Im Nordosten Spaniens, an den Ufern des Ebros, liegt Saragossa – auch unter dem spanischen Namen Zaragoza bekannt. Die Stadt ist vor allem für ihre beeindruckenden sakralen Bauwerke bekannt. Kunstliebhaber kennen Saragossa zudem als Wiege der Kunst des Francisco de Goya.
Überblick
Zaragoza ist eine der größten Städte Spaniens und zudem die Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft Aragonien. Die Großstadt am Fluss Ebro blickt auf mehr als 2.000 Jahre Geschichte zurück und weist bauliche Merkmale aus der römischen, maurisch-islamischen und christlich-spanischen Epoche auf.
Die Wahrzeichen der Stadt Saragossa sind folglich auch mächtige Kathedralen und eine beeindruckende Festung. Für geschichtlich Interessierte lohnt ein Spaziergang durch die Altstadt Saragossas also allemal. Freunde der Kunst freuen sich auf das Goya-Museum und Liebhaber feiner Speisen auf tolle Tapas in den Szenevierteln.
Geschichte
Saragossa wurde bereits im ersten Jahrhundert vor Christus von den Römern gegründet. Damals hieß die Stadt noch Caesaraugusta. Die später herrschenden Araber machten daraus Saraqusta und die Spanier schließlich das heutige Zaragoza. Im Mittelalter gehörte die Stadt zum Kalifat von Cordoba, ehe sie 1118 schließlich zur Hauptstadt des damaligen Königreichs Aragon erhoben wurde.
Zusammen mit dem Rest von Aragon wurde Zaragoza im 18. Jahrhundert in den modernen spanischen Staat eingegliedert und erhielt erst in den 1980ern wieder eine gewisse Teilautonomie. Darüber hinaus spielte die Stadt auch im spanischen Bürgerkrieg eine wichtige Rolle und war zwischen Republikanern und Nationalisten stark umkämpft.
Einer der Höhepunkte Saragossas in den letzten Jahrzehnten war die Ausrichtung der Weltausstellung im Jahre 2008. Unter dem Motto „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ nahmen 107 Länder an der Expo teil.
Sehenswürdigkeiten
Wie bei vielen spanischen Städten ist auch Saragossas Altstadt ein historischer Mix aus römischer Antike, maurischen Bauwerken und christlichen Sakralbauten. Dank der Expo 2008 hat Saragossa aber auch eine moderne Seite, die sich vor allem in einer speziellen Brücke über den Ebro zeigt.
Basilika Nuestra Señora del Pilar
Die Catedral-basílica de Nuestra Señora del Pilar de Zaragoza ist die größte und wichtigste Barockkirche Spaniens und das Wahrzeichen Saragossas. Sie befindet sich in der Altstadt, am Ufer des Ebros und unmittelbar bei der Puente de Piedra, der berühmtesten Steinbrücke der Stadt.
Die Basílica del Pilar beherbergt das Gnadenbild „Unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler“, eine der bedeutendsten Statuetten des spanischen Katholizismus. Der Sage nach erschien die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus auf einem Pfeiler. Das zugehörige Fest am 12. Oktober ist zugleich der spanische Nationalfeiertag.
Catedral de El Salvador de la Seo
Gleich neben der Basilika befindet sich eine weitere prächtige Kathedrale, die kurz und bündig La Seo genannt wird. Schon zu römischer Zeit befand sich an dieser Stelle ein Tempel, später dann eine Moschee und seit dem 12. Jahrhundert schließlich durchweg christliche Gotteshäuser.
So vielschichtig wie die Geschichte der Stadt ist auch die Kathedrale La Seo. Sie besitzt Elemente der Gotik, der Renaissance und des Barock, aber auch des Mudéjarstils. Letzterer ist geprägt von jenen Muslimen, die auch nach der Reconquista in Spanien blieben und als Handwerker ihre Baukultur in die Architektur Spaniens einfließen ließen.
La Lonja de Zaragoza
Ebenfalls nahe der Puente de Piedra befindet sich La Lonja, die alte Warenbörse Zaragozas. Damit die Händler einen eigenen Ort für ihre Geschäfte hatten und nicht länger die Kirchen zweckentfremdeten, wurde im 16. Jahrhundert dieser prächtige Renaissancebau für sie geschaffen.
Der walmdachgedeckte Backsteinbau fasziniert vor allem von innen. Eine hohe Halle mit einem spätgotischen Rippengewölbe ist mit allerlei Verzierungen versehen. Die Nutzung als Raum für Ausstellugnen lässt La Lonja noch prächtiger wirken.
Aljafería-Palast
Etwas weiter westlich findet ihr den monumentalen Aljafería-Palast. Diese ursprünglich maurische Festungsanlage wurde im Laufe ihrer tausendjährigen Geschichte unzählige Male umgebaut und erweitert und dient heute vor allem als Tagungsort des aragonesischen Regionalparlamentes.
Der Name des Palastes stammt vom ursprünglichen Erbauer, dem Taifa-König Abu al-Ǧaʿfariyyà. Die prunkvollsten Gebäudeteile stammen allerdings aus der Zeit der katholischen Könige von Aragon. Thronsäle und Staatsräume sind heute im Rahmen eines angegliederten Museums besuchbar.
Plaza de Toros de Zaragoza
Nur ein paar Querstraßen von der Aljafería entfernt steht die Plaza de Toros de Zaragoza, die zweitälteste Stierkampfarena Spaniens. Sie wurde im Jahre 1764 vom Leiter eines Sterbehospizes in Auftrag gegeben, um jenes Hospiz finanzieren zu können. In nur wenigen Monaten stand die Arena und bot mehreren tausend Menschen Platz.
Die heutige Erscheinungsform ist das Ergebnis mehrerer Umbauten, zuletzt 2002. Heute fasst die Arena rund 10.000 Zuschauer und kann komplett mit einem Segeldach überdacht werden.
Puente del Tercer Milenio
Im Nordwesten Saragossas, kurz bevor der Ebro nach Norden abbiegt, liegt eine auffällige, futuristisch anmutende Hängebrücke. Die „Brücke des Dritten Jahrtausends“ wurde eigens für die Weltausstellung 2008 erbaut und vereint moderne Ästhetik mit ebenso innovativer Technologie.
Mit einer Spannweite von 216 Metern, einer Breite von 43 Metern und einem Gewicht von 24.000 Tonnen, ist die Puente del Tercer Milenio die größte Betonhängebrücke der Welt. Besonders auffällig sind die vollverglasten Fußwege, die auch bei Wind und Regen Schutz bieten.
Aktivitäten
Wer sich nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang nach etwas Zerstreuung sehnt, der findet in Zaragoza beste Möglichkeiten dafür – seien es Geschäfte, Restaurants oder vielfältige Museen. Wer dann noch Lust hat, schwingt sich in den Mietwagen und fährt an die Küste oder besichtigt eine der nicht weit entfernten anderen spanischen Städte.
Goya entdecken
Wenn ihr euch für Kunst interessiert, dann wisst ihr sicher, dass der weltberühmte spanische Maler Francisco de Goya in Zaragoza sein Handwerk erlernt hat. Unweit der Stadt geboren, lernte Goya ab 1760 das Malen beim barocken Meister José Luzán in Saragossa, bevor er nach Madrid ging, das dann auch das Zentrum seines Schaffens bildete.
Natürlich hat Saragossa ihn nicht vergessen. Direkt hinter La Lonja findet ihr zunächst das Monumento a Francisco de Goya, ein Skulpturensemble zu Ehren des Malers. Zwei Straßen weiter könnt ihr das Museo Goya besuchen und euch mehr als 60 Gemälde des Künstlers anschauen.
Tapas im El Tubo essen
Ihr mögt die typisch spanischen Tapas? Dann ist El Tubo für euch sicher der Himmel auf Erden. Das kleine Viertel in der Innenstadt wird auch das Tapas-Viertel genannt, denn hier reihen sich einige der besten Tapas-Bars dicht an dicht. Im El Tubo könnt ihr jeden Abend woanders essen und bekommt immer und überall die besten Tapas Zaragozas.
Der Begriff Tapa bedeutet übrigens so viel wie Deckel oder Abdeckung. Der Legende nach haben Wirte früher die ausgeschenkten Weine mit einer Scheibe Brot abgedeckt, um Fliegen fernzuhalten. Manchmal wurde noch eine Olive als Beschwerung aufgelegt. Mit der Zeit wurden diese Abdeckungen immer ausgefallener und es entstanden die köstlichen Häppchen, die wir kennen.
Römische Vergangenheit erkunden
Saragossa wurde ursprünglich als Caesaraugusta von den Römern gegründet und bis zum Einfall der Goten als wichtiger Knotenpunkt der iberischen Provinz ausgebaut. Die Überreste jener Zeit lassen sich noch heute begutachten, zum Beispiel die Ruinen eines alten römischen Amphitheaters.
Noch mehr zu sehen gibt es im Museo del Foro de Caesaraugusta, gleich gegenüber von La Seo. Hier werden die Reste des damaligen Forum Romanum sowie einige weitere Ruinenbestandteile ausgestellt. Zusätzlich gibt es eine audiovisuelle Präsentation, um die Römerzeit wieder zum Leben zu erwecken.
Einkaufen im Mercado Central
Im westlichen Teil der Altstadt liegt die zentrale Markthalle von Saragossa. Sie wurde 1903 eröffnet und ist schon von außen ein neoklassizistisches Meisterwerk. Ein Besuch lohnt sich vor allem in den späten Abendstunden, wenn das Gebäude effektvoll angeleuchtet wird.
In der zweistöckigen Markthalle findet ihr alles, was ihr zum täglichen Leben braucht. Schnuppert den Duft von frisch gebackenem Brot oder den zahlreichen Gewürzen und holt euch ganz frisches Obst und Gemüse von den Feldern des fruchtbaren Ebrotals.
Einen Tagesausflug machen
Saragossa liegt relativ zentral zwischen den spanischen Metropolen Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia. Alle vier Städte erreicht ihr mit dem Auto in drei bis vier Stunden und jede ist einen Tagesausflug wert. Nach Barcelona und Madrid fährt zudem ein Hochgeschwindigkeitszug, falls ihr keine Lust auf eine lange Autofahrt habt.
Alternativ erreicht ihr in etwa zweieinhalb Stunden die Hafenstadt Tarragona oder auf Wunsch andere Orte an der Costa Dorada. Dort lässt es sich bestens baden und sonnen. Genießt das traumhaft milde Mittelmeer und die tollen Sandstrände des Küstenabschnitts und kehrt dann gut erholt zurück nach Saragossa.
Reise-Infos
Konnten wir euch eine Reise nach Saragossa schmackhaft machen? Dann bucht schon mal euren Flug, denn viel mehr Vorbereitung braucht ihr kaum. Damit nichts schiefgeht, haben wir trotzdem die wichtigsten Reise-Infos für euch zusammengestellt.
Reisezeit
In Saragossa kann es durchaus recht heiß werden, auch wenn das Klima hier im Inland etwas gemäßigter ist als etwa an der Mittelmeerküste Spaniens. Fliegt ihr im Sommer, erwarten euch Temperaturen um die 30 Grad. Wem das zu heiß ist, der besucht Zaragoza im Frühling oder im Oktober – vielleicht sogar rechtzeitig zum spanischen Nationalfeiertag?
Reisedauer
Um die Stadt in Ruhe zu erkunden, solltet ihr euch mindestens drei Tage Zeit nehmen. Plant ihr dann noch einen Tag für Museumsbesuche sowie einen Ausflugstag ein, wird eure Reise nach Saragossa schnell zur vollen Urlaubswoche. Gleiches gilt natürlich, wenn ihr in der Gegend wandern gehen wollt.
Reisevorbereitung
In Spanien zahlt ihr wie gewohnt mit dem Euro und benötigt auch keinerlei besondere Papiere für die Einreise. Lediglich einen gültigen Personalausweis solltet ihr dabeihaben, um euch als Bürger der Europäischen Union ausweisen zu können.
Anreise
Saragossa verfügt zwar über einen eigenen Flughafen, doch dieser wird nur von wenigen Fluggesellschaften angeflogen. Höchstwahrscheinlich landet ihr eher in Barcelona und nehmt von dort aus den Velaro E, einen Hochgeschwindigkeitszug, der zwischen Madrid und der katalanischen Hauptstadt verkehrt.
Fahrt ihr mit dem Auto, so plant entsprechend Fahrtzeit ein. Ihr seid dann vor Ort mobil, müsst aber auch erst einmal Frankreich durchqueren. Von Köln nach Saragossa sind es beispielsweise rund 1.500 bis 1.600 Kilometer. Allerdings könnt ihr auf dem Weg großartigen Städten wie Paris oder Bordeaux direkt einen Besuch abstatten.
Fortbewegung vor Ort
Saragossa ist eine flächenmäßig recht große Stadt. Glücklicherweise wurde zur Expo 2008 ein S-Bahn-System eingeführt, welches sich optimal eignet, um die Stadt zu erkunden. Außerdem verkehren Busse sowie eine Straßenbahn. Den Innenstadtverkehr solltet ihr mit dem eigenen Auto eher meiden.
Sprache & Verständigung
In Zaragoza wird selbstverständlich Spanisch gesprochen. Doch auch mit Englisch werdet ihr in den meisten Fällen gut zurechtkommen. Das Aragonische ist eine kaum noch präsente Nebensprache und außerdem nicht zu verwechseln mit dem aragonischen Dialekt des Spanischen.
Essen & Spezialitäten
Die Küche Zaragozas – oder eher die Küche Aragons – speist sich aus unterschiedlichsten Einflüssen. Zu den Früchten des Ebrotals, wie Oliven oder Pfirsichen, gesellen sich Einflüsse aus Katalonien und dem Baskenland, aus Frankreich und natürlich auch aus der arabischen Küche. Einige Spezialitäten sind:
- Migas des pastor – eine deftige Pfanne aus altem Brot und Schinken oder Speck
- Asado de ternasco – ein traditionelles Lammgericht, über offenem Feuer gebraten
- Madejas – gefüllte Lämmerdärme, oft als Tapas serviert
- Congrio a la bilbilitana – frittierter Meeraal mit Pinienkernen und Minze
Hotels & Unterkünfte
Die meisten Hotels und Unterkünfte in Saragossa findet ihr direkt in der Innenstadt, an der westlichen Seite des Ebros. Hier befinden sich günstige Hotels, aber natürlich auch einige Übernachtungen für den gehobenen Anspruch. Entlang des Ebrotals findet ihr weitere Übernachtungsmöglichkeiten – naturnah und ideal, falls ihr in der Umgebung Saragossas wandern oder Rad fahren möchtet.