Die namibische Hauptstadt Windhoek war einst Verwaltungssitz der deutschen Kolonie Südwest-Afrika. Auch heute noch sind die Spuren davon deutlich sichtbar. Erlebt eine vielseitige und etwas andere Stadt zentral in Namibia gelegen.
Überblick
Windhoek ist eine vergleichsweise überschaubare afrikanische Hauptstadt und liegt im Herzen des generell eher dünn besiedelten Namibias. Namensgebend für das Land ist nämlich die Wüste Namib, die gemeinsam mit der ebenso kargen Kalahari den Großteil des Landes einnimmt. Kein Wunder also, dass Windhoek als mittig im Staat gelegene Stadt eine so besondere Stellung einnimmt.
Geschichte
Über die Zeit vor der Besiedlung der Region durch europäischstämmige Buren aus Südafrika ist nur wenig bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts rückte dieses Fleckchen Erde in den Fokus der Wahrnehmung, als die junge Siedlung infolge von Kriegen zwischen Nama und Herero zerstört wurde.
1884 übernahm das Deutsche Kaiserreich die Kontrolle über das Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika und etablierte in Windhuk die Verwaltung der Kolonie. Im Ersten Weltkrieg besetzten dann allerdings südafrikanische Truppen unter britischer Flagge Windhoek und die Stadt wurde wie ganz Namibia de facto unter südafrikanische Kontrolle gestellt.
Seit 1960 kämpfte die Unabhängigkeitsbewegung SWAPO für die Freiheit Namibias und die Beendigung der strikten Apartheid, die aus Südafrika übernommen wurde. Erst 1990 gelang es Namibia, durch friedliche Wahlen unabhängig zu werden. Windhoek wurde zur Hauptstadt, zum Regierungssitz und zum Standort des neuen Parlaments.
Sehenswürdigkeiten
Mit der deutschen Kolonialverwaltung kam es ab 1890 zum Bau von Gebäuden, die auch heute noch stehen. Auch aus der Zeit nach 1918, als das Kapitel Kolonien für Deutschland beendet war, gibt es Sehenswertes.
Christuskirche
Die aus Quarzsandstein gebaute Christuskirche im Herzen der Stadt ist das Wahrzeichen Windhoeks. Sie entstand zwischen 1907 und 1910 auf Anstrengung der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde hin Die neoromanische Kirche mit ihrem eindrucksvollen 24 Meter hohen Kirchturm ist ein absolutes Muss für jeden Besucher der Hauptstadt.
Die teils farbigen Gläser der Fenster wurden in Nürnberg hergestellt und anschließend verschifft. Nach der Ankunft wurden die Fenster zunächst falsch herum eingebaut. Dies fiel erst auf, als viele Jahrzehnte später ein Experte für Kirchenfenster Windhoek als Tourist besuchte. Mittlerweile sind die Fenster jedoch richtig herum eingesetzt.
Alte Feste
Das zweite bekannte Wahrzeichen der Stadt befindet sich nur einen Steinwurf von der Christuskirche entfernt. Es handelt sich dabei um die Alte Feste, eine Festungsanlage, die der deutschen Schutztruppe einst als Basis diente. Genau genommen wurde 1890 sogar zuerst die Alte Feste gebaut und das eigentliche Stadtgebiet des heutigen Windhoeks entstand mit der Zeit drumherum.
Die Festung muss und soll saniert werden, daher sind einige Teile mitunter nicht begehbar. Es ist aber in der Regel möglich, in den Innenhof zu gelangen. Dort steht auch das bekannte Reiterdenkmal, welches von 1912 bis 2013 vor der Feste stand. Da es aber als Sinnbild der Kolonialherrschaft empfunden wurde, brachte man es ins Innere der Festung.
Unabhängigkeits-Gedenkmuseum
Direkt neben der Alten Feste findet ihr das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum, eines der wichtigsten und interessantesten Museen in Windhoek. Es wurde 2014 eröffnet und umfasst neben den Ausstellungsräumen auch ein Panoramarestaurant, welches einen schönen Blick über die Stadt ermöglicht. Gebaut wurde das futuristisch anmutende Museum übrigens von einer nordkoreanischen Baufirma. Diese baute auch die beiden zugehörigen Statuen – einmal von Gründungspräsident Sam Nujoma und einmal von einem kettensprengenden Ehepaar. Deren Statue steht auf dem zweiten ehemaligen Platz des Reiterdenkmals.
Tintenpalast
Ebenfalls in direkter Nachbarschaft zur Christuskirche befindet sich der Tintenpalast, der Sitz der namibischen Nationalversammlung. Das Gebäude wurde 1913 erbaut und diente zunächst der deutschen Kolonialverwaltung. Die typisch deutsche Verwaltungsgründlichkeit und der damit einhergehende hohe Tintenverbrauch brachten dem Gebäude seinen Namen ein.
Noch schöner als der Tintenpalast ist jedoch der daran anschließende große Park, der als Parlamentsgarten bekannt ist. Er gilt als das grüne Herz Windhoeks und ist ein großartiger Ort, um nach einer Besichtigungstour mal durchzuatmen und sich in den Schatten der Bäume auszuruhen.
Kriegsdenkmal Heldenacker
Ein kleines Stück südlich des eigentlichen Stadtgebiets befindet sich eine weitere wichtige Sehenswürdigkeit Windhoeks. Der Heldenacker ist ein Kriegsdenkmal Namibias und erstreckt sich auf eine Länge von 287 Metern und eine Breite von 134 Metern. Im Zentrum steht ein Obelisk mit einer Soldatenstatue.
Neben einer Plattform, einer Freilichtbühne und einem Aussichtspavillon mit ausladender Treppenanlage umfasst das Areal des Weiteren auch 174 Grabstätten von Freiheitskämpfern. Die meisten davon gehörten der SWAPO an und kämpften gegen das südafrikanische Apartheidregime und für die Unabhängigkeit Namibias.
Aktivitäten
Windhoek ist eine eher mittelgroße Stadt, in der man viele Dinge bequem zu Fuß erlaufen kann. Wenn ihr also nach dem Besichtigen der Sehenswürdigkeiten noch Zeit und Lust habt, dann macht euch auf und geht einigen weiteren Beschäftigungen nach. Wir haben euch ein paar Anregungen zusammengestellt.
Kunsthandwerk kaufen
In unmittelbarer Nähe zur Alten Feste befindet sich der Kunsthandwerksmarkt an der Independence Avenue. Dort könnt ihr alle erdenklichen Arten von Erzeugnissen aus traditioneller afrikanischer Handarbeit erwerben. Wenn ihr euch also für Schmuck, Dekorationsgegenständen aus Holz oder aufwendig hergestellte und schöne Wandteppichebegeistern, seid ihr hier absolut richtig! Etwas weiter südlich befindet sich außerdem das Namibia Craft Center, eine Art Einkaufszentrum für namibische Handwerkskunst. Hier bekommt ihr ähnliche Handwerkserzeugnisse, nur eben in einer ruhigeren Umgebung und Atmosphäre. Außerdem gibt es ein schönes Restaurant im Center, wo ihr euch mit Köstlichkeiten stärken könnt.
Die Brauerei besichtigen
Die Namibia Breweries Limited wurde im Jahr 1920 als Südwestbrauerei gegründet und erhielt die heutige Bezeichnung nach der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990. Bis auf wenige Ausnahmen braut die NBL ihre Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot und bekam folglich auch schon die begehrten Auszeichnungen der Deutschen Landwirschafts-Gesellschaft. Wenn ihr die Brauerei besucht, dann probiert unbedingt das Windhoek Lager und das Camelthorn Weiss.
Karneval oder Oktoberfest feiern
Wenn ihr zufällig Ende März oder Anfang April in Windhoek seid, dann kommt ihr genau richtig zur Karnevalszeit. Dieser hat zwar nur einen geringen Bezug zur katholischen Fastenzeit, doch wird umso ausgelassener an diversen Plätzen Windhoeks gefeiert.
Verschlägt es euch im Oktober nach Windhoek, dann könntet ihr mit etwas Glück rechtzeitig zum Oktoberfest dort sein. Dieses findet auf einem eintrittspflichtigen Areal statt, ist aber deutlich günstiger als das Münchner Original. Ausgeschenkt werden hier aber vorrangig lokale Biere.
Ausflug in den Namib-Naukluft-Nationalpark
Habt ihr genug von der Stadt gesehen? Dann können wir euch einen Ausflug in die Wüste empfehlen. Der Namib-Naukluft-Nationalpark liegt zwar ein gutes Stück westlich von Windhoek, doch die Anreise lohnt sich. Endlose Karstebenen reihen sich neben zerklüftete Berge und die höchsten Dünen der Welt.
Mit 50.000 Quadratkilometern ist Namib-Naukluft der größte Nationalpark der Welt. Er besteht fast ausschließlich aus Wüste. Nehmt euch also besser einen erfahrenen Reiseführer mit oder begleitet eine der geführten Touren. Sonst lauft ihr noch Gefahr, Teil der berüchtigten Skelettküste, die sich an den Park anschließt, zu werden.
Reise-Infos
Wenn ihr jetzt so richtig Lust auf einen Urlaub in Namibia bekommen habt, um die Hauptstadt und deren Umgebung kennenzulernen, dann könnt ihr unsere Reise-Infos sicher gut gebrauchen. Wir verraten euch, was ihr zu Anreise, Aufenthalt und Situation vor Ort wissen müsst.
Reisezeit
Namibia liegt auf der Südhalbkugel. Daher sind die Jahreszeiten umgekehrt zu den unseren. Im europäischen Winter ist es dort am wärmsten, während es im Juni und Juli verhältnismäßig kühl ist. Am besten reist ihr deshalb also in „unserem“ Frühling oder Herbst nach Windhoek.
Reisedauer
Der Flug von Deutschland ins ferne Namibia dauert stolze 14 bis 15 Stunden. Daher eignet sich Windhoek eher nicht für einen kurzen Trip zwischendurch. Wenn ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die umliegenden Nationalparks und die reiche Geschichte des Landes wirklich kennenlernen wollt, dann solltet ihr euch mindestens eine volle Woche Zeit nehmen.
Reisevorbereitung
Für die Einreise nach Namibia benötigt ihr einen gültigen Reisepass. Dieser muss mindestens noch sechs Monate über die Reise hinaus gültig sein und noch zwei freie Seiten enthalten. Ein zusätzliches Visum ist bei einem rein touristischen Aufenthalt von maximal 90 Tagen nicht notwendig. Gezahlt wird in Windhoek mit dem Namibia-Dollar, der 1993 den südafrikanischen Rand als offizielle Währung ablöste.
Anreise
Üblicherweise reist ihr nach Windhoek mit dem Flugzeug und landet auf dem internationalen Flughafen Hosea Kutako östlich der Stadt. Von Frankfurt am Main gelangt ihr nonstop in die Hauptstadt Namibias.
Macht ihr mit dem Auto eine Tour durch den Süden Afrikas, dann kommt ihr nach Windhoek über die B1 von Kapstadt nach Luanda in Angola oder in Ost-West-Richtung über den Trans-Kalahari-Highway, dem ihr theoretisch bis zum Indischen Ozean folgen könnt. Alternativ könnt ihr den luxuriösen Desert Express nehmen, eine Zugverbindung, die von Swakopmund an der Küste entlang nach Windhoek führt.
Fortbewegung vor Ort
Wie bereits erwähnt ist Windhoek keine allzu gigantische Stadt. Daher könnt ihr die wichtigsten Plätze und Orte bequem zu Fuß erreichen. Sollten euch doch einmal die Füße schmerzen, gibt es normale Taxis sowie die günstigen Sammeltaxis. Ein Mietwagen ist nicht wirklich nötig, wenn ihr meist im Stadtgebiet bleibt, kann aber für Ausflüge ins Umland nützlich sein!
Sprache & Verständigung
Das komplizierte Geflecht aus verschiedenen Ethnien und kolonialer Vergangenheit wird bei der Frage nach der Amtssprache in Namibia deutlich. Offiziell gilt Englisch als einzige Amtssprache. Zahlreiche afrikanische Dialekte sind aber wichtige Nationalsprachen, während Deutsch nach wie vor eine wichtige Sprache in Wirtschaft und Tourismus ist. Wenn ihr als deutschsprachige Urlauber mit Englischkenntnissen in Windhoek seid, solltet ihr also kein Problem haben, euch zu verständigen.
Essen & Spezialitäten
In Windhuk gibt es aufgrund der Kolonialvergangenheit typisch deutsche Gerichte wie Kasseler mit Rotkohl oder Würstchen. Wenn ihr traditionell namibisch-afrikanisch essen wollt, dann freut euch auf Mais, Hirse, frische Früchte und vor allem viel Fleisch. Zu den bekanntesten Spezialitäten, die wir euch ans Herz legen möchten, gehören:
- Omawoja, ein Pilz, der auf Termitenhügeln wächst
- Kalaharitrüffel
- Grillgut aus Wildtieren wie Antilope, Zebra, Strauß oder Krokodil
- Biltong, Droewors und Boerewors wie in Südafrika
- Frischer Seehecht aus dem Benguelastrom
Bier wird in Windhoek gerne getrunken, vorrangig die Marken aus der örtlichen Brauerei. Doch auch Cider oder Rotbuschtee sind beliebt. Traditionelle Getränke sind Omaere, eine Sauermilch aus Kuh- oder Ziegenmilch sowie Oshikundu, eine Art saures Bier, das aus fermentierter Hirse hergestellt wird.
Hotels & Unterkünfte
Windhoek bietet Urlaubern und Besuchern eine breite Palette an Hotels und Unterkünften, beginnend bei sehr günstigen Übernachtungsmöglichkeiten über Hotels der Mittelklasse bis hin zu luxuriösen Suiten wie in der Heinitzburg, einer ehemaligen Stadtburg. Für einen tollen Ausblick, einen guten Weinkeller und die Nähe zur Innenstadt zahlt ihr entsprechende Preise für diese schöne Unterkunft. Dient euch Windhuk als Basis für die Erkundung der Umgebung, solltet ihr ein eher günstiges Hotel bevorzugen.