Im Urlaub krank zu werden, das klingt für viele Reisende nach dem Super-GAU. Nicht nur, dass damit die wertvolle Zeit flöten geht. Vielleicht seid ihr auch verunsichert, wo ihr Hilfe findet, wie es mit dem Versicherungsschutz im Ausland aussieht oder welche Dokumente ihr benötigt. Hilfreiche Tipps und Tricks findet ihr hier.
Versicherungsschutz vorab klären
Wenn ihr bereits krank seid, ist es zu spät, um aus dem Urlaub noch wichtige Fragen rund um den Versicherungsschutz zu klären. Es ist deshalb wichtig, dass ihr vor der Reise bei eurer Krankenversicherung prüft, ob ihr auch im Ausland mitversichert seid – wo genau und für welchen Zeitraum. Gesetzliche Krankenkassen bieten in der Regel in allen EU-Ländern denselben Versicherungsschutz wie in Deutschland auch. Inbegriffen sind dabei neben ambulanten sowie stationären medizinischen auch zahnärztliche Behandlungen und einige Arzneimittel. Privatärztliche Behandlungen müssen hingegen aus der eigenen Tasche gezahlt werden. Fragt deshalb zur Sicherheit stets vor Ort noch einmal nach, ob die Kosten mit eurer Versicherungskarte tatsächlich übernommen werden.
Bei privaten Krankenkassen können die Regelungen abweichen. Auch hier gilt es deshalb, sich rechtzeitig zu informieren und gegebenenfalls eine Zusatzversicherung abzuschließen. Dies ist zudem bei gesetzlichen Krankenkassen oftmals notwendig, wenn die Auslandsreise in ein Nicht-EU-Land führt. Bei vielen Versicherungen entfällt damit der Schutz oder sie sind nur für einen gewissen Zeitraum gültig, beispielsweise für maximal 30 Tage pro Jahr. Um dennoch in eurem Urlaub ausreichend krankenversichert zu sein, müsst ihr eine private Auslandskrankenversicherung abschließen. Diese kostet nur wenige Euro pro Jahr. Es empfiehlt sich ein ausgiebiger Anbietervergleich, denn nicht nur die Preise, sondern auch die inbegriffenen Leistungen schwanken mitunter stark.
Reise vorbereiten
Neben der Klärung des Versicherungsschutzes, welcher in der Regel ab dem ersten Tag des Abschlusses gültig ist, stehen noch weitere Reisevorbereitungen für den Krankheitsfall an. Packt alle Dokumente ein, die ihr bei einer Erkrankung benötigen könntet. Dazu gehören:
- Versichertenkarte
- Nachweis über private Auslandskrankenversicherung
- Kontaktdaten eurer (Auslands-) Krankenversicherung
- Informationsblatt der Versicherung
- Impfpass
- Gesundheits-Pass (Allergie, Diabetes, etc.)
- Informationen über benötigte Medikamente
- Informationen über Grunderkrankungen
- Liste der Notfallrufnummern
Was genau ihr mitnehmen müsst, hängt also von eurem grundlegenden Gesundheitszustand ab und ist somit im Einzelfall zu prüfen. Eventuell solltet ihr das gesondert mit euren Arzt besprechen. Je nach Urlaubsziel müsst ihr dort aufgrund der Reiseimpfungen sowieso hin. Oftmals sind bei den Unterlagen nicht die Originale notwendig, sondern Kopien wie beispielsweise vom Impfpass reichen aus. So ist der Schaden im Fall eines Verlustes oder Diebstahls der Dokumente weniger gravierend.
Reiseapotheke einpacken
Beim Koffer packen dürft ihr eure Reiseapotheke nicht vergessen. Auch Menschen, die keine regelmäßigen Medikamentebenötigen, sollten zumindest eine Grundausstattung mit an Bord haben. Dazu gehören beispielsweise Schmerztabletten, Durchfallmittel und ein Nasenspray. Zudem dürfen Verbandsmaterialien wie Pflaster natürlich keinesfalls fehlen.
Verhalten im Krankheitsfall
Werdet ihr krank, während ihr euch im Urlaub befindet, hängt das richtige Verhalten vom Einzelfall ab. Wisst ihr, dass es sich nur um eine harmlose Erkrankung wie eine Erkältung oder etwas Durchfall nach scharfem Essen handelt, könnt ihr euch erst einmal selbst behandeln. Viel Ruhe, Tee und die richtige Medizin können bereits ausreichen, damit ihr schnell wieder fit seid. Auskurieren lautet also die Devise – auch wenn ihr eigentlich ganz andere Pläne für euren Urlaub hattet.
Hält sich die Krankheit aber hartnäckig oder ihr seid euch unsicher, wo das Problem liegt, solltet ihr euch medizinische Beratung suchen. Als erste Anlaufstelle ist dafür die Apotheke gut geeignet. Das Personal kann euch bestenfalls beraten und somit entweder einen ortsansässigen Arzt empfehlen oder die passenden Medikamente mitgeben.
Medikamente im Ausland kaufen
Selbst eine umfassende Reiseapotheke ist keine Garantie, dass ihr im Krankheitsfall immer die benötigte Medizin dabei habt. Ihr könnt euch schließlich nicht gegen alle Eventualitäten absichern. Manchmal gehen die mitgenommenen Medikamente bei einer längeren Erkrankung auch schlichtweg aus. Kommt ihr also mit eurer Reiseapotheke nicht (mehr) weiter, führt euch der erste Weg zu einer Apotheke.
Immer wieder kommt es im Ausland zu Fällen gefälschter Medikamente, vor allem in Südostasien sowie Afrika. Auf den ersten Blick lassen sich solche Imitate nicht vom Original unterscheiden. Diese Präparate sind nicht nur wirkungslos, sondern können sogar gesundheitsschädliche Ersatzstoffe enthalten. Am sichersten fahrt ihr deshalb mit Medikamenten, welche ihr selbst aus Deutschland mitgebracht habt. Ist das nicht möglich, könnt ihr euch mit folgenden Maßnahmen vor dem Betrug schützen:
- Kauft Medikamente ausschließlich in Apotheken, bestenfalls bei bekannten Ketten
- Werft einen Blick auf das Verfallsdatum der Verpackung und fragt direkt nach, woher die Medikamente kommen
- Prüft, ob eure Reisekrankenversicherung einen Beratungsservice für Arzneimittel anbietet
Krank vor Ort – wer hilft?
Bei langwierigen oder schlimmeren Erkrankungen solltet ihr stattdessen oder hinterher einen Arzt aufsuchen. Das kann sich je nach Land und aktuellem Aufenthaltsort aber schwieriger gestalten als in Deutschland. Ihr habt die Möglichkeit, euch vor Ort zu erkundigen. Wie bereits erwähnt, kann dabei unter Umständen die Apotheke oder ein Informationszentrum weiterhelfen. Auch die Rezeptionen in den Hotels zeigen sich in solchen Fällen meist hilfsbereit.
Manchmal ist es ratsam, direkt ins Krankenhaus zu gehen. Das ist besonders bei akuten Beschwerden wie starken Schmerzen oder einer schweren Infektion sinnvoll und oftmals einfacher, als einen Termin bei einem Arzt zu vereinbaren. In Notfällen könnt ihr auch im Ausland die betreffende Notrufnummer wählen, sodass ihr von einem Krankenwagen geholt und zeitnah behandelt werdet. Tipp: Speichert stets die Notrufnummern eures jeweiligen Aufenthaltslandes in der Kurzwahl.
Des Weiteren könnt ihr euren Versicherer anrufen. Die Notfallnummer habt ihr schließlich mit allen wichtigen Dokumenten im Rahmen der Reiseplanung eingepackt. Die Versicherung kann euch im Regelfall eine Liste mit Ärzten vor Ort geben oder zumindest wichtige Tipps zu eurem weiteren Vorgehen. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr auch gleich noch einmal nachhaken, ob die Kosten für die Behandlung übernommen werden und welche Belege dafür notwendig sind.
Wer bezahlt die Behandlung?
Im europäischen Ausland könnt ihr euch in den meisten Fällen direkt „kostenfrei“ mit eurer Versichertenkarte behandeln lassen – wie in Deutschland auch. Dennoch kann es auf Reisen innerhalb sowie außerhalb der EU passieren, dass ihr in die Vorleistung gehen müsst. Ihr bezahlt kleinere Behandlungen somit per Vorkasse aus der eigenen Tasche. Nach eurer Rückkehr reicht ihr die Belege bei eurem Versicherer ein, welcher euch die Kosten erstattet. Dies kann allerdings einige Wochen bis Monate dauern.
Für euch bedeutet das: Ihr müsst stets genügend Bargeld oder zumindest eine Kreditkarte mit ausreichend hohem Überziehungsrahmen dabei haben. Übersteigen die Kosten bei einer größeren Behandlung eure finanziellen Möglichkeiten, ist ebenfalls der Versicherer euer Ansprechpartner. Schildert per Telefon die Problematik und lasst euch beraten. Meist übernimmt die Versicherung in solchen Fällen direkt die Abrechnung mit dem Arzt beziehungsweise Krankenhaus.
Belege mitnehmen
In jedem Fall – Vorkasse oder direkte Abrechnung mit dem Versicherer – müsst ihr alle Belege der Behandlung im Ausland aufbewahren sowie nach Deutschland mitnehmen. Diese Dokumente dienen einerseits dem Nachweis über jene Kosten, die ihr aus eigener Tasche bezahlen musstet. Ihr reicht sie nach eurer Rückkehr bei der Versicherung ein. Fehlen diese Belege, wird euch der Betrag unter Umständen nicht erstattet.
Andererseits sind diese Dokumente wichtig für euren Hausarzt, damit sie in die Krankenakte aufgenommen werden können. Er sollte die Diagnose, die Therapie und eventuell eingesetzte Arzneimittel nachvollziehen können – falls im weiteren Verlauf Folgeprobleme auftreten. Wie müssen solche Belege aussehen?
- Rechnungsdatum
- Anschrift des Arztes/der Klinik
- Name des behandelnden Arztes
- Name und Geburtsdatum des Patienten
- Diagnose
- Auflistung sämtlicher ärztlicher Leistungen
- Liste der verwendeten Arzneimittel
- Preise der einzelnen Arzneimittel
- Liste der ausgestellten Rezepte
- Zahlungsbestätigung
- Auflistung der Kostenpunkte und eventuellen Steuern
Bei Zahnbehandlungen müssen zudem die behandelten Zähne einzeln bezeichnet werden, damit der Beleg anschließend von der Versicherung akzeptiert wird. Einige Versicherer verlangen anschließend eine beglaubigte Übersetzung der Dokumente. Solche zusätzlichen Kosten müsst ihr aus der eigenen Tasche bezahlen. Auch diesen Aspekt gilt es daher bei der Auswahl einer geeigneten Reisekrankenversicherung zu berücksichtigen.
Informationen zum Krankenrücktransport
Im ungünstigsten Fall wird die Krankheit im Urlaub so schlimm, dass ihr nicht mehr aus eigener Kraft die Heimreiseantreten könnt. Dann besteht die Möglichkeit eines Krankenrücktransports, welcher auch nach Unfällen möglich ist. Anspruch auf einen Heimtransport habt ihr zudem bei den meisten Versicherern im Todesfall.
Ob die Kosten für einen solchen Heimtransport in der Versicherung enthalten sind oder nicht, hängt von der jeweiligen Police ab. Deckt der Versicherer diese nicht ab, könnt ihr euch von Privatanbietern, die Ambulanzflüge anbieten, nach Hause bringen lassen. Die Kosten sind jedoch entsprechend hoch und müssen in dem Fall aus eigenen Mitteln bezahlt werden.
Sinnvoll ist es, von Vornherein eine Versicherung abzuschließen, bei welcher ein Rücktransport im Krankheits- oder Todesfall inbegriffen ist. Dennoch kommt es immer wieder zum Streit, wobei die Meinungen auseinandergehen, ob der Rücktransport tatsächlich „medizinisch notwendig“ war oder nicht. Auch in diesem Fall ist der Versicherer eure wichtigste Anlaufstelle.
Zudem solltet ihr auf die Empfehlungen der Ärzte hören, den heimischen Hausarzt in die Entscheidung mit einbeziehen und bei einem Krankenrücktransport die Unterlagen über die Gründe dieser Entscheidung mitnehmen – damit die „medizinische Notwendigkeit“ später bewiesen werden kann. Häufig kommt es wegen der vier- oder fünfstelligen Beträge zu Konflikten mit der (Reise-) Krankenversicherung vor Gericht. Der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung kann sich lohnen.
Mein Freund und ich sind zurzeit im Urlaub in Österreich, wo ich aber leider krank geworden bin. Nun ist unsere Reiseapotheke leider schon alle und die Erkältung hält sich hartnäckig. Gut zu wissen, dass man sich in einem solchen Fall eine medizinische Beratung aufsuchen sollte, wo die Apotheke als erste Anlaufstelle gut geeignet ist. Gut zu wissen, dass man Medikamente im Ausland allgemein immer nur in Apotheken kaufen sollte! Ich werde mich mal nach einer geeigneten Apotheke in dem schönen Vöcklabruck umschauen!
Meine Freundin, welche gerade in Österreich im Urlaub ist, schrieb mir eben, dass sie krank geworden sei und sie ihre Reiseapotheke daheim vergessen hätte. Sie haben recht, dass selbst eine umfassende Reiseapotheke im Krankheitsfall nicht immer die benötigte Medizin beinhaltet. Es stimmt, dass man hier dann als allererstes zu einer Apotheke gehen sollte. Das werde ich auch meiner Freundin raten.