Das Sprichwort „Andere Länder, andere Sitten“ gilt auch in puncto Trinkgeld. Vor allem die angemessene Höhe ist von Land zu Land unterschiedlich. Wer zu wenig gibt, wirkt geizig. Wer zu viel gibt, kann in kulturelle Fettnäpfchen treten. Ihr wollt eure Dankbarkeit im Urlaub ausdrücken ohne dabei unangenehm aufzufallen? Dann kommt es ganz darauf an, in welchem Land ihr gerade Urlaub macht.
Überblick
Ob Zimmerdienst, Servicekraft in Restaurants und Bars, Kofferträger oder Guide – es gehört in den meisten Ländern zum guten Ton, Trinkgeld als kleines Dankeschön zu übergeben. Allerdings herrscht immer wieder Unsicherheit darüber, wieviel Trinkgeld im Urlaub üblich ist. Zwar gibt es in jedem Land andere Regeln, doch trotzdem gibt es einige Punkte, die universal und nahezu weltweit gelten. Gebt ihr zehn bis 15 Prozent Trinkgeld, so könnt ihr als Urlauber nichts falsch machen. Am besten rundet ihr dabei auf den nächsthöheren Betrag auf. Es gibt jedoch einige Ausnahmen, denn in den USA werden mindestens 20 Prozent Trinkgeld („tip“) gegeben, während ein Extra-Aufschlag in China und Japan wiederum als Beleidigung aufgefasst wird. Hier gilt guter Service nämlich als selbstverständlich. Im Allgemeinen drückt Trinkgeld jedoch eure Zufriedenheit mit dem Service aus und so solltet ihr immer sichergehen, dass das Extra-Geld auch wirklich bei dem gewünschten Mitarbeitenden ankommt. Gebt euer Trinkgeld also am besten persönlich und in bar. Zahlt ihr die Rechnung mit eurer Kreditkarte, so solltet ihr das Trinkgeld trotzdem in bar parat halten, denn so landet es auch wirklich bei der Person, bei der ihr euch für den zufriedenstellenden Service bedanken wollt.
Außerdem ist es sinnvoll, das Trinkgeld in der Landeswährung zu übergeben – idealerweise in kleineren Scheinen oder größeren Münzen. In einigen Weltgegenden sind auch immer US-Dollar willkommen. Seid ihr euch nicht ganz sicher, wieviel Geld ihr eurem Kofferträger in die Hand drücken solltet, seid ihr mit einem Euro pro Gepäckstück auf der sicheren Seite. Der Zimmerservice bekommt einen bis zwei Euro pro Tag für seine Dienstleistungen Auf einem Ausflug mit einer Reisegruppe, einem Busfahrer und einem Touren-Guide solltet ihr das Trinkgeld zusammenwerfen. Hierbei ist es üblich, pro Kopf einen Euro beizusteuern. Ist die Gruppe jedoch sehr klein, solltet ihr zwei Euro dazugeben. Eure Reiseleitung könnt ihr am Ende der Tour ein Dankeschön zustecken, was etwas mehr sein darf als das Trinkgeld für Busfahrer und Reiseleiter.
Auch der richtige Zeitpunkt der Übergabe des Trinkgeldes sorgt oft für Verwirrung. Im Restaurant oder in einer Bar ist es meist üblich, das Trinkgeld beim Bezahlen der Rechnung zu geben. Kofferträger bekommen ihren Zuschlag direkt nach der Übergabe des Gepäcks, während ihr bei Taxifahrten nach Ende der Fahrt den Preis aufrundet. Wann ihr dem Zimmerdienst das Trinkgeld für seine Arbeit gebt, ist abhängig von der Dauer eures Urlaubs. Bei einem kurzen Aufenthalt lasst ihr das Trinkgeld am Ende eurer Reise im Zimmer liegen, wobei ihr bei einem längeren Urlaub ruhig schon einmal zwischendurch ein kleines Dankeschön hinterlassen könnt.
Trinkgeld in Deutschland
Verbringt ihr euren Urlaub in Deutschland, wisst ihr, dass Trinkgelder als ein freiwilliges Dankeschön für einen guten Service angesehen werden. Das Trinkgeld ist in Deutschland kein Muss. Als Tendenz für die Höhe des Trinkgeldes gelten dabei fünf bis zehn Prozent Zuschlag auf euren Rechnungsbetrag. Zahlt ihr mit der EC- oder Kreditkarte, ist es üblich, das Trinkgeld auf dem Tisch liegen zu lassen. Für Bestellungen an der Bar und andere Dienstleistungen gibt es keine etablierte Faustregel – dies hängt allein von eurem Ermessen ab.
Im Hotel könnt ihr am Tag eurer Abreise ein wenig Bargeld auf dem Kopfkissen zurücklassen, um euch beim Zimmermädchen zu bedanken. Viele Menschen geben auch gerne dem Taxifahrer oder beim Friseur ein Trinkgeld. Meistens hängt es davon ab, wie persönlich der Kontakt miteinander war und wie ihr den Service empfunden habt.
Trinkgeld in Österreich
In Österreich sind zehn Prozent des Rechnungsbetrages als Trinkgeld üblich. Den Betrag rundet ihr am besten gleich beim Bezahlen auf. Fremdenführer sowie Taxifahrer erhalten Trinkgeld je nach Ermessen. Die Höhe hängt demnach von eurer Zufriedenheit ab.
Trinkgeld in der Schweiz
In der Schweiz ist das Trinkgeld schon im Endbetrag einberechnet. Sofern ihr möchtet, könnt ihr ein zusätzliches Trinkgeld von fünf bis zehn Prozent geben. Für Zimmerservice und Kofferträger sind zwei bis fünf Franken pro Übernachtung beziehungsweise Gepäckstück üblich.
Trinkgeld in Spanien
In Spanien, einem der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen, wird Trinkgeld ebenso als freundliche Geste verstanden. Die freiwillige Zugabe nennt man hier „propina“. Vor Augen halten solltet ihr euch dabei, dass die Gehälter in Spanien nicht besonders hoch sind und viele Menschen, die in der Dienstleistungsbranche arbeiten, auf ihr Trinkgeld angewiesen sind.
Die Spanier selber geben hingegen selten und wenig Trinkgeld. Fünf Prozent im Restaurant gelten für sie bereits als hohe Summe. In Bars oder beim Friseur findet ihr hingegen Schalen oder Töpfe, wie man sie bei uns von öffentlichen Toiletten kennt. Dort könnt ihr ein kleines Trinkgeld hineinfallen lassen, um mit dem Klimpern den Gastgeber zu ehren. Doch lasst euch nicht aufs Glatteis führen. Es gibt in Spanien wohl hin und wieder Personen, die durch fragwürdige und nicht bestellte Services Trinkgeld verlangen – etwa inoffizielle Parkplatzeinweiser in den Großstädten. Dieses behaltet ihr in einem solchen Falle lieber in der eigenen Tasche.
Trinkgeld in Griechenland
Wenn ihr euren Urlaub in Griechenland verbringt, sind bei einem Besuch im Restaurant zehn Prozent Trinkgeld üblich. Seid ihr aber in einer urigen Taverne, macht ihr mit einem Euro Trinkgeld schon ein deutliches Kompliment an den Gastgeber. Ganz auf das Trinkgeld solltet ihr in Griechenland aber nicht verzichten. Ein kleiner Obolus wird von den griechischen Dienstleistenden von Urlaubern nämlich durchaus erwartet.
In der Regel solltet ihr einfach etwas vom Rückgeld auf eurem Tisch liegen lassen. Da einige Urlauber kein Trinkgeld zahlen, haben inzwischen viele Restaurants einen zusätzlichen Preisaufschlag in der Speisekarte festgeschrieben – vor allem in Urlaubsorten. Bei Kartenzahlung händigt ihr das Trinkgeld in den meisten Mittelmeerländern übrigens persönlich aus, während ihr es bei Barzahlung diskret am Platz zurücklasst.
Trinkgeld in Nordafrika
Was in Ägypten üblich ist, lässt sich auf andere Urlaubsziele in Nordafrika, wie Tunesien oder Marokko, übertragen. Viel mehr als zehn Prozent solltet ihr auch aus eurer Herzlichkeit heraus nicht unbedingt geben, da ein zu hohes Trinkgeld aufgrund von Bescheidenheit als unangemessen gelten kann. Die Ausnahme sind dabei jedoch bereits Orte, in denen es international zugeht. Hier könnt ihr ruhig ein wenig mehr Trinkgeld geben, wenn ihr mögt. Verzichtet auf Trinkgelder für aufgedrängte Dienstleistungen wie das Schießen eines Urlaubsfotos.
Trinkgeld in Frankreich
In französischen Restaurants ist es vielerorts bekannt, dass das Trinkgeld bereits in der Rechnung enthalten ist. Trotzdem lässt man beim Bezahlen zusätzlich und wortlos einige Münzen zurück – die „pourboire“.
Diese Gepflogenheit mag nicht jedem einleuchten, ist aber in französischen Restaurants gängig. In Hotels wird jedoch nicht unbedingt ein Trinkgeld von euch erwartet. Fahrt ihr mit dem Taxi, solltet ihr jedoch euren Fahrpreis etwas aufrunden.
Trinkgeld in Großbritannien
Ein relativ hohes Trinkgeld gibt man in Großbritannien. In Lokalen, in denen ihr speist, ist ein Trinkgeld von etwa 15 Prozent üblich. In Irland ist es etwas weniger – nämlich etwa zehn Prozent. Wenn auf eurer Rechnung jedoch bereits eine „service charge“ aufgeführt ist, könnt ihr weniger Trinkgeld einplanen, da dies schon dem Aufpreis für die Bedienung entspricht. Anders verhält es sich aber in einem Pub. Hier gibt man eigentlich keinen „tip“, sondern spendiert dem Barkeeper eher einmal ein Getränk. Für andere Services in Großbritannien ist ein Pfund ein guter Richtwert für ein angemessenes Trinkgeld – etwa für den Pagen im Hotel oder den Taxifahrer.
Trinkgeld in Italien
Auch im schönen Italien ist das Trinkgeld in Restaurants üblich. Gängig ist, nicht dem Kellner das Geld zu geben, sondern ein bis zwei Euro auf dem Tisch liegen zu lassen, bevor ihr das Restaurant verlasst. In kleinen Bars gibt es dafür meist Sparschweine oder Schälchen. Etwas anders verhält es sich mit dem Trinkgeld in Italien für den Zimmerdienst im Hotel. Pro Tag rechnet ihr am besten mit etwa einem Euro, sodass pro Woche fünf Euro Trinkgeld durchaus angemessen sind. Falls ihr auf der Rechnung über den Begriff “coperto” stolpert: damit ist die Gebühr für das Tischgedeck gemeint.
Trinkgeld in Skandinavien
In Nordeuropa – besonders in Dänemark und Finnland – ist das Trinkgeld für Kellner ebenfalls schon in der Rechnung enthalten, wenn es sich um ein seriöses Restaurant handelt. Dennoch wird auch hier meist aufgerundet, um sich den Austausch kleiner Münzen zu ersparen. Bei besonders gutem Service gebt ihr in der Regel etwa fünf Prozent Zuschlag. Etwas höher ist es im etwas teureren Restaurants, wo ihr nicht unter zehn Prozent Trinkgeld geben sollte.
Trinkgeld in der Türkei
In der türkischen Gastronomie wird „Bakschisch“ von Gästen erwartet. Üblich sind dabei etwa zehn Prozent. Für kleinere Gefälligkeiten gehört es sich in der Türkei so, dass ihr beispielsweise eine Zigarette oder etwas Süßes als Dank und Zeichen des Respekts anbietet. Habt ihr nichts dergleichen dabei, rundet ihr den Preis einfach leicht auf.
Eine Ausnahme ist es jedoch, wenn ihr einen Preis verhandelt habt – beispielsweise auf einem Basar. Dabei ist es nicht üblich, nachträglich doch mehr Geld zu geben, als vereinbart. Dies wird von den Händlern nämlich als unhöfliche Geste oder gar Spott interpretiert. Habt ihr einen All-Inclusive-Urlaub – beispielsweise an der Türkischen Riviera – gebucht, solltet ihr dennoch etwas Geld für Kellner und Zimmerdienst bereithalten.
Trinkgeld in Thailand
In Thailand und Malaysia ist die Kultur deutlich stärker von Gesten geprägt als bei uns. Dies zeigt sich auch beim Thema Trinkgeld. Wenn ihr in Thailand oder Malaysia ein Restaurant besucht, solltet ihr unbedingt etwas mehr als zehn Prozent Trinkgeld geben.
Weniger gilt als geizig und so interpretieren manche Thailänder ein niedriges Trinkgeld sogar als Beleidigung. Da Thailand jedoch ein günstiges Reiseziel ist, sollten die rund 15 Prozent Trinkgeld euer Urlaubsbudget trotzdem schonen.
Trinkgeld in China & Japan
In China und Japan verhält es sich mit dem Trinkgeld gänzlich anders als in den meisten Urlaubsgebieten. Hier ist es nämlich absolut unüblich, Trinkgeld zu geben. Deswegen sind Urlauber, die nicht in internationalen Hotels nächtigen auch oft überrascht, wenn Gastgeber verhalten auf die Anerkennung reagieren. Trinkgeld zu geben gilt hier tatsächlich als Beleidigung. Damit signalisiert ihr scheinbar, dass es dem Gastgeber finanziell nicht gut geht. Gewandelt hat sich diese Denkweise jedoch bereits dort, wo der Tourismus Einzug erhalten hat. Zum Beispiel erwartet der Zimmerservice in den größeren Urlaubsorten Chinas etwa drei Yuan oder einen Dollar für die Dienste. In Japan könnt ihr etwas mehr geben – beispielsweise zwei Dollar.
Trinkgeld in den USA
In den USA genießt Service einen hohen Stellenwert, weswegen auch das Trinkgeld höher ausfällt als im europäischen Raum. In der Regel liegt es zwischen 15 und 20 Prozent. Als Richtwert könnt ihr die Höhe der Tax (Steuer) verdoppeln und auf den Rechnungsbetrag aufschlagen. Bei einer Tax in New York von 8,8 Prozent sind demnach rund 18 Prozent als Trinkgeld angemessen und sollten so auch gegeben werden.
Barkeeper und Kofferträger bekommen meist etwa einen Dollar pro Drink beziehungsweise Gepäckstück. Für den Zimmerservice sind fünf Dollar für drei Nächte empfehlenswert. Berücksichtigt dabei, dass die Löhne in den USA für Dienstleistungen wie Pizzalieferung oder Bedienung sehr niedrig sind und das Trinkgeld einen selbstverständlichen Teil des Gehalts darstellt.