Haie in der Ostsee


Fast jeder von uns war wahrscheinlich schon einmal baden in der Ostsee. Viele machen sogar regelmäßig Urlaub dort. Was allerdings die wenigsten wissen: Es gibt Haie in der Ostsee. Diese sind allerdings selten, beinahe ungefährlich und vor allem stark bedroht. Wir zeigen euch, welche Arten es in dem Binnenmeer des Atlantiks gibt und was ihr bei Kontakt mit ihnen beachten solltet.

Überblick

Wer einen Strandurlaub macht, möchte unbeschwert im Wasser schwimmen, baden oder schnorcheln. Eine Warnung vor Haien in Strandnähe kennen viele vermutlich aus dem pazifischen Raum, der Karibik oder womöglich aus dem Urlaub am Roten Meer. Doch in der Ostsee hätten wohl die wenigsten von euch Haie vermutet, oder?

Tatsächlich verirren sich die Fische nur sehr selten in das Meer im Nordosten Europas. Das Wasser hier ist einerseits zu kalt, vor allem aber zu wenig sauerstoffreich und zudem zu salzarm. Wenn überhaupt, dann geraten Haie nur versehentlich bei ihren Streifzügen durch den Atlantik in die Ostsee, und dann zumeist auch nur in die westliche Ostsee, wie etwa das Kattegat zwischen Dänemark und Schweden.

Selten oder nicht – eine Begegnung mit den Tieren ist durchaus möglich. Insgesamt wurden sogar schon 18 verschiedene Haiarten in dem Binnenmeer gesichtet. Es ist also hilfreich, zumindest ein paar Verhaltensregeln zum Umgang mit Haien zu kennen, ehe ihr in die Ostsee eintaucht.

Welche Haie gibt es wo in der Ostsee?

Von den 18 Haiarten, die in der Ostsee schon gesichtet wurden, sind nur die wenigsten dort wirklich heimisch. Die meisten verirren sich nur kurzzeitig dorthin und leben eigentlich in den Weiten des Atlantiks. Am ehesten trifft man in der Meerenge Kattegat zwischen Dänemark und Schweden auf Exemplare. In der folgenden Aufzählung widmen wir uns vor allem den häufiger ausgemachten Arten.

Glatter Hammerhai

Unglaublich, aber wahr – es gibt in der Ostsee manchmal sogar den einen oder anderen Hammerhai. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den Glatten Hammerhai, eine recht große Unterart dieser bekannten Haifamilie. Diese Art Hai wird bis zu vier Meter lang und ist potenziell gefährlich für menschliche Schwimmer. Anders als die meisten anderen Hammerhaie kommt der Glatte Hammerhai auch mit kühlerem Wasser klar. Daher verschlägt es ihn durchaus zeitweise auch mal in die Nord- oder Ostsee. Angriffe auf Menschen kamen hier bislang noch nicht vor, wurden aber anderorts schon dokumentiert.

Glatter Hammerhai
Ein Glatter Hammerhai schwebt durchs Wasser

Heringshai

Der gefährlichste aller Haie in der Ostsee ist wohl der Heringshai. Er hat eine Größe von rund drei Metern und ähnelt optisch dem Weißen Hai. Beide Haiarten gehören zur Familie der Makrelenhaie, die sich durch ihre Schnelligkeit und ihr Jagdverhalten auszeichnen. Der Heringshai mag es normalerweise recht kalt und lebt unter anderem im Nordatlantik. Manchmal stößt er dabei in die Nordsee und sogar in die westliche Ostsee vor. Angriffe auf Menschen sind eine große Ausnahme. Vielmehr gilt der Heringshai als gefährdete Art, weil er als Speisefisch oder als Beifang viele Jahre lang dezimiert wurde.

Dornhai

Eine der vielseitigsten und am weitesten verbreiteten Haiarten ist der Dornhai. Er kommt in beinahe allen Weltmeeren vor und ihr könnt ihn beim Tauchen vor Südafrika ebenso beobachten wie in den Gewässern vor Grönland, Australien oder Chile. Wenig verwunderlich also, dass diese Haiart es auch in das Mittelmeer und die Ostsee schafft. Dornhaie sind hierzulande als Delikatesse angesehen. Das Rückenfleisch wird als Seeaal vermarktet und die geräucherten Bauchlappen kommen als Schillerlocken auf den Tisch. Allerdings enthält das Fleisch der Dornhaie viel Methylquecksilber und sollte deswegen nicht gegessen werden. Außerdem sind die weltweiten Populationen durch Überfischung stark minimiert worden. Früher wurden sie vor allem um Rügen gesichtet.

Grönlandhai

Der Grönlandhai wird auch Eishai genannt und kommt, wie der Name vermuten lässt, vor allem in kalten Meeren vor. Das bedeutet, dass es den bis zu acht Meter langen Giganten durchaus auch in die Ostsee verschlagen kann, wenn er bei seinen Streifzügen durch den Nordatlantik etwas vom Wege abkommt. Grönlandhaie leben teilweise in sehr großen Tiefen und sind daher noch wenig erforscht. Sie können angeblich mehr als 400 Jahre alt werden und nutzen biolumineszente Krebstierchen, um Beute in der finsteren Tiefsee anzulocken. Auf Island gilt das fermentierte Fleisch des Wals als Delikatesse.

Groenlandhai
Ein Grönlandhai knapp unterhalb der Wasseroberfläche

Kleingefleckter Katzenhai

Klein, wendig, kaum einen Meter lang und gerade einmal eineinhalb Kilogramm schwer – das ist der Kleingefleckte Katzenhai. Diese für den Menschen harmlose Haiart kommt unter anderem vor Südwestskandinavien vor und wurde daher auch schon in der Nordsee und Ostsee gesichtet. Verglichen mit anderen Haien in der Ostsee sind Katzenhaie relativ zahlreich. Sie sind allerdings nachtaktiv und halten sich üblicherweise am Meeresgrund in bis zu 150 Metern Tiefe auf. Vor allem jüngere Exemplare suchen aber auch gern seichte Küstengebiete auf und jagen dort nach Krebsen, Würmern und Schnecken. Ein Kleingefleckter Katzenhai wurde einmal versehentlich von einem Fischer gefangen.

Hundshai

Nur ganz selten dürftet ihr in der Ostsee auf einen Vertreter der Familie der Hundshaie treffen. Das liegt vor allem daran, dass Hundshaie stark gefährdet sind und es nicht mehr allzu viele von ihnen gibt. Nur sehr wenige Tiere verirren sich in die Nord- oder Ostsee. Meist leben sie in Gruppen entlang der Wanderstrecken von Thunfischen. Der Hundshai verfügt über eine lange, spitze Schnauze mit einem großen Maul samt vieler, kleiner und klingenartiger Zähnen. Er wird bis zu zwei Meter lang und kann einem daher schon einen gehörigen Schrecken einjagen. Über Zwischenfälle mit Menschen ist bisher nichts bekannt.

Riesenhai

Der bis zu zehn Meter lange Riesenhai ist ebenso gigantisch wie harmlos. Er frisst nämlich nur Plankton und filtert dafür mit geöffnetem Maul große Mengen an Meerwasser. Dabei folgt er dem Nahrungsangebot und gerät dabei auch schon einmal ins Mittelmeer oder in die Nord- oder Ostsee. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihr in der Ostsee einem Riesenhai begegnet. Die Tiere kommen nur selten in Küstennähe und sind generell nicht oft im Binnenmeer unterwegs. Falls ihr also bei einem Tauchgang auf dem offenen Meer einen Riesenhai seht, habt ihr großes Glück.

Riesenhai
Ein Riesenhai beim Fressen von Plankton

Richtiges Verhalten

Wie ihr seht, ist es äußerst unwahrscheinlich, ausgerechnet in der Ostsee Haien zu begegnen. Sie sind einfach zu selten und wenn, dann eher ungefährlich. Trotzdem gibt es einige Dinge, die ihr beachten solltet, wenn ihr im offenen Meer schwimmt oder taucht und euch dann doch einmal einem Hai gegenüber seht.

Das solltet ihr bei Kontakt mit Haien tun

Haie nehmen vor allem Veränderungen im Wasserdruck wahr. Ihr solltet also bei einem Haikontakt möglichst wenige Schwimmbewegungen machen, sondern nur vertikal im Wasser mit den Beinen paddeln. Versucht zudem, ruhig zu atmen und geratet nicht in Panik. Auch das spürt der Hai.

Umkreist euch ein Hai, haltet Blickkontakt und beobachtet ihn. Dreht euch mit und bleibt auf Höhe seines Mauls. Lässt er nicht von selbst ab, könnt ihr versuchen, ihn zu vertreiben. Berührt die Schnauze oder die Kiemen. Das wertet der Hai als Angriff und flieht meist, da er Angriffe nicht kennt.

Wirklich gefährlich werden Haie dann, wenn sie gestresst sind und sich bedroht fühlen. Das ist meist in seichten, durch Sand verschleierten Wassern in Küstennähe der Fall. Ermöglicht hier dem Hai einen Fluchtweg Richtung offenes Meer. Wenn der Hai keinen freien Weg erkennen kann, versucht er, sich seinen Fluchtweg freizubeißen.

Übrigens: Menschliches Blut ist kein garantiertes Lockmittel für Haie, da der Geruch dieser Blutart für sie unbekannt ist. Macht euch also keine Sorgen, wenn ihr euch beim Tauchen eine kleine Verletzung zuzieht. Gerade in der Ostsee werdet ihr dadurch keinen Hai auf euch aufmerksam machen.

Häufige Fehler bei Kontakt mit Haien

Es gibt tatsächlich ein paar typische Fehler, die begünstigen könnten, dass Haie mit Menschen zusammenstoßen. Vor allem Surfbretter sehen für Haie von unten wie Beutetiere aus und müssen erst einmal untersucht werden. Lasst eure Beine also nicht ins Wasser baumeln, sondern legt sie lieber auf das Brett, wenn ihr euch ausruht. Dadurch seht ihr für einen Hai bereits weniger wie eine potenzielle Nahrungsquelle aus.

Surfbrett von unten
Surfbrett von unten

Die meisten Haie können sehr gut sehen. Wird ihnen dieser Vorteil genommen, kommen sie durcheinander und schnappen auch mal nach euch statt nach einem leckeren Dorsch. Schwimmt also besser nicht in trübem Wasser und lieber auch nicht in der Dämmerung. Gerade dann sind die meisten Haie nämlich aktiv und auf Beutezug.

Viele Forscher gehen davon aus, dass Haie sehr neugierig sind. Die meisten Haibisse sind demnach eher Kontaktversuche, mit denen der Hai ergründen will, was er da vor sich hat. Verzichtet also lieber auf glänzenden Schmuck oder Neoprenanzüge in knalligen Farben. Haie sind zwar farbenblind, nehmen aber Kontraste wahr.

Interessante Fakten zum Thema Haie

Nachdem die Frage “Gibt es Haie in der Ostsee” ausführlich beantwortet wurde, kommen wir zum Schluss zu interessanten Fakten über Haie im Allgmeinen. Die Meere, an die Deutschland grenzt, sind überaus sicher, wenn es um die heimische Fauna geht. Bis auf ein paar vereinzelte Haie oder ein paar Quallen in der Nordsee oder Ostsee gibt es nichts, wovor ihr Angst haben bräuchtet. Viel wichtiger ist es, etwas Wissenswertes über die Raubfische zu lernen und ihr Überleben gegen Überfischung und Meeresverschmutzung zu sichern.

Knorpelfische mit scharfen Sinnen

Anders als Wale sind Haie tatsächlich Fische, und zwar Knorpelfische wie auch die Rochen. Das bedeutet, ihr Skelett besteht aus verhärteten Knorpeln und nicht aus Knochen. Sie haben daher keine Gräten und von gestorbenen Tieren bleiben oft nur die Zähne übrig. Auch deshalb dienen Haizähne als wichtigstes Indiz in der Haiforschung.

Haie können außerdem unfassbar gut riechen. Das Riechzentrum macht bei manchen Haien rund zwei Drittel der Hirnmasse aus. So können die Tiere Blut sogar in milliardenfacher Verdünnung und über bis zu 75 Meter wahrnehmen. Ob eine Beute wirklich schmeckt, erkennt der Hai übrigens nicht erst nach einem Biss, sondern schon anhand einer einfachen Berührung. Haie verfügen nämlich über Geschmacksknospen auf der Haut.

Haiarten

Haie gibt es schon seit Millionen von Jahren, ebenso wie Rochen, die andere große Familie der Knorpelfische. Zur Abgrenzung unterteilt man die Arten daher oft in die Ordnungen der typischen, langgezogenen Haie sowie die Arten, die eher breit und rochenähnlich sind. Insgesamt gibt es aber mehr als 1.100 Hai- und Rochenarten.

Zu den bekanntesten Haiarten zählen sicherlich die Vertreter der Makrelenhaie. Dazu gehören Riesenhaie, Weiße Haie sowie dessen Verwandte, die Heringshaie, die es auch in der Ostsee gibt. Andere bekannte Arten sind der Walhai, der Hammerhai oder der Tigerhai.

Vorkommen

Grundsätzlich kommen Haie in allen Weltmeeren sowie in einigen Seen und Flüssen vor. Viele Arten bevorzugen die Nähe zu Küsten, wo es viel Nahrung gibt. Andere sind auf die Jagd am Meeresboden oder im offenen Meer spezialisiert. Wieder andere durchqueren den Ozean auf der Suche nach Plankton.

Die meisten größeren Haiarten bevorzugen gemäßigte Gewässer. Man findet sie häufig an den Küsten des Atlantiks, zum Beispiel vor Nordamerika, oder auch an den südlichen Küsten Afrikas, Südamerikas oder Australiens. Haie in der Ostsee sind eher selten.

Nahrung

Je nach Größe und Lebensraum ernähren sich Haie sehr unterschiedlich. Die meisten Arten machen aktiv Jagd auf Fische oder andere Meeresbewohner wie Robben. Kleine Haie geben sich aber auch mit Würmern, Schnecken oder Seesternen zufrieden. Ausgerechnet die größten Haiarten, Riesenhai und Walhai, futtern statt Fischen und Robben jedoch tonnenweise Plankton. Das sind Kleinstlebewesen, die im Wasser schweben.

Umgekehrt haben die meisten Haie kaum Fressfeinde. Manchmal werden kleinere Haie von größeren Haien oder Robben sowie Seevögeln erbeutet. Große Haiarten müssen sich höchstens vor dem Schwertwal in Acht nehmen. Der größte Feind der Tiere ist tatsächlich der Mensch, der bis heute aktiv auf die Jagd nach ihnen geht und deren Fleisch als Delikatesse verspeist.

Weisser Hai und Robbe
Ein Weißer Hai erbeutet sich eine Robbe

Haiangriffe

Laut Statista gab es 2021 weltweit 73 registrierte Haiangriffe auf Menschen, viele davon versehentlich oder absichtlich provoziert durch den Menschen. Neun der Zusammenstöße endeten tödlich für den Menschen. Damit ist es wahrscheinlicher, von einem Blitz getroffen, als beim Baden von einem Hai angegriffen zu werden.

Am häufigsten passieren Zusammenstöße zwischen Haien und Menschen beim Wassersport. Kanus, Surfbretter und Boote ähneln aus der Sicht der Haie gewissen Beutetieren, etwa Robben. Aus diesem Grund sind Haiangriffe auch dort häufig, wo viel Wassersport betrieben wird.

Haie schützen

Wie so oft beim Thema Naturschutz, so ist auch beim Thema Haie schützen die Devise: Weniger ist mehr. Haie gibt es seit Jahrmillionen und damit es sie noch weiterhin gibt, sollte man sie vor allem in Ruhe lassen. Sie aktiv zu befischen oder als Beifang zu töten, reduziert die Artenvielfalt in unseren Weltmeeren und damit auch die Haie in der Ostsee.

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