Die Ostsee ist für ihre traumhaften Inseln und ihre wunderschönen Küstenregionen bekannt. Sie ist ein Paradies für Erholungsurlauber und Wassersportler. Wenn ihr am Strand spazieren geht oder im Meer schwimmt, fragt ihr euch sicherlich, welche Tiere unter Wasser leben. Fische und Quallen erkennt ihr sofort, aber gibt es in der Ostsee auch Wale?
Überblick
Die Ostsee wird international Baltisches Meer genannt. Das relativ junge Meer entstand in der Weichsel-Eiszeit vor etwa 10.000 bis 12.000 Jahren. Wird das Meeresgebiet Kattegat einbezogen, ist die Ostsee 412.500 Quadratkilometer groß. Beim Kattegat handelt es sich um ein Meeresgebiet zwischen dem dänischen Jütland und der schwedischen Westküste. Ohne beträgt ihre Größe etwa 390.000 Quadratkilometer. Dabei hat sie eine maximale Tiefe von 459 Metern. Abgesehen von Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland gibt es weitere Anrainerstaaten. Dazu gehören neben Estland und Lettland auch Russland, Litauen und Polen. Der westlichste Bereich der Ostsee befindet sich in der Flensburger Förde, der östlichste bei Sankt Petersburg in Russland. Im Norden reicht die Ostsee bis zum Bottnischen Meerbusen in Schweden und im Süden bis zum Stettiner Haff.
Wo gibt es Wale in der Ostsee?
Die später genauer vorgestellten Wale können an vielen Orten in der Region beobachtet werden. Wenn ihr ganz viel Glück habt, erblickt ihr auch andere Arten. Diese sind an den schönsten Ostseestränden meist nur zu Gast oder haben sich verirrt. Wir stellen euch die Hotspots vor, in denen ihr die besten Chancen auf eine unvergessliche Walbeobachtung habt.
Schleimündung
Die Schlei ist ein Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein und ideal, um Wale in der Ostesee zu beobachten. An der Lotseninsel Schleimünde treffen die beiden Gewässer aufeinander. Die Halbinsel ist rund 112 Hektar groß und liegt knapp fünf Meter höher als der Wasserspiegel. Während ihr bei einer ausgiebigen Wanderung an Land verschiedene Vögel beobachten könnt, solltet ihr auf dem Meer Ausschau nach Schweinswalen halten. Das Mündungsgebiet ist eine besondere Region, die Wale anlockt.
Eckernförder Bucht
Die Eckernförder Bucht beziehungsweise der Eckernförder Meerbusen ist eine beliebte Urlaubsregion in Schleswig-Holstein. Sie reicht 17 Kilometer ins Land hinein und ist bis zu 28,50 Meter tief. In diesem Gebiet tauchen immer wieder Wale auf. Vielleicht seid ihr zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um sie einmal zu sehen.
Flensburger Förde
Einige Meeressäuger bewegen sich im Sommer in der Flensburger Förde, weil sie dort gut Nahrung finden. Das gelingt ihnen insbesondere an den Riffen und Abbruchkanten. Die Förde liegt in der westlichen Ostsee auf der Ostseite der Kimbrischen Halbinsel. Durch sie verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Dänemark.
Lübecker Bucht
Diese Meeresbucht in der Ostsee grenzt an Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Teil der Mecklenburger Bucht und wird nach Osten durch den Klützer Winkel begrenzt. An ihrer Südwestspitze mündet die Trave in die Ostsee – im schönen Urlaubsort Lübeck-Travemünde. Wenn ihr den Ostseeküsten-Radweg entlangradelt, könnt ihr nach Walen Ausschau halten. Eine Alternative sind geführte Whale-Watching-Ausflüge mit dem Boot, die von Travemünde aus angeboten werden.
Fehmarn
Die Ostseeinsel Fehmarn ist mit einer Fläche von etwa 185 Quadratkilometern die drittgrößte Insel in Deutschland. Sie liegt zwischen der Kieler Bucht und der Mecklenburger Bucht. Im Süden ist sie durch die Fehmarnsundbrücke mit dem Festland verbunden und im Norden grenzt sie an Dänemark, das vom Fährhafen Puttgarden aus erreicht werden kann. Dort befindet sich der Fehmarnbelt – zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. An der rund 78 Kilometer langen Küstenlinie von Fehmarn und bei Bootstouren entdeckt ihr mit viel Glück Wale.
Was für Wale gibt es in der Ostsee?
Logisch, dass sich in der Ostsee einige Meeresbewohner tummeln. Unter ihnen auch die einzige in der Ostsee heimische Walart: der Schweinswal. Andere Meeresbewohner wie der Buckelwal und der Pottwal wurden zwar schon in diesem Meer gesehen, sind aber eher zu Gast oder versehentlich dort gelandet. Wir stellen euch die wichtigsten Arten vor.
Gemeiner Schweinswal
Die in der Ostsee lebenden Schweinswale werden in zwei Populationen aufgeteilt. Eine lebt in der Zentralen Ostsee östlich von Rügen und die andere in der Beltsee, die westlich von Rügen beginnt und bis zum Kattegat reicht. Aufgrund der kleinen Walpopulationen sind präzise Zählungen allerdings kaum möglich.
Die Meeresbewohner heißen auch Gewöhnliche Schweinswale oder Braunfische. Man nennt sie auch Meerschweine, da ihre Körperform sowie ihre Augen und ihre Zunge an das Borstentier erinnern. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Delfin werden sie hin und wieder Kleine Tümmler genannt, obwohl ihre Schnauzen kürzer sind und sie keine lustigen Sprünge machen.
Schweinswale sind Zahnwale und gehören zu den kleinsten Walarten. Sie werden durchschnittlich nur eineinhalb Meter lang. Die Tiere sind meistens allein unterwegs, wahlweise auch als Paar, selten allerdings in Gruppen. Zur Orientierung nutzen sie die Schallortung. Mithilfe ihrer „phonischen Lippen“ entstehen hochfrequentierte Klicklaute, welche sie über ihre „Melone“ an ihrem Kopf als Schallwellen in das Wasser abgeben. Ihre Nahrung besteht aus Plattfischen oder Schwarmfischen, die saisonal zur Verfügung stehen. Bei Heringen und Sandaalen greifen sie genauso gerne zu wie bei Makrelen und Sprotten. Es darf auch gerne ein Kabeljau sein.
Im Sommer paaren sich die Schweinswale. In diesem Zeitraum konnte ein Verteilungsschwerpunkt in der Region bei Bornholm und Gotland beobachtet werden. Die Jungen kommen normalerweise zwischen Mai und Juli auf die Welt. Die heimische Walart ist nicht nur bei Urlaubern beliebt, 2022 wurden die Meeresbewohner zum „Wildtier des Jahres“ gewählt. Trotz des häufigen Aufkommens ist auf den Walschutz der Art zu achten. Denn durch die anhaltende Jagd und den Beifang sind die Meeressäuger vom Aussterben bedroht. Laut Schätzungen des Naturschutzbundes leben nur noch weniger als 500 Exemplare in freier Wildbahn.
Finnwal
In der Eckernförder Bucht ließen sich immer wieder Finnwale blicken. Diese können bis zu 27 Meter lang werden und sind die zweitgrößten Meeressäuger. Sie gelten an deutschen Gewässern nicht als etabliert, da sie zu unregelmäßig erscheinen. Um Finnwale zu erblicken, müsst ihr Geduld haben und ganz genau hinschauen. Sie sind mit bis zu 47 Kilometern pro Stunde unterwegs und gehören damit zu den schnellsten Walen. Tauchen können sie hervorragend. Dabei bewegen sie sich in Tiefen von mehreren Hundert Metern. Nach etwa 15 Minuten müssen sie allerdings wieder auftauchen, um Luft zu holen. Als Bartenwale fressen sie überwiegend Krebse und Krill.
Zwergwal
Dieses Meerestier wird auch Minkwal genannt. Viele Jahre galt er nur als Gast in deutschen Gewässern. Seit 2013 wird er jedoch häufiger gesehen. Der zunehmende Fährverkehr und andere menschliche Einflüsse bedrohen Tiere hingegen stark. Wenn ihr diese Walart erkennen möchtet, solltet ihr auf folgende Merkmale achten: Zwergwale sind Bartenwale und werden bis zu zehn Meter lang. Ihr Körper ist schlank und stromlinienförmig. Die sichelförmige Finne sitzt auffällig hoch. Der Rücken weist eine dunkelgrau-braune Farbe auf, während der helle Bauch einen hübschen Kontrast bildet. Wenn Zwergwale Hunger haben, bevorzugen sie Krill und kleine Schwarmfische. Ihre Gesänge können zeitweise bis zu 152 Dezibel erreichen, was der Lautstärke eines Flugzeuges beim Startvorgang nahekommt.
Pottwal
Eine Rarität ist die Sichtung von Pottwalen in der Ostsee. Nach einer ersten Beobachtung 2004 kam es 2016 erneut dazu. Dänische Segler filmten ein 13 bis 15 Meter langes Exemplar im Öresund zwischen Schweden und Dänemark. Für Pottwale ist es wichtig, schnell wieder in ihre Heimatgewässer zu kommen. Die Lebensbedingungen in der Ostsee sind für diese Art nicht geeignet. Denn insbesondere Weibchen bringen ihre Jungtiere in den Gewässern des zentralen Atlantiks zur Welt. Männchen bevorzugen das nährstoffreiche Nordmeer.
Pottwale sind Zahnwale und ernähren sich von größeren Fischarten und Riesenkalmaren. Sie werden rund 18 Meter lang und tauchen bis zu 3.000 Meter tief. Ihr eckiger Kopf ist riesig. Er nimmt ein Drittel der Körperlänge ein und sieht aus wie ein Topf oder Pott – daher der Name Pottwal. Die Brustflossen sind kurz und die Rückenflosse sitzt niedrig.
Buckelwal
Nachdem Buckelwale lange Zeit sehr selten an deutschen Küsten zu sehen waren, gibt es seit zwei Jahrzehnten vermehrte Sichtungen. Im Jahr 2014 hielt sich eine Buckelwalkuh mit ihrem Kalb in der Ostsee auf. 2016 war ein noch nicht ausgewachsener Artgenosse mehrere Monate lang im Greifswalder Bodden unterwegs. Auch danach gab es immer wieder Sichtungen.
Buckelwale sind Vertreter der Furchenwale und halten sich generell gern in Küstennähe auf. Ihr Körper ist kräftig und wird bis zu 15 Meter lang. Die Brustflossen erreichen ein Drittel der Gesamtlänge. Im Gegensatz dazu ist die Rückenfinne sehr klein. Sie kann unterschiedliche Größen und Formen haben. Die Oberseite der Wale ist schwarz und trifft auf eine weiße bis schwarze Unterseite. Ein weiteres Merkmal dieser Bartenwal-Art ist der Walgesang, der besonders ausgeprägt ist. Der zeitweise enorm sinkende Bestand hat dazu geführt, dass Buckelwale seit 1966 unter Artenschutz stehen.
Richtiges Verhalten
Ihr könnt es kaum abwarten, Wale in der Ostsee zu sehen? Dann habt ihr mehrere Möglichkeiten, die wir euch hier vorstellen. An Land gibt es beliebte Aussichtspunkte, von denen ihr die anmutigen Riesen beobachten könnt. Dabei solltet ihr auf jeden Fall ein gutes Fernglas und eine Kamera mitnehmen. Handys machen zwar heutzutage tolle Fotos, aber um Details in der Ferne aufzunehmen, ist eine hochwertige Kameraausrüstung von Vorteil. Eine Alternative zur Walsafari am Ufer sind Helikopterflüge oder Bootstouren auf das offene Meer. Sie werden Whale Watching genannt und können bei verschiedenen Anbietern gebucht werden – zum Beispiel in Travemünde oder Flensburg.
Verhaltensweisen beim Whale Watching
Wie bei allen Tierbeobachtungen ist beim Whale Watching das oberste Gebot, dass die Tiere nicht gestört und gefährdet werden. Ihr solltet euch an wichtige Verhaltensregeln halten und auf einen professionellen Guide hören, damit Whale Watching im Sinne des Naturschutzes ist. Wenn die Wale in ihrem natürlichen Lebensraum beeinträchtigt werden, kann das zu Verletzungen oder Krankheiten führen. Im schlimmsten Fall sterben sie oder bekommen keinen Nachwuchs mehr. Deshalb gelten folgende Regeln, die ihr unbedingt beachten solltet.
- langsame und ruhige Annäherung
- genügend Abstand halten
- nicht zu lange bleiben
- die Wale nicht füttern
Seriöse Anbieter erkennen
Bei der Auswahl des Tourguides auf Seriosität zu achten, ist aus mehreren Gründen wichtig. Ein Profi weiß am besten, wann und wo ihr die sanften Riesen zu Gesicht bekommt. Er kann euch viel über die sanften Giganten der Meere und ihren Lebensraum erzählen. Außerdem achtet ein seriöser Guide darauf, die Wale nicht zu stören. Er geht kein Risiko ein, weil er die Tiere und ihre Eigenschaften kennt. Deshalb solltet ihr bei der Buchung der Tour auf ein professionelles Auftreten achten. In der Regel verfügen seriöse Anbieter über Lizenzen und Verifizierungen. Sie können gezielte Fragen über Wale beantworten und präsentieren ihr Fachwissen auf ihrer Homepage. Achtung: Ein absolutes Auschlußkriterium ist Whale Watching, das in Form einer Party oder zusammen mit einer Speedboot-Fahrt angeboten wird.
Sicher schwimmen in der Ostsee
Im Sommer lädt die Ostsee zum Baden und zum Wassersport ein. Beim Schwimmen einem Wal zu begegnen, ist unwahrscheinlich. Für alle Fälle möchten wir euch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie ihr euch dann verhalten könnt. Flussmündungen sollten gemieden werden. Falls ihr dort unterwegs seid, lasst für die Wale immer den Weg ins offene Meer frei. Wenn die Tiere in Bedrängnis geraten, wollen sie möglichst schnell fliehen. Nachts unter dem funkelnden Sternenhimmel zu schwimmen, ist verlockend und romantisch, aber auch riskant. Ihr seht nicht, wer euch im Wasser entgegenkommt. Aus diesem Grund ist es besser, bei Tageslicht ins Meer zu gehen – insbesondere in den Walregionen. Auf glänzenden Schmuck und hektische Bewegungen solltet ihr verzichten, damit ihr die Tiere nicht ablenkt oder verunsichert.
Lebensraum Ostsee
Als Binnenmeer des Atlantiks besteht die Ostsee überwiegend aus Brackwasser. Im westlichen Teil wurde ein höherer Salz- und Sauerstoffgehalt beobachtet, der durch den Wasseraustausch mit dem Atlantik und der Nordsee zustande kommt. Der Lebensraum Ostsee ist vielfältig. Das liegt an den unterschiedlichen Tiefenzonen und Küstenformen wie Steil- oder Flachküsten. Einige Tierarten bevorzugen Riffe und Sandbänke, andere leben am liebsten in Lagunen oder im Flachwasser. Ob Buchten, Bodden, Schären oder Haff: Jeder Meeresbewohner sucht sich die besten Lebensbedingungen aus. Es ist für die Gegenwart und die Zukunft von großer Bedeutung, den Lebensraum Meer zu schützen, damit die Bestände nicht noch weiter zurückgehen. Das gilt auch für den in der Ostsee heimischen Schweinswal, der vom Aussterben bedroht ist.