchen.
Falls Wandern aber so gar nicht euer Ding ist, könnt ihr in der Umgebung des Preikestolen natürlich auch anderen Aktivitäten nachgehen. Als Aktivurlauber kommt ihr in der Region Stavanger und Ryfylke ganz sicher auf eure Kosten. Hier warten unzählige Abenteuer, die ihr im Freien erleben könnt, zum Beispiel:
- Kanu fahren
- Paragliding
- Kitesurfen
- Windsurfen
- Klettern
- Seilrutschen
- Stand-up-Paddling
- Skifahren
- Mountainbiking
- Base-Jumping
- Angeln
- Lachs-Safari
Sicherheit
Eine Wanderung zum Preikestolen ist perfekt für euch, wenn ihr in euren Norwegen-Urlaub ein unvergessliches Erlebnis einbauen wollt, das Natur und Bewegung vereint. Um dabei auch sicher auf über 600 Meter Höhe anzukommen, keine Risiken einzugehen und die Umwelt zu schonen, solltet ihr einige Tipps und Verhaltensregeln beherzigen.
Es kommt leider manchmal vor, dass Wanderer geborgen werden müssen, weil sie sich verlaufen haben, von einbrechender Dunkelheit übermannt wurden oder ihre Fitness überschätzt haben. Dabei ist es von Vorteil, auch einmal mit den Einheimischen über deren Erfahrungsberichte zu reden und sich nicht ausschließlich auf die Internetrecherche zu verlassen.
Außerdem solltet ihr am Tag eurer Wanderung jemanden darüber informieren, dass ihr euch auf dem Weg zum Preikestolen befindet und am Abend wieder zurück sein wollt. Falls ihr nicht rechtzeitig heimkehrt, kann so nach euch gesucht werden, denn Netzempfang gibt es in luftiger Höhe nicht an jeder Stelle.
Körperliche Verfassung
Bei der Wanderung auf den Preikestolen kommen auch aktive Menschen ins Schnaufen und Schwitzen. Begebt euch daher nur auf Wanderschaft, wenn eure Fitness es auch zulässt oder passt die Route eurer Kondition an. Die Tour abzubrechen ist keine Schande. Außerdem solltet ihr euch am Tag eurer Wanderung gesund und fit fühlen und auch nur dann aufbrechen.
Notfall
Neben steilen Abhängen und schweißtreibenden Aufstiegen ist der Weg zum Preikestolen aber vor allem eines, nämlich atemberaubend schön. Da der Pfad nach oben immer gut markiert ist, solltet ihr in jedem Falle heil ankommen. Sollte es doch zu einem Unfall kommen, könnt ihr die Gebirgsrettung anrufen, die ihr unter der Nummer 113 erreicht.
Umweltschutz
Entlang des Pfades werdet ihr leider keine Mülleimer finden. Es versteht sich also von selbst, dass ihr euren Müll wieder mit zum Parkplatz nehmt, um ihn dort zu entsorgen. Es ist daher von Vorteil, wenn ihr eine leere Mülltüte im Wanderrucksack parat habt. Ähnlich verhält es sich mit Toiletten, die sich nur auf dem Parkplatz befinden. Plant dies also ein und falls es doch einmal nicht anzuhalten ist, lasst bitte kein Toilettenpapier liegen.
Auf Grillen oder offene Feuer solltet ihr aufgrund der Waldbrandgefahr natürlich auch verzichten. Die Natur wird es euch danken und noch vielen begeisterten Besuchern nach euch unvergessliche Besuche auf dem Preikestolen ermöglichen.
Reise-Infos
Die Tour zum Preikestolen während eures Urlaubs in Norwegen sollte gut geplant werden, damit auch alles glatt verläuft. Somit solltet ihr euch im Vorfeld über die Anreise, eine Unterkunft und das Klima am berühmten Felsvorsprung informieren. Interessiert ihr euch für das ganze Reiseland Norwegen, lest auch unseren Überblick zum Thema.
Anreise
Um von Deutschland aus nach Stavanger zu gelangen, nehmt ihr am besten einen Direktflug von Berlin. Seid ihr in Norwegen mit eurem eigenen PKW, dem Wohnmobil oder einem Mietwagen unterwegs, ist die Anreise zum Preikestolen Fjellstue ebenfalls kein Problem. Übrigens: der Autotunnel von Stavanger nach Tau ist der längste und tiefste Unterwassertunnel, den es auf der Welt für Autos gibt.
Doch auch eine Anreise mit dem Bus ist möglich. Vom Hafen in Tau fährt euch dieser nämlich zwischen April und September regelmäßig zur Preikestolen Fjellstue. Von Stavanger, Forsand und Lauvvik könnt ihr auch mit dem Boot bis zum Fuße des Preikestolen schippern. Für genügend Anreisemöglichkeiten ist also gesorgt.
Ideale Reisezeit
Die Hauptwandersaison in Norwegen dauert von Mai bis Oktober, doch grundsätzlich könnt ihr den Preikestolen das ganze Jahr über besteigen. Dies solltet ihr aber keinesfalls tun, denn in den Wintermonaten gilt der Aufstieg als gefährlich.
Von Juni bis August sind die Tage meist sonnig und trocken. Die Temperaturen auf dem Preikestolen klettern bis auf 10 Grad Celsius hinauf. Allerdings wissen dies auch die zahlreichen Besucher zu schätzen. So sind die Monate Mai, September und Oktober viel ruhiger, doch in dieser Zeit müsst ihr auch häufiger mit Regen rechnen und das Thermometer kann auch mal unter die 0-Grad-Marke sinken.
Bedenkt bei eurer Reise immer, dass das Wetter in den Bergen unberechenbar ist. Dieses kann unheimlich schnell umschlagen und den Wetterprognosen könnt ihr daher nicht immer Glauben schenken. Checkt trotzdem immer die aktuellen Unwetterwarnungen und bleibt lieber im Hotel, wenn es schneien, stürmen oder gewittern soll. Achtet in der Nebensaison außerdem darauf, nicht zu spät zu starten, damit ihr nicht von der Dunkelheit überrascht werdet. Im Sommer ist dies in Norwegen kein Problem, da die Sonne erst sehr spät untergeht.
Passende Unterkünfte
Um in der Nähe der Felskanzel zu übernachten, solltet ihr euch nach Übernachtungsmöglichkeiten in der Hütte Preikestolen Fjellstue oder nach Hotels in den Städten Stavanger und Jørpeland umschauen. Außerdem gibt es nur wenige Kilometer vom Lysefjord entfernt einen Campingplatz, auf dem ihr mit Zelt oder Wohnmobil bestens unterkommen könnt.
Wenn ihr unter freiem Sternenhimmel schlafen wollt, ist dies in Norwegen ausnahmsweise möglich, denn hier herrscht das Jedermannsrecht, was beinhaltet, dass keine Strafen für Wildcamping verhängt werden. Wir wünschen euch viel Spaß bei eurem Abenteuer!