Wo liegt Swanetien, werden sich viele von euch sicherlich erst einmal fragen. Die Antwort: Zwischen den Berggipfeln des Kaukasus. Die Region begrüßt Aktivurlauber und Naturliebhaber in Georgien. Die teilweise zum UNESCO-Welterbe gehörenden Bergdörfer mit ihren Wehrtürmen und ihrer interessanten Geschichte gefallen auch Fans von spannenden Kultururlauben.
Wo liegt Swanetien?
Bis zu 5.000 Meter hohe Berge, schroffe Felsen, grüne Wiesen, sanfte Bergseen und dichte Wälder lassen euer Urlaubsherz sofort höherschlagen? Dann auf in das Naturparadies Swanetien! Die Region in Georgien, an der Grenze zu Russland und Abchasien, beeindruckt mit ihren Landschaften, die zwischen den Gipfeln des Kaukasus eingebettet sind! Dort erwarten euch verschlungene Pfade, weitläufige Wanderwege und Ausflugsziele für Picknicks oder Tierbeobachtungen.
Wie intensiv das „Workout“ in der Natur werden soll, entscheidet natürlich ihr, denn nicht alle Aktivurlaube müssen schweißtreibend sein. Erlebt in den Bergdörfern einen Ausflug in die Vergangenheit, die euch das ursprüngliche Flair des unterschätzten Reiselandes Georgien präsentieren. Es ist ein herrlicher Ruhepol zum hektischen Alltag und städtischen Treiben, denn hier darf die Seele an der frischen Luft auftanken.
Geschichte: Das Goldene Vlies
Swanetien befindet sich an der Grenze zu Russland und Abchasien. Berühmt ist die Gegend wegen der Sage rund um Medea und Jason aus der griechischen Mythologie. Medeas Vater soll ein golden glänzendes Fell eines Widders, das „Goldene Vlies“, über einem Ast befestigt haben. Es galt als Zeichen der Macht und wurde von einem Drachen bewacht.
Allgemein sollen die Einwohner Swanetiens sehr darauf bedacht gewesen sein, ihre Kultur zu schützen und vor äußeren Einflüssen, wie den Kämpfen der Mongolen oder Osmanen, zu bewahren. Davon zeugen die vielen, teils als Wohnraum und Lager genutzten Wehrtürme, ein Aushängeschild der Region. Das Vorhaben, sich nicht besiegen zu lassen, gelang auch aufgrund der Abgeschiedenheit der Bergorte, die heute genau den Charme eines dortigen Urlaubs ausmachen.
Städte und Dörfer
Die Bergdörfer in Swanetien gehören untrennbar zu der von Traditionen geprägten Atmosphäre. Mestia ist mittlerweile etwas moderner und verfügt über zahlreiche Einkehrmöglichkeiten, während das typische Flair eines historischen Dorfes nach wie vor in Ushguli zu finden ist.
Mestia
Mestia wird von manchen Urlaubern als klassisches Dorf, von anderen schon als Stadt bezeichnet. Sicher ist aber, dass es sich um den größten Ort in Swanetien handelt und dieser mit seinem oft mittelalterlichen Charme zu Recht zum UNESCO-Welterbe zählt. Faszinierend ist der Ort auf den ersten Blick durch die Gletscher und Berge im Hintergrund. Auf den zweiten Blick beeindrucken kulturelle Spots wie alte Kirchen, in nostalgisch schönen Bauten verborgene Museen und natürlich die Wehrtürme, die über die Region hinaus bekannt sind.
Auch das Gipfelkreuz Mestia Cross, das nach einer ambitionierten Wanderung besucht werden kann, ist ein lohnendes Fotomotiv. Die Partnerstadt Mestias ist San Gimignano in Italien. Wer beide Orte kennt, wird sofort die Ähnlichkeit feststellen; mit Ausnahme der fehlenden 5.000er-Berge rund um das italienische Reiseziel.
Ushguli
Sehr traditionell ist das Leben in Ushguli, einem weiteren Bergdorf in Swanetien, das etwa 50 Kilometer von Mestia entfernt liegt. Wer als Backpacker in die Gegend reist, wird sich vielleicht der angeblich schönsten Wanderung von einem Dorf zum anderen stellen, muss dafür aber definitiv mehrere Tage einplanen.
Alle anderen lassen zumindest vor den Toren Ushgulis das Auto stehen und erkunden den 250 Einwohner starken Ort zu Fuß. „Happy Place“ nennen wir es deshalb, weil pure Gastfreundschaft an der Tagesordnung ist und fast überall ein kleines Gästehaus oder ein inhabergeführter Laden mit besonderen handwerklichen Souvenirs auf Nostalgiker wartet. Auch diese Eigenschaften waren der UNESCO die Aufnahme von Ushguli in ihr Weltkulturerbe wert.
Sehenswürdigkeiten
Die meisten Must-sees Swanetiens befinden sich unter freiem Himmel. Entdeckt mit uns wunderbare Ausflugsorte in den Bergen, die ihr nach einer Wanderung erreichen könnt. Auch ein Kulturhighlight fehlt dank der berühmten Wehrtürme nicht.
Berge in Swanetien
Georgiens höchster Berg findet sich in Swanetien. Der Schchara hat eine Höhe von circa 5.200 Metern und bildet auf dem Hauptkamm des Kaukasus eine Art natürliche Grenze zwischen den Ländern Georgien und Russland. Logisch, dass ein mehrtägiger und anstrengender Ausflug nötig ist, um diesen Gipfel zu erklimmen! Etwas weniger anspruchsvoll ist der Berg Uschba, der den Beinamen „Der Schreckliche“ trägt, aber dank 4.737 Metern Höhe und mehrerer Routen für unterschiedliche Touren taugt. Viele weitere Hügel, darunter auch Gletscher, lassen keine Langweile im Urlaub aufkommen.
Koruldi Seen
Das Gipfelkreuz in Mestia hat euch noch nicht genug herausgefordert? Gute Nachrichten: Von dort aus sind es noch einmal zwei Stunden und mehrere hundert Höhenmeter bis zu den Koruldi Seen. Es handelt sich um kleine Gewässer deren Ausblick auf das bergige Umland euch garantiert den Atem rauben wird.
Wehrtürme
Die knapp 20 bis 25 Meter hohen Wehrtürme in Swanetiens Dörfern sind ein echtes Wahrzeichen in dem georgischen Gebiet. Sie wurden größtenteils im Mittelalter als Schutz der Bevölkerung erbaut. Näherte sich eine Gefahr, gab es in einem höheren Turm Rauchzeichen, welches dann an die übrigen, niedrigeren Türme weitergeleitet wurde. Die Bauwerke konnten mit ihren vielen Etagen auch bequem als Wohn- und Lagerraum genutzt werden. So befand sich etwa in der untersten Etage das Vieh der Besitzer, darüber die Lagerung von Heu und Futter und anschließend die Wohn- und Schutzräume. Einige Türme können bestiegen werden, wodurch sich traumhafte Ausblicke ergeben. Außerdem fungieren viele von ihnen bis in die heutige Zeit als praktische Speicher für Getreide. Sie haben daher auch unabhängig von ihrem kulturellen Status durchaus eine Daseinsberechtigung.
Aktivitäten
Klar, dass die folgenden Tipps für die Freizeitgestaltung ebenfalls vorwiegend in die Natur führen. Wanderungen sind eben ein echtes Must-do in Swanetien, obwohl es auch unter erfahrenen Hikern immer noch ein Geheimtipp ist. Von Wandertouren abgesehen sind wir aber auch für Regentage oder einen Besuch im Winter fündig geworden.
Wandern
Eine ausgedehnte Wanderung sollte am besten gleich am ersten Urlaubstag eingeplant werden. Kaum zu glauben, dass Georgien immer noch als Geheimtipp gilt bei der attraktiven Kulisse, umgeben von den prächtigen Kaukasus-Bergen! Wer nicht so gut zu Fuß ist, wird sich die Spazierwege mit leichtem Schwierigkeitsgrad oder Teilstrecken, etwa auf Wegen von Mestia nach Ushguli, anschauen oder sich für eine einfache Route zum beeindruckenden Chalati Gletscher entscheiden. Ambitionierte Wanderer favorisieren die bereits vorgestellten, schweißtreibenden Ziele wie die Koruldi Seen, die nach mehrstündigen Etappen bergauf erreichbar sind.
Museen besuchen
Mehr Gemütlichkeit zieht ein, wenn ein Museumstag ansteht. Dieser ist auch an kalten oder regnerischen Tagen die perfekte Möglichkeit, für Kurzweil zu sorgen. In Mestia gibt es ein Ethnologisches Museum, das tiefe Einblicke in die Vergangenheit offenbart. Es zeigt das alltägliche Leben, in dem die Einheimischen quasi von der Außenwelt abgeschnitten für sich lebten und die Entwicklung bis heute. Museumstouren in Mestia werden auch häufig mit dem Aufstieg auf einen der Wehrtürme verbunden. Interessant ist außerdem das Mikhail Khergiani Hausmuseum im einstigen Originalhaus des berühmten gleichnamigen Kletterers. Persönliche Exponate wie Fotografien oder die Kletterausrüstung sind zu sehen.
Wintersport treiben
Durch die Bergkulisse verwundert es nicht, dass bei kühlen Temperaturen im Nu eine verschneite Welt entsteht. Wen hält es da noch im Hotel, statt motiviert auf die Bretter zu steigen? Die Gelegenheiten zum Ski- oder Snowboardfahren sind günstig, denn Wintersportgebiete wie das modernste Skigebiet im Kaukasus, Tetnuldi, liegen quasi direkt vor der Tür. Bestens erschlossen mit Liften, seid ihr rasch im Geschehen und das auf bis zu 3.160 Metern Höhe.
Sowohl im Skigebiet Tetnuldi als auch im benachbarten Skigebiet Hatsvali, das von Ersterem mit Minibussen bequem erreichbar ist, könnt ihr auf herrlichen, flachen als auch herausfordernden, kilometerlangen Pisten die Hügel ungestört hinab sausen. Denn: Georgien ist als Wintersportdestination ebenso wie als Wanderziel ein absoluter Insider-Tipp.
Reise-Infos
Wenn Swanetien trotz oder gerade wegen des Geheimtipp-Status’ zu eurem potenziellen Lieblingsziel geworden ist, solltet ihr nicht zögern und jetzt mit der Planung für eine Reise nach Georgien beginnen. Worauf ihr achten sollt, lest ihr nachfolgend.
Ideale Reisezeit
Die perfekte Wanderzeit in Swanetien ist der Herbst, wenn sich die Blätter bunt färben und die Temperaturen angenehm sind. Doch auch im Spätsommer dürft ihr euch auf den Weg machen, wenn ihr Spaziergänge oder Klettertouren auf der Liste habt. Im Frühsommer sind manche Bergstrecken noch nicht gut passierbar. Beim Wunsch nach einem Skiurlaub hingegen passt der späte Herbst, denn im Winter müsst ihr mit eisigen Temperaturen rechnen, die manchmal sogar unter minus 20 Grad fallen. Auch die Verbindungswege zwischen den Dörfern können im Winter gesperrt sein und das Urlaubsvergnügen trüben.
Reisedauer
Viele Tage lassen sich in der Region in Georgien mit Aktivitäten und Erholung füllen. Je nach Reiseausrichtung raten wir zu mindestens einer Woche, sodass ihr sowohl sportlich aktiv werden als auch die kulturellen Highlights in den Dörfern genießen könnt. Zudem sind mehrtägige Wanderungen für Backpacker möglich.
Dokumente und Bezahlung
Für die Einreise nach Georgien ist kein Visum erforderlich. Allerdings ist ein gültiger Reisepass für deutsche Staatsbürger Pflicht. Dieser muss mindestens noch sechs Monate nach dem Ausreisetermin gültig sein. Ausnahme: Direktflüge ab Deutschland nach Georgien, bei denen kein Zwischenstopp in anderen Ländern erfolgt; dann kann auch mit dem Personalausweis eingereist werden. Für die Region Swanetien ist das aber aufgrund der Lage eher ungünstig.
Die Landeswährung heißt Lari. Während in größeren Städten reichlich Geldautomaten zur Verfügung stehen, sollten sich die Urlauber in Swanetien nicht unbedingt darauf verlassen. Sicherer ist es, vor der Einreise entsprechend viel Bargeld umzutauschen.
Anreise
Einen Direktflug von Deutschland in die Region Swanetien gibt es leider nicht. Ab Stuttgart, Berlin oder München aus existieren aber Flüge in Georgiens Hauptstadt Tiflis (Tbilisi). Wer von dort aus eine Rundreise startet oder mit dem Nachtzug nach Swanetien fährt, hat die Option der Einreise mit dem Personalausweis. Gute neun Stunden Fahrt sind aber nach der Landung noch einzuplanen. Eventuell möchtet ihr Tiflis ebenfalls entdecken, wenn ihr schon vor Ort seid.
Fortbewegung vor Ort
Wer gern die Gegend kennenlernen und dabei möglichst unabhängig reisen möchte, sollte sich für einen Mietwagen entscheiden. Diesen könnt ihr euch schon vor dem Urlaub sichern und beruhigt in Richtung Reise blicken. Wichtig: Ein Allradantrieb (4WD) wird für Swanetien aufgrund der teils widrigen und schlecht ausgebauten sowie hügeligen Straßen empfohlen. Doch auch, wenn ihr keinen Führerschein habt oder während eurer Auszeit vom Alltag lieber gefahren werden wollt, kommt ihr gemütlich von A nach B. Minibusse verbinden die kleineren und größeren Orte in Swanetien miteinander. Innerhalb Ushguli muss der motorisierte Verkehr Pause machen, denn hauptsächlich sind es Fußwege, welche die einzelnen Gebäude erschließen.
Sprache und Verständigung
In abgelegenen Reisezielen wie Swanetien ist es unüblich, auf englischsprachige Einheimische zu treffen; stattdessen hört ihr vorwiegend die Landessprache Georgisch oder Russisch. Daher sollte ein russisches Wörterbuch im Gepäck nicht fehlen. Notfalls müsst ihr euch mit Händen und Füßen behelfen.
Essen und Spezialitäten
Wer so viel unterwegs ist und sich sportlich austobt, braucht genügend Nervennahrung und Energie. Diese gibt es in Swanetien in Form von „Kubdari“, einem traditionellen, mit Fleisch gefüllten Fladenbrot. Eine Variante für Vegetarier dürfte ebenfalls sättigend sein: „Chatschapuri“, die als Fladenbrotspezialität mit Käse sowohl in Georgien als auch in der Ukraine verbreitet ist.
Hotels und Unterkünfte
Stilecht mitten in der Natur übernachtet es sich etwa in Pensionen oder rustikalen Hotels mit Bergblick. Lasst euch morgens von einem traumhaften Panorama begrüßen und kostet Annehmlichkeiten wie einen eigenen Balkon aus. Auch Extras wie Lunchpakete für die Wanderung sind je nach Unterkunft drin, wenn ihr die freundlichen Gastgeber höflich fragt. Alternative Standorte für ein Hotel sind Orte wie Mestia, in denen es etwas lebendiger zugeht. Dann bekommt der Trip von Anfang an eine kulturelle Komponente. Luxushotels sind hingegen in Georgien rar gesät.