Vlorë: Hafenstadt in Albanien


Wer Urlaub an der Adria machen möchte, denkt vermutlich nicht zuerst an Albanien. Tatsächlich gilt die albanische Küste noch als Geheimtipp. Eine perfekte erste Anlaufstelle, um sie zu erkunden, ist Vlorë – ein Badeort am südlichen Ende des Landes.

Überblick

Vlorë, das in Deutschland vor allem als  Vlora bekannt ist, bildet den Anfang der sogenannten Albanischen Riviera, die sich entlang einer meist steilen Küste bis nach Ksamil zum Ionischen Meer hinzieht. Östlich der Stadt befinden sich die Ausläufer des Ceraunischen Gebirges, wohingegen nach Norden hin eher flach ist.

Vlorë ist die drittgrößte Stadt Albaniens und hat heute knapp 80.000 Einwohner. Noch verirren sich nur selten Besucher hierher. Dabei lockt Vlora nicht nur mit Stränden, sondern auch mit historischen Gebäuden und einer wunderbaren Landschaft im Umland.

Vlore Stadt
Vlora ist nach wie vor ein Geheimtipp unter Urlaubern

Geschichte

Vlorë liegt der Südspitze Italiens gegenüber, dort, wo die Einfahrt in die Adria besonders schmal ist. Dieser wichtigen strategischen Position verdankte der Ort auf dem Balkan bereits in der Antike seine Bedeutung. Illyrer, Griechen und Römer verhalfen der Region zu regem Handel und gewissem Wohlstand.

Im Mittelalter war Vlorë stark umkämpft und die jeweilige Herrschaft wechselte oft. Serben, Sizilianer und auch Byzantiner rangen um die Region, ehe im 15. Jahrhundert die Osmanen Vlora einnahmen und bis auf eine verhältnismäßig kurze Unterbrechung venezianischer Herrschaft dort bis zu den Balkankriegen 1912/13 blieben.

Im Zuge der besagten Balkankriege wurde 1912 das unabhängige Albanien ausgerufen und Vlorë wurde die erste, wenngleich nur provisorische Hauptstadt. Seit den 2000er Jahren belebt der Tourismus die Gegend und schafft immer mehr Arbeitsplätze in der sonst sehr strukturschwachen Region.

Strände

Wer an die Adria in den Urlaub fährt, der möchte natürlich auch baden, schwimmen oder tauchen. All das geht selbstverständlich nicht nur in Durrës, sondern auch bestens an den Stränden in und um Vlorë. Viele davon wurden im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen seit den 2000ern extra angelegt oder verbessert.

Strand von Orikum

Einer der schönsten Strände der Gegend befindet sich im gleichnamigen Ort Orikum, nur ein paar Kilometer südlich von Vlorë. Der strahlend weiße, feine Kies und das klare Wasser lädt vor allem Familien zum Baden ein. Der Strand fällt sehr flach ab und ist ideal zum Plantschen für die Kleinsten.

Vlore Orikum Beach
Ein toller Strandtag am Orikum Beach

Plazhi i Vjetër

Für den kleinen Badespaß zwischendurch eignet sich der Vjetër, einer der beiden Stadtstrände. Der weitläufige Beach mit feinem Sand befindet sich direkt an der Promenade und verfügt daher über eine gute Infrastruktur. Durch seine zentrale Lage ist er oft gut besucht und eignet sich daher besonders, wenn ihr es belebt mögt.

Plazhi i Ri

Der andere Stadtstrand Vloras befindet sich südöstlich des Hafens und besticht ebenfalls durch leichte Erreichbarkeit und viele nette Bars und Restaurants in der Umgebung, die zu einem kleinen Snack zwischendurch einladen. An der von Palmen umsäumten Promenade kommt sicher bei jedem Besucher ein wunderbares Urlaubsfeeling auf.

Narta Beach

Nur ein kleines Stück außerhalb der Stadtgrenzen, gibt es einen weiteren empfehlenswerten Strand. Der Sand ist hier traumhaft weich und fein und das Wasser ist lange sehr seicht. Somit ist der Narta Beach ideal für Familien mit Kindern.

Sehenswürdigkeiten

Die lange und abwechslungsreiche Geschichte von Vlorë zeigt sich auch in den zahlreichen Gebäuden der Stadt. Obwohl viele Bauten aus der osmanischen Zeit nicht mehr existieren, ist der Einfluss der einstigen Großmacht noch immer deutlich erkennbar.

Unabhängigkeitsdenkmal

Auf dem zentralen Platz der Altstadt von Vlorë befindet sich das Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses erinnert an die Zeit der albanischen Loslösung vom Osmanischen Reich im Jahre 1912. Das im sozialistisch-realistischen Stil gestaltete Denkmal zeigt Ismail Qemal, den Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, und ist ein wichtiger Ort für das kollektive nationale Bewusstsein der Albaner. Errichtet wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg von den beiden albanischen Bildhauern Muntaz Dharmi und Kristaq Rama.

Vlore Unabhaengigkeitsdenkmal
In Gedenken an die Unabhängigkeit Albaniens

Rund um das Denkmal befindet sich einer der wenigen Parks der Innenstadt. Palmen und Pinien umgeben einige Parkbänke, die zur Rast vom Stadtbummel einladen. Vom Unabhängigkeitsdenkmal geht es dann weiter nach Süden zur Muradie-Moschee.

Muradie-Moschee

Die Muradie-Moschee ist eine der wenigen islamischen Gotteshäuser aus der Zeit der Osmanen, die den Kommunismus in Albanien heil überstanden hat. Vor fast 500 Jahren erbaut, streckt sie noch immer ihr 18 Meter hohes Minarett in den blauen Himmel an der südlichen Adria.

Erbaut wurde die Muradie-Moschee vom weltberühmten osmanischen Architekten Mimar Sinan, der auch als Michelangelo der Osmanen bekannt ist. Er entwarf neben dem Gotteshaus in Vlorë mehr als 400 Moscheen, Schulen, Bäder und andere Gebäude in Istanbul, Edirne, Südosteuropa und in der Levante.

Vlore Muradie Moschee
Die Muradie-Moschee wurde von Mimar Sinan entworfen

Rote Moschee

Ein Stück östlich des Unabhängigkeitsdenkmals befindet sich eine weitere bedeutsame Moschee, nämlich die Xhamia e Neshat Pashait, die auch als Rote Moschee „Xhamia e Kuqe“ bekannt ist. Sie ersetzte Anfang des 20. Jahrhunderts eine wesentlich ältere osmanische Moschee am selben Ort.

Das Bedeutendste an der Roten Moschee ist neben ihrem Baustil die Herkunft ihres Erbauers. Neshat Pasha war nämlich der Onkel des späteren Staatsgründers von Albanien, Ismail Qemalis. 2009 aufwändig restauriert, ist die Moschee heute wieder Gebetsort für die muslimischen Bewohner der Stadt.

Kuzum Baba

Wer eine atemberaubende Aussicht über Vlorë und die Bucht sucht, sollte sich aufmachen zur Kuzum Baba. Diese natürliche Terrasse erhebt sich rund 30 Meter über der Stadt und beherbergt außerdem eine sogenannte Tekke, eine Art Tempel des früher einflussreichen Bektaschi-Ordens.

Vlore Kuzum Baba
Traumhafter Ausblick auf die Skyline von Vlora

Kloster von Zvërnec

Nicht nur der Islam, sondern auch das orthodoxe Christentum hat in Vlorë einige Spuren hinterlassen. Zu den spannendsten Orten gehört das alte Kloster der Heiligen Maria. Dieses befindet sich auf einer Insel in der Lagune von Narta, nördlich der Stadtgrenzen. Das Kloster ist byzantinischen Ursprungs und stammt etwa aus dem Jahr 1300. Es ist nur über eine alte, sehr wackelige Holzbrücke zu erreichen. Einmal überquert, werden Besucher mit einem friedlichen und natürlichen Ort belohnt, der auch in der Hauptsaison nie wirklich überlaufen ist.

Burg Kanina

Etwas südlich von Vlorë befindet sich ein kleines Dorf namens Kanina. Auf einem nahgelegenen Hügel seht ihr die Reste einer alten Festungsanlage, die mehr als 2.300 Jahre alt ist und einst von griechischen Kolonisten errichtet wurde. Byzantiner und Serben nutzten die Festung auch Jahrhunderte später noch. Heute stehen allerdings nur noch einige Mauerreste.

Vlore Kanina
Eine interessante Wanderung zur Burg von Kanina

Aktivitäten

Wer sich in Vlora alles angeschaut und genug am Strand entspannt hat, findet rund um die Stadt weitere interessante Aktivitäten. Höhlen und archäologische Fundstätten gibt es ebenso wie Museen, alte Bunkeranlagen und einen weitläufigen Naturpark.

Ins Museum gehen

Länder und Städte mit einer bewegten Vergangenheit verfügen meist über reizvolle Museen, die diese Geschichte aufarbeiten. Das ist in Vlorë nicht anders. Wer zum Beispiel mehr über den letztlich siegreichen albanischen Kampf um Souveränität lernen will, sollte unbedingt das Museum der Nationalen Unabhängigkeit besuchen.

Eine weitere Anlaufstelle für geschichtlich Interessierte ist das Museum für historische Reliquien. Hier werden antike und moderne Relikte ausgestellt und erklärt. Wer einen Einblick in den Alltag der Einwohner von Vlorë im 19. Jahrhundert gewinnen will, der besucht anschließend noch das Ethnografische Museum.

Wildnis von Llogara erkunden

Wer nach all den Museen und Sehenswürdigkeiten gern mal raus in die Natur möchte, sollte sich nach Süden wenden. Rund 35 Kilometer hinter Vlora beginnt nämlich der Nationalpark Llogara. Er bildet zugleich den Übergang zum Ceraunischen Gebirge und ermöglicht Aktivitäten wie Wandern und Bergwandern in ziemlicher Abgeschiedenheit.

Llogara ist eine wahrliche Wildnis und nicht so stark erschlossen, wie man es vielleicht von anderen Regionen Europas kennt. Selbst Wildkatzen soll es in den fast menschenleeren Wäldern noch geben. Für Wanderer gibt es aber ausgewiesene Pfade.

Vlore Llogara
Atemberaubende Naturkulissen im Nationalpark Llogara

Höhlenmalereien besichtigen

Wer schon mal in der Gegend ist, kann gleich noch einen Schlenker nach Lepenice machen. Das kleine und unscheinbare Dorf verfügt nämlich über eine uralte Höhle, in denen sich offenbar schon vor langer Zeit Menschen aufgehalten haben. Jedenfalls zeugen davon 19 authentische Höhlenmalereien, die mit brauner Mineralfarbe erschaffen wurden.

Eine weiteres ehemaliges Wohnhöhlensystem befindet sich von Lepenice aus gesehen auf der anderen Seite des Flusses Shushica, nämlich bei Velca. Auch hier finden sich Höhlenmalereien und außerdem konnten Archäologen in diesen Höhlen prähistorische Keramiken entdecken.

Ausflug auf die Insel Sazan

Vlorë liegt an der Bucht von Vlora, in der sich wiederum Sazan, die einzige größere Insel Albaniens, befindet. Aufgrund ihrer strategischen Lage am Ausgang der Adria wurde Sazan in ihrer Geschichte fast immer militärisch genutzt, zuletzt von der Sowjetunion und aktuell von der albanischen Marine.

Bis 2015 unterlag die Insel der Geheimhaltung. Erst seit Kurzem dürfen Besucher nach Sazan und sich die Überreste ehemaliger Militäranlagen anschauen. Abenteurer und alle, die Spaß an Lost Places haben und sich nicht scheuen, Tunnel und Bunker zu erkunden, sind auf Sazan genau richtig.

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Überreste ehemaliger Militäranlagen auf Sazan

Archäologische Fundstätten besuchen

Wer immer noch nicht genug hat von geschichtsträchtigen Orten, der sollte noch einen kleinen Abstecher in die Berge nördlich von Vlorë machen. In Amantia finden sich die Reste einer alten illyrischen Festung, inklusive Stadtmauer und Stadion.

Eine längere Fahrt mit dem Bus oder dem Auto führt nach Fier im Norden. Hier befindet sich der archäologische Park von Apollonia. Mehr als tausend Jahre lang war die griechische Kolonie ein wichtiger Stadtstaat. Heute stehen noch einige recht gut erhaltene Reste davon auf dem weitläufigen Gelände.

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Die Archäologische Fundstätte von Apollonia

Reise-Infos

Bereit für einen Ausflug an die Albanische Riviera nach Vlorë? Nichts leichter als das! Wir haben die wichtigsten Infos zu Reisezeit, Anreise, Unterkunft und kulinarischen Spezialitäten für euren Urlaub in Albanien zusammengetragen.

Reisezeit

Vlora ist ähnlich wie Tirana oder Shkodra ein typisches Reiseziel für den Sommer. Das Klima entspricht dem der meisten Destinationen im Mittelmeerraum, das heißt, die Sommer sind heiß und sonnig und Frühling und Herbst eher mild und trocken. Kühl und nass wird es lediglich zwischen November und Februar.

Reisedauer

Die Stadt Vlorë selbst ist nicht allzu groß und kann problemlos an einem oder zwei Tagen erkundet werden. Für eine richtige Erholung am Strand sollte man noch ein paar Tage zusätzlich einplanen. Das Gleiche gilt, wenn ihr Ausflüge ins Umland oder auf die vorgelagerte Insel Sazan machen möchtet.

Reisevorbereitung

Obwohl Albanien kein Mitglied der Europäischen Union ist, ist für die Einreise aus Deutschland nicht unbedingt ein Reisepass erforderlich. Auch ein noch mindestens drei Monate gültiger Personalausweis genügt. Jedoch reicht ein vorläufiger Personalausweis nicht aus.

Besucher müssen zudem vor oder während ihres Urlaubs in Vlora Geld eintauschen, wenn sie bar zahlen möchten. Die albanische Währung ist der Lek (ALL), was ganz allgemein auch „Geld“ bedeutet.

Anreise

Vlorë erreicht ihr am einfachsten, indem ihr den Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana anfliegt. Direkte Verbindungen gibt es aus vielen deutschen Städten, wie Berlin, Frankfurt oder auch Köln mit einer Flugdauer von rund zweieinhalb Stunden. Von dort sind es dann noch einmal zwei Stunden mit dem Auto oder dem Bus bis Vlorë. Die Bahn ist leider keine Option, denn es verkehren bedauerlicherweise keine Personenzüge von und nach Vlora.

Fortbewegung vor Ort

In Vlorë gibt es nur einige wenige Buslinien, die nicht immer zuverlässig sind. Eine bessere und vergleichsweise preiswerte Alternative sind die zahlreichen Taxis und Sammeltaxis, die sich überall finden lassen. Der Innenstadtbereich kann problemlos an einem Tag zu Fuß erkundet werden. Für Ausflüge ins Umland empfiehlt sich ein Mietwagen.

Sprache & Verständigung

Die Amtssprache in Vlorë ist Albanisch, wobei überwiegend der im Süden vorherrschende toskische Dialekt gesprochen wird. Dieser Dialekt ist wiederum die Grundlage der erst im 20. Jahrhundert festgesetzten albanischen Schriftsprache. In eurem Urlaub reicht aber sicherlich auch Englisch oder sogar Deutsch, damit ihr euch vor Ort verständigen könnt.

Essen & Spezialitäten

Albanisches Essen ist eine äußerst interessante Mischung aus osmanischen, griechischen, slawischen und mediterranen Einflüssen. Als Hafenstadt kommt in Vlorë natürlich öfter Fisch auf den Tisch. Doch auch die oft fleischlastigen Speisen des Balkans können sich sehen lassen. Lamm und Huhn, dazu Reis, Paprika oder Bohnen und zum Dessert Blätterteiggebäck oder Fruchtbrei – so sieht ein typisches Essen in der Gegend um Vlora aus.

Hotels & Unterkünfte

In Vlorë oder in den Vororten entlang der Küste befinden sich Dutzende sehr erschwingliche Hotels und Unterkünfte, die sich trotzdem qualitativ nicht verstecken müssen. Mehrere 4- oder 5-Sterne-Hotels runden das Angebot ab und lassen wirklich keine Wünsche offen.

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