Saaremaa liegt vor der Küste Estlands und ist die größte Insel des Landes. Gepflegte Strände ergänzen sich mit malerischem Grün und historische Orte laden euch ein, die estnische Kultur kennenzulernen. Freut euch auf den Nationalpark Vilsandi, die Stadt Kuressaare und die berühmten Bockwindmühlen.
Überblick
Im deutschsprachigen Raum sowie in Schweden trägt die von rund 36.000 Menschen bewohnte Insel Saaremaa alternativ den Namen Ösel. Sie ist die größte Insel des Baltikums und die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen. Geografisch gesehen liegt Saaremaa südwestlich der estnischen Küste und ist Teil der Moonsund-Inseln vor dem Festland.
Aus der Luft betrachtet, ist sie ein landschaftliches Juwel aus Stränden, Buchten und Steilküsten, die teilweise über 20 Meter in die Tiefe hinab ragen. Im Inselinneren finden sich weite Wiesen und Nadelwälder, dazwischen immer wieder Sümpfe, Weiden sowie zahlreiche Seen. Die Naturschönheit lässt sich besonders im Westen der Insel erfahren, wenn ihr den Nationalpark Vilsandi besucht. Die einzige Stadt auf Saaremaa trägt den Namen Kuressaare, im deutschen Sprachraum auch Arensburg genannt, und befindet sich an der abwechslungsreichen Südküste.
Geschichte
Erste Spuren menschlicher Siedlungen gehen bis mindestens 3.000 vor Christus zurück. Befestigungsanlagen und Schiffsgräber lassen den Schluss zu, dass Wikinger später die Insel zu ihrer Heimat erklärten und Saaremaa zu einem Tauschort für Werkzeuge sowie Waren zwischen skandinavischen und germanischen Stämmen wurde.
Ab dem 13. Jahrhundert begann im Baltikum die Christianisierung durch deutsche Seefahrer, später wechselte die Zugehörigkeit mehrfach zwischen Schweden und Dänemark. Die heute bekannteste Sehenswürdigkeit auf Saaremaa, die Burg Kuressaare aus dem 14. Jahrhundert, ist Zeitzeuge der wechselhaften Geschichte der Insel.
Strände
Für alle, die mit gepackter Strandtasche nach Saaremaa reisen, bietet die Insel schöne Küstenabschnitte, die entspannte Stunden in der Sonne versprechen und auch für Wassersport geeignet sind.
Strand von Kuressaare
Zum Hauptort der Insel gehört ein gepflegter Badestrand, der perfekt für Familien ist und mit dem Blick zur nahen Bischofsburg zugleich ein schönes Ambiente bietet. Dank der Nähe zu Hotels, Unterkünften und Restaurants sowie Bars sind die Wege kurz. Toiletten und Umkleiden bieten zudem einen hohen Komfort. Das flache Wasser an der Küste erwärmt sich vergleichsweise schnell auf badefreundliche Temperaturen und ist damit ideal für alle, die Scheu vor kaltem Wasser haben.
Strand von Mändjala
Rund zehn Kilometer von Kuressaare entfernt verläuft der ruhige Strand von Mändjala über mehrere Kilometer hinweg und bietet dabei feinen Sand mit einer idyllischen Landschaft aus faszinierenden Dünen. Für einsame Stunden beim Spazieren, Sonnen und Schwimmen sowie fürs Angeln ergeben sich hier beste Voraussetzungen. Da in der Region etwas stärkere Windverhältnisse vorherrschen, ist am Strand sowohl Kiten als auch Windsurfen möglich.
Strand von Sääre
Wer Abgeschiedenheit sucht, ist an der Südwestspitze der Insel ebenso richtig. Hier liegt das Dörfchen Sääre unmittelbar an einem Küstenabschnitt und wird vor allem abseits der Hauptsaison im Sommer zu einer wahren Oase der Ruhe. Der Sandstrand lädt zu ruhigen Spaziergängen am Meer ein und besitzt als Höhepunkt den Leuchtturm Sõrve, der für einen atemberaubenden Ausblick über die Ostsee sorgt.
Strand im Vilsandi Nationalpark
Der Westen der Insel gehört zum estländischen Vilsandi Nationalpark und bietet an der Küste nahezu unberührte Strandabschnitte. Hier steht nicht nur das ausgelassene Baden im Vordergrund, sondern vor allem auch das Bestaunen der Natur, die Friedlichkeit und das Beobachten von Wildvögeln.
Sehenswürdigkeiten
Saaremaa bietet sowohl für Kultur- als auch Naturfreunde reichlich Sehenswertes: Beginnend bei kleinen Dorfkirchen über die traditionellen Windmühlen bis hin zum satten Grün des Inselinneren, das wie unberührt vor euch liegen wird. Wir beginnen unsere Tour in der wunderschönen Stadt Kuressaare.
Kuressaare samt Bischofsburg
Sprechen deutsche Reisende von Arensburg, meinen sie die kleine Stadt an der Südküste. Als urbanes Zentrum war der Ort bereits im 19. Jahrhundert als Heilbad beliebt und bietet heute als Kurort den einen Mix aus Entspannung in Wellnessanlagen und lebendiger Kultur. Besucht das Erlebniszentrum Thule Koda, das sich mit einer guten Portion Selbstironie als Museum für alternative Geschichte präsentiert. In Kuressaare gibt es zudem eine ehemalige Windmühle, die heute als Restaurant dient und in den Sommermonaten zum Schauplatz für Folklore-Shows wird. In der Stadt befindet sich außerdem der Hafen Roomassaare, der ideal für einen entspannten Segeltörn ist.
Das Wahrzeichen der Stadt werdet ihr auf keinen Fall übersehen: Die Bischofsburg besitzt einen 29 Meter hohen Turm, einen gut erhaltenen Wassergraben sowie einen schönen Burggarten. Gelegentlich wird sie Kuressaare Burg oder Schloss Arensburg genannt und steht Besuchern samt Turmbesteigung und Burgmuseum offen.
Windmühlen
Wer den Anblick von Windmühlen liebt, wird sich auf Saaremaa kaum satt sehen. In der Mehrheit der Fälle trefft ihr auf Bockwindmühlen, die zu den ältesten Mühlenarten Europas gehören. Ein dicker Holzpfahl als Herzstück zeichnet ihren Stil aus. Gleich vier Bockwindmühlen und eine Holländerwindmühle aus dem 20. Jahrhundert befinden sich im Norden auf dem Mühlenberg von Angla. Die Anlage gehört zu den beliebtesten Fotomotiven und nach den Schnappschüssen könnt ihr euch im Heritage Center über die Geschichte des Mühlwesens informieren.
Ebenfalls im Inselnorden stehen zwei besondere Windmühlen: Sie wurden künstlerisch umgestaltet und bilden nun eine alte Frau und ein alter Herr ab. Die Skulpturen ziehen dabei nicht nur Reisende, sondern auch Inselbewohner an. Sie legen hier vor der Hochzeit ihren Mädchennamen auf einen Zettel nieder, um eine glückliche Ehe zu beschwören.
Steilküsten im Norden
Während die Strände vor allem auf der südlichen Inselhälfte liegen, erwarten euch im Norden wilde Klippen. Zu den schönsten Natursehenswürdigkeiten Saaremaas gehören die Panga-Klippen mit einer stolzen Höhe von rund 20 Metern. Vor allem bei Sonnenaufgängen entsteht eine einmalige Atmosphäre, die durch die Eichenwälder in der Nähe regelrecht mystisch wirkt.
Leuchttürme
Der Leuchtturm Sõrve im äußersten Süden der gleichnamigen Halbinsel ist am bekanntesten, da er der zweitälteste Leuchtturm Estlands ist. Auf 52 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform, die für einen beeindruckenden Panoramablick sorgt. Der Leuchtturm Kiipsaare hingegen ist nur vom Strand aus zu bewundern. Bis in die 1980er-Jahre stand er noch am Ufer, doch die Küstenlinie bewegt sich landeinwärts, sodass der Turm heute leicht schräg aus dem Wasser ragt.
Kirchen
Der Einfluss der christlichen Religion ab dem Mittelalter zeigt sich bis heute in der Errichtung mehrerer Kirchen. In der Nähe der Angla-Windmühlen findet ihr im Dorf Karja, auch Karrishof genannt, eine gut erhaltene gotische Kirche. Obwohl die Fassade schlicht ist und es keinen Glockenturm gibt, begeistert sie durch feine Fresken im Inneren und hat eine Besonderheit: Über dem Altar entdeckt ihr heidnische Symbole. Lohnenswert ist auch der Besuch in der Kirche von Kaarma. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet und mittlerweile mehrfach umgebaut. Das zweischiffige Gebäude samt Kirchturm enthält schöne Skulpturen, ein Taufbecken und ein altes Zeugnis der estnischen Sprache.
Kaali-Krater
Vor rund 4.000 Jahren entstand im Herzen der Insel eine Sehenswürdigkeit, die sprichwörtlich tiefe Spuren hinterließ: der Kaali-Meteoritenkrater. Der Meteorit stürzte vom Himmel und die Folge war ein 50 Meter breiter Krater. Dieser ist heute mit grün schimmerndem Wasser gefüllt. Interessierte können am Kraterrand spazieren, die acht kleineren Nebenkrater entdecken und spannendes Hintergrundwissen im zugehörigen Museum erhalten.
Aktivitäten
Vor allem die Natur auf der Insel zieht Urlauber an. Ob ihr Entschleunigung im Grünen sucht, die Nähe zur abwechslungsreichen Natur liebt oder beim Aktivurlaub an der frischen Inselluft richtig auflebt: Auf Saaremaa wird euch nicht langweilig!
Nationalpark Vilsandi erkunden
Der größte Nationalpark Estlands umfasst nicht nur die westliche Küste von Saaremaa, sondern mehr als 150 kleine Inseln und ein Meeresgebiet von 105 Quadratkilometern. Seit dem Jahr 1957 wird die Tier- und Pflanzenwelt hier unter besonderen Schutz gestellt und gedeiht entsprechend. Mehr als 30 Orchideenarten blühen vor Ort, Wacholderhaine gedeihen auf der Insel, während hier rund 250 Vogelarten beheimatet sind oder den Nationalpark zur Brutzeit besuchen. Entdeckt die reiche Natur bei kurzen Spaziergängen oder langen Wanderungen durch den Park.
Radfahren
Da Saaremaa über wenige Steigungen verfügt, ist die Insel ein Paradies für alle, die gern Radfahren. Wer kein eigenes Bike in den Urlaub mitnehmen möchte, kann problemlos in Kuressaare Räder für die ganze Familie mieten. Viele Wege sind bestens für Radtouren geeignet, allerdings im Sinne der Natur nicht mit Asphalt versehen. Trekking-Bikes sollten also die erste Wahl für euren Ausflug sein.
Ruinen der Ordensburg Maasi entdecken
Überreste aus dem Mittelalter begegnen euch bei einem Spaziergang an der Nordküste der Insel. Nördlich der Ortschaft Maasi entdeckt ihr Ruinen eines einstigen Küstenbollwerks. Es wurde beim Ringen um die Vorherrschaft der Insel im 16. Jahrhundert von Dänemark gesprengt. Die Überreste sind bis heute erhalten und Informationstafeln auf den Wegen rund um die Ruinen der Burg führen euch in die bewegte Geschichte ein.
Vögel beobachten
Für alle, die sich gern in Vogelbeobachtungen verlieren, sind sowohl die Küstengebiete als auch das Innere des Vilsandi Nationalparks ideal. Zu entdecken sind viele Raub- und Singvögel, unter anderem Seeadler, Kraniche und Reiher sowie Kiebitze, Finken und Meisen. Nicht selten sind auch Singdrosseln und Eichelhäher zu entdecken. Die Inselverwaltung hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Natur- und Vogelbeobachtungstürme an guten Aussichtspunkten erbauen lassen, um Anwohnern und Urlaubern die besten Chancen für viele Sichtungen zu geben. Zu den besten Spots zählen unter anderem der See Linnulaht oder der Eichenwald Loode.
Beim Wellness entspannen
Spa-Angebote mit Massagen und Schönheitsanwendungen runden das Urlaubserlebnis auf Saaremaa für viele Urlauber ab. Fans von Saunalandschaften können aus verschiedenen Varianten ihren Favoriten wählen: die finnische Sauna bei 90 Grad und heißer, trockener Luft oder die Dampfsauna bei 50 Grad mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Auch außergewöhnlich Angebote wie Yogastunden in der Sauna findet ihr vor Ort.
Durch die Ostsee wandern
Die Insel lädt nicht nur zum Sonnenbaden und Schwimmen im Meer ein, sondern bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Ostsee per Fuß kennenzulernen. Der Wanderweg Käkisilma-Vilsandi führt Neugierige über fünf Kilometer hinweg zu mehreren kleinen Nachbarinseln. Markierte Steine dienen dabei der Orientierung und weisen euch den Weg. Gut zu wissen: Selbst bei hohem Wasserstand reicht die Wasserkante einem Erwachsenen nur bis zum Bauchnabel.
Kajakfahren
Für alle, die eine Insel gern vom Meer aus betrachten, empfehlen sich gemütliche Fahrten mit dem Kajak entlang der Küstenlinie. Angebotene Ausflüge sind häufig als mehrstündige Fahrten ausgelegt und richten sich an Erwachsene und Familien mit älteren Kindern.
Insel Muhu und Abruka erkunden
Nur rund sechs Kilometer von Saaremaa entfernt erhebt sich die kleine Insel Abruka mit mehreren vorgelagerten Eilanden aus der Ostsee. Der Großteil des Inselinneren ist mit Laubwald bedeckt und bietet vielen Vogelarten ein schützendes Zuhause. Nur wenige Menschen haben ihren Wohnsitz auf der Insel und leben sowohl von Landwirtschaft und Fischfang als auch von der Betreuung der Fähren samt Gästen. Hier taucht ihr in ein authentisches Inselleben ein.
Reise-Infos
Ein Besuch auf der Ostseeinsel Saaremaa lässt sich perfekt mit einem Urlaub in Estland verbinden. Da ihr euch innerhalb der Europäischen Union bewegt, genügt der Personalausweis als Reisedokument und ihr zahlt wie gewohnt mit Euro. Weitere wichtige Reisetipps haben wir nachfolgend für euch kurz zusammengefasst.
Ideale Reisezeit
Der beliebteste Monat für Strandurlaub ist der August. Im Hochsommer reisen viele Familien und Badefreunde gern nach Saaremaa. Sucht ihr mehr Ruhe, empfiehlt sich der Frühling mit milden Temperaturen, während im Herbst zunehmend Niederschläge eingeplant werden müssen. Der Winter bringt einen verträumten Charme mit sich, allerdings sinken die Temperaturen oft auf den Gefrierpunkt und darunter.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Ab Deutschland gibt es mehrere Direktflüge, zum Beispiel ab Düsseldorf, Berlin oder München, die euch in Estlands Hauptstadt Tallinn landen lassen. Hier steigt ihr entweder für rund vier Stunden in einen Bus oder entscheidet euch für den Luftweg. Kleine Propellerflugzeuge starten ab Tallin und landen am Flughafen Kuressaare. Alternativ könnt ihr vom estländischen Festland im Hafen von Virtsu eine Fähre nehmen und zur Insel Muhu übersetzen. Da diese mit Saaremaa über eine Brücke verbunden ist, seid ihr auch darüber schnell am Ziel.
Öffentliche Verkehrsmittel fahren vor Ort nur selten, daher solltet ihr abseits von geführten Ausflügen am besten mit dem Fahrrad das Inselinnere erkunden. Längere Strecken legt ihr besser ganz entspannt mit einem Mietwagen zurück.
Essen und Spezialitäten
Die Lage an der Ostsee ruft typische Meeresgerichte rund um Fisch auf die Speisekarten, die sich sehr gut mit den regionalen Lebensmitteln der ansässigen Bauernhöfe kombinieren lassen. Unser Tipp: Häufig wird in den Restaurants Salzhering serviert, der morgens an der Küste frisch gefangen wurde.
Hotels und Unterkünfte
In Kuressaare finden sich viele Hotels mit Wellness-Schwerpunkt, oft samt Pool und Saunabereich. In der Nähe des Nationalparks stehen weitere Hotels verschiedener Kategorien für Familien und Paare offen. Einfachere Unterkünfte gibt es etwas abseits und überzeugen wiederum mit schlichter Gemütlichkeit sowie viel Ruhe.