Koffer verloren – was tun?


Der wohl schlimmste Start in den Urlaub: Ihr steht voller Vorfreude am Gepäckband und wartet vergeblich auf den Koffer. Während alle anderen Fluggäste schon nach ihren Gepäckstücken greifen, kommt euer Hab und Gut einfach nicht an. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr vorgehen solltet, wenn euer Koffer weg ist und was Airlines in diesem Fall für euch tun.

Erste Schritte bei Gepäckverlust

Als Erstes die gute Nachricht: Verlorenes Gepäck taucht sehr wahrscheinlich wieder auf, ärgerlich ist es natürlich trotzdem. Haltet beim Verschwinden des Koffers nachfolgende Schritte ein, um ihn hoffentlich baldmöglichst wieder bei euch zu haben.

1. Andere Gepäckbänder checken

Zunächst gilt es: Ruhe bewahren, denn meist wird der Koffer recht schnell wieder aufgefunden. Checkt unbedingt das benachbarte Transportband. Denn manchmal passiert es, dass der Koffer versehentlich auf dem falschen Gepäckband landet.

Tipp #1: Teilt schon beim Packen das Gepäck sinnvoll auf mehrere Koffer auf, damit ihr im Falle eines Gepäckverlustes nicht komplett ohne Sachen dasteht. Wertgegenstände, Reisepass (Tipps beim Verlust vom Reisepass), Wechselunterwäsche, Zahnbürste, Laptop, das Smartphone mit Ladegerät sowie wichtige Medikamente gehören ins Handgepäck.

Koffer am Gepaeckband
Ist der Koffer auf dem Gepäckband?

2. Das Problem melden

Fährt der Koffer keine Runden auf dem benachbarten Gepäckband, erkundigt euch nach dem Gepäckschalter, der sich meist in der Ankunftshalle des Flughafens befindet. Den Gepäckverlust sollte ihr in jedem Fall unverzüglich dort melden. Am Hinweisschild „Lost and Found“ erläutert ihr dann euer Problem. Neben einer Beschreibung der verlorenen Gepäckstücke müsst ihr außerdem das Flugticket mit der Gepäckregistrierungsnummer vorzeigen.

Tipp #2: Merkt euch die Marke, das Aussehen und schon beim Packen des Koffers den Inhalt, um sie im Falle eines Verlustes genau beschreiben zu können. Ein Foto oder eine Liste erleichtert die Suche.

3. Verlustmeldung aufgeben

Der Koffer wird nun anhand der Gepäcknummer gesucht. Sollte er auf die Schnelle nicht auffindbar sein, muss eine Verlustmeldung (PIR – Property Irregularity Report) aufgegeben werden. Auf dieser werden Informationen wie Telefonnummer, Adresse und die Kombination des Sicherheitsschlosses vermerkt. Das Formular könnt ihr auch online auf der Website der Fluggesellschaft ausfüllen, doch es sollte immer das persönliche Gespräch am Flughafen bevorzugt werden.

Tipp #3: Vergesst nicht, euch eine Kopie der Verlustmeldung ausstellen zu lassen, die ihr sehr gut aufheben müsst. Besonders wichtig ist dabei die Referenznummer, mit der ihr euch beim Service nach dem Gepäckstück erkundigen könnt.

4. Verlustmeldung einreichen

Die Verlustmeldung ist für die Airline rechtsbindend und mit ihr besteht ein Anspruch auf Schadensersatz. Der Schadensbericht muss jedoch spätestens zwei Tage nach dem Verlust des Koffers bei der Fluggesellschaft eingereicht werden. Sonst kann sich die Airline nämlich darauf berufen, dass zu viel Zeit verstrichen ist und der Anspruch verfällt.

5. Daumen drücken

Oft taucht das Gepäckstück sehr schnell wieder auf und wird noch am selben Tag an die angegebene Adresse geschickt. Hier haben jedoch Reisende Priorität, die nicht zur Heimadresse zurückreisen, sondern erstmalig am Urlaubsort übernachten.

Tipp #4: Es empfiehlt sich, den Koffer mit der aktuellen Heim- und Hoteladresse und einem kleinen Vorhängeschloss zu versehen. Im Verlustfall eines kann er von ehrlichen Findern schneller zugeordnet und von unehrlichen Findern nicht so schnell geknackt werden.

Frau mit Rollkoffer
Koffer werden am besten abgeschlossen

6. Die Fluggesellschaft kontaktieren

Sollte der Koffer jedoch unauffindbar bleiben – was zum Glück sehr selten vorkommt, müsst ihr euch an die Fluggesellschaft wenden, mit der ihr gereist seid. Diese stellt euch erst einmal die wichtigsten Hygieneartikel zur Verfügung und erstattet euch im Nachhinein weitere essenzielle Dinge, wie Kleidungsstücke, Rasierer, Duschbad, Handtücher etc.

Tipp #5: Bewahrt die Quittungen der Einkäufe sorgfältig auf, um euch die nötigsten Dinge von der Airline erstatten zu lassen.

Gepäck verloren – gibt es Geld zurück?

In 95 % der Fälle taucht das Gepäckstück wieder auf und wird innerhalb weniger Tage nachgeliefert. Sollte das nicht geschehen, habt ihr das Recht auf Entschädigung.

Wenn der Koffer sich verspätet

Einkaufen auf Kosten der Reisegesellschaft klingt verlockend, denn diese muss nach dem Prinzip der Schadensminderung für die Noteinkäufe am Urlaubsort aufkommen. Hier wird auf Nachfragen häufig auch ein Vorschuss gewährt.

Dabei müsst ihr aber immer die Notwendigkeit des Kaufes beweisen. Der Einkauf von Kleidungsstücken im Wert von 1.000 Euro scheint bei einer Badereise nicht plausibel. Sollte jedoch eine Hochzeit anstehen, ist die Erstattung eines Brautkleides für 1.000 Euro realistischer.

Koffer weg
Wo ist nur mein Koffer?

Außerdem übernehmen fast alle Airlines den Transport der wieder gefundenen Gepäckstücke zum Feriendomizil oder nach Hause. Dieser Service ist somit kostenlos.

Allerdings existieren dabei keine rechtlich festgelegten Leistungen. Jede Fluggesellschaft folgt anderen Bestimmungen und entscheidet oft nach Einzelfall. Außerdem werden First-Class-Reisende eines Luxusliners meist zuvorkommender behandelt als Pauschalreisende einer Billig-Airline. Während manche Gesellschaften nach Gepäckverlust „nur“ Restaurant- oder Hotelgutscheine ausstellen, erstatten andere die verlorenen Gegenstände materiell oder finanziell.

Wenn der Koffer nicht wieder auftaucht

Sollte der Koffer beziehungsweise das Reisegepäck nach drei Tagen immer noch nicht aufgetaucht sein, müsst ihr die Baggage Inventory List (BIL) ausfüllen, in der ihr Inhalt und Wert des Koffers beschreibt. Diese muss nach maximal 21 Tagen bei der Airline eingereicht werden. Wenn der Koffer stark verspätet (nach maximal fünf Tagen) oder eben gar nicht (nach maximal 100 Tagen) auftaucht, habt ihr ein erneutes Recht auf Entschädigung.

Hier wird der Inhalt des Koffers pauschal erstattet. Diese Entschädigung beläuft sich jedoch auf nicht mehr als 1.300 Euro pro Reisenden. Darum gehören die Wertgegenstände immer ins Handgepäck.

Tipp #6: Zwar ist die Fluggesellschaft im Verantwortungsbereich, aber überprüft auch, ob eure eventuell abgeschlossene Reiseversicherung einen Gepäckverlust abdeckt. Diese übernimmt nämlich meist die Erstattung besonders teurer Wertgegenstände, wenn ihr deren Wert auch glaubhaft nachweisen könnt. Eine Gepäckversicherung lohnt sich also durchaus, wenn der Wert eures Koffers die 1.300 Euro weit überschreitet.

Außerdem kann bei endgültigem Gepäckverlust der Reisepreis gemindert werden, da der Wert der Reise durch den entstandenen Frust sinkt. Auch hier sind die Entschädigungsansprüche je nach Gesellschaft wieder sehr uneinheitlich. Bei einer Pauschalreise könnt ihr auf eine Entschädigung von circa 25 % des Reisepreises hoffen – und zwar an jedem Tag, an dem das Gepäckstück fehlt. Luxus-Airlines erstatten sogar bis zu 50 % pro Tag.

Discleamer

Die Regelungen richten sich nach dem Montrealer Abkommen. Dieses gilt für alle EU-Fluggesellschaften und dann, wenn Abflugs- und Zielort in den Ländern liegen, die sich nach diesem Abkommen richten. Dazu gehören beispielsweise alle EU-Staaten, die USA und Japan. Da sich die Regelungen ändern können, sollte man sich bei der jeweiligen Airline nach den aktuellen Bestimmungen informieren.

Ursachen für Gepäckverlust

Die gute Nachricht: Trotz boomender Flugindustrie nimmt Gepäckverlust immer mehr ab. Die Ursachen bleiben jedoch ähnlich – Probleme beim Transfer durch Verspätungen, fehlende Zeit bei Zwischenstopps oder komplett gestrichene Flüge. Auch bei Streiks, fehlerhaften Kofferbeschriftungen oder plötzlichen Wetterumschwüngen herrschen Stress und Chaos in der Logistik des Flughafens, was einen Gepäckverlust zur Folge haben kann.

Risiko minimieren

Um das Risiko eines Gepäckverlustes zu mindern, solltet ihr immer die sowieso stressfreieren Non-Stop-Flüge buchen. Wenn dies nicht möglich ist, plant genug Zeit für Boarding und Umstiege ein – mindestens eine Stunde und besser mehr.

Checkt, wenn möglich, ob der Strichcode am Koffer fest angebracht ist. Löst sich der Code, gehen damit auch die Infos über den Besitzer verloren. Weiterhin kann es passieren, dass der Koffer zu unförmig oder schlecht verzurrt ist, sodass er beim Verladen hängen bleibt. Achtet also auf überhängende Tragegurte oder lose Griffe und hängt keine Gegenstände wie einen Schlafsack von außen an den Koffer. Unförmige oder runde Stücke sollten lieber als Sperrgepäck aufgegeben werden.

Tipp #7: Anhänger, Neonfarbe, Sticker oder Schleife – ein kreativ gestalteter Koffer sieht nicht nur schöner aus, sondern fällt auch auf dem Gepäckband besser auf. Die Verwechslungsgefahr wird dadurch massiv reduziert, denn über 80 % der Koffer sind schwarz und unauffällig. Verzichtet außerdem auf teure Koffer, denn bei Verlust steigt der Ärger dabei noch mehr als ohnehin schon.

Wer das Risiko für Gepäckverlust nicht nur mindern, sondern komplett umgehen möchte, reist dagegen nur mit Handgepäck.

Flughafen Mann Handgepaeck
Mit Handgepäck reist ihr am sichersten

Kurioses vom Flughafen

Verloren gegangenes Gepäck ist ärgerlich, doch es geht es immer schlimmer – wie diese vier kuriosen Fälle beweisen.

Fall 1: Kontrolle mit Service

Nachdem Jan in Tel-Aviv im Securitycheck gelandet war, musste er am Zielflughafen Berlin ziemlich lange auf sein Gepäck warten. Als dieses endlich aufs Rollband purzelte, war die Verwunderung bei Jan groß: Seine Kleidung war plötzlich ordentlich gefaltet und er stieß auf einen Scheck der Flughafenverwaltung von Tel-Aviv. Die entschuldigende Begründung: Der Gurt seines Rucksacks wurde bei der Durchsuchung beschädigt.

Fall 2: Pech mit dem Handgepäck

Auch Handgepäck kann einmal verloren gehen, was Marcs Geschichte beweist. Er reiste extra nur mit Minitasche nach Kiew, wurde aber am Flughafen gebeten, diese im Frachtraum zu verstauen, da die Ablageflächen im Flieger schon voll waren. Pech gehabt, die Tasche ging verloren und erreichte Marc erst am letzten Tag seiner Reise. Immerhin ging es mit Gepäck wieder zurück.

Fall 3: Körper- statt Handgepäck

Während Marc sein Handgepäck wohl in der Hand gelassen hätte, reichen anderen Passagieren die Hände allein nicht aus. Zahlreiche Fälle zeigen Fluggäste, die sich ihr „Handgepäck“ um den Körper binden, damit es nicht unter die Gepäckbestimmungen fällt. Vielleicht etwas warm, aber meistens machbar.

Fall 4: Nicht ohne mein Bier

Oder ihr macht es wie ein Australier, der nur mit einer einzigen Dose Bier eincheckte – die natürlich nicht als Handgepäck durchging, im Frachtraum gelagert werden musste und schließlich ganz einsam auf dem Gepäckband wieder abgeholt wurde.

Habt ihr selbst schon einmal Gepäck verloren und ist es wiederaufgetaucht? Wir sind gespannt auf eure Geschichten und vielleicht findet sich darunter ja sogar eine neue „Kuriosität vom Flughafen“.

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