Ihr bekommt ein Baby und wollt euer Glück im anstehenden Jahresurlaub feiern, niedliche Babybauch-Fotos am Strand schießen und Kraft tanken, bevor die aufregende Zeit als kleine Familie beginnt? Doch sicher schießen euch zum Reisen in der Schwangerschaft Fragen durch den Kopf, wenn es um die Planung geht. Den häufigsten Fragen zum Urlaub mit Babybauch gehen wir mit euch auf den Grund.
Allgemeines zur Reise als Schwangere
Verreisen in der Schwangerschaft ist ein weit diskutiertes Thema. Während manche Paare ihre letzten Tage in Zweisamkeit noch einmal im Urlaub verbringen wollen, trauen sich andere werdende Eltern eine große Reise nicht mehr zu, weil Ängste und Sorgen Überhand nehmen. So kommt es natürlich immer auf den Verlauf der Schwangerschaft und das Empfinden der werdenden Mutter an. Wenn ihr euch jedoch gut fühlt und eure Schwangerschaft leicht nehmen könnt, stehen bei einer Reise meist nur einige organisatorische Aspekte an.
Hört am besten auf euer Bauchgefühl (was euch bei der beachtlichen Größe sicher nicht täuscht) und verinnerlicht, wie ihr euch mit dem Gedanken an eine Reise in der Schwangerschaft fühlt. Mit einem Arzt solltet ihr jedoch im Vorfeld unbedingt über den anstehenden Urlaub sprechen und gemeinsam die eventuellen Risiken abwägen.
Grundsätzlich ist ein Urlaub in der Schwangerschaft jedoch meist sehr erholsam und wird von Reiseveranstaltern sogar als „Babymoon“ vermarktet. Der Begriff ist angelehnt an „Honeymoon“, die Hochzeitsreise, und beschreibt den letzten Urlaub des Paares zu zweit. So gibt es einige Hotelketten, die neben Entertainment und Entspannung auch Geburtsvorbereitungskurse, Kochabende, Fotoshootings und Wellness-Programme speziell für werdende Eltern anbieten.
Hinweise zur Reisevorbereitung
Absprache mit dem Frauenarzt
Nachdem euer Gynäkologe euren Gesundheitszustand und die eventuellen Risiken eingeschätzt hat, solltet ihr euch ein ausdrückliches Go für eure Reise von ihm holen. Sprecht daher bereits vor der Buchung mit eurem Arzt oder eurer Ärztin. Lasst euch im Zweifelsfall auch eine Bescheinigung darüber ausstellen, dass ihr in eurer Schwangerschaftswoche auch fliegen dürft.
Mutterpass
Ob am Strand bei einer All-Inclusive-Reise auf Mallorca oder hoch oben in den Bergen bei einem Wanderurlaub in den französischen Alpen – auf eurem Trip solltet ihr unbedingt immer euren Mutterpass bei euch tragen und euch wichtige Begriffe zur Schwangerschaft auch auf Englisch oder in der Landessprache notieren.
Frauenarzt vor Ort
Erkundigt euch außerdem vor eurer Reise nach einem nahegelegenen Krankenhaus sowie einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt vor Ort, der im besten Fall Deutsch oder Englisch spricht. Recherchiert die dazugehörige Adresse und die Telefonnummer und speichert die Daten in eurem Smartphone ab. So könnt ihr euch auch im Urlaub in gute Hände begeben, falls ihr Fragen oder Beschwerden haben solltet.
Notwendige Versicherungen
Außerdem empfehlen wir euch, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen, falls es während oder vor eurer Reise doch zu Komplikationen kommen sollte. Achtet dabei explizit darauf, dass Schwangerschaftskomplikationen als Grund von Rücktritt oder Abbruch der Reise mitversichert sind. Weiterhin solltet ihr eine Reisekrankenversicherung abschließen, die einen „medizinisch sinnvollen Rücktransport“ für euer Reiseland anbietet – ein „medizinisch notwendiger Rücktransport“ ist nämlich meist nicht ausreichend.
Notwendige Impfungen
Da während der Schwangerschaft euer Immunsystem geschwächt ist, solltet ihr nicht mehr in Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko reisen, da ihr viel anfälliger für Krankheiten seid – die sich im schlimmsten Falle auf den Verlauf der Schwangerschaft auswirken können. Dagegen gibt es doch Impfungen? Nein, denn schwangere Frauen können gegen einige Krankheitserreger nicht mehr geimpft werden und auch medikamentöse Therapien könnten problematische Auswirkungen haben. Es gilt die allgemeine Empfehlung, dass Schwangere nur geimpft werden sollten, wenn dies auch unbedingt notwendig ist. In diesem Falle sind die folgenden Impfungen erlaubt:
- Tetanus
- Diphtherie
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
- Hepatitis A und B
- Kinderlähmung
- Typhus
- Gelbfieber
- Tollwut
Wann ist die perfekte Reisezeit?
Stellt euch mal das Worst-Case-Szenario vor: Anstatt beim Frühstücksbuffet ordentlich für Zwei zuzuschlagen und danach am Pool zu entspannen, fühlt ihr euch elend, macht mal wieder nähere Bekanntschaft mit der Kloschüssel und verbringt den restlichen Tag im Hotelbett.
Empfehlung
Damit das nicht passiert, empfehlen Experten, den Urlaub zwischen der 18. und 24. Schwangerschaftswoche anzutreten. Morgenübelkeit, hormonelle Schwankungen und Müdigkeit sind in dieser Zeit meist abgeklungen, der Bauch ist aber noch nicht so groß, dass er euch auf Reisen behindert.
Erstes Schwangerschaftsdrittel
Aber auch hier gilt: Hört auf euer Gefühl, denn nicht jede Frau leidet unter Morgenübelkeit. Solltet ihr euch im ersten Schwangerschaftsdrittel total vital fühlen und habt Lust auf einen Aktivurlaub, dann müsst ihr darauf auch nicht verzichten. Grundsätzlich spricht nämlich nichts dagegen, in den ersten Wochen der Schwangerschaft zu verreisen, wenn ihr euch gesund und fit fühlt. Gut sind hier Reiseziele, die frische Luft und Erholung versprechen. Wie wäre es etwa mit einer Reise an die polnische Ostsee?
Letztes Schwangerschaftsdrittel
Bei einer Reise im letzten Drittel eurer Schwangerschaft ist jedoch Vorsicht geboten, denn neben geschwollenen Füßen, Temperatur- und Stimmungsschwankungen sowie eingeschränkter Beweglichkeit ist das Risiko für eine Frühgeburt hier am höchsten. Wer jetzt noch verreisen will, spricht am besten mit dem Arzt und wählt das Reiseziel mit Bedacht. Ein Urlaub im Wellnesshotel,wo ihr nicht fliegen müsst, bietet sich hier an.
Solltet ihr dennoch mit dem Flugzeug verreisen wollen, achtet in diesem Falle jedoch unbedingt auf die Bestimmungen der Airline, denn manche Fluglinien nehmen euch hochschwanger nur mit einem ärztlichen Attest oder sogar gar nicht mehr mit an Bord.
Welche Verkehrsmittel bieten sich an?
Schwanger fliegen
Einige Airlines nehmen schwangere Frauen nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt mit, der meist mit der 35. Schwangerschaftswoche endet. Außerdem ist es üblich, dass ihr ab der 28. Woche ein ärztliches Attest bei der Fluggesellschaft einreichen müsst. Hiermit verringern die Airlines das Risiko, dass das Baby nicht im Flugzeug zur Welt kommt. Außerdem erteilen die Fluggesellschaften ein Startverbot bei Schwangeren mit der Erkrankung EPH-Gestose, bei einer Mehrlingsschwangerschaft oder bei Placenta Praevia.
Viele schwangeren Frauen fürchten sich beim Fliegen vor einer erhöhten Strahlenbelastung für das Baby. Das Deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt hat dazu einen Grenzwert festgelegt, der bei 1000 Mikrosievert liegt. Dazu ein veranschaulichendes Beispiel: Bei einem Flug von Frankfurt nach New York seid ihr einer Strahlenbelastung von 28 Mikrosievert ausgesetzt – also nicht mal annähernd an dem festgelegten Grenzwert. Euer Baby ist beim Fliegen in den Urlaub daher keiner erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt und auch das Sicherheitspersonal beim Check-in nutzt keine Röntgenstrahlung bei der Kontrolle.
Es gibt jedoch ein erhöhtes Risiko für Schwangere: nämlich die Thrombose. Gebt bei eurem Flug am besten an, dass ihr schwanger seid und äußert den Wunsch nach einem Sitz mit mehr Beinfreiheit. Tragt lockere Kleidung, die die Blutzirkulation nicht zusätzlich stoppt. Achtet während des Fluges darauf, viel Wasser und Tee zu trinken und euch immer mal die Beine zu vertreten. Falls ihr in der Vergangenheit schon einmal Probleme mit Krampfadern hattet, solltet ihr außerdem Thrombose-Strümpfe im Flugzeug tragen. Was ihr noch tun könnt, um das Thrombose-Risiko zu reduzieren:
- Beine weit ausstrecken
- Beine nicht überschlagen
- Füße kreisen
- Schuhe ausziehen
Solltet ihr an starker Flugangst leiden, kann das durch den erhöhten Stress einen negativen Effekt auf eure Schwangerschaft haben. Erkundigt euch im Vorfeld am besten nach geeigneten Meditationsübungen, leichten Medikamenten und beruhigenden Hausmittelchen.
Tipps gegen Flugangst gesucht? Wir haben euch hier Hinweise zur Flugangst zusammengestellt.
Schwanger mit dem Auto verreisen
Solltet ihr eure Reise mit dem Auto antreten, ist es sehr wichtig, dass ihr einen herkömmlichen Dreipunktgurt benutzt, der euch über der Brust und unter dem Bauch entlang optimal schützt. Auch wenn dieser unangenehm spannt, solltet ihr diesen trotzdem eng anlegen. Stellt außerdem die Rückenlehne steil ein, damit der Gurt unter dem Bauch liegt – so kann er nicht auf die Fruchtblase drücken.
Macht außerdem regelmäßig Pausen, bei denen ihr eine kleine Runde lauft, um die Blutzirkulation im Beckenbereich und den Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Schwangere Frauen sollten nur selbst fahren, wenn es nicht anders möglich ist. Das Lenkrad birgt nämlich ein erhöhtes Risiko für Verletzungen. Sollte es zu einem Unfall kommen, ruft bitte sofort den Notarzt oder fahrt ins nächste Krankenhaus.
Bahn fahren in der Schwangerschaft
Die Bahn ist wohl das stressfreiste und sicherste Verkehrsmittel für Schwangere. Hier habt ihr genügend Bewegungsfreiheit und könnt euch bei Bedarf immer mal wieder die Beine vertreten oder die Sitzposition wechseln. Reserviert euch jedoch unbedingt einen Sitzplatz, damit ihr nicht lange suchen oder sogar stehen müsst.
Tipp: Falls ihr öfter mit der Bahn reist, dann haben wir hier Hinweise zur DB Bahncard.
Was sind die besten Reiseziele?
Bei einer langen Anreise erwarten euch eine Klimaveränderung und ein Jetlag, was den Kreislauf und das Immunsystem schwächen kann – ihr seid dann anfälliger für Krankheiten. Daher ist es ratsam, dass ihr ein Reiseziel innerhalb Europas ansteuert, welches die 30-Grad-Marke im Sommer nicht überschreitet. Schwangere Frauen leiden sehr häufig an Kurzatmigkeit, was eine hohe Luftfeuchtigkeit in heißen Orten meist zu einer zusätzlichen Tortur macht. Auch auf anstrengende Rundreisen mit schwerem Rucksack oder abenteuerliche Aktiv-Trips mit straffem Programm solltet ihr lieber verzichten.
Allerdings liegt die Entscheidung bei euch und eurem persönlichen Empfinden. Ihr habt keine Probleme mit Kreislauf-Schwankungen durch Hitze? Dann reist ruhig noch einmal nach Australien. Höhe und abfallender Luftdruck verursachen keinen Schwindel bei euch? Dann macht den lang ersehnten Aktivurlaub in den Bergen. Denn wenn sich die Mama wohlfühlt wirkt sich das auch positiv auf das Baby aus. Allerdings solltet ihr dabei keine gefährlichen Aktivitäten mit erhöhtem Unfallrisiko mehr ausführen, wie Paragliding, Ski fahren, Tauchen oder Rafting.
Schwangere sollten außerdem auf keinen Fall in exotische Länder reisen, in denen Infektionskrankheiten wie Malaria, Hepatitis und Gelbfieber auftreten. Mittelamerika, Südostasien, Zentralafrika und Indien sind also leider tabu. Insbesondere aufgrund des Zika-Virus sollten Gebiete wie Süd- und Mittelamerika gemieden werden.
Achtet bei eurem internationalen Reiseziel darauf, dass die medizinische Versorgung nach westlichen Standards erfolgt und ihr euch bereit fühlt, so weit zu reisen – dann steht auch einer langen Reise außerhalb von Europa nichts im Wege.
Wir haben euch einmal eine Auswahl der idealen Ziele und Aktivitäten als Inspiration zusammengestellt:
- Lange Spaziergänge auf Rügen (Deutschland)
- Kunst und Kultur in Antwerpen (Belgien)
- An den Strand auf Mallorca (Spanien)
- Wellness-Behandlung am Bodensee (Deutschland)
- Yoga-Urlaub in Bad Gastein (Österreich)
- Fahrradfahren auf Sardinien (Italien)
Tipps für eure Reise
Wenn ihr eines im Urlaub während der Schwangerschaft unbedingt vermeiden müsst, dann sind es Krankheiten. Denkt deshalb an eure Reiseapotheke, wobei ihr jedoch auf die Packungsbeilage achten müsst, ob die Medikamente überhaupt für Schwangere geeignet sind. Haltet am besten Rücksprache mit eurem Haus- oder Frauenarzt, welche Medikamente geeignet sind. Krankheiten könnt ihr aber bereits vorbeugen, indem ihr folgende Lebensmittel meidet:
- Eis
- Leitungswasser
- Eiswürfel
- Ungeschälte Früchte
- Ungeschältes Gemüse
- Salate
- Meeresfrüchte
Hier gilt der Grundsatz: “Cook it, peel it, fry it or forget it”. Mit abgekochtem Wasser, das ihr auch beim Zähe putzen verwendet, begebt ihr euch also auf Nummer sicher. Denn selbst eine kleinere Magenverstimmung kann in der Schwangerschaft ein unnötiges Risiko darstellen. Und im schlimmsten Falle infiziert ihr euch durch schlechte Lebensmittel sogar mit Hepatitis A. Außerdem solltet ihr euch (und euren Baby-Bauch) niemals der prallen Sonne aussetzen, da die Haut viel empfindlicher gegenüber UV-Strahlung ist als sonst. Schwimmen gehen in sauberen Gewässern oder Pools ist dagegen gar kein Problem. Bei dünner Höhenluft klagen viele Schwangere über starke Kreislaufprobleme, weswegen ihr die Höhe von 2.000 Meter nicht überschreiten solltet.
Lasst den Bauch entscheiden
Ob ganz unerwartet oder ein lang ersehnter Wunsch, der in Erfüllung geht – die Schwangerschaft ist eine wundervolle Zeit voller Vorfreude, die jedoch nicht nur viele Veränderungen mit sich bringt, sondern auch Fragen aufwirft. Wir hoffen, wir konnten euch einige davon beantworten und eure Bedenken zum Thema Reisen in der Schwangerschaft nehmen.
Hört dabei jedoch immer auf euren Körper! Wenn ihr euch im Wanderurlaub mal nicht nach langer Wanderung fühlt, bleibt im Hotel und genießt die Aussicht auf die Berge, bevor sich euer Leben um 180 Grad drehen wird. Die Schwangerschaft ist für viele Frauen die schönste Zeit in ihrem Leben und mit einer Reise wird sie sicherlich noch ein klein wenig schöner in Erinnerung bleiben. Ob letzter Urlaub zu zweit oder erster Urlaub zu dritt – es wird sicher eine Traumreise. Denn sind Mama und Papa happy, wirkt sich das auch auf das Ungeborene aus.