Australien ist ein fernes und dennoch äußerst beliebtes Reiseziel. Spannende Städte, malerische Strände und atemberaubende Riffe zum Tauchen und Schnorcheln machen Down Under zu einem Traumziel für den nächsten Urlaub. Doch an manchen Küsten lauern auch Gefahren, zum Beispiel durch hochgiftige Quallen.
Überblick
Quallen gibt es überall in den Weltmeeren. Die meisten davon sind völlig ungefährlich. Selbst die Feuerquallen, die auch an deutschen Küsten, zum Beispiel an der Nordsee, vorkommen, verursachen zum Glück kaum mehr als leichte Hautreaktionen. Ganz anders sieht es da hingegen bei manchen Quallen an Australiens Küste aus. Vor allem an der Nord- und Ostküste gibt es einige richtig gefährliche Arten.
Neben vielen ungefährlichen Quallenarten leben an Australiens Nord- und Ostküste auch einige Arten der Klasse der sogenannten Würfelquallen. Diese gelten als besonders gefährlich und immer wieder gibt es an Australiens Stränden Vorfälle, wenn Badende einem dieser Meeresbewohner zu nahe gekommen sind.
Was sind eigentlich Quallen?
Wir alle kennen Quallen als die glibberigen Kreaturen aus der Nord- oder Ostsee oder auch dem Mittelmeer. Die beinahe durchsichtigen Tiere mit dem charakteristischen Schirm schweben geradewegs durch das Wasser und wirken in größerer Zahl höchstens einmal störend beim Badetag am Strand.
Die wenigsten wissen allerdings, dass die Quallen eigentlich keine eigenständige Tierart sind. Es handelt sich dabei um Nesseltiere, zu denen auch Anemonen oder Korallen gehören. Quallen sind lediglich ein besonderes Stadium dieser Tiere. Die Nesseltiere sitzen nämlich erst einmal an Felsen oder am Meeresboden fest.
Dann allerdings stoßen die Tiere einen Teil des Körpers ab, aus dem sich die eigentliche Qualle entwickelt. Diese kann sich dann frei im Wasser bewegen und fortpflanzen. Dabei werden Larven produziert, die sich wiederum an Felsen oder dem Boden festsetzen und den Zyklus erneut starten.
Das typische Äußere einer Qualle besteht aus besagtem Schirm, durch dessen Kontraktion sich die Qualle fortbewegen kann. Hinzu kommen lange Tentakel, mit denen das Meer nach Nahrung abgesucht wird. An diesen sitzen Nesselzellen, die bei Kontakt mit anderen Meeresbewohnern ein Gift verströmen und so die potenzielle Beute lähmen. Genau diese Art der Beutebeschaffung kann mitunter auch badenden Menschen zum Verhängnis werden.
Hier gibt es Quallen an Australiens Küste
Nesseltiere mit Quallenstadium gibt es in so ziemlich allen Meeren und somit auch vor Australiens Küsten. Während an der Süd- und Westküste jedoch eher ungefährliche Arten zu finden sind, häufen sich die Vorkommen der gefährlichen Würfelquallen an der Nord- und Ostküste, aber auch bis hinunter nach Fraser Island. Auch die beliebten Riffe vor Exmouth oder das Great Barrier Reef können betroffen sein.
Insgesamt sind gefährliche Zusammenstöße mit Würfelquallen vor Australiens Küste zwar selten, kommen aber immer wieder vor. Auch Todesfälle hat es schon gegeben. Heute werden belebte Badestrände mit Quallennetzen abgeschirmt oder es werden Quallenschutzanzüge verliehen. Dennoch bleibt für Badende und Schnorchler in Australien immer ein Restrisiko. Das gilt vor allem für die Zeit zwischen den Monaten Oktober und Mai, dem australischen Sommer.
Gefährliche Quallen in Australien
Die Klasse der Würfelquallen ist von allen Quallenarten sicher die Gefährlichste. Die Tiere zeichnen sich durch einen würfelförmigen Schirmkopf aus, der oft nur wenige Zentimeter misst. Dafür verfügen manche dieser Quallen aber über Tentakel, die bis zu drei Meter lang werden. Im Wasser sind diese Tentakel kaum wahrnehmbar. Erst, wenn es leider schon viel zu spät ist, bemerkt man den Kontakt mit den Tieren.
Einer der berüchtigtsten Vertreter der Würfelquallen ist Carukia barnesi, auch Irukandji genannt. Ihr Schirm misst nur ein bis zweieinhalb Zentimeter, doch die fast unsichtbaren Tentakel können bis zu einem Meter lang werden. Das Gift der Irukandji verursacht das Irukandji-Syndrom mit teilweise sehr schweren Rücken-, Brust-, Bauch- und Kopfschmerzen.
Noch gefährlicher ist Chironex fleckeri, auch als Seewespe bekannt. Diese Wesen mit glockenförmigem Schirm strecken 60 bis zu drei Meter lange Tentakel aus. Diese sondern ein Gift ab, welches in wenigen Minuten zum Tod führen kann. Bislang gab es 63 dokumentiere Todesfälle durch Begegnungen mit Seewespen.
Ungefährliche Quallen an Australiens Küste
Natürlich ist nicht jede Qualle, die vor den Küsten Australiens durchs Wasser schwebt, gleich eine Gefahr. Es leben hier wahrscheinlich mindestens ebenso viele harmlose Schirm-, Ohr- und Scheibenquallen wie Würfelquallen. Doch ob man im Zweifelsfall rechtzeitig den Unterschied feststellen kann, ist eine andere Frage.
Tatsächlich gibt es auch immer wieder Beobachtungen neuer und bislang unbekannter Arten. Erst 2022 entdeckte eine Meeresbiologin vor Cronulla an der australischen Ostküste eine neue Quallenart, von der bisher noch nicht bekannt ist, welche Gefahr von ihr auszugehen mag. Beim Schwimmen vor den Küsten Australiens ist es also besser, lieber etwas vorsichtig zu sein – etwa mit einem Quallenschutzanzug.
Berührungen mit einer Qualle – das passiert
Quallen verfügen bekanntlich über lange Tentakel, mit denen sie wortwörtlich das Meer nach Beute durchstreifen. An diesen Tentakeln befinden sich sogenannte Nesselkapseln. Diese sind mit Gift gefüllt, welches je nach Quallenart unterschiedlich stark ist. Berührt ein Beutetier oder eben ein Mensch so eine Kapsel, wird das Gift freigesetzt.
Die Nesselkapseln verfügen aber nicht etwa über Stacheln oder Haken, um die Haut der Beute zu durchdringen. Stattdessen explodieren sie bei Kontakt mit enormem Druck. Das Gift wird also regelrecht in die Haut gepresst und entfaltet dadurch rasch seine Wirkung. Je nachdem, wie stark die Explosion ist, kann damit auch Menschenhaut durchdrungen werden.
Die für uns Menschen ungefährlichen Quallen sind ebenfalls giftig, nur durchdringt deren Gift unsere Haut nicht oder ist zu schwach dosiert. Bei den weniger gefährlichen Arten wie den hierzulande berüchtigten Feuerquallen kommt es zu einem Juckreiz, Rötungen und leichten Schmerzen. Nur Allergiker zeigen in ungünstigen Fällen stärkere Reaktionen, die schnell behandelt werden sollten.
Bei Würfelquallen wie der Seewespe ist die Explosion der Nesselkapseln stark genug, um unsere Haut zu durchdringen. Zugleich ist das Gift von einer solchen Zusammensetzung, dass es nicht nur starke Schmerzen verursacht, sondern auch die Haut zerstört, die Muskeln schwächt und vor allem den Herzmuskel angreift.
Besonders gefährdet: Allergiker & Kinder
Kontakt mit giftigen Quallen kann bei Allergikern oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Störungen zu ernsten Symptomen führen. Atemnot und Herzrhythmusstörungen sind vor allem dann gefährlich, wenn sich die betroffene Person noch in tiefem Wasser befindet und vielleicht nicht mehr rechtzeitig an Land kann.
An Australiens Küste kommt es zudem überdurchschnittlich häufig zu Vorfällen mit Kindern und Würfelquallen. Kinderhaut ist dünner und kann von den Nesselkapseln leichter durchdrungen werden. Wer in Australien Urlaub macht und die wunderschönen Strände und Riffe sorgenfrei genießen möchte, der sollte sich und seine Kids daher am besten mit Quallenschutzanzügen ausstatten. Diese schützen vor den Tentakeln der Würfelquallen und bieten zudem einen guten Schutz gegen die heiße Sonne im australischen Sommer.
Erste-Hilfe bei Quallenkontakt
Die Strände Australiens sind auf die Gefahren durch Quallen recht gut vorbereitet. Überall befinden sich Warnschilder mit den entsprechenden Hinweisen, wie im Notfall zu verfahren ist. Außerdem gibt es an den beliebtesten Stränden geschultes Notfallpersonal und viele Strandabschnitte sind dazu mit Netzen versehen, die den Badebereich vor Quallen schützen. Trotzdem ist es ratsam, sich vorab über die wichtigsten Regeln und ersten Schritte bei Quallenkontakt zu informieren.
Schritt 1: Person aus dem Wasser holen
Der Kontakt mit einer Seewespe oder einer anderen gefährlichen Quallenart vor Australiens Küste macht sich durch sehr starken Schmerz an der betroffenen Stelle bemerkbar. Schon kurz darauf setzen weitere Symptome ein. Daher ist es zunächst einmal wichtig, die jeweilige Person aus dem Wasser an den Strand zu bringen.
Der wirklich extrem starke Schmerz wird von Betroffenen gern beschrieben, als würde man mit glühenden Eisen berührt werden. Konzentriertes Schwimmen sowie Orientierung fallen daher schwer. Ein Ertrinken zu verhindern, ist also immer der wichtigste Schritt in der Ersten-Hilfe bei Kontakt mit Quallen und deren Nesseln.
Schritt 2: Hilfe anfordern
An den meisten öffentlichen Stränden gibt es Rettungsschwimmer oder ähnliches Aufsichtspersonal, das für einen solchen Notfall ausgebildet sind. Diese sollten sofort verständigt werden, etwa durch lautes Rufen oder durch Handzeichen. Oft bringen diese Helfer dann auch die nötigen Gerätschaften für die weiteren Schritte mit.
Ist kein Rettungsschwimmerturm in Sicht oder befindet man sich abseits der offiziellen Strände, dann ist der Griff zum Telefon der nächste logische Schritt. Die Nummer für den Notruf in Australien ist 000. Schon das Stichwort „Box Jellyfish“ (Würfelqualle) reicht aus und der Notdienst weiß, um welchen Notfall es sich handelt.
Schritt 3: Essig auftragen
Leider gibt es gegen die meisten Gifte von Würfelquallen keine Gegengifte. Daher ist es zunächst wichtig, das Gift, welches sich noch in den Nesselkapseln befindet, zu neutralisieren. Handelsüblicher Essig hat sich dabei mehr als bewährt. Deswegen stehen Kisten mit Essig für den Bedarfsfall auch an vielen Stränden in Australien.
Der Essig sollte einfach über die attackierte Stelle am Körper gegossen werden. Dies verhindert, dass Nesselkapseln, die noch nicht explodiert sind, ihr Gift weiter in den Körper abgeben. Tatsächlich sind selbst abgetrennte Tentakel noch nach vielen Stunden nach wie vor giftig und sollten auch von den Ersthelfern nicht berührt werden.
Schritt 4: Tentakel entfernen
Bei Kontakt mit einer Würfelqualle ist es wichtiger, die betroffene Person in ein Krankenhaus oder zu einem Arzt zu bringen, als die Tentakel zu entfernen. In anderen Fällen, etwa bei Kontakt mit Feuerquallen oder bei nur leichten Symptomen, sollten die Tentakel jedoch rasch entfernt werden.
In der ersten Aufregung versuchen manche Menschen, die glibberigen Fangarme mit Süßwasser oder Alkohol abzuwaschen. Dabei platzen die Nesselkapseln jedoch erst recht auf und geben weiteres Gift ab. Daher sollte ausschließlich Meerwasser zum Lösen der Tentakel benutzt werden. Alternativ haben sich auch Pinzetten oder das Schaben mit einer Karte, etwa einer Kreditkarte oder einem Ausweis, bewährt.
Essig hat sich beim Ablösen der Tentakel von der Haut ebenfalls bewährt. Neben der neutralisierenden Wirkung löst der Essig auch die Tentakel ab, sodass diese sich dann leicht entfernen lassen. Wer also am Strand von Australien eine kleine Sprühflasche mit Essig dabei hat, der ist nicht wunderlich, sondern wirklich clever.
Vorsorge-Tipps gegen Quallen
Der beste Weg, mit Verletzungen durch Quallen an den australischen Küsten umzugehen, ist, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen. Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln kann man das Risiko vermindern und die Wahrscheinlichkeit einer schmerzhaften Begegnung mit einer Qualle minimieren.
Schutzmaßnahmen an australischen Stränden
In den vergangenen Jahrzehnten ist es immer wieder zu Vorfällen mit gefährlichen Quallen an Australiens Küsten gekommen. Daher haben die Behörden einige Maßnahmen ergriffen, um Reisende und natürlich auch einheimische Badegäste zu schützen. Dazu gehören zum Beispiel eingezäunte Badebereiche sowie der Verleih von Schutzanzügen.
Strände, die mit Netzen geschützt sind, verhindern das Einschwimmen von Quallen äußerst effektiv. Wer nur an Stränden badet, an denen Quallennetze gespannt sind, ist also schon einmal auf der sicheren Seite. Darüber hinaus haben sich Quallenschutzanzüge bewährt, die an vielen Stränden gegen eine geringe Gebühr ausgeliehen werden können. Falls ihr an einsamen Stränden unterwegs seid, lohnt es sich auch einen Schutzanzug selbst zu kaufen.
Quallen im Wasser
Würfelquallen leben fast ausschließlich in ufernahen Gewässern. Da sind flach abfallende Badestrände natürlich ideal. Entsprechend groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Badegäste dort auf Quallen treffen. Vor allem im australischen Sommer kommt es oft zu Begegnungen im Wasser, da die Populationen dann in die Höhe schnellen und ganze Schwärme durchs Meer ziehen.
Wer sich im Wasser befindet und so einen Schwarm Quallen erblickt, sollte vor allem keine Panik bekommen. Hastige Bewegungen können nämlich einen Sog im Wasser erzeugen, der die Tiere erst recht an den Körper heranzieht. Am besten entfernt man sich mit langsamen, gleichbleibenden Schwimmbewegungen in Richtung Ufer.
Während Taucher in der Regel sowieso Neoprenanzüge tragen, gehen die meisten Menschen eher wenig bekleidet schwimmen oder schnorcheln. An der australischen Nord- und Ostküste sollte man sich dies gut überlegen. Ein Schutzanzug mag zunächst störend empfunden werden, kann aber im Zweifelsfall das Leben retten.
Quallen am Strand
Da Würfelquallen und viele andere Quallenarten nah am Ufer leben, werden sie natürlich ab und an von den Wellen an den Strand gespült. Zwar verenden die Tiere dort, da sie von der Sonne ausgetrocknet werden, doch die Nesselkapseln bleiben noch eine ganze Weile aktiv und können ihr Gift auch Stunden nach dem Tod der Qualle verteilen.
Nicht nur gegen kleine Steinchen und heißen Sand, sondern auch gegen den versehentlichen Kontakt mit angespülten Quallen helfen Strand- oder Badeschuhe. Vor allem Kinder sollten nach Möglichkeit nicht barfuß über den Strand tollen – zumindest nicht in der Quallensaison von September bis Mai oder an nicht umzäunten Strandabschnitten.
Wichtige Funktionen der Quallen
Quallen sind nicht immer nur schlecht und gefährlich, sondern tatsächlich auch wichtig für das gesamte Ökosystem, da es sogar einige Arten gibt, die Plastik fressen. Zudem gelten sie in einigen asiatischen Ländern als Delikatesse, Fische und Schildkröten konsumieren gelegentlich auch Quallen. Da sich Quallen schnell vermehren, ist es von Vorteil, dass sie ebenfalls Fressfeinde haben. Sofern sie richtig zubereitet wird, ist die Qualle für uns Menschen auch gesundheitsfördernd und sattmachend.