Toledo: Spaniens alte Hauptstadt

Ein Schmelztiegel der Kulturen, unweit von Madrid und mindestens genauso interessant: Das ist Toledo, die spanische Provinz. Mit ihrer gleichnamigen Stadt, die teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, und Orten wie dem Archäologiepark von Carranque ist die Region stets eine Reise wert.

Als drittgrößte Provinz von Kastilien-La Mancha besticht Toledo im Landesinneren von Spanien mit einem ganz eigenen Flair. Nur eine Stunde von der heutigen Hauptstadt Madrid entfernt, erlebt ihr faszinierende Zeitzeugen aus der Vergangenheit. In dieser kam Toledo-Stadt selbst die Rolle der spanischen Hauptstadt zu. Durch ihr von der UNESCO bedachtes Zentrum und Sehenswertes wie die Kathedrale und der Alcázar verzaubert sie Kulturhungrige und Geschichtsinteressierte.

Dazu gesellen sich Orte wie Talavera de la Reina mit ihren nostalgischen Kirchen und anderen Bauten. Zahlreiche Festlichkeiten locken zusätzlich in die Region – vor allem in der Karwoche oder zu Fronleichnam. Außerdem lässt sich rund um den Fluss Tajo wunderbar in die Vielfalt der Natur eintauchen. Vergleichsweise einfache Wanderrouten eignen sich für Touren mit der ganzen Familie!

Die Provinz Toledo verfügt auch über die Stadt gleichen Namens. Diese ist als Kulturstadt und beliebte Anlaufstelle für Sightseeing-Touren bekannt. Der bevölkerungsreichste Ort der Gegend ist allerdings Talavera de la Reina.

Toledo war früher Spaniens Hauptstadt und sowohl für die christliche und jüdische als auch für die muslimische Bevölkerung eine entscheidende Stadt. Der Beiname „Jerusalem des Westens“ kommt schließlich nicht von ungefähr. Allerdings sorgte die Inquisition für ein jähes Ende der friedlichen Zeit. Trotzdem hielten sich bis heute stilvolle Zeitzeugen von damals, wie die Kathedrale von Toledo, die sich anmutig über den Dächern der ohnehin erhaben gelegenen Stadt präsentiert, und eine Synagoge. Die strategisch günstige Lage auf einem Hügel trug sicherlich auch ihren Teil dazu bei, dass die UNESCO auf Toledos Altstadt aufmerksam wurde. Heute ist sie Teil des Welterbes. Der Maler El Greco, der in der Stadt lebte und wirkte, hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Weiterhin findet ihr in der rund 80.000 Einwohner starken Stadt Highlights wie ein altes Kloster und ein Alcázar, was die spanische Bezeichnung für ein Schloss ist. Durch die gute Bahnanbindung von Toledo-Stadt ist ein Ausflug von vielen spanischen Orten aus kein Problem. Die Nähe zu Madrid macht beispielsweise einen Tagestrip ab der Hauptstadt möglich.

Die bevölkerungsreichste Stadt der gesamten Provinz ist aber nicht ihre gleichnamige Stadt, sondern Talavera de la Reina. Eingebettet in ein malerisches Flusstal, geprägt vom Tajo und dem Rio Alberche, präsentiert sich der Ort als Paradies der Keramikkunst. Die eindrucksvollen Handwerksobjekte könnt ihr als Souvenir erwerben und so ein echtes Stück Toledo mit nach Hause nehmen.

Sightseeing-Hungrige dürften sich eher für Gebäude wie die Basilika Unserer Lieben Frau von Prado interessieren, deren heutiger Bau aus dem 17. Jahrhundert stammt. Sehenswert ist außerdem die alte Mauer, welche die Stadt umrahmt und wahrscheinlich die einzige bis heute erhaltene ihrer Art in Spanien ist. Zudem lockt ein städtischer Garten, der mit weiteren Denkmälern aufwartet und zusätzlich in seiner Funktion als grüne Lunge punktet.

Sehenswürdigkeiten müssen in der Provinz Toledo nicht lange gesucht werden. Allein in der gleichnamigen Stadt gibt es überall traumhafte Bauwerke. In Carranque wandelt ihr auf längst vergessen geglaubten Spuren der Vergangenheit. Nicht nur für Hobby-Archäologen ein echtes Highlight.

Die Kathedrale von Toledo wurde ab dem 13. Jahrhundert errichtet. Ihre Bauzeit betrug insgesamt zwei Jahrhunderte. Die vorherige Geschichte ihres Standortes geht aber noch weiter: Eine christliche Kirche aus dem 6. Jahrhundert befand sich hier, bevor sie von einer Moschee und schließlich wieder von einem christlichen Gotteshaus abgelöst wurde. Das jetzige Bauwerk ist der Inbegriff spanischer Gotik. Im Inneren besichtigen sicher nicht nur Kunstinteressierte gern die Werke von den Künstlern El Greco und Anton van Dyck, und auch eine rund 160 Kilogramm schwere Monstranz, die zu christlichen Festen durch die Stadt getragen wird, zieht hier die Blicke auf sich.

Das Kloster bei Toledo-Stadt stammt verschiedenen Quellen zufolge entweder aus dem 15., 16. oder 17. Jahrhundert. Angeblich wurde es zur Feier des Sieges über Portugal während der Schlacht von Toro erbaut. Das Franziskanerkloster beeindruckt durch seinen zweistöckigen Kreuzgang, die Darstellung von Johannes dem Täufer und anderen detailreich gestalteten Heiligenfiguren. Die dortige Kirche ersetzt einen Sakralbau aus dem frühen 19. Jahrhundert, der einem Brand zum Opfer fiel.

Das Wahrzeichen von Toledo-Stadt ist jedoch ein ganz anderes: der Alcázar aus dem 16. Jahrhundert! Über ein Jahrzehnt Bauzeit steckt hinter dem Gebäude, dessen Ursprünge sogar bis ins römische Zeitalter reichen. Durch die Lage auf einem Hügel fällt es jedem Besucher der Stadt gleich ins Auge. Der Standort der einstigen Festung wurde bewusst gewählt, um eventuelle Angreifer frühzeitig entdecken und leichter abwehren zu können. Die heutige Funktion ist etwas weniger spektakulär, denn im Inneren sind mittlerweile eine Bibliothek und ein Museum beheimatet. Sehr schade sind die Beschädigungen, welche der Alcázar im Spanischen Bürgerkrieg erlitten hat. Dennoch gehört eine Stippvisite bei dem Bauwerk im Renaissance-Stil zur städtischen Toledo-Tour zwingend dazu.

Der Ort Carranque in der Provinz Toledo wird in der Regel in einem Atemzug mit dem Archäologiepark genannt, den ihr dort entdecken könnt. Es handelt sich um eine hervorragend erhaltene, in den 1980er Jahren aufgefundene römische Ausgrabungsstätte. Zu den Gebäuden, die ihr im Archäologischen Park bestaunen könnt, zählen eine Art Basilika und eine Villa samt säulenverziertem Innenhof. Die Basilika soll früher als Kloster genutzt worden sein.

Für die meisten Reisefreunde gehört zum Urlaub neben Entspannung und Sightseeing auch ein bisschen Aktivität. Vielleicht gefällt euch eine der folgenden Vorschläge für eine aktive Urlaubsgestaltung in der Provinz Toledo?

Steht euch der Sinn nach einem spannenden Museum? Dann möchten wir euch das El Greco Museum in Toledo-Stadt ans Herz legen. Hier bestaunt ihr die wichtigsten Werke des Künstlers. Der Maler aus Griechenland lebte einige Zeit lang hier. Seit 1911 könnt ihr das ihm gewidmete Museum in historischer Kulisse besichtigen. Schon die Fassaden der Häuser aus dem 16. bis 20. Jahrhundert sind ein Highlight für sich. Wer mit El Greco nicht viel anfangen kann, darf sich immerhin über zeitgenössische Möbel und Keramiken freuen, die ebenfalls Teil der Ausstellung sind. Noch tiefer in Toledos Geschichte taucht ihr allerdings im Museo de Santa Cruz ein, das ebenfalls in einem historisch ansprechenden Gebäude untergebracht ist. Hinter den Mauern eines früheren Hospitals aus dem 16. Jahrhundert erwarten euch Exponate wie archäologische Fundstücke, Gemälde, Keramiken und andere Handarbeiten aus verschiedenen Epochen.

Das Museum Victorio Macho in Toledo-Stadt könnte ein weiterer Hotspot im Kultururlaub sein. Darin seht ihr Werke des gleichnamigen Künstlers, zum Beispiel Skulpturen und Zeichnungen. Der Panoramablick vom Museum aus über Toledo ist ebenso wenig zu verachten und zieht auch Museumsmuffel auf die Anhöhe des Baus. Das letzte To-do der Museumsliste liegt ausnahmsweise nicht in Toledo-Stadt, sondern in Talavera de la Reina. Das Keramikmuseum Ruiz de Luna stellt in einem alten Kloster Keramiken aus, die teilweise aus dem Mittelalter stammen. Der Großteil wurde allerdings ab dem 16. Jahrhundert gefertigt.

Toledo ist eine Region, in der gern traditionell gefeiert wird. Besonders deutlich wird dies in der Karwoche oder um Fronleichnam herum, wenn Einheimische und Urlauber gemeinsam an den religiösen Prozessionen teilnehmen. Die Feste um Toledo-Stadt wurden sogar zu international relevanten Volksfesten erklärt. Typisch sind die liebevollen Blumenverzierungen von Balkonen, Fassaden und Innenhöfen von Häusern, die ihre Tore in diesem Zeitraum selbst für fremde Besucher öffnen. Auch Flamenco-Tänze und Shows unterstützen die Festlichkeit. Im August, wenn der Stadtheiligen von Toledo gedacht wird, könnt ihr die örtlichen Traditionen ebenfalls bestens kennenlernen.

Statt klassischer Souvenirs gehören unbedingt die traditionellen Keramiken der Region, die ihr wahrscheinlich nun schon in den Museen gesehen habt, ins Gepäck für zuhause. Wer Angst um die Zerbrechlichkeit hat, entscheidet sich für die klassischen Azulejos, die nicht nur in Portugal berühmt sind, sondern auch in Toledo gefertigt werden. Die robusten Fliesen überstehen den Heimflug bestimmt. Alternativ habt ihr die Wahl zwischen allen möglichen Gegenständen, die sich aus Keramik fertigen lassen. Wusstet ihr schon, dass die Keramiken aus Talavera de la Reina sogar ein immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe darstellen?

Im Tal des Flusses Tajo der Provinz Toledo lässt sich viel Zeit an der frischen Luft verbringen. An Wanderrouten mangelt es nicht. Familien mit Kindern oder gemütliche Wanderfreunde werden sich besonders über die leichtgängigen Wege freuen, die euch trotzdem mit herrlichen Ausblicken belohnen. Der Ökologische Weg des Tajo ist beispielsweise eine geeignete Strecke, die mit knapp vier Kilometern perfekt für einen spontanen Nachmittagstrip erscheint. Durch die Hügellage von Städten wie Toledo könnt ihr aber auch anstrengende Herausforderungen bewältigen, wenn euch der Sinn nach einem Aktivurlaub steht.

Nur eine Stunde mit dem Auto trennt euch von der Hauptstadt Madrid. Habt ihr diese noch nicht kennengelernt, könnt ihr einen Tagestrip ab Toledo einplanen. Auch, wer ohne (Miet-)Wagen unterwegs ist, wird dank der praktischen Verbindung per Schnellzug rasch vor Ort sein. Bei einem Besuch in Madrid sind der Königspalast und die Puerta de Alcalá Pflichtstationen. Im Museumsdreieck wird die „Kultour“ weiter ausgedehnt, doch auch das Nachtleben und Shopping kommen nicht zu kurz.

Hat ein Urlaub in Toledo jetzt euer Interesse geweckt? Dann haben wir abschließen noch ein paar nützliche Tipps, die euch bei der Reiseplanung gewiss hilfreich sein können.

Die meisten Urlauber mit Sightseeing-Wunsch reisen im Frühjahr und Herbst an, wenn es nicht ganz so heiß wird. Aktivurlauber sollten sich ebenfalls für diesen Zeitraum entscheiden. Ihr solltet jedoch wissen: Auch, wenn Toledo-Stadt nicht ganz so bekannt wie Madrid erscheint, ist sie aufgrund der kulturellen Hotspots während der milden Jahreszeiten gut besucht. Gerade dann, wenn die traditionellen Feste stattfinden!

Wir würden der Provinz Toledo mehrere Tage widmen. Dann könnt ihr die Region und ihre Städte in Ruhe erkunden und wirken lassen. Mit wenig Zeit ist zumindest Toledo-Stadt eine Top-Destination. Ihr seid in kurzer Zeit ab Madrid vor Ort und habt die Wahl, was ihr unternehmen wollt. Sightseeing oder ein Bummel sind ebenso drin wie der Besuch einer Veranstaltung.

Am schnellsten seid ihr über den Luftweg in Spanien. Die Nähe zu Madrid macht es euch leicht, nach Toledo zu gelangen. Zunächst erfolgt ein Direktflug ab Berlin, Hamburg oder Düsseldorf nach Madrid, anschließend geht es mit dem Zug oder Bus weiter. Von Madrid nach Toledo-Stadt bringt euch auf Wunsch ein Schnellzug binnen 30 Minuten.

In der Provinz Toledo empfehlen wir einen Mietwagen, sodass ihr flexibel und zeitlich ungebunden seid. Alternativ locken die Bus- und Zugverbindungen zu Ausflügen ins Umland. Seid ihr innerhalb einer Stadt wie Toledo unterwegs, lohnt es sich, die Verkehrsmittel stehenzulassen. Viertel wie die Altstadt sind aufgrund ihrer engen Gassen ohnehin autofreie Zonen und die Sehenswürdigkeiten liegen dicht an dicht.

Damit ihr im Urlaub auch mit den Einheimischen problemlos kommunizieren könnt, solltet ihr die Sprache des Landes vorab erlernen. Wer dafür keine Zeit oder kein Talent hat, darf aber aufatmen: Orte wie Toledo-Stadt und Talavera de la Reina sind an Urlauber gewöhnt, weshalb die Verständigung auch auf Englisch möglich sein dürfte.

Die Speisekarte in der Region ist bunt und vielseitig, was unter anderem auf die jüdischen, muslimischen und christlichen Einflüsse der Vergangenheit zurückgeführt werden kann. Außerdem stehen Wildgerichte wegen der Jagdtradition von Toledo hoch im Kurs. Ein Klassiker der Küche ist Carcamusas, ein Eintopf mit Rind- oder Schweinefleisch, der mit Erbsen, Lorbeerblättern und Tomaten zubereitet wird. Auch Marzipan genießt in der Provinz eine lange Tradition. Die süße Sünde soll von Arabern auf die Iberische Halbinsel gebracht worden sein. Kunstwerke wie die Kathedrale von Toledo werden aufwendig aus der Mandelmasse gefertigt.

Die vielen Gesichter, welche die Provinz Toledo in ihren Städten vereint, sind auch in den Hotels zu finden. Ihr wählt, ob es eher ein traditioneller und familiärer Schlafplatz oder die Unterkunft modern gestaltet und eher groß sein soll. Bei größeren Hotels seid ihr unter euch. Dafür taucht ihr oft nicht so sehr in die Kultur der Einheimischen ein. In puncto Lage richtet sich alles nach der individuellen Urlaubsplanung. Kurze Wege in die Stadt und kaum erforderliche Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln werden bei zentral gelegenen Unterkünften in Toledo-Stadt oder Talavera de la Reina erzielt. Ruhiger und günstiger ist es sicherlich etwas außerhalb der Stadt.