Gewaltige Wassermengen, die tosend in die Tiefe stürzen – die Kraft der Natur zeigt sich bei Wasserfällen von ihrer stärksten Seite. Atemberaubend schön stürzen sie über eine oder mehrere Stufen, zumeist am Rand breiter Hochebenen, in die Tiefe und bilden auch oft die natürliche Grenze verschiedener Länder dar. Wenn auch ihr auf eurer nächsten Reise in den Genuss eines solchen Naturwunders kommen wollt, erfahrt ihr in diesem Artikel, wo auf der Welt sich die schönsten und beeindruckendsten Wasserfälle wieder finden.
1. Der Gigant: Salto Ángel (Venezuela)
Er ist der höchste Wasserfall der Welt und befindet sich mitten im venezolanischen Urwald – der Salto Àngel. Trotz seiner gigantischen Größe blieb er lange Zeit unentdeckt, da er im tiefen und entlegenen Dschungel situiert ist. Dabei ist er mit seiner Fallhöhe von 979 Metern der weltweit höchste unter den Wasserfällen. Möchtet ihr euch auf die Suche nach dem Giganten machen, so solltet ihr den Nationalpark Canaima im Südosten Venezuelas ansteuern. Dieser Nationalpark, der Teil des UNESCO Weltkultur- und Naturerbes ist, liegt in der über 10.000 Quadratmeter großen Hochfläche Gran Sabana, im tropischen Bundesstaat Bolívar.
Die Entstehung des Salto Àngels hat seinen Ursprung in Erosionen, die am Rande des Amazonasbeckens, in den Ländern Guyana, Brasilien und Venezuela, begannen. Sie verursachten riesige Tafelberge, die sogenannten Tepuis, die von den einheimischen Indianern auch als „Inseln über dem Regewald“ bezeichnet werden. Diese können eine unglaubliche Höhe von 3.000 Metern erreichen. Der mittlerweile populärste dieser Tafelberge ist der Auyan-Tepui, auf dessen 700 Quadratmeter großen Plateau der mächtige Wasserfall Salto Àngel entspringt.
Beginnt die Regenzeit in dieser Region, so wird der Wasserfall von starken Gewittern und ewigen Regengüssen genährt. Das Ergebnis ist mehr als spektakulär: riesige Wassergüsse prasseln tosend und lautstark in die Tiefe des Tals – und zwar 40 Meter tief, entlang der Felsspalten und Steilwände des Auyan-Tepui. In der Trockenzeit seht ihr hier dagegen nur eine zerstäubende Wolke aus Wasser, wobei ein klarer und nebelfreier Blick auf den Koloss zu dieser Zeit wahrscheinlicher ist.
Den besten Eindruck des Salto Àngels bekommt ihr jedoch in der Regenzeit von Mai bis August, da der Salto Àngel in diesen Monaten viel imposanter wirkt. Allerdings habt ihr zur Trockenzeit die Möglichkeit, ein Bad in den Kaskaden am Fuße des Wasserfalls zu nehmen. In der Regenzeit ist das Wasser an dieser Stelle zu tief und euer Reiseführer wird euch das Bad eher nicht erlauben. Sollten die Flüsse in der Trockenzeit jedoch versiegt sein, besteht die Gefahr, dass ihr den Wasserfall nicht mit dem Boot erreichen könnt. Dann bleibt euch nur noch die Möglichkeit, einen Flug von Puerto Ordaz oder Ciudad Bolívar über den anmutigen Ayuan-Tepui zu machen und den Giganten aus der Vogelperspektive zu bestaunen – auch das ist ein wahres Naturspektakel. Generell ist es nicht so einfach, zum Wasserfall zu gelangen. Ihr müsst vorher eine Wanderung durch den Regenwald sowie eine mehrstündige Fahrt mit dem Holz-Boot auf euch nehmen, welches abenteuerliche Stromschnellen durchqueren muss. Es wird sich jedoch lohnen und ewig in eurer Erinnerung bleiben!
2. Die Berühmten: Niagarafälle (USA & Kanada)
Genau an der Grenze zwischen den USA (US-Bundesstaat New York) und Kanada (Provinz Ontario) befinden sich die wahrscheinlich bekanntesten Wasserfälle unserer Erde: die spektakulären Niagarafälle. Solltet ihr diese von der US-amerikanischen Seite bestaunen, erreichen die American Falls eine Fallhöhe von bis zu 34 Metern. Auf der kanadischen Seite stürzen die Wassermengen der Horsehoe Falls bis zu 52 Meter in die Tiefe.
So beeindrucken die Niagarafälle vielleicht nicht vorrangig mit ihrer Höhe, allerdings ist die besonders breite Abbruchkante von 792 Metern auf der kanadischen Seite sehr imposant und vor allem leicht von Touristen zu besichtigen. Von mehreren Aussichtsplattformen habt ihr einen kostenlosen Blick auf die Wasserfälle, die meist im Rahmen einer Rundreise durch Nordamerika bestaunt werden. Doch auch der Gang durch den Tunnel lohnt sich, der hinter den Horsehoe Falls vorbeiführt. Ein ganz besonderer Blick bietet sich euch jedoch bei einer Bootstour. So kommt ihr den rauschenden Niagarafällen besonders nahe. Doch rechnet auch damit, dass euch die Gischt stark besprüht, weswegen ein Regencape hier unvermeidlich wird.
3. Victoria Falls (Simbabwe & Sambia)
Ebenfalls an einer Landesgrenze befinden sich die Victoria Falls: zwischen Sambia und Simbabwe. Bis zu 3.000 Tonnen Wasser des Sambesis fallen hier pro Sekunde in eine Tiefe von 110 Metern – und dass nicht gerade leise. „Donnernder Rauch“ wird der Sprühregen der Wasserfälle von den afrikanischen Ureinwohnern deshalb genannt. Die Victoria Fälle gehören zum UNESCO Weltnaturerbe und ein Ausflug zu ihnen wird meist im Rahmen einer Safarirundreise durch das südlichwestliche Afrika angeboten. Dabei habt ihr nicht nur die Möglichkeit wilde Tiere hautnah zu erleben, sondern auf einem Rundweg die gegenüberliegende Seite der Wasserfallschlucht zu durchqueren. Doch auch von der schmalen Knife‘s Edge Bridge habt ihr einen sagenhaften Ausblick auf das fantastische Naturschauspiel. Die Victoria Falls werden auch als „größter Wasservorhang der Erde“ bezeichnet, da sie mit 1,7 Kilometern der breiteste durchgehende Wasserfall der Welt sind.
Manchen Urlaubern genügt dieser Anblick jedoch nicht und sie suchen den absoluten Nervenkitzel. Sie nehmen ein Bad in einem der gefährlichsten Naturpools der Welt, dem Devils Pool, direkt an der oberen Kante der Victoria Falls. Wenn ihr euch traut, solltet ihr die Victoria Falls jedoch von Mai bis Oktober besuchen, da der Sambesi in der Regenzeit zu tief für dieses abenteuerliche Vergnügen ist.
4. Iguazú Falls (Argentinien & Brasilien)
Auch die Iguazú Falls liegen an einer Ländergrenze, nämlich zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná sowie der argentinischen Provinz Misiones und gehören ebenfalls zum Naturerbe der UNESCO. Der Anblick ist ganz besonders bezaubernd, denn die tosenden Wassermengen bahnen sich ihren Weg über die grünen Hänge des Regenwaldes und bilden dabei bunte Regenbögen im sprühenden Nebel der Gischt.
Die 275 großen und kleinen Wasserfälle erstrecken sich insgesamt über eine Breite von 2,7 Kilometern und stürzen bis zu 82 Meter in die Tiefe des Tals – damit sind die doppelt so hoch, wie die Niagara Falls und gelten zusammen als größter Wasserfall der Welt, der auch „Teufelsschlund“ genannt wird.
Die verschiedenen Wasserfälle der Iguazú Falls werden durch kleine Inseln voneinander getrennt, wobei sich die meisten davon im argentinischen Gebiet befinden. So ist der Anblick von der brasilianischen Seite etwas spektakulärer, wobei ihr auf der argentinischen Seite jedoch auf einem Aussichtspfad entlangspazieren könnt. Doch auch die 255 kleineren Wasserfälle sind es wert, besichtigt zu werden. Diese könnt ihr auf ausgeschilderten Wanderwegen entdecken. Dabei solltet ihr einen Ausflug zur Insel San Martin unternehmen, denn dort lockt ein Bad inklusive Dusche in einem der kleineren Wasserfälle. Ihr wollt die Iguazú Falls aus nächster Nähe erleben? So könnt ihr eine Bootstour buchen, die jedoch zu einem nassen Vergnügen wird.
5. Die Glühenden: Yosemite Falls (USA)
Die Yosemite Falls gelten mit ihrer Höhe von 739 Metern als höchste Wasserfälle Nordamerikas. Mitten im kalifornischen Yosemite-Nationalpark sind sie bei einer abwechslungsreichen USA-Reise durch ihre gute Infrastruktur recht einfach zu erreichen. Allerdings solltet ihr die Yosemite Falls nicht im Hochsommer besuchen, da das Naturspektakel aufgrund der Trockenheit in dieser Zeit eher nüchtern ausfällt. Da der Mai als regenreichster Monat in dieser Region gilt, lohnt sich der Besuch zu dieser Zeit. Besonders naturnah erlebt ihr das Spektakel, wenn ihr eine Wanderung entlang der oberen Kante der Wasserfälle unternehmt.
Ihr wollt ein einzigartiges Naturschauspiel der besonderen Art bestaunen? Dann solltet ihr die Yosemite Falls jedoch Mitte Februar besichtigen. Für etwa ein- bis zweimal im Jahr wird der Horsetail Fall nämlich von der untergehenden Sonne in einem Winkel angestrahlt, der den Wasserfall zum Glühen bringt. Tatsächlich macht dieser Anblick den Anschein, als würde der „Firefall“ in Flammen aufgehen und als Lava von der Klippe fließen. Allerdings braucht ihr für dieses Phänomen eine Portion Glück, denn nur wenn ausreichend Regen in den Sierra Mountains fällt und die Abendsonne bei klaren Sichtverhältnissen im richtigen Winkel auf den Wasserfall trifft, könnt ihr das Ereignis auf dem Felsen El Capitain bewundern.
6. Der Schmelzende: Vinnufallet (Norwegen)
Mit 730 Metern ist er der höchste Wasserfall Europas und hat seinen ganz eigenen, typisch skandinavischen Charme. Bei dem Wasser des Vinnufallets (oder auch Vinnufossen genannt) handelt es sich um Schmelzwasser des Vinnu-Gletschers, welches aus einer Felsspalte in schwindelerregender Höhe von 865 Meter entspringt. Das optische Highlight für Besucher: wenn das tosende Wasser in die Tiefe prallt, entsteht ein bis zu 152 Meter breiter Schleier aus Wassermassen, der einen einzigartigen Anblick bietet.
Falls ihr in den Genuss dieses Anblicks kommen wollt, solltet ihr das Dorf Sunndalsøra im vielseitigen Norwegen ansteuern. Von dort erreicht ihr ihn ziemlich schnell und einfach. Den Vinnufallet könnt ihr sogar schon von der Straße aus sehen. Der Vinnufallet wird hin und wieder in Verbindung eines Kreuzfahrtausflugs angesteuert, denn Sunndalsøra liegt direkt am Tingvollfjorden und ermöglicht damit kurze Wege. Ihr könnt die Naturschönheit des Vinnufossen auch während eines Roadtrips im Urlaub in Norwegen besuchen.
7. Die Geheimnisvollen: Palouse Falls (USA)
Die Palouse Falls befinden sich im gleichnamigen State Park der USA, im Bundesstaat Washington. Das aus dem hügeligen Umland stammende, kühle Nass der Wasserfälle stürzt in das runde Becken des Canyons hinab, in den Palouse River – etwa 60 Meter tief. Der Palouse River fließt einige Meilen flussabwärts in den um einiges breiteren Snake River. Während des Höchstwasserstandes des Zuflusses im Frühjahr und Frühsommer zeigen sich die spektakulären Palouse Falls am eindrucksvollsten.
Der Aussichtspunkt hoch oben wird euch einen atemberaubenden Blick auf den Canyon bieten. Falls ihr die Fälle noch ein wenig länger auf euch wirken lassen wollt, könnt ihr eine Nacht im Palouse Falls State Park campen. Dieser gilt noch als kleiner Geheimtipp, sodass er seltener während einer organisierten USA-Rundreise angepeilt wird. Statt Picknickplätze und Wanderwege gibt es hier noch Trampelpfade und Kiesflächen – somit eher ein Ausflugsziel für Individualreisende, die Seattle und den Nordwesten während des Urlaubs in den USA auf eigene Faust erkunden wollen.
8. Der Goldene: Gullfoss (Island)
Er gilt als bekanntester Wasserfall in Island und befindet sich auf der beliebten Reiseroute “Golden Ring”, die auch oft von Ausflugsgruppen während ihrer Island-Rundreise bepilgert wird. Daran angelehnt verdankt „der goldene Wasserfall“ seinen Namen dem goldenen Schimmer, den er am Abend bei Sonnenuntergang bekommt. Wenn ihr auf eine romantische Atmosphäre mit Lichtschimmer und Regenbögen steht, sollte dieser Wasserfall unbedingt auf eurer Bucket List stehen.
Gullfoss besteht aus zwei Wasserfällen, die im rechten Winkel zueinanderstehen. Einer davon ist 11 Meter hoch und der andere weist eine Höhe von 21 Metern auf. Wenn ihr die Wasserfälle erreicht, führt euch ein Weg oberhalb der rauschenden Fälle auf eine Aussichtsplattform, welche tatsächlich schon 10.000 Jahre auf dem Buckel hat. Aber keine Sorge, stabil ist sie trotzdem und wird euch das atemberaubende Gefühl geben, dass die Wasserfälle zum Greifen nah sind. Beinahe wäre keiner mehr in diesen Genuss gekommen, da Gullfoss in den 20er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts als Stromquelle genutzt werden sollte. Zum Glück setzten sich genug Isländer für den Erhalt des Naturwunders ein und ihr könnt ihn dank guter Erreichbarkeit im schönen Island jederzeit bestaunen.
9. Ban Gioc-Detian Falls (China & Vietnam)
Inmitten traumhafter Landschaft sind die Ban Gioc-Detian Wasserfälle mit einer Fallhöhe von 55 Metern ein noch recht unbekannter Besuchermagnet im hohen Norden Vietnams. Geographisch liegen die Wasserfälle zwar auf der vietnamesischen Seite, doch China und Vietnam teilen sich die Zugehörigkeit.
Von kleinen Holzbrücken aus könnt ihr die rauschenden Fälle und deren vielzählige Kaskaden bestaunen, bevor sie in den smaragdgrünen Fluss Quay Son stürzen. Oder ihr unternehmt eine Fahrt mit einem kleinen traditionellen Floß, welches euch bis an den Fuß der Ban Gioc-Detian Wasserfälle bringt. Trotz der donnernden Geräuschkulisse scheint die Zeit hier für einen Moment stehen zu bleiben und ihr spürt die Kraft und Ruhe der Natur hautnah.
Wenn ihr einen kleinen Fußmarsch nach oben nicht scheut, werdet ihr nicht nur mit dem phänomenalen Blick auf die Wasserfälle belohnt, sondern könnt auch die Thien Vien Truc Lam Ban Gioc Pagoda besuchen. Inmitten der Hügellandschaft voller Pagodenbauten thront ein traditioneller Tempel. Die Gegend hier lädt außerdem zu Höhlenbesichtigungen oder Wanderungen ein. Die meisten Besucher unternehmen lediglich einen Tagesausflug zu den Wasserfällen und lassen sich dabei landschaftlich und geschichtlich Einiges entgehen – es empfiehlt sich also während eures Urlaub in Vietnam ein zwei- oder dreitägiger Trip.
10. Der Große: Veliki Slap (Kroatien)
Der Nationalpark Plitvicer Seen in Kroatien ist für seine zahlreichen Seen und Wasserfälle bekannt. Der spektakulärste Wasserfall im Park ist wohl der Veliki Slap, der „große Wasserfall“. Mit seinen 79 Metern Höhe ist er nicht nur der größte Wasserfall im Nationalpark, sondern auch in ganz Kroatien. Ihr findet ihn im unteren Bereich der Plitvicer Seen am gleichnamigen Fluss Plitvica.
Zwischen zerklüfteten Bergen stürzt er sich in eine tiefe Schlucht hinab und nicht ohne Grund diente dieses Panorama zahlreichen Karl May Verfilmungen als Kulisse. Das ausgebaute Netz an Wegen und Brücken im Nationalpark Plitvicer Seen wird euch vielfältige Perspektiven auf dem Veliki Slap bieten, allerdings dauert die Tour bis zum Wasserfall etwa vier Stunden. Wollt ihr auch die oberen Seen des Parks bestaunen, müsst ihr eine etwa achtstündige Wanderung auf euch nehmen, die ihr jedoch nicht bereuen werdet. Natürlich könnt ihr einige Gebiete auch mit dem Boot erkunden.
Fazit: Faszination Wasserfälle
Während die vorgestellten Wasserfälle nur ein kleiner Ausschnitt der Naturwunder sind, hält die Welt natürlich noch viel mehr davon für euch bereit. Ob in der Steppe Südafrikas, den Wäldern der Türkei oder der Hügellandschaft auf Mauritius – in jeder Ecke der Welt warten die tosenden Giganten darauf, von euch bewundert zu werden. Lasst euch verzaubern und genießt den Anblick der majestätischen Naturschauspiele. Aber vergesst dabei bloß die Regenjacke nicht.
Ich habe die Cataratas do Iguaçú (bras. ) zwischen 1970 und 2011 ca.6 mal besucht. Die gösseren Teilfälle haben eigene Namen; z.B. Teodoro (bras),San Martin (arg), Garganta do Diabo (in der Mitte). Die Foto zeigt den spektakulären Teil ( Garganta) leider nicht.