Tallinn: Sehenswürdigkeiten & Tipps

Tallinn ist nicht nur die hochmoderne Hauptstadt Estlands, sondern auch politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Sie gilt als eine der schönsten Städte im Norden Europas und lässt für Urlauber keine Wünsche offen. Hier trifft Tradition auf Moderne und bildet eine einzigartige Mischung, die ihr als Liebhaber von Städtetrips erlebt haben solltet.

Die estnische Hauptstadt Tallinn, welche rund 430.000 Einwohner hat, besticht mit modernem Charme. Neben liebevoll sanierten Bauwerken und hippen Szenelokalen ist diese Stadt anderen europäischen Metropolen auch in puncto Digitalisierung einige Schritte voraus. Hier wird kaum noch bar gezahlt und in der ganzen Stadt gibt es WLAN inklusive.

Trotzdem ist Tallinn aufgrund der Gründung im Mittelalter eingebettet in zahlreiche historische Gebäude, die für die spannende Mischung aus Alt und Neu sorgen. Während die Altstadt mittelalterlichen Charme versprüht, sind moderne Hochhäuser, trendige Szeneviertel und riesige Shopping-Malls nie weit entfernt. Die Kulturszene in Tallinn ist ebenso bunt und vielfältig. Auch an spannenden Sehenswürdigkeiten mangelt es der Stadt keinesfalls. Einen Ausflug wert ist auch die Ostseeküste nahe Tallinn. Der einstige Handelsknotenpunkt direkt am finnischen Meerbusen mit seinem malerischen Blick auf die Stadt macht die Stimmung in Tallinn so unglaublich lebensfroh. Ihr werdet spüren, dass sie ansteckt.

Tallinn bedeutet „die dänische Stadt“. Ihren Namen hat sie nicht ohne Grund: Früher hieß die Stadt noch Reval und wurde von dänischen Herrschern regiert. Den Dänen folgten zwar viele weitere Eroberer, wie Schweden und Russen, doch im Jahr 1346 verkaufte der dänische König Tallinn an den Deutschen Orden.

In dieser Zeit trat Tallinn/Reval der Hanse bei, die als mächtigste Vereinigung der nordeuropäischen Kaufleute galt. Reval erlebte einen enormen Aufschwung und entwickelte sich zur wichtigen Handelsstadt. Viele deutsche Kaufleute nannten die Stadt ihr Zuhause und so galt Reval bis zum 16. Jahrhundert als Stadt der deutschen Oberschicht.

Der große Vorteil für Städtereisende besteht in Tallinn darin, dass die Stadt sehr kompakt ist. So könnt ihr während eures Urlaubs in Tallinn innerhalb kürzester Zeit viele Sehenswürdigkeiten bestaunen und dabei fast alles zu Fuß erkunden.

Schmale Gassen, urige Hinterhöfe und historisches Kopfsteinpflaster – die Altstadt von Tallinn verzaubert mit historischem Flair. So findet ihr auf der St. Katharinenpassage kleine Handwerksläden, in denen ihr sicher das passende Souvenir findet.

In dem romantischen Meisterhof könnt ihr euch ein kühles Getränk genehmigen und dem bunten Treiben der Altstadt zuschauen. Schließlich lockt die kürzeste Straße der Tallinner Altstadt, die Saiakang, mit kleinen Cafés und einer bezaubernden Kulisse.

Seid ihr in der Altstadt unterwegs, könnt ihr einige Museen besuchen, die euch auf eurem Weg begegnen. So werdet ihr im Estnischen Historischen Museum im Haus der Großen Gilde allerhand über die Geschichte der Stadt erfahren, welche von deutschen Kaufleuten geprägt wurde. In der Waffenkammer bekommt ihr bleibende Eindrücke der damaligen „Macht der Elite“ und könnt sogar historische Waffen testen. Das NUKU Museum für Puppenkunst ist dagegen auch für jüngere Besucher ein spaßiges Highlight.

Im 13. Jahrhundert wurde die imposante Stadtmauer errichtet, welche mit den Verteidigungstürmen und ihren rot gezackten Dächern schon von Weitem ins Auge sticht.

So wurde Tallinn von einem 2,4 Kilometer langen Verteidigungsring umschlossen, der aus 46 Türmen und der 16 Meter hohen Stadtmauer aus Kalkstein bestand. Über 20 davon sind noch heute erhalten und wurden von der UNSESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Lauft ihr an der Stadtmauer entlang, werdet ihr euch sicher bildhaft vorstellen können, wie einst die Wachen von der Mauer hinunterspähten und nach Feinden Ausschau hielten.

Im Mittelalter galt Tallinn als geteilte Stadt. Oben auf dem Domberg lebten die Adeligen und Geistlichen, während im unteren Teil der Stadt die Handwerker und Kaufleute lebten. Sogar die Gesetze, nach denen die Bewohner der Stadt handelten, waren verschieden. Da die Stadtmauer von Tallinn als eine am besterhaltensten von ganz Nordeuropa gilt, könnt ihr sogar die alten Türme besuchen, auf der Mauer entlang spazieren und den einzigartigen Ausblick auf die Dächer und engen Gassen der Stadt auf euch wirken lassen. Hier herrscht Mittelalter-Feeling pur. Am besten eignet sich dafür der Abschnitt vom Garten des dänischen Königs bis zum Jungfernturm.

Im 15. Jahrhundert erreichte die Stadt ihre wirtschaftliche Blüte und das alte Rathaus (Tallinna Raekoda) bekam einen 64 Meter hohen Turm, der bis heute als Wahrzeichen der Stadt gilt und als Symbol des Aufschwunges der Stadt zu verstehen ist. Außerdem ist es das einzige gotische Rathaus in Nordeuropa. Der Stadtwächter Vana Toomas wacht auf dem Dach des Rathauses stets über Tallinn. In den Sommermonaten könnt ihr die schmale Treppe bis zur Spitze des Turmes hinaufsteigen und den phänomenalen Ausblick über die Stadt genießen.

Der Rathausplatz ist noch heute Treffpunkt der Einheimischen und das Herzstück der Altstadt. Handwerkermarkt, Konzerte oder Wochenmarkt – hier ist fast immer etwas los. Besucht außerdem die älteste Apotheke Europas, die Ratsapotheke, in der seit 1422 Medikamente verkauft werden. In der alten Abteilung könnt ihr noch heute traditionelle Heilmittel aus verbrannten Tieren, hochprozentigem Alkohol und menschlichen Überresten bestaunen.

Auf dem 50 Meter hohen Hügel hat die Regierung von Estland ihren Sitz. Schon in der Vorzeit war der Domberg und seine hölzerne Burg der Platz, von dem die Herrscher die Küste und die Stadt immer gut im Blick behalten konnten.

Noch heute ist dieser Ort bekannt als die Oberstadt, in der zur damaligen Zeit die Adligen und Geistlichen lebten. Die Festung auf dem Domberg besteht aus mehreren Gebäuden, wovon das Parlamentsgebäude mit einer Architektur des Expressionismus beeindruckt – damit ist es auf der Welt das einzige Parlament in diesem Stil.

Weitere Highlights auf dem Domberg:

• Mittelalterliche Kreuzfahrerfestung mit Schloss
• Russisch-orthodoxe Alexander-Newsky-Kathedrale
• Domkirche (Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria)
• Drei Aussichtsplattformen (Kohtoutsa, Piiskopi, und Patkuli)

Kadriorg, oder auch Katharinental, ist ein Bezirk, der sich zwar außerhalb in der Altstadt Tallinns befindet, doch dieser in seiner Schönheit in nichts nachsteht. Hier könnt ihr beispielsweise den wunderschönen Sommerpalast bestaunen, welchen Peter der Große einst für seine Frau Katharina errichten ließ. Im Inneren befindet sich heute das Kunstmuseum KUMU, das mit estnischer Kunst ab dem 18. Jahrhundert beeindruckt. Es gilt als das größte und modernste Kunstmuseum im Norden Europas.

Nebenan befindet sich der Präsidentenpalast, der durch die tägliche Wachablösung zahlreiche interessierte Reisende anzieht. Kadriorg ist ein sehr grünes Viertel und nachdem ihr euch in einem der zahlreichen Stadtparks, wie dem Park Kadriorg mit seinem Japanischen Garten entspannt habt, könnt ihr an der Küste zurück zum Hafen spazieren.

Kalamaja ist das Szeneviertel von Tallinn, in dem viele Kreative leben. Ein Teil des Bezirks besticht mit industrieller Architektur, die durch die damaligen bunten Holzhäuser der Arbeiter charakterisiert ist. Ehemalige Fabriken wurden hier in moderne Wohnhäuser verwandelt oder begeistern mit Galerien, Pop-Up Stores oder Flohmärkten.

So wurde eine alte Industrieanlage zum modernen Kreativzentrum Telliskivi saniert. In dem riesigen Gebäude habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Coffee Shops, Bars, Restaurants, Naturgeschäften, Theatern oder Kunstgalerien. Mehr als 400 kulturelle Veranstaltungen finden hier jährlich statt. Samstags lockt ein Flohmarkt zahlreiche nationale und internationale Besucher an. Auch innovative Start-up-Firmen errichten sich ihre Büroräume gern im Kreativcampus Telliskivi. In diesem Teil der Stadt lernt ihr die moderne und hippe Seite Tallinns kennen und könnt nebenbei coole Streetart bestaunen.

Den traditionellen Einblick bekommt ihr dagegen im Estnischen Freiluftmuseum. Hier wird euch das Dorfleben vom 18. bis zum 20. Jahrhundert anhand alter Bauernhäuser vorgestellt. Das Freiluftmuseum ist wie ein echtes traditionelles Dorf angeordnet und so habt ihr die Chance, die Kirche, die Schule, die Mühle oder die Dorfkneipe von innen zu bestaunen. Im Dorfladen könnt ihr echte Handwerkskunst erwerben, während die Kleinsten in dieser Zeit eine Runde auf dem Pony drehen. Anschließend könnt ihr euch alle in der Bauernschänke wiedertreffen und dort estnische Spezialitäten verkosten.

Weitere spannende Museen in Tallinn:

• PROTO Entdeckungsfabrik: Fanatasiewelt für Technikfreaks und Entdecker
• Fotokunstzentrum Fotografiska Tallinn: Fotografiemuseum, das Kunst, Essen, Design und Musik vereint
• Estnische Meeresmuseum am Seeflughafen: maritime Exponate aus Gegenwart und Vergangenheit
• Contemporary Art Museum of Estonia (EKKM): Ausstellung moderner Kunst
• Estnisches Naturkundemuseum: Einblick in die Geheimnisse der Flora und Fauna
• Gefängnis Patarei: Baudenkmal und Ausstellung “Kommunismus und Gefängnis”

Der Fernsehturm von Tallinn befindet sich im Bezirk Pirita und ist mit seinen 314 Metern das höchste Bauwerk von ganz Estland. Im Turm erwartet euch nicht nur ein wundervoller Blick aus 170 Metern Höhe, sondern auch einige weitere Attraktionen.

So könnt ihr im 22. Stock auf einer Außenterrasse speisen oder auf einer gläsernen Aussichtsplattform eure Schwindelfreiheit unter Beweis stellen. Außerdem gibt es hier oben einige Kulturangebote, wie ein kleines TV-Studio und ein interaktives Museum über die Geschichte der Stadt.

Wenn ihr Kultur, Architektur und die lockere Stimmung einer Küstenstadt einfangen wollt, solltet ihr definitiv eine Reise nach Tallinn planen. Doch bei der Planung dafür solltet ihr noch einige Tipps beherzigen.

In Tallinn herrscht kontinentales Klima mit ozeanischen Einflüssen, weswegen ihr bei einer Reise in diese Stadt den Regenschirm nicht vergessen solltet. Im Winter kann es sehr kalt werden und es schneit sehr oft und stark. Tageslicht ist wegen der nördlichen Lage Tallinns auch eher Mangelware. Wollt ihr einen entspannten Städtetrip ohne Frieren erleben, solltet ihr Tallinn also eher im Sommer besuchen. Vom Reisemonat Juni bis August ist es mit rund 20 Grad Celsius sehr warm und ihr könnt sogar in der Ostsee Schwimmen gehen. Allerdings kann es hin und wieder regnen.

Tallinn liegt nur 80 Kilometer von der finnischen Hauptstadt Helsinki entfernt und so habt ihr nicht nur die Chance, mit dem Flugzeug anzureisen, sondern könnt ebenso die Fähre von Helsinki nehmen. Diese bringt euch innerhalb von drei Stunden nach Tallinn.

Reist ihr mit dem Flugzeug an, benötigt ihr von Berlin nur zwei Stunden und seid vom Flughafen aus in 15 Minuten in der City von Tallinn. Eine Anreise mit dem PKW ist eher beschwerlich und nicht zu empfehlen.

Tallinn ist überschaubar, weswegen ihr zu Fuß sehr gut in der Stadt herumkommt. Solltet ihr jedoch ein Ziel anpeilen, was etwas weiter entfernt liegt, könnt ihr auch gut das öffentliche Nahverkehrsnetz nutzen. Für Einwohner der Stadt ist es kostenlos, für Besucher empfiehlt sich die Nutzung der Tallinn Card für bis zu 72 Stunden. Die Karte beinhaltet Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, den Hop-on Hop-off Bussen der Stadt sowie freien Eintritt in mehr als 40 Museen und Attraktionen. Für viele andere Locations gibt es mit der Card zudem Vergünstigungen.

Wollt ihr Nationalparks wie den empfehlenswerten Lamehaa oder entfernte Städte aufsuchen, lohnt sich jedoch die Ausleihe eines Mietwagens.

Wollt ihr günstig in Tallinn übernachten, gibt es auch in der Altstadt eine große Auswahl. Hotels im mittleren Preisniveau punkten in Tallinn meist mit hohem Komfort und toller Architektur.

Wenn ihr bereit seid, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, könnt ihr euch natürlich auch nach einem liebevoll ausgestatteten Boutique Hotel mit Jacuzzi oder einer Luxus-Suite mit Spa-Bereich umschauen. Natürlich sind die Preise im Stadtzentrum dabei immer etwas höher als außerhalb der Altstadt.

Das typische Nationalgericht von Tallinn ist der deutschen Küche gar nicht so weit entfernt. Blutwurst mit Sauerkraut landet bei den Esten nämlich sehr gern auf dem Teller. Vegetarier auf Reisen kosten dagegen lieber Kama, ein Gericht aus Hülsenfrüchten und Körnern, was meist mit Buttermilch serviert und im Sommer sogar kalt gegessen wird.

Zum Dessert darf in Tallinn eines nicht fehlen: Die süße Kalev Schokolade, die als Block oder Getränk vernascht wird. Seit 1806 ist Kalev für seine süßen Verführungen weltweit bekannt.

Natürlich darf es auch ein Vana Tallinn Likör sein. Der typisch estnische Likör wird seit über 50 Jahren zu Kaffee, Cocktails oder Eis serviert. Und weil ihr euch im Baltikum aufhaltet, ist ein Vodka in der estnischen Variante als Absacker gern gesehen.