Wer an die Provence denkt, dem fallen sicher zunächst die violett leuchtenden Lavendelfelder ein, die zum Symbol der südfranzösischen Region geworden sind. Doch nicht nur sie prägen das Bild der Umgebung – auch urige Dörfchen, bezaubernde Altstädte, tiefblaues Meer und grüne Landschaften machen die Provence zu einem wunderschönen Reiseziel.
Überblick: Provence mit allen Sinnen genießen
Mit allen Sinnen genießen – dafür steht die Provence, die in Zeiten des Römischen Reiches nichts anderes war, als eine Provinz. Wenn ihr heute hier Urlaub macht, werdet ihr auf viele traditionelle Städtchen, traumhafte Landschaften und urige Dörfer stoßen, die allesamt typisch mediterranes Flair ausstrahlen. Ob ihr euch erholen wollt, einen Aktivurlaub plant oder als Genießer durch das Wein- und Käseangebot probieren wollt, in der Provence werdet ihr eine Kulturlandschaft der besonderen Art entdecken.
Wichtige Zahlen zur Provence
Geografisch betrachtet gibt es „die Provence“ eigentlich gar nicht, denn sie ist nur eine von 22 Regionen des gesamten südfranzösischen Festlandes und heißt: Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA). Zu dieser Region gehören das Rhône-Delta, die Hautes-Alpes sowie die Mittelmeerküste zwischen Nizza und Marseille.
Neben den wunderschönen mediterranen Landschaften hat die Provence also noch viel mehr zu bieten, nämlich die monumentalen Gipfel der Hochalpinen sowie die traumhaften Strände des Mittelmeeres.
Einige Eckdaten zur Provence:
- Gesamtfläche: 400 Quadratkilometer
- Einwohner: 5.059.000
- Höchster Punkt: Barre des Ecrins (4102 Meter)
- Größte Stadt: Marseille (855.000 Einwohner)
- Zugehörige Departments: Alpes-de-Haute-Provence, Bouches-du-Rhône, Var, Vaucluse, Hautes-Alpes, Alpes-Maritimes
Landschaften der Provence
Die PACA-Region ist sehr vielfältig und zählt zu den schönsten Regionen Frankreichs. Überzeugt euch von den einzigartigen Landschaften und lasst euch von ihrem Flair bezaubern.
Luberon-Gebirge: UNESCO Biosphärenreservat
Das Luberon-Gebirge umfasst rund 600 Quadratkilometer. Mit einer Höhe von etwa 1.000 Meter ist es ein Paradies für Wanderer, Radfahrer und Spaziergänger. Mit seinen tiefen Tälern, den kargen Gebirgszügen und den malerischen Landschaften ist das Luberon ein wahres Sinnbild für die Provence. Nicht umsonst war diese Region schon Schauplatz vieler französischer Filme, wie zum Beispiel „Jean Florette“ und „Manons Rache“.
Im Luberon-Gebirge könnt ihr euch völlig auf euch besinnen, denn vielen Menschen werdet ihr hier kaum begegnen. In die kleinen Bergdörfchen kommen kaum Touristen. Stattdessen findet ihr kleine Ortschaften mit urigen Märkten, regionale Weinberge und Obstgärten und natürlich duftende Lavendelfelder, soweit das Auge reicht. Und wenn es euch dann doch in etwas belebtere Regionen zieht – das Gebirge befindet sich nur 60 Kilometer von der Küste des Mittelmeeres entfernt.
Der Naturpark Luberon ist außerdem ein UNESCO-Biosphärenreservat, sodass ihr bei Ausflügen inmitten von Schluchten, Felsen oder Wiesen viele seltene Tiere und Pflanzen zu Gesicht bekommen werdet.
Carmague: Flora und Fauna
Mitten im Rhône-Delta gelegen, zeigt sich Südfrankreich von einer anderen Seite: Die Carmague ist ein etwa 930 Quadratkilometer großes, ursprüngliches Naturschutzgebiet.
Südlich von Arles mündet die Rhône ins Meer und Salinen, Sümpfe, Teiche, Lagunen sowie Binnengewässer dominieren das Landschaftsbild – ein Naturspektakel, das über viele Jahrhunderte hinweg durch Ablagerungen und Überschwemmungen entstand. In den seichten Gewässern könnt ihr Flamingos und viele andere Wasservögel bei ihrer Nahrungssuche beobachten. Auch weiße Wildpferde und die berühmten Carmague-Rinder zeigen sich euch in dieser Gegend mit etwas Glück.
In der Carmague kommen aber nicht nur Tier- und Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Auch Familien und Wassersportler sind hier bestens aufgehoben. Wer es dabei ruhiger mag, besucht den sieben Kilometer langen Sandstrand von Beauduc. Der Freizeithafen Port Carmague bietet euch dagegen ein wenig mehr Action und lädt zum Segeln, Surfen oder zum Flanieren in der Stadt ein. Auch das Städtchen Saintes-Maries-de-la-Mer ist ein beliebter Badeort.
Vaucluse-Hochplateau: Naturparadies
In der Vaucluse gibt es inmitten unberührter Natur vieles zu entdecken. Die bergige Landschaft beeindruckt mit dicht bewachsenen Hängen, die zu Outdoor-Aktivitäten einladen. Besonders Radfahrer werden in der traumhaften Umgebung wunderschöne Touren unternehmen können, denn es gibt über 30 beschilderte Fahrradwege in der Region.
Diese führen unter anderem durch die romantische Berglandschaft des Mont Ventoux – die bekannte Etappe der Tour de France. Vorbei an Zedernwäldern, Weinhängen, Lavendelfeldern und Obstbäumen könnt ihr die einzigartigen Eindrücke der Provence hier somit bestens einfangen.
In der Vaucluse werdet ihr an vielen Bauernhöfen, Märkte und Restaurants mit regionalen Bioprodukten vorbeikommen, denn ökologische Verantwortung wird hier sehr großgeschrieben. Daher solltet ihr unbedingt einen Abstecher in die verschlafenen und authentischen Bergdörfer unternehmen, um euch dort von den Produkten der Region zu überzeugen.
Städte der Provence
Neben den hohen Berggipfeln und den einzigartigen Landschaften laden auch die zahlreichen Städte der Provence zu einem Besuch ein. Neben den größeren Städten Marseille und Nizza bezaubern auch die kleinen Städtchen mit ihrem provenzalischen Charme.
Avignon: Mittelalter-Flair
Das historische Avignon gilt als Stadt der Päpste und ist besonders für Kulturinteressierte eine Reise wert. Schon aus der Ferne werdet ihr den Papstpalast bestaunen können, der im 14. Jahrhundert erbaut wurde, um die Päpste von Rom nach Avignon ordern zu können. Zwischen 1309 und 1377 saßen insgesamt sieben Päpste in diesem Palast – heute undenkbar.
Die Brücke von Avignon gilt als Wahrzeichen der Stadt und obwohl sie im Jahr 1660 von einer Flutwelle zerstört wurde, könnt ihr noch heute einige der Bögen erkennen. Auch die Stadtmauer, die Avignon umgibt und sich mittelalterlich um die Altstadt schlängelt, prägt den Charme der Stadt. Hinter den Mauern spielt sich jedoch das bunte Leben und moderne Leben ab – ein wahrer Kontrast. Inmitten der zahlreichen gotischen Gebäude könnt ihr bummeln, shoppen, essen gehen oder Konzerte oder Theater besuchen.
Ein Gläschen Wein ist in der Provence ein Muss. Dieses könnt ihr im Weinanbaugebiet Châteauneuf-du-Pape, etwas nördlich von Avignon verkosten. Ein Besuch im Weinmuseum wird euch anschließend noch mehr Informationen zu dem leckeren Tröpfchen geben.
Marseille: Stadt der Kultur
Sie ist Frankreichs älteste und größte Stadt der Provence. Mitten in der Bucht vom Golfe du Lion gelegen, zieht Marseille Besucher an, die sich von der malerischen Metropole ein Bild machen wollen.
Neben kulturellen Highlights, wie Museen, Denkmälern, dem alten Hafen und antiken Gebäuden überzeugt die Hafenstadt auch mit modernen Einflüssen, da viele kulturelle Gebäude renoviert werden. Nicht umsonst gilt die Stadt als eine der Kulturhauptstädte Europas. Neben Museen für zeitgenössische Kunst, dem naturgeschichtlichen Museum bis hin zu Museen über die Stadtgeschichte, die Archäologie des Mittelmeeres, die Wirtschaft sowie die schönen Künste, findet ihr hier garantiert eine Ausstellung, die euch gefällt.
Auch der Notre-Dame de la Garde, eine Wallfahrtskapelle aus dem Mittelalter sowie das Marseilles Quartier du Panier, der Ort der ersten Besiedlung der Stadt, sind eine Besichtigung wert. Doch auch Musikliebhaber werden Marseille mögen, denn die Stadt ist nicht nur eine Hip-Hop-Hochburg, auch andere Musik-Veranstaltungen dominieren das kulturelle Angebot.
Aix-en-Provence: Stadt der Historie
Auch Aix-en-Provence, die ehemalige Hauptstadt der Provence ist bekannt für seine zahlreichen Festivals, Theater und Konzerte. Doch nicht nur Kultur hat diese Stadt zu bieten. Wenn ihr hier durch die engen Gassen schlendert, werdet ihr auf unheimlich viele Brunnen stoßen, die das Bild der Stadt prägen.
Das Highlight der von Aix-en-Provence ist der Prachtboulevard Cours Mirabeau. Auf einer Allee voller Platanen lauft ihr auf dieser Flaniermeile vom Süden der Stadt bis in die Altstadt im Norden. Unterwegs werdet ihr an dem berühmten Café Deux Garçons entlanglaufen, in dem schon Künstler wie Jean Giraudoux und Paul Cézanne ihren Kaffee getrunken haben.
In der Altstadt angekommen habt ihr die Wahl: Besichtigt ihr zuerst den mittelalterlichen oder den römischen Stadtkern? In beiden Teilen findet ihr historische Gebäude, Museen und Märkte. Auch Familien mit Kindern werden in Aix-en-Provence eine tolle Zeit erleben: vielleicht im Pflanzenlabyrinth La Roque d´Antheron oder beim Picknicken, Volleyball spielen oder Baden am Strand.
Arles: Weltkulturerbe
In Arles, dem früheren Regierungssitz von Friedrich Barbarossa begebt ihr euch auf eine Reise in die Vergangenheit. Neben dem alten Stadtzentrum ist der Chemin d´Arles, der Weg von Rom nach Jerusalem ein begehrter Schauplatz der Stadt. Hier beginnt der französische Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela führt.
Auch die Kathedrale Saint Trophine, die im Jahr 1152 zu Ehren des König Barbarossas errichtet wurde, zeugt von den damaligen Baukünsten, der durch romantische und gotische Einflüsse charakterisiert ist.
Doch nicht nur an diesen Orten erhaltet ihr einen wertvollen Einblick in die Historie, auch in den zahlreichen Museen der Stadt findet ihr kunstvolle Schätze, antike Gemälde berühmter Künstler und imposante Skulpturen. Dabei werdet ihr immer wieder mit dem Maler Vincent van Gogh konfrontiert, der in Arles seine bekanntesten Kunstwerke erschuf und somit seine kreative Ader ausleben konnte. Auf Führungen und Rundgängen könnt ihr euch auf seine Spuren begeben und entdeckt die Orte, an denen der Künstler seine Leinwände aufstellte und malte.
Das römische Amphitheater von Arles ist UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jährlich etwa 12.000 Besucher an. Nach einem anstrengenden Sightseeing-Tag lockt die Thermes de Constantin mit einer luxuriösen Bade- und Wellnesslandschaft aus Kaiserzeiten – hier könnt ihr im wahrsten Sinne des Wortes einfach mal abtauchen und genießen.
Ausflugsziele der Provence
Wenn ihr auf euren Ausflügen durch die Provence ein paar ganz besondere Ziele ansteuern wollt, solltet ihr den folgenden Destinationen einen Besuch abstatten.
Pont du Gard: Baukunst der Antike
Die römische Aquäduktbrücke Pont du Gard ist ein antiker Wasserkanal, der mit seiner imposanten Höhe beeindruckt. Das Äquadukt reicht über den Fluss Gardon und versorgte einst die Bevölkerung der Region mit frischem Wasser. Pont du Gard ist eines der am besten erhaltenen Brückenbauwerke aus der Antike.
Noch heute staunen Bauingenieure unserer Zeit über die damalige Schaffenskraft der Männer, die diese 49 Meter hohe und 275 Meter lange Brücke innerhalb von drei Jahren gebaut haben. Nicht umsonst zählt die Brücke zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Côte d’Azur: Französische Riviera erleben
Die Côte d’Azur besticht mit türkisfarbenem Meer und ist für Badeurlauber wohl der beliebteste Ausflugsort in der Provence. Von Cassis bis Menton erstreckt sich die 120 Kilometer lange Mittelmeerküste, die mit über 150 Stränden zum Entspannen einlädt.
Besonders charakteristisch sind die steilen und roten Felsklüfte, die sich über dem Wasser erheben und im Winter sogar Skifahrer anlocken.
Ob Saint Tropez, Cannes oder Monaco – an der Côte d’Azur geht es mondän, quirlig und luxuriös zu. Wenn ihr die berühmte Küste jedoch von ihrer ruhigen und sanften Seite kennenlernen wollt, solltet ihr lieber Sanary-sur-Mer, Peille, Sainte Agnès oder auch das Dorf Èze besuchen.
Musée internationale de la Parfumerie
Südfrankreich ist nicht nur für seinen guten Wein bekannt, sondern auch für die Tradition der Parfümherstellung. Nicht nur der duftende Lavendel wird hier zur Herstellung weltbekannter Parfüms genutzt, auch viele andere Pflanzen dienen als Grundstoff für zauberhafte Düfte aus der Provence.
Welche Pflanzen und Blumen dabei genutzt werden und wie diese zu Parfüm verarbeitet werden, erfahrt ihr im internationalen Parfüm-Museum, das sich in Grasse, nördlich von Cannes befindet. Seit der Renaissance gilt Grasse als „Hauptstadt des Parfüms“, denn schon im 16. Jahrhundert entstanden hier betörende Düfte für den Sonnenkönig Ludwig XIV. Da die Menschen am Hofe in Versailles das Baden als ungesund betrachteten, war das Parfüm aus Grasse eine willkommene Abwechslung. Schon bald wurden die Düfte weltbekannt und Grasse wurde Schauplatz der traditionellen Parfüm-Herstellung. Auch der Roman „das Parfüm“ von Patrick Süskind spielt daher in dem kleinen Städtchen Grasse.
Noch mehr Tipps zur Provence
Reise-Infos
Nicht nur viele Maler und Künstler zieht es in die Provence, auch für Reisende erfreut sich diese Region einer immer größeren Beliebtheit. Wenn auch ihr Lust bekommen habt, die Provence zu erkunden, helfen euch diese Tipps.
Anreise
Solltet ihr mit dem Flugzeug anreisen, kommt ihr an einem der drei Flughäfen der Provence an: Nizza, Marseille oder Avignon. Diese Flughäfen erreicht ihr regelmäßig von Deutschland aus – sowohl mit Billig-Airlines als auch mit Linien- und Charterflügen. Die Anreise mit dem Flugzeug in die Provence ist also kein Problem. Dort angekommen, lohnt sich ein Mietwagen.
Ihr mögt es unkonventioneller? Dann schaut doch mal nach den Fahrplänen des TGV´s. In der Provence gibt es verschiedene Haltepunkte, wie in Marseille, Nizza oder Avignon, die ihr von Paris aus mit dem Hochgeschwindigkeitszug ansteuern könnt. Eine Anreise aus Deutschland ist jedoch auch problemlos mit dem Auto oder dem Fernbus möglich.
Reisezeit
In der Provence herrscht sehr mildes Mittelmeerklima, was die Region das ganze Jahr über sehr attraktiv für Sonnenanbeter macht. Mit bis zu 3.000 Sonnenstunden pro Jahr gilt sie deswegen als sonnigste Region in Südfrankreich.
Auch im Winter sind Temperaturen bis 20 Grad möglich, doch zu dieser Zeit herrschen hier sehr starke Winde. In der Zeit zwischen Oktober und April müsst ihr außerdem mit heftigen Niederschlägen rechnen. Die optimale Reisezeit für die Provence sind Frühling und Herbst. Zu dieser Zeit herrschen angenehme Temperaturen, die Hochsaison ist schon vorbei und die Provence zeigt sich von ihrer ruhigen Seite.
Wollt ihr jedoch die volle Lavendelblüte erleben, solltet ihr zwischen Mitte Juni und Ende August anreisen. Allerdings solltet ihr dabei den Juni bevorzugen, denn im Juli beginnen die Sommerferien in Frankreich und das Thermometer kann sogar auf bis zu 40 Grad Celsius ansteigen.
Kulinarische Spezialitäten
Die Provence ist bekannt für ihren Obst- und Gemüseanbau, da zahlreich Aprikosen, Zitronen, Pfirsiche, Erdbeeren, Kirschen, Weintrauben und Oliven geerntet werden. In Abt werden die Früchte besonders lecker kandiert – das solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Doch auch Kräuter und Trüffel werdet ihr in der Provence kosten können, Kräuter der Provence als Gewürzmischung sind euch vielleicht schon aus der eigenen Küche bekannt!
Möchtet ihr typisch mediterrane Köstlichkeiten der Provence probieren, solltet ihr Ratatouille (Gemüseeintopf), Soupe-de-Poisson (Fischsuppe) und Bouillabaisse (Fischgericht) nicht verweigern. Einen süßen Nachtisch gibt es in Montélimar, denn das Nougat ist das Markenzeichen dieser Stadt.
Unterkunft
Südfrankreich ist ein beliebtes Urlaubsziel, sodass ihr eine große Vielzahl an Hotels in der Provence sowie Ferienwohnungen und Ferienhäusern zur Auswahl habt. Zwar ist auch für jeden Geldbeutel etwas dabei, doch an der Küste werdet ihr mehr für eine Unterkunft bezahlen als in der Stadt. Bucht ihr eure Reise in die Provence als Pauschalangebot, könnt ihr hier Geld sparen.
In Frankreich findet ihr außerdem die Gites, rustikale und sehr günstige Herbergen auf dem Land, die im Preis unschlagbar sind.