Haie in der Nordsee


Die Küstenregionen der Nordsee sind ein beliebtes Reiseziel. Und das bereits seit dem 19. Jahrhundert. Denn die günstigen Klimafaktoren von frischer Luft, angenehmen Temperaturen, sauberem Wasser und viel Sonnenschein gelten als gesundheitsfördernd. Beim Bad im Meer, für einige Reisende ja selbst schon beim Spaziergang am Strand, stellt sich jedoch die beängstigende Frage: Gibt es hier Haie?

Überblick

Im dunklen Meerwasser der Nordsee ist die Sicht nicht gerade weitschweifend. Beim Schwimmen sehen wir oft kaum unsere eigene Hand und dann wird es auch schon dunkel. Und genau hier lauert die Angst. Die Angst vor dem Unbekannten. Warum unser Gehirn jetzt oft ausgerechnet zur Vorsicht vor Haien aufruft und wieviel Sinn eine solche Phobie ergibt, das wollen wir euch im Folgenden gerne etwas genauer erklären. Außerdem stellen wir euch die Haiarten vor, die in der Nordsee vorkommen können. Sollte der äußerst unwahrscheinliche Fall eintreffen, dass ihr auf eines dieser Exemplare beim Bad in der Nordsee stoßt, haben wir auch ein paar hilfreiche Tipps, wie man sich beim Aufeinandertreffen von Hai und Mensch richtig verhält.

Nordsee Haie Wasseroberflaeche
Die Angst vor dem Unbekannten unter der Wasseroberfläche

Doch zurück zur eingangs gestellten Frage: Gibt es Haie in der Nordsee? Die einfache Antwort: Ja! Bei wem sich nun der Herzschlag erhöht, dem sei das Ganze jedoch hier ein wenig in Perspektive gerückt. Gab es bisher einen Haiangriff in der Nordsee? Nein!

Wo gibt es Haie in der Nordsee?

Auch wenn die Chancen sehr gering sind, dass ihr jemals auf einen Hai treffen werdet, haben wir für euch ein paar Orte in der folgenden Karte notiert, wo schon mal bestimmte Arten in der Nordsee gesichtet wurden. Grundsätzlich können diese jedoch überall auftreten, da sie sich frei im Meer bewegen.

Wie in der Karte zu sehen, sind Haie im gesamten Meer unterwegs. Ob nun an der englischen und schottischen Küste oder entlang der Küsten vom europäischen Festland – von den Niederlanden über Deutschland bis hoch nach Dänemark – die Haie sind an sich überall unterwegs. Panik oder übertriebene Angst müsst ihr deshalb jedoch nicht haben.

Welche Haie gibt es in der Nordsee?

Haken wir am besten gleich zu Beginn einmal die beiden „wichtigsten“ Exemplare ab. Ja, vor der der Küste der Niederlande wurde auch schon ein Weißer Hai gesichtet. Jedoch gehen Experten davon aus, dass dieser sich hier nicht angesiedelt, sondern lediglich verirrt hatte. Auch Walhaie wurden in der Nordsee bereits gesichtet. Jedoch kommen sie äußerst selten vor und sind für den Menschen auch ungefährlich. Denn die sanften Giganten halten sich selten in Strandnähe auf. Aber auch an Tauchern sind sie wenig interessiert, da sich Walhaie hauptsächlich von tierischem Plankton, also winzigen Krebsen und Garnelen, ernähren.

Nordsee Haie Walhai
Sanfter Gigant der Meere: der Walhai

Heringshai

Grundsätzlich gilt, dass Menschen bei keinem Hai auf dem Speiseplan stehen. Eine wissenschaftliche Theorie erklärt, dass es zu Angriffen kommen kann, wenn der Hai einen paddelnden Surfer auf einem Brett mit einer rudernden Robbe verwechselt. Dafür spricht auch, dass die meisten Tiere nach der ersten Attacke sofort wieder vom Menschen ablassen. Dieser Umstand würde auch erklären, warum der Heringshai keine Gefahr für den Menschen darstellt. Denn er ernährt sich nicht von Robben. Zu seinen Leibspeisen zählen neben Makrelen, Dorsche und namensgebend eben auch Heringe. Eine Verwechslung mit dem Menschen ist hier also tatsächlich unwahrscheinlich.

Dornhai

Vom Aussehen ähnelt der Dornhai dem gefürchteten Weißen Hai, jedoch erreicht ein ausgewachsenes Tier lediglich eine Länge von 1,60 Metern. Dornhaie halten sich größtenteils auf dem Meeresboden auf und sind für den Menschen ungefährlich.

Nordsee Haie Dornhai
Dornhaie stellen keine Gefahr für den Menschen dar

Dornhaie sind in der europäischen Küche sehr beliebt. Jedoch werden sie unter dem Namen „Schillerlocke“ angeboten. Dabei handelt es sich um geräucherte Bauchlappen des Hais. Der Konsum hat die Bestände drastisch reduziert. In der Nordsee besteht für Dornhaie ein EU-weites Fangverbot, allerdings dürfen die Produkte in Europa trotzdem gehandelt werden, wenn die Fische in anderen Gewässern gefangen wurden.

Riesenhai

Als im Sommer 2016 vor der Küste von Sylt, nahe des Schutzgebiets Sylter Außenriff, ein zwölf Meter langer Riesenhai gesichtet wurde, sorgte das für jede Menge Aufregung. Und wieder einmal zeigte sich: Die Angst vor Haien ist ungebrochen. Denn, obwohl Riesenhaie Planktonfresser sind, breitete sich in Windeseile eine kleine Panik an den Küsten aus. Abseits der reißerischen Schlagzeilen jedoch braucht der Riesenhai dringend unsere Hilfe. Denn aufgrund seines langsamen Wachstums, der langen Tragzeit und einer geringen Nachwuchsrate gilt der Meeresgigant unter Wissenschaftlern als gefährdete Art. In der EU ist der Fang quotiert, jedoch verfangen sich leider immer noch viele Tiere in Fischernetzen.

Hundshai

Diese Haiart wird öfter vor Helgoland gesichtet. Einige Exemplare können bis zu zwei Meter lang werden. Auch er ist ungefährlich für den Menschen und sehr scheu. Der Hundshai ernährt sich von Tintenfischen, Meereswürmern, Krustentieren und Knochenfischen. Sein Körperbau ist gestreckt und relativ schlank. Jungtiere haben an ihren Flossen kleinere schwarzgefärbte Bereiche.

Nordsee Haie Hundshai Algen
Hundshaie zählen die Nordsee zu ihrem Lebensraum

Schokoladenhai

Auch Schokoladenhaie verirren sich manchmal in die Nordsee. Normalerweise leben sie jedoch hauptsächlich in tropischen und warm-gemäßigten Meeren. Sein deutscher Name leitet sich von der tiefbraunen Färbung des Fisches ab. Die ältesten fossilen Zähne, die eindeutig dem Schokoladenhai zugeordnet werden, werden auf ein Alter von 43 bis 37 Millionen Jahren geschätzt.

Kleingefleckter Katzenhai

Dieser Hai lebt im Mittelmeer, an der Westküste Nordafrikas und eben auch in der Nordsee. Die niedlichen Katzenaugen und seine kleinen Flecken verliehen ihm seinen wohlklingenden Namen. Der Fisch wird maximal bis zu 100 Zentimeter lang. Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht. Denn  Kleingefleckte Katzenhaie sind extrem scheu und trauen sich nur in den seltensten Fällen in die Nähe von Schwimmern, Tauchern oder Surfern.

Nordsee Haie Katzenhai
Kleingefleckte Katzenhaie leben in der Nordsee

Blauhai

Auch Blauhaie wurden schon in der Nordsee gesichtet, vor der Küste Englands um genauer zu sein. Sichtungen kommen jedoch meist nur in den Sommermonaten und fernab der Strände vor.  Obwohl es in der Nordseeregion noch nie zu einer Attacke gekommen ist, gibt es Berichte aus anderen Gebieten, in denen Blauhaie auch schon Menschen angegriffen haben. Jedoch warnen Wissenschaftler vor übertriebener Panik und liefern gerne ein anschauliches Beispiel: Es ist wahrscheinlicher von einem umfallenden Snackautomaten erschlagen zu werden, als einer Haiattacke zum Opfer zu fallen.

Richtiges Verhalten

Bis heute sind keine Haiangriffe in der Nordsee bekannt. Die dort angesiedelten elf Haiarten sind für uns ungefährlich und meiden die Nähe zum Menschen. Einige Exemplare verirren sich nur gelegentlich in die Nordsee, fast alle sind mittlerweile stark durch den Menschen gefährdet, nicht andersherum.

Solltet ihr dennoch bei einem Tauchgang, beim Schnorcheln, Surfen oder Baden auf einen Hai treffen, dann gibt es ein paar Regeln, die euch dabei helfen, die Ruhe und somit auch die Kontrolle über die Situation zu bewahren.

Ruhe bewahren

Schwimmt nicht hektisch davon. Wenn euch ein Hai umkreist, folgt ihm mit den Augen und vor allem dem Körper. Schlage beim Schwimmen nicht mit Armen oder Beinen. Bringe deinen Körper am besten in die Vertikale und paddele nur langsam mit den Füßen. Das macht den wenigsten Lärm unter der Wasseroberfläche. Achte bewusst auf deine Atmung. Das gibt dir ein wenig Ruhe und Besonnenheit zurück.

Macht den Weg frei

Trefft ihr im flachen Wasser auf einen Hai, dann ist dies keineswegs sein natürlicher Lebensraum. Trübes Wasser wie an sandigen Küsten nimmt den Haien die für ihre Orientierung so wichtige Sicht. Der Fluchtradius ist durch die geringere Wassertiefe sehr eng. In solchen Situationen sind die Tiere gestresst, sie haben Angst. Da kann es zu Fehlinterpretationen kommen, und sie beißen sich quasi ihren Weg in die Freiheit.

Kein Blutdurst

Dass Haie von Menschenblut angezogen werden, ist ein Missverständnis. Im Gegenteil sogar. Schmecken sie menschliches Blut, lassen sie meist wieder von ihrer Beute ab. Diese so genannten „Probebisse“ sorgen beim Menschen natürlich für Panik, sind jedoch oft ein letztes Aufbäumen, bevor der Raubfisch wieder verschwindet und sich nach leichterer Beute umschaut. Die meisten Verletzungen von Menschen nach Haiangriffen sind daher sehr oberflächlich und heilen schnell.

In die Offensive gehen

Einer der wichtigsten Gründe, warum es nicht oft zu Haiattacken kommt, ist dass Hai und Mensch in der Evolutionsgeschichte nicht oft aufeinandertreffen. Haie haben nur wenige natürliche Fressfeinde und sind meist völlig überfordert, wenn sie angegriffen werden. Sollte der Raubfisch also hartnäckig bleiben, gilt es, allen Mut zusammenzunehmen und den Hai zu attackieren. Dafür schwimmt ihr direkt auf ihn zu. Das sind Haie nicht gewöhnt. Ein Schlag auf die Kiemen ist die effektivste Variante. Schon ein Handschlag nur in Richtung der Kiemen erzeugt einen gezielten Wasserdruck, der ihn vertreibt.

Verlasst das Wasser

Zurück aufs Boot oder an den sicheren Strand lautet die Devise. Auch, nachdem ihr den Hai erfolgreich vertrieben haben solltet. Denn man sollte sein Glück nicht überstrapazieren. Hat ein Hai den Angriff auf einen Menschen gewagt, bedeutet das meist, dass das Tier verletzt oder in einer prekären Situation ist. In solchen Fällen sollte man sich lieber aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernen und die Haie nicht weiter reizen.

Lebensraum Nordsee

Die Nordsee ist ein Meer mit vielen Gesichtern. Ihre Küsten sind vielen Touristen vertraut und dennoch birgt das dunkle Wasser viele Geheimnisse. Die Region ist ein dynamischer und faszinierender Lebensraum für zahlreiche Lebewesen.

Überfischung hat in der Vergangenheit jedoch leider ihre Spuren hinterlassen. Auch heute, in Zeiten von EU-weiter Richtlinien und Fangquoten, verfangen sich viele Meeresbewohner in den Netzen der Fischer. Auch Haien wurde über die Jahre hinweg ihr Lebensraum genommen und ihre Existenz bedroht. Tierschützer fordern eine konsequente Einhaltung fischerfreier Schutzzonen.

Haie sind vorsichtige, scheue und hochintelligente Lebewesen, die unseren Schutz brauchen und unsere ungerechtfertigte Panik nicht verdienen.

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