Eine lange Reise, eine fremde Kultur – und plötzlich ein ungutes Gefühl, das sich langsam seinen Weg in eure Gedanken bahnt. Der Kulturschock hat schon so manchen Urlaub oder längeren Auslandsaufenthalt vermiest. Wir verraten euch, wie ihr dem Kulturschock Einhalt gebieten könnt!
Was ist ein Kulturschock?
Sicherlich habt ihr schon einmal von dem Sprichwort „Andere Länder, andere Sitten“ gehört. Wie sehr dieses zutrifft, merkt ihr vielleicht erst, wenn ihr tatsächlich in einem Land mit einer völlig anderen Kultur angekommen seid. Die Vorfreude auf den Urlaub war groß, doch plötzlich fühlt ihr euch völlig fehl am Platze, wisst nicht recht, wie ihr euch verhalten sollt und habt Angst, was euch noch erwartet? Dann hat euch wohl der berühmt-berüchtigte Kulturschock erwischt! Weit weg von dem gewohnten Umfeld fällt es ohnehin schwerer, sich wohl zu fühlen. Das wird durch eine fremde Kultur noch einmal gesteigert. Wenn Freunde, Familie und die Heimat fehlen und komplett gegensätzliche Traditionen vorherrschen, ist das Risiko eines Kulturschocks groß.
Zwar erscheint ein Urlaubsland mit all seinen anderen Sitten und Gepflogenheiten zunächst vielleicht verführerisch. In der Realität folgt dann aber nach kurzer Euphorie schnell die Ernüchterung. „Hier kann man sich doch nicht wohlfühlen!“ oder „Ich bin hier einfach total falsch!“ sind typische Gedanken, die den Reisenden dann ohne Vorwarnung ereilen. Doch keine Sorge: Ein Kulturschock ist in vielen Fällen ganz normal und nichts, das nicht zu bekämpfen wäre!
Die Symptome können allerdings belasten, vor allem natürlich im Urlaub. Dazu gehören:
- Stimmungstief und Depressionen
- Wut und Ablehnung
- Unruhe und Verwirrung
- Unsicherheit bis hin zum Verlust des Selbstbewusstseins
- Lustlosigkeit, etwas zu unternehmen
- Isolation
- Einsamkeit
Meist gehen die Gefühle und Symptome außerdem mit Vorurteilen gegenüber des „neuen“ Landes einher und auch das eigene Heimatland wird rasch idealisiert. Was zuvor vielleicht in Deutschland genervt hat, wird nun schmerzlich vermisst – am liebsten würdet ihr daher den Urlaub gleich wieder abbrechen und der neuen Kultur den Rücken kehren. Das ist besonders dann der Fall, wenn ihr durch einen Kulturschock sogar richtig krank werdet und unter körperlichen Symptomen wie Herzrasen oder Zittern leidet.
Heimweh gleich Kulturschock?
Oftmals werden Heimweh und Kulturschock gleichgesetzt, es handelt sich aber nicht immer um dasselbe. So könnt ihr durchaus auch in einem nahe gelegenen Land mit ähnlicher oder gleicher Kultur wie in Deutschland Heimweh haben – beispielsweise in Österreich oder den Niederlanden. Denn „fremd“ ist es ja trotz allem! Ein Kulturschock beruht hingegen auf den drastischen Unterschieden zwischen der eigenen Kultur und jener im Urlaubsland. Dieser begünstigt natürlich noch einmal die Entstehung von Heimweh, weshalb es als ein typisches Kulturschock-Symptom angesehen werden kann.
Wann schlägt der Kulturschock zu?
In seltenen Fällen werden Reisende schon kurz nach der Ankunft im Reiseland von einem Kulturschock „begrüßt“. Die meisten trifft es aber erst nach einigen Tagen, Wochen oder – je nach Aufenthaltsdauer – sogar Monaten. Typischerweise ist der Kulturschock da, wenn die erste Euphorie vorbei ist und auch schon die ersten Sehenswürdigkeiten besichtigt wurden. Denn im Normalfall hält die Begeisterung und die Neugierde auf das neue Land erstmal einige Tage lang an. Es gibt einfach zu viel Ablenkung!
Manchmal entsteht der Kulturschock grundlos, manchmal ist ein auslösendes Ereignis daran schuld. So könnte ein unbewusst fehlerhaftes Verhalten, das bei der fremden Kultur auf Ablehnung gestoßen ist, ein Auslöser sein. Oder die Erwartungen an das Reiseland wurden schlicht nicht erfüllt und eine Enttäuschung stellt sich ein. Weiterhin sind unerwartete Herausforderungen und Probleme oftmals für einen Kulturschock verantwortlich. Zu guter Letzt kann das Wertesystem von Zuhause zu stark von dem Wertesystem im Urlaub abweichen, für Verunsicherung und ein schlechtes Selbstwertgefühl sorgen.
Besonders bei längeren Aufenthalten wie in einem Sabbatjahr ist ein Kulturschock früher oder später ganz normal. Auch gilt, dass er eher dann auftritt, wenn die Unterschiede zur eigenen Kultur im Urlaubsland besonders groß sind.
Kulturschock: Soforthilfemaßnahmen
Hat euch der Kulturschock im Urlaub erwischt, seid ihr diesem aber nicht hilflos ausgeliefert. Ihr könnt aktiv dagegen vorgehen, um euch vor den körperlichen und psychischen Symptomen zu bewahren und so den weiteren Urlaub genießen zu können. Denn es wäre doch zu schade, wenn ihr den lang ersehnten Trip aufgrund des oftmals ganz normalen Kulturschocks abbrechen müsstet.
Tipp 1: Sprachbarrieren überwinden
Ihr solltet versuchen, sprachliche und emotionale Barrieren im Urlaub zu überwinden. Gerade bei längeren Aufenthalten ist es wichtig, sich mit den Einheimischen austauschen zu können. Wenn bereits einige Sprachkenntnisse bestehen, können diese im Urlaub beispielsweise durch einen Kurs weiter ausgebaut werden – anderenfalls ist es auch möglich, diese ganz neu zu erlernen. Das kann in der typischen Umgebung der Sprache besonders viel Spaß machen! Spezielle Wörterbücher für Dialekte, Floskeln und umgangssprachliche Ausdrücke sind ebenfalls hilfreich, um euch schneller zurecht zu finden und in die Kommunikationswelt vor Ort einzuleben.
Tipp 2: Kontakt zu anderen Urlaubern suchen
Ergänzend zur Kommunikation mit den Einheimischen sollten auch andere Urlauber kontaktiert werden. Vielleicht gibt es Gleichgesinnte, die den Kulturschock kennen und persönliche Tipps parat haben, wie er überwunden werden kann. Manchmal hilft es auch schon, über die ungewohnten Bedingungen vor Ort gemeinsam zu lachen und sich gemeinsam einzugestehen, dass es manchmal wirklich schwierig ist, im Urlaubsland zurecht zu kommen. Das stärkt das eigene Selbstwertgefühl und gibt neue Motivation für den weiteren Aufenthalt.
Tipp 3: Am Positiven festhalten
Wenn der Kulturschock zuschlägt, werden die positiven Dinge des Urlaubslandes schnell vergessen. Sie sollten aber nicht allzu sehr in den Hintergrund rücken! Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten, lokale Köstlichkeiten oder ein Brauch, bei dem Touristen gerne mitmachen dürfen – es gibt viele Möglichkeiten, die Gedanken wieder ins positive Licht zu rücken. Auch kann es helfen, die Gepflogenheiten und Regeln des Gastlandes neutral und wertfrei zu betrachten.
Tipp 4: Auszeit gönnen
Wenn gar nichts mehr geht, ist es okay, sich zumindest eine kurze Auszeit von der neuen Kultur zu nehmen. Zwar sollte die Zeit im Urlaub natürlich nicht ausschließlich hinter zugezogenen Vorhängen im Hotelzimmer verbracht werden – aber ihr solltet euch eingestehen, dass ein Rückzug manchmal einfach sein muss. Dabei ist alles erlaubt, was Heimweh und schlechter Laune den Kampf ansagt! Skypen mit der Familie, ein Blick in ein Fotoalbum von Zuhause oder der Lieblingsfilm auf dem Tablet sind nur beispielhafte Aktivitäten, um euren Kulturschock einmal völlig auszublenden. Auch hat sich bewährt, ein Tagebuch zu führen und die Erfahrungen niederzuschreiben. So fällt es leichter, die Erlebnisse zu verarbeiten und mit frischer Motivation das Land zu erkunden.
Tipp 5: Ganz neuen Versuch starten
Nehmt euch vor, dass ihr dem Land nochmal eine ganz neue Chance gebt. Werdet nach der verdienten Auszeit bewusst wieder aktiv, sucht den Kontakt mit Einheimischen und anderen Urlaubern und entscheidet euch für Aktivitäten, die Spaß machen. Vielleicht gibt es eine bestimmte Sportart, die ihr schon immer ausprobieren wolltet und typisch für das Urlaubsland ist? Wie wäre es beispielsweise mit Surfen am Strand oder einer Schnorcheltour, einer Wanderung quer durch den Regenwald oder einer spannenden Kanufahrt? Sicherlich findet ihr etwas, das euch reizt.
Auch solltet ihr euch gerade nach einer Auszeit möglichst langsam wieder an die fremde Kultur herantasten. Wenn es Restaurants mit Speisen von Zuhause gibt, könnt ihr ja erst einmal dort essen und erst nach und nach die heimische Küche ausprobieren. Oder ihr sucht bewusst Touristenzentren auf, um Gleichgesinnte zu treffen. Gebt euch Zeit, die neue Kultur langsam kennenzulernen und einen Schritt nach dem anderen zu machen!
Im Zweifelsfall: Urlaub abbrechen
Ja okay, eigentlich ist dieser „Tipp“ keine Option – vor allem, wenn ihr lange für den Trip gespart und euch sehr darauf gefreut habt. Aber wenn euch der Kulturschock mehrere Wochen lang im Griff hat und ihr alles versucht habt, um ihn zu überwinden, kann der vorzeitige Abbruch des Urlaubs eine Überlegung wert sein. Gerade ein Sabbatjahr soll vor allem Freude bringen und nichts sein, zu dem man sich letztlich zwingen muss. Ihr wollt ja in einigen Jahren positiv daran zurückdenken! Es ist keine Schande, wenn ihr merkt, dass ihr das Ganze eigentlich doch nicht möchtet und euch eingesteht, dass die Heimreise die beste Option für euch ist.
Aber: In den meisten Fällen ist diese Überlegung ohnehin rasch wieder vergessen, da der Kulturschock in der Regel nur kurze Zeit lang anhält. Also Kopf hoch und erst einmal unsere Tipps ausprobieren!
Der Supertipp: Die richtige Vorbereitung
Natürlich müsst ihr aber nicht erst im Urlaub „Gegenmaßnahmen“ für den Kulturschock einleiten. Wer schon weiß, dass er wahrscheinlich rasch an Heimweh leidet oder sich für einen Kulturschock besonders anfällig zeigt, kann sich entsprechend vorbereiten. Zwar sind eine gute Planung und Vorbereitung keine Garantie dafür, das unangenehme Gefühl zu vermeiden, doch sorgt es schon von Anfang an für mehr Sicherheit. Auch wird dem potenziellen Schock so natürlich seine Macht genommen!
1. Für das „richtige“ Ziel entscheiden
Das A und O gegen den Kulturschock ist schon die Wahl des Urlaubsziels bei der Buchung. Wer von vornherein weiß, dass er sich in bestimmten Ländern oder sehr armen, medizinisch schlecht versorgten Gebieten unwohl fühlen würde, sollte diese Ziele gar nicht auf die Liste setzen. Auch empfiehlt es sich, bei wahrscheinlich auftretendem Heimweh eher ein Ziel in der Nähe zu wählen. Schon der Gedanke, dass die Liebsten gar nicht so weit entfernt sind, kann gegen Heimweh und einen Kulturschock helfen.
2. Über Zielland informieren
Ist das Zielland gefunden, sollte die Informationsphase beginnen. Ob unsere Reisetipps, Bücher, Vorträge oder Videos – es gibt viele Möglichkeiten, sich über die Sitten, Traditionen und Gepflogenheiten im Zielland zu informieren. Was in der anderen Kultur okay ist und was gar nicht geht, sollte vor dem Trip in Erfahrung gebracht werden. So fühlt ihr euch gleich bei der Ankunft sicherer und wisst, wie ihr auftreten müsst, um akzeptiert zu werden.
3. Erfahrungen austauschen
Zur Vorab-Information kann auch der Austausch mit Gleichgesinnten gehören, die entweder ebenfalls einen Trip in das Land planen oder – im besten Fall – schon selbst dort waren. Hier gibt es mitunter Insider-Tipps, die euch bestmöglich auf das Urlaubsland vorbereiten. Manchmal werden außerdem Fotos und Videos geteilt, die erste Einblicke in den Urlaubsort geben und ihn so noch greifbarer machen. Denn nur selten sieht es in einem Land wirklich genauso aus wie auf den typischen „Katalogfotos“. Traut euch, konkrete Fragen zu stellen, deren Antworten euch die Angst vor dem Unbekannten und der fremden Kultur nehmen würden.
4. Mögliche Herausforderungen durchspielen
Gerade durch Probleme und nicht gestemmte Herausforderungen wird ein Kulturschock begünstigt. Hier kann es helfen, vorab mögliche Szenarien durchzuspielen. Wie sieht es beispielsweise aus, wenn die von euch gewählte Begrüßungsformel im Zielland etwas Negatives bedeutet oder ihr euch für eine Besichtigung „falsch“ gekleidet habt? Wie würdet ihr euch anschließend verhalten und den möglichen Konflikt oder das Fettnäpfchen aus dem Weg räumen?
Tipp: Auch hier können wieder Tipps aus Foren helfen. Vielleicht haben die bereits in das Land gereisten Urlauber solche und ähnliche Szenarien erlebt und können euch wertvolle Hinweise an die Hand geben, wie ihr souverän aus der Situation herauskommt. Das stärkt im Vorfeld das Selbstbewusstsein und wappnet euch gegen mögliche Fettnäpfchen.
5. Wenn möglich: Gemeinsam reisen
Ein Kulturschock tritt besonders oft auf, wenn man alleine reist. Denn: Es gibt erstmal niemanden, mit dem man sich austauschen und über negative Erfahrungen sprechen kann. Daher ist es besser, gemeinsam zu reisen. Ist es möglich, dass euer Partner, die beste Freundin oder jemand aus der Familie mitkommt? Das wäre die beste Option. Alternativ gibt es Reisegruppen, die sich schon vor dem Urlaub kennenlernen oder zumindest während der gemeinsamen Reise in Kontakt treten. Ist auch das keine Möglichkeit, könnte das Treffen mit Reisegruppen vor Ort eine Alternative sein. Informiert euch im Zielland über Treffpunkte oder schließt euch Stadtführungen in Gruppen an, um Kontakte zu knüpfen.
6. Vorbeugend packen
Ihr wisst schon, dass ihr wahrscheinlich im Urlaub an Heimweh leiden werdet? Dann solltet ihr neben der klassischen Reiseapotheke auch eine zusätzliche gegen Heimweh einpacken. Was rein darf? Alles, was an die Heimat erinnert! Fotoalben, USB-Sticks mit Videos drauf oder vorab verfasste Briefe eurer Lieben sind ebenso geeignet wie ein Kuschelkissen mit dem Duft der Heimat. So sagt ihr von vornherein dem Kulturschock den Kampf an.