Irland ist vor allem für seine Landschaft bekannt und beliebt, doch auch kulinarisch sorgt das Reiseziel für Genuss – besonders dann, wenn ihr auf deftige Hausmannskost mit viel Fleisch, Gemüse und Kartoffeln steht. Wir zeigen euch, welche Leckereien die irische Küche neben Shepherd’s Pie und Whiskey sonst noch zu bieten hat!
Überblick
Die Zusammensetzung der irischen Küche ist vor allem durch die geografischen Gegebenheiten der Insel geprägt. Die hohe Feuchtigkeit macht Getreideanbau schwierig, ist aber ideal für Kartoffeln und Gemüse. Außerdem ist Irland berühmt für seine saftig-grünen Wiesen, auf denen Rinder und Schafe grasen. Nicht zuletzt runden Fisch und Meeresfrüchte die Angebotspalette ab.
Nicht nur die Eintöpfe und Hauptgerichte in Irland sind deftig. Auch das Irische Frühstück kann bisweilen etwas herzhafter und üppiger daherkommen. Zum Glück gibt es zum irischen Essen jede Menge leckerer Biere, spritziges Cider und natürlich auch den berühmten irischen Whiskey.
Geschichte & Traditionen
Anders als in Deutschland und vielen anderen Teilen Europas spielte der Anbau von Getreidesorten wie Weizen oder Roggen nie eine große Rolle in Irland. Bereits früher dominierten Porridge aus Hafer und Milchprodukte wie Quark und Käse die Essgewohnheiten der Iren. Wer es sich damals leisten konnte, ließ sich außerdem Schellfisch, Lamm oder Rindfleisch schmecken.
Mit dem Import der Kartoffel aus Südamerika änderte sich die Lage auf den irischen Feldern und auch auf den Tellern. Bis heute ist die Kartoffel das allgegenwärtige Grundnahrungsmittel in Irland. Mitte des 19. Jahrhunderts führte eine Kartoffelfäule zur großen irischen Hungersnot („great famine“), die bis heute in der Kulturgeschichte der Insel nachhallt.
Vorspeisen
Eine richtige Tradition, besondere Häppchen vor dem eigentlichen Hauptgang zu essen, gibt es in Irland nicht. Dennoch gibt es in der irischen Küche eine Reihe von Beilagen oder kleinen Gerichten, die durchaus als Vorspeise durchgehen. Dazu zählen etwa Soda Bread oder eine Portion Boxty.
Soda Bread (vegetarisch)
Das einfache und rustikale Soda Bread ist eines der bekanntesten Lebensmittel auf der grünen Insel. Vor allem in den Wochen vor dem St. Patrick’s Day dürfte es kaum einen Backofen in Irland geben, in dem nicht mindestens eines dieser Brote gebacken wird. Das schmackhafte Brot geht auf die Einführung des günstigen Speisenatrons um 1830 zurück und wird seitdem oft und gern gegessen.
Boxty (vegetarisch)
Boxty werden die traditionellen irischen Kartoffelpuffer genannt, die aufgrund ihrer Hauptzutat natürlich einen festen Platz auf irischen Tischen haben. Verbreitet sind die Fladen aus geriebenen Kartoffeln vor allem in den nördlichen Midlands. Dabei gilt: Weniger ist mehr. Geriebene rohe Kartoffeln werden gebraten und höchstens mit ein paar Gewürzen ganz fein abgeschmeckt.
Black Pudding (fleischhaltig)
Bei Black Pudding handelt es sich um einen „false friend“, denn das Gericht bezeichnet keinen süßen Nachtisch, sondern ein deftiges Fleischprodukt. Die traditionelle Blutwurst aus Schweineblut und Fett mit Hafer oder Gerste ist fester Bestandteil des irischen Frühstücks und kommt auch als Beilage oder Snack für zwischendurch auf den Tisch. Damals wie heute ist Black Pudding bei den Iren beliebt.
White Pudding (fleischhaltig)
Nicht annähernd so bekannt und trotzdem fast genauso wichtig wie der Black Pudding ist der White Pudding. Diese Variante kommt ohne Blut aus und besteht vorwiegend aus Haferflocken und Fett oder Talg. Auch der White Pudding gehört zu einem irischen Frühstück dazu, wird aber mittlerweile auch gerne in gehobenen Restaurants als Beilage zu Suppen und Muscheln serviert.
Suppen & Eintöpfe
Ein Klassiker des irischen Essens ist sicherlich der Irish Stew. Doch es gibt noch weit mehr leckere Eintöpfe in Irland, die zugegeben alle sehr mächtig und oft auch recht fleischlastig sind.
Irish Stew (fleischhaltig)
Der berühmte Irish Stew ist wohl das bekannteste Gericht und fällt vielen als erstes ein, wenn es um irisches Essen geht. Ursprünglich besteht der Eintopf nur aus Lammfleisch, Kartoffeln und Zwiebeln. Es gibt allerdings Variationen mit Karotten, Pastinaken oder auch Gerste. Der Stew ist dabei sehr stark angedickt, um möglichst sättigend zu sein.
Coddle (fleischhaltig)
Irland ist ein sehr katholisch geprägtes Land. Dazu gehört die Tradition, freitags kein Fleisch zu verzehren. Daraus entstand wahrscheinlich die Tradition des Coddle. Dabei handelt es sich um einen Eintopf aus Resten der Vortage, vor allem Wurst und Speck. Diese werden mit Brühe geschmort und mit Gemüse angereichert. Mit einem Coddle am Donnerstag verbrauchte man Fleischreste und geriet am Freitag nicht in Versuchung.
Beef and Guinness Stew (fleischhaltig)
Ein weiteres, sehr populäres Eintopfgericht ist der Beef and Guiness Stew. Die beiden namensgebenden Hauptzutaten sind demnach Rindfleisch sowie ein großzügiger Schuss Guiness Starkbier. Hinzu kommen Zwiebeln, Kartoffeln, Sellerie und Karotten sowie einige regionale Kräuter und Gewürze wie Lorbeer, Thymian und Knoblauch.
Seafood Chowder (fischhaltig)
Für Fans von Meeresfrüchten empfehlen wir das Seafood Chowder. Dabei handelt es sich um einen Oberbegriff für einen Meeresfrüchte-Eintopf, dessen Zutaten je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit variieren. Immer enthalten sind auch hier wieder Kartoffeln sowie eine recht große Menge Sahne. Manchmal wird das Ganze dann noch püriert, sodass es sich beim Chowder dann eher um eine cremige Suppe handelt.
Hauptspeisen
An so manchen Tagen bilden die eben vorgestellten Stews bereits die eigentliche Hauptspeise. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Gerichte, vor allem solche mit Meeresfrüchten, Rind oder Lamm. Dabei ist Shepherd’s Pie sicherlich das bekannteste Hauptgericht der irischen Küche.
Shepherd’s Pie (fleischhaltig)
Aus dem 18. Jahrhundert stammt der traditionelle Shepherd’s Pie. Ähnlich wie beim Coddle ging es ursprünglich um eine möglichst effektive Resteverwertung. Reste vom Lamm wurden zu Hackfleisch verarbeitet, mit viel Guinness und verschiedenem Gemüse wie Möhren und Erbsen gegart und schließlich mit Kartoffelpüree und Käse überbacken. So erhielt man den auch heute noch typischen Pie mit goldener Käsekruste.
Oyster (fischhaltig)
Meeresfrüchte spielen in Irland vor allem in den Küstenregionen eine große Rolle. Eine Sonderrolle nimmt hier die Auster ein, die beispielsweise an der Westküste täglich frisch aus dem Atlantik gefischt wird. Serviert werden Austern in Irland meist roh mit etwas Knoblauch oder aber mit Käse und Speck überbacken. In Galway gibt es jedes Jahr sogar ein entsprechendes Festival, nämlich das Galway International Oyster and Seafood Festival, welches immer Ende September stattfindet.
Smoked Salmon (fischhaltig)
Der wohl bekannteste und beliebteste Fisch auf der irischen Speisekarte ist der Lachs. Fangfrisch aus dem Atlantik, wird er in den Küstenorten geräuchert und direkt vor Ort oder in den Städten verkauft. Am besten schmeckt der irische Räucherlachs angeblich von wild gefangenen Lachsen. Doch auch Zuchtlachse werden zur schmackhaften Räucherspezialität verarbeitet.
Bacon and Cabbage (fleischhaltig)
Irisches Essen ist oft einfaches Essen ohne viel Schnickschnack. Kaum ein Gericht verdeutlicht das so gut wie Bacon and Cabbage. Ein Stück gekochtes Schweinefleisch aus Bauch, Schulter oder Rücken, eine Portion gekochte Kartoffeln und ein bisschen gekochter Kohl – fertig ist Bacon and Cabbage. Als Bacon, also Speck, werden dabei im Allgemeinen alle fetteren Teile des Schweins bezeichnet.
Nachspeisen
Ähnlich wie die meisten Gerichte der irischen Küche sind auch die Nachspeisen eher üppig. Feine Konditorspezialitäten zählen auf der bodenständigen Insel eher weniger zu den typischen Desserts. Wer sich aber für Irish Scones oder einen ordentlichen Plumpudding begeistern kann, ist hier richtig.
Irish Scones (vegetarisch)
Obwohl eigentlich ein traditionelles Teegebäck, lassen sich Besucher Irlands die typischen Irish Scones auch gern als Nachspeise schmecken. Der luftig lockere Teig sollte am besten noch warm sein, dann schmecken die Scones am besten. Garniert werden können die Gebäckstückchen mit Früchten oder Rosinen. Alternativ wird ein wenig Marmelade oder Butter aufgestrichen. Ein toller Genuss und ein absolutes Muss für euren Irland-Urlaub.
Barmbrack (vegetarisch)
Zugegeben, Barmbrack ist nicht wirklich eine Nachspeise, sondern eher so etwas wie ein süßes Brot zum Kaffee oder Tee am Nachmittag. Das Brack enthält Sultaninen und Rosinen und wird getoastet und mit Butter bestrichen zum Tee gereicht. Der Begriff stammt von der irischen Bezeichnung „Bairín Breac“, was so viel wie „gesprenkeltes Brot“ bedeutet und auf die Sprenkel der Rosinen im Teig hindeutet.
Plumpudding (vegetarisch)
Das süße, aber auch sehr mächtige Dessert namens Plumpudding ist eigentlich ein traditionelles Weihnachtsgericht, kommt aber durchaus auch mal abseits der Weihnachtszeit auf den Tisch. Es handelt sich dabei um eine Art Früchtekuchen, der aus England seinen Weg nach Irland gefunden hat. Neben den namensgebenden Pflaumen können auch Rosinen, Johannesbeeren oder Kirschen enthalten sein.
Gur Cake (vegetarisch)
Dem Plumpudding recht ähnlich ist der Gur Cake. Auch bei diesem Kuchen kommen Rosinen zum Einsatz und verleihen dem Gebäck eine fruchtige Note. Früher war der Gur Cake außerdem eine beliebte Möglichkeit, altes Brot zu verwerten. Dieses wurde mit Rosinen und Wasser vermischt, auf einem Blätterteigboden gebacken und anschließend mit Puderzucker überzogen. Das machte den Gur Cake vor allem zu einer beliebten Nascherei für Kinder.
Getränke
In Irland wird gerne und viel Alkohol getrunken. Egal ob dunkles Bier, fruchtigen Cider oder den weltberühmten Single Malt Whiskey – die irische Getränkekarte hat einiges zu bieten. Auch in den Kaffee kommt hin und wieder ein Schuss Whiskey hinein.
Ale und Stout
Irland ist ein typisches Biertrinkerland und Weinfreunde werden dort wohl eher mit Importflaschen Vorlieb nehmen müssen. Bierfans jedoch haben die freie Auswahl aus den typischen obergärigen Ales aus gemälzter Gerste sowie den kräftigen dunklen Stouts, von denen das Guinness aus Dublin mit Sicherheit zu den bekanntesten weltweit gehört. Mittlerweile gibt es neben den traditionellen Sorten aber auch viele andere Guinness-Biere, die es zu probieren lohnt.
Whiskey
Mindestens genauso bekannt wie das Guinness-Bier dürften die irischen Single Malt Whiskeys sein. Seit mehr als 800 Jahren wird auf der grünen Insel Whiskey aus reinem Gerstenmalz destilliert. Eine Besonderheit der irischen Sorten ist das milde, fast süße Aroma. Dies liegt darin begründet, dass das Malz nicht in Kontakt mit Rauch kommt, wie es zum Beispiel bei der traditionellen Variante des Getränks aus Schottland der Fall ist.
Cider
Eine Spezialität aus dem Süden Irlands, nämlich aus Cork, ist der Cider. Der Apfelschaumwein aus vergorenen Äpfeln ist eine weitere irische Getränkebesonderheit. Anders als Cidre aus Frankreich oder deutscher Apfelwein hat irischer Cider einen deutlich höheren Alkoholgehalt von bis zu 12 Prozent, dafür allerdings meist weniger Kohlensäure. Das liegt zum einen am Zuckergehalt der verwendeten Äpfel, aber auch an der speziellen Herstellungsmethode.
Poitín
Wer Whiskey nicht mag, der sollte sich nach dem Essen einen Poitín gönnen. Dieser typisch irische Schnaps aus Gerste kann einen Alkoholgehalt von bis zu 90 Prozent aufweisen und wurde Mitte des 18. Jahrhunderts deshalb sogar verboten. Heute kann Poitín auch wieder legal gekauft werden. Dem Getränk haftet aber immer noch das Verruchte der Schwarzbrennerei an. Der Name ist übrigens eine Ableitung vom Wort „pot“, also Topf und deutet an, dass der Schnaps damals in kleinen, unauffälligen Töpfen destilliert wurde.
Irish Coffee
Seit rund 80 Jahren schmeckt Menschen weltweit der sogenannte Irish Coffee. Zunächst wird dazu Zucker im Glas karamellisiert und irischer Whiskey hinzugefügt. Dann wird starker Kaffee aufgegossen und eine noch flüssige Sahnehaube aufgesetzt. Die Iren selbst nennen das Heißgetränk übrigens Caife Gaelach oder Gaelic Coffee. Erfunden wurde es wohl in einem Flughafencafé im Westen Irlands und nicht, wie oft fälschlicherweise behauptet, in San Francisco.
Vegetarisch & Vegan
Für Veganer ist die irische Küche sicherlich nicht ganz so ideal. Die Viehwirtschaft sowie der Fischfang in den Küstenbereichen haben über die Jahrhunderte hinweg eine zu große Bedeutung gewonnen. Immerhin gibt es einige vegetarische Gerichte, die ihr in Irland mal probiert haben solltet.
Champ
Champ ist ein einfaches, aber sehr schmackhaftes Gericht, welches je nach Region auch als Poundies oder Brúitín bekannt ist. Es handelt sich dabei um Kartoffelpüree, welches mit Frühlingszwiebeln sowie viel Milch und Butter aufgepeppt wird. Einst diente es dazu, aus wenigen Zutaten das Beste gegen den allgegenwärtigen Hunger herauszuholen. Heute genießt man in Irland Champ zum Glück auch ohne größere Not.
Colcannon
Eine Abwandlung des Champ ist der Colcannon, eine Ableitung aus dem keltischen Wort „cál ceannann“ für Weißkohl. Neben Kartoffeln, Milch und Butter ist hier eben jener Weißkohl die Hauptzutat. In einer anderen Variante kommt hingegen Grünkohl zum Einsatz. Obwohl Colcannon heute meist eine Beilage zu Fleischgerichten ist, schmeckt es Vegetariern auch ohne die Fleischeinlage.