Varna: Hafenstadt am Schwarzen Meer

Bulgarien ist ein weithin unterschätztes Reiseziel. Wenn, dann kommen viele Besucher des berühmten Goldstrands wegen. Dabei hat das Land noch mehr zu bieten, zum Beispiel die Hafenstadt Varna. Sie besticht durch ihre tolle Lage direkt am Schwarzen Meer, einen abwechslungsreichen Kulturkalender und spannende Sehenswürdigkeiten. Nicht ohne Grund wird sie auch als „heimliche Hauptstadt Bulgariens“ bezeichnet. Hier einige Tipps, was ihr in Varna sehen und erleben könnt.

Varna (auch Warna) ist die drittgrößte Stadt Bulgariens. Sie verfügt über einen großen Hafen, was in der Vergangenheit Fluch und Segen zugleich war: Einerseits war er wichtig für den Handel, welcher der Stadt großen Wohlstand einbrachte. Andererseits machte er Varna zu einem strategischen Ziel, weshalb Varna im Laufe der Geschichte mehrfach erobert und besetzt wurde, beispielsweise durch das Osmanische Reich oder die russische Flotte. Aber nicht nur durch den Hafen hat Varna internationale Bekanntheit erlangt, sondern die Stadt war auch lange Zeit die Endstation des berühmten Orient-Express. Heutzutage ist sie vor allem ein kulturelles Zentrum, wo einige der größten Veranstaltungen Nordostbulgariens abgehalten werden, darunter viele beliebte Festivals.

Aber auch an klassischen Sehenswürdigkeiten mangelt es Varna nicht, denn die bewegte Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen. Immerhin sollen erste Siedler bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. in der Region gelebt haben, wie das Gräberfeld beweist, das im Jahr 1972 entdeckt wurde. Schon damals schien die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum zu sein. Auch Goldfunde gab es in der Vergangenheit viele, die mittlerweile im Archäologischen Museum bestaunt werden können. Es folgten viele weitere Epochen mit unterschiedlicher Herrschaft, die sich teilweise noch in den Sehenswürdigkeiten der Stadt widerspiegeln: So gibt es zum Beispiel Fragmente von Römischen Thermen, die aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Varna präsentiert sich als abwechslungsreiche Stadt zwischen Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Natur, was sie zu einem hervorragenden Reiseziel macht. 

Von antik bis modern gibt es in Varna eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, die sicherlich für jeden Geschmack etwas Passendes bieten. Am besten plant ihr daher ausreichend Zeit für Besichtigungstouren ein, damit ihr so viel wie möglich von der faszinierenden Stadt zu sehen bekommt.

Im Jahr 1896 wurde die Muttergottes-Kathedrale errichtet. Schnell entwickelte sich das monumentale Bauwerk zum Mittelpunkt der Stadt und gilt bis heute als Wahrzeichen von Warna. Eine Besichtigung lohnt sich aber nicht nur von außen, wo sie durch ihre goldenen Kuppeln besticht, sondern auch innen, denn dort findet ihr interessante Wandmalereien sowie Fresken aus Holz.

Das Schloss und der zugehörige Park von Balchik gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Varna. Sie wurden zwischen 1926 und 1937 als Sommerresidenz der rumänischen Königin Maria errichtet. Seit dem Jahr 1955 wurde der Schlosspark in einen Botanischen Garten umgewandelt, der mittlerweile als Außenstelle der Universität Sofia dient. Er umfasst 3.000 verschiedene, darunter auch seltene Pflanzenarten und 200 unterschiedliche Arten von Bäumen. Vom Schloss aus genießt ihr außerdem einen Blick weit über das Meer und es gibt eine kleine Kapelle, einen Steinthron sowie eine Villa, die ihr entdecken könnt.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2019 ist der Historische Park der größte Park seiner Art weltweit. Er erstreckt sich über 13 Hektar und entführt euch in 10.000 Jahre bulgarische Geschichte. Langeweile kommt trotzdem nicht auf, denn jede Epoche wird auf kreative und anschauliche Weise dargestellt, beispielsweise mit realistischen Nachbildungen einstiger Dörfer oder spannenden Präsentationen. Hier könnt ihr die Landesgeschichte nicht nur sehen, sondern auch riechen, schmecken und fühlen – von der Jungsteinzeit bis zum Zweiten Bulgarischen Reich, welches 1396 endete. Der Historische Park in Varna gehört daher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region und gilt als Musterbeispiel für modernes „Edutainment“.

Dieses beeindruckende Bauwerk soll an die Zeit des Eisernen Vorhangs erinnern und diente als Symbol der bulgarisch-sowjetischen Freundschaft. Es handelt sich um Statuen, die bulgarische Frauen zeigen sollen, welche russischen Soldaten ein Geschenk unterbreiten. Angeblich befindet sich unter dem Monument ein Schutzbunker, der jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Was diese Sehenswürdigkeit so beeindruckend macht, sind auch die rund 300 Treppenstufen, die ihr erklimmen müsst, um zum Denkmal zu gelangen. Habt ihr diesen Aufstieg gemeistert, werdet ihr mit einer herrlichen Aussicht über das Schwarze Meer und Varna belohnt.

Wie eingangs erwähnt, könnt ihr in Varna die Überreste Römischer Thermen besichtigen, die aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Sie sollen das größte Thermalbad der Römer auf dem Balkan sowie das viertgrößte Römische Bad in ganz Europa darstellen. Noch heute könnt ihr einen Eindruck dieser unglaublichen Dimensionen erhaschen, wenn ihr durch die zerfallenen Ruinen der Badestätte schreitet. Bis zu 22 Meter hoch sollen damals die Gewölbe gewesen sein und es gab neben den Bädern mit unterschiedlichen Temperaturen auch soziale Einrichtungen. Die Römischen Thermen waren somit das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens zu damaligen Zeiten.

Durch die Ausgrabungsstätten ist Varna in archäologischer Hinsicht zu einem spannenden Reiseziele in Europa geworden. Viele Funde sind mittlerweile im Archäologischen Museum ausgestellt, wo ihr zum Beispiel einen Goldschatz bestaunen könnt. Aber auch Grabbeigaben aus der Kupferzeit sowie Ausstellungsstücke von der Frühgeschichte bis zum Mittelalter werden hier zur Schau gestellt.

Der Meeresgarten ist sozusagen die grüne Lunge von Varna. Durch seine Lage am Wasser ist er eine perfekte Anlaufstelle, wenn ihr eine kurze Pause vom Sightseeing braucht oder einfach einen entspannten Tag in der Natur verbringen möchtet. Zwischen kreativen Brunnen, artenreichen Pflanzen und uralten Skulpturen könnt ihr hier einen unvergesslichen Spaziergang mit regelmäßigen Ausblicken auf das Wasser unternehmen. Der Meeresgarten ist Teil einer großen Grünfläche, in der sich außerdem noch ein Kinderpark, ein Sommertheater, das Aquarium, der Zoo und das Naturkundemuseum befinden, nicht zu vergessen ein Delfinarium. Langweilig wird euch also keinesfalls und für Verpflegung ist in den pittoresken Cafés sowie kleinen Restaurants gesorgt.

Etwa 15 Kilometer von Warna entfernt befindet sich ein Höhlenkloster aus dem Mittelalter. Es wurde direkt in einen etwa 40 Meter hohen Kalksteinfelsen gebaut und umfasst zwei verschiedene Ebenen. Etwa zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert diente das Aladja Kloster als Heimat von Einsiedlermönchen. Heute ist es eine faszinierende Sehenswürdigkeit, die zu einer Besichtigung einlädt.

Ebenfalls etwas außerhalb von Varna ist der Steinwald, eine wichtige Naturattraktion und absolut lohnenswert für einen Tagesausflug. Hier ist der Name Programm: Es handelt sich um einen Wald, der geprägt ist durch markante Steinsäulen, die überall in die Höhe ragen. Dadurch ergibt sich eine ebenso einzigartige wie faszinierende Steinlandschaft, die natürlichen Ursprungs ist. Bislang ist ungeklärt, wie genau diese Steinsäulen entstanden sind. An Theorien zu dieser Frage mangelt es jedenfalls nicht, doch in einer Sache sind sich die Wissenschaftler einig: Die Steine sind über 50 Millionen Jahre alt.

Es sind aber nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern auch die Strände, welche viele Besucher nach Varna locken. Von der Hafenstadt kommt ihr problemlos zum berühmten Goldstrand, der sich für einen Tagesausflug durchaus lohnt, doch ebenso hat die Stadt selbst allerhand schöne und aufregende Strände zu bieten.

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich um den Stadtstrand von Varna. Er ist nur unweit vom Zentrum entfernt und daher einfach zu erreichen. Dementsprechend lebendig geht es aber an diesem Strandabschnitt zu, sodass er sich vor allem eignet, wenn ihr Trubel mögt.

Der Asparuhovo Beach liegt etwas abseits vom Zentrum und gilt als Dreh- und Angelpunkt für den Wassersport der Region. Das liegt daran, dass hier optimale Winde herrschen, die paradiesische Bedingungen für Wind- und Kitesurfer schaffen. Ebenso könnt ihr aber ein Kajak mieten oder euch im Stehpaddeln versuchen. An einer Vielzahl an Wassersportschulen sind Kurse buchbar.

Sucht ihr nach optimalen Bedingungen zum Baden, vielleicht sogar mit Kindern, seid ihr am Trakata Beach richtig aufgehoben. Hier sorgen mehrere Wellenbrecher für seichtes Gewässer, das sich optimal für einen klassischen Badetag am Strand eignet. Der feine Sand lädt zum Entspannen ein und einige Restaurants sorgen für die Verpflegung. Insgesamt ist dieser Strandabschnitt eher ruhig und weniger besucht als andere Strände von Varna.

Der Rappongi Beach könnte als Strand der Gegensätze bezeichnet werden, denn er ist in drei grundverschiedene Abschnitte unterteilt. An einem Strandabschnitt herrscht Ruhe und Entspannung, am anderen Partystimmung mit Musik und Drinks, am wieder anderen reger Wassersport. Hier wird somit jeder fündig und wenn ihr euch nicht entscheiden wollt oder Abwechslung sucht, könnt ihr beliebig zwischen den drei Standabschnitten wechseln.

Die Strände rund um Varna mögen also weniger bekannt sein als der Goldstrand oder der Sonnenstrand, dennoch bieten sie alles, was ihr euch von einem gelungenen Strandtag wünschen könnt und damit wohltuende Abwechslung zwischen Besichtigungstouren, Veranstaltungen & Co.

Neben klassischem Sightseeing oder Tagen am Schwarzen Meer könnt ihr in und um Varna auch allerhand Aktivitäten unternehmen. An Auswahl mangelt es hierbei nicht.

Auch, wenn es in Varna allerhand zu sehen gibt, lohnen sich Tagesausflüge in andere Orte. Nessebar ist beispielsweise eine faszinierende Anlaufstelle. Die felsige Halbinsel gehört zum UNESCO-Welterbe und bietet von einer historischen Altstadt bis hin zu einem modernen Wasserpark allerhand.

Internationale Bekanntheit genießt Varna auch aufgrund der Veranstaltungen. Hier finden zahlreiche Festivals statt, darunter der Varnaer Sommer mit klassischer Musik, die Bulgarica Fair mit heimischen Volks- und Kunsthandwerkprodukten, das Summer Salsa Festival mit Tanzaufführungen, das Internationale Folklorefestival mit Volkskunst aus aller Welt oder das „Juli-Morgen“-Festival in traditioneller Hippiemanier – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende.

Die Natur rund um Varna lädt zu ausgedehnten Wanderungen mit spannenden Highlights ein. Ihr könnt zum Beispiel zu alten Katakomben wandern, die aus dem 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. stammen oder den Klippen entlang der Nordküste von Bulgarien folgen für atemberaubende Aussichten.

Wie bereits erwähnt, gibt es in Varna zahlreiche Strände, an denen ihr sportlich aktiv werden könnt. Vom Kajakfahren über das Kitesurfen bis hin zum Stehpaddeln wird euch auf dem Wasser sicherlich nicht langweilig und auch am Strand könnt ihr beispielsweise beim Beachvolleyball nach Herzenslust ins Schwitzen geraten. In Varna könnt ihr euren Aufenthalt ganz nach eurem Geschmack sowie mit maximaler Abwechslung gestalten, zwischen entspannten Strandtagen, Besichtigungstouren und aufregenden Veranstaltungen.

Bleibt nur noch die Frage offen, wie ihr euren Urlaub in Varna am besten organisiert. Hier findet ihr die Antworten und andere wissenswerte Informationen.

Die beste Reisezeit hängt von euren individuellen Plänen ab. Um die Lage am Schwarzen Meer voll ausnutzen zu können, empfiehlt sich für Strandurlauber der Hochsommer im Juli und August. Möchtet ihr hingegen der größten Hitze ausweichen, um vor allem Sightseeing zu betreiben oder die umliegenden Naturlandschaften beim Wandern zu erkunden, sind die etwas kühleren Monate von April bis Juni oder der September sowie Oktober gut geeignet. Der Winter ist hingegen kalt und regenreich, sodass er für eine Reise nach Varna nicht unbedingt zu empfehlen ist.

Von Deutschland aus habt ihr viele Möglichkeiten, um nach Varna zu gelangen. Mit dem Flugzeug landet ihr auf dem Varna International Airport, der von mehreren Fluggesellschaften angeflogen wird. Aber auch die Bahnverbindung ist vor allem von Süddeutschland aus sehr gut. Weiterhin könnt ihr natürlich auch mit dem eigenen Auto anreisen, wobei ihr verschiedene Routen zur Auswahl habt, beispielsweise über Sofia oder Bukarest. In dem Fall macht ihr einen Roadtrip durch den Balkan. Zuletzt ist auch der Wasserweg möglich, denn quasi alle Schwarzmeerkreuzfahrten halten in Varna und es gibt regelmäßige Verbindungen nach Burgas sowie Odessa.

Wenn ihr nicht mit dem eigenen Auto angereist seid, könnt ihr euch in Varna einfach sowie günstig mit dem Taxi fortbewegen. Eine Preisverhandlung zu Beginn lohnt sich, um böse Überraschungen zu vermeiden. Noch billiger ist die Fahrt mit den Bussen, deren Netz vor allem in der Innenstadt gut ausgebaut ist. Eine U-Bahn gibt es in Varna nicht.

In Warna könnt ihr typisch bulgarische Speisen kosten. Die Kulinarik hier ist herzhaft und fleischlastig. Typische Spezialitäten sind zum Beispiel die kalten Gemüsesuppen Tarator oder Senzhanka, ein Snack aus gefüllten Weinblättern namens Sarma oder Guvec, eine Delikatesse aus Lammfleisch. Als Verdauungsschnaps dient bei Bedarf der Obstler Rakija.

Die Auswahl an Hotels aller Preisklassen ist in Varna groß. Stehen Besichtigungstouren im Vordergrund, empfiehlt sich eine zentrale Unterkunft – möchtet ihr hingegen eher einen Strandurlaub verbringen, sind die Hotels in Strandnähe eine bessere Wahl. Von günstig bis luxuriös findet ihr dabei gewiss ein Hotel nach eurem Geschmack sowie passend zu eurem Budget.